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Friedrich [1]

[113] Friedrich (mittelhochd. Friderîch, »Friedensfürst«, lat. Fridericus, franz. Frédéric, engl. Frederick), deutscher Vorname, Name zahlreicher Fürsten.

Tabelle

[Römisch-deutsche Kaiser und Könige.] 1) F. I., Barbarossa, »der Rotbart«, als Herzog von Schwaben (seit 1147) F. III., geb. um 1123, gest. 10. Juni 1190, Sohn Herzog Friedrichs II., des Einäugigen, von Schwaben, Bruders von König Konrad III., und Judiths, einer Schwester des Welfen Heinrich des Stolzen, nahm, seiner Abstammung entsprechend, in Konrads III. Streit mit den Welfen eine vermittelnde Stellung ein und bewährte sich, auf dem unglücklichen Kreuzzug Konrads III. (1147–49) in [113] Kleinasien als tüchtiger Feldherr. 1149 eilte er Konrad voraus nach Deutschland, stellte die durch die Welfen gestörte Ruhe wieder her, vermittelte aber einen Konrads Absichten nicht entsprechenden für sie noch günstigen Frieden und hielt sich auch von dem letzten, kläglich endenden Kampfe Konrads gegen Heinrich den Löwen (s.d.) fern. In der Erkenntnis von der Notwendigkeit eines dauernden Friedens empfahl Konrad III. selbst sterbend F. zum Nachfolger. Am 5. März 1152 wurde F. von den Fürsten in Frankfurt a. M. zum deutschen König gewählt und 9. März in Aachen gekrönt. Sein Ziel war die Begründung einer starken Kaisermacht. Im reichen Italien hoffte er die Mittel dazu zu erlangen und unternahm schon im Herbst 1154 seinen ersten Römerzug, hielt auf den Ronkalischen Gefilden Gericht und Heerschau und ließ sich 1155 in Pavia mit der lombardischen und in Rom 18. Juni von Hadrian IV. mit der Kaiserkrone krönen, nachdem er dem Papste den Reformprediger Arnold von Brescia zum Feuertod ausgeliefert hatte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland schlichtete er 1156 den Streit über das Herzogtum Bayern, das Heinrich der Löwe verkleinert zurückerhielt, nachdem das neue Herzogtum Österreich abgetrennt worden war. Nach Herstellung des Friedens zog F. im Frühjahr 1158 mit einem stattlichen Heer wieder nach Italien, wo sich seine Gegner, vom Papst unterstützt, an das mächtige Mailand anschlossen. Nach vierwöchiger Belagerung ergab sich Mailand im September 1158, und eine große Versammlung der italienischen Großen auf den Ronkalischen Feldern beschloß die volle Herstellung aller einst den römischen Imperatoren zustehenden Rechte. Als die Durchführung dieses Beschlusses die Freiheit der Städte zu vernichten drohte, griffen diese, voran wieder Mailand, zu den Waffen. Deshalb zerstörte F. im Winter 1159–60 Crema und hielt dann ein Konzil zu Pavia, wo er den ungesetzlich erwählten Viktor IV. als Papst anerkannte, den tatkräftigen und begabten, aber hierarchischen Alexander III. dagegen verwarf: seitdem fiel Friedrichs Kampf gegen die Lombarden und gegen die Hierarchie zusammen. Nach zweijähriger Belagerung wurde 1162 Mailand bezwungen, seine Einwohnerschaft zerstreut angesiedelt, die Stadt ihren lombardischen Gegnern zur Zerstörung preisgegeben. Alle Städte beugten sich und nahmen die von F. ihnen gesetzten Podestàs (Statthalter) auf. F. kehrte nach Deutschland zurück, belehnte König Waldemar mit Dänemark, vermochte aber die wachsende Anerkennung Alexanders III. nicht zu hindern, selbst als er auf dem Reichstag zu Würzburg 1165 die Fürsten zur Anerkennung des nach Viktors IV. Tod neugewählten Gegenpapstes Paschalis III. genötigt hatte. Zur Abschüttelung der strengen deutschen Herrschaft entstand im Osten Oberitaliens unter Leitung Veronas und Paduas ein Bund. Zu dessen Bezwingung sowie um den aus Frankreich nach Rom zurückgekehrten Alexander III. zu stürzen und die Anerkennung des Gegenpapstes zu erzwingen, zog F. 1166 zum drittenmal mit Heeresmacht nach Italien, belagerte das von den Griechen und den dem Papste verbündeten Normannen aufgereizte Ancona vergeblich, zog dann vor Rom, erstürmte 1167 die Leostadt und die brennende Peterskirche und ließ seine Gemahlin dort durch Paschalis III. krönen. Schon hatten nach Alexanders III. Flucht die Römer sich unterworfen, als eine furchtbare Pest (August 1167) ausbrach und F. mit seinem zusammenschwindenden Heere zu schleunigster Flucht nötigte. Nun brach der Aufstand auch in der Lombardei offen aus. Unter großen Gefahren entkam F. nach Burgund, fand aber auch in Deutschland traurige Zustände: die sächsischen Fürsten standen in offenem Kampfe gegen den übermächtigen Heinrich den Löwen, der Landfriede war überall gestört. Mit Nachdruck stellte F. die Ordnung wieder her, ergriff aber, um dem dritten Gegenpapst, Calixtus III., Anerkennung zu verschaffen, zu den äußersten Gewaltmaßregeln, unter denen namentlich die zu Alexander III. haltenden Gebiete von Salzburg, Österreich und Böhmen schwer litten, und drang dennoch nicht durch. Erst 1174 konnte F. wieder nach Italien ziehen, wo inzwischen ein großer lombardischer Städtebund gebildet, Mailand wiederhergestellt und der Anhang Friedrichs zum Anschluß an seine Feinde gezwungen worden war. Alessandria, die Bundesfestung der Lombarden, wurde belagert, aber bei Annäherung eines Entsatzheeres freigegeben. F. forderte Verstärkungen aus Deutschland; Heinrich der Löwe verweigerte jede Hilfe, und selbst Friedrichs persönliche Bitte auf einer Zusammenkunft im März 1176 blieb erfolglos (der Fußfall Friedrichs gehört in die Sage). Am 29. Mai 1176 von den Lombarden bei Legnano völlig geschlagen, entschloß sich F. auf Andringen der geistlichen Fürsten Deutschlands zu Verhandlungen mit Alexander III., die aber, da dieser nicht ohne seine lombardischen Bundesgenossen handeln wollte, erst 1. Aug. 1177 in Venedig zum Frieden führten: Alexander ward anerkannt und ein sechsjähriger Waffenstillstand mit den in ihren Rechten gelassenen lombardischen Städten vereinbart. Auf derselben Grundlage kam 1183 zu Konstanz der endgültige Friede mit ihnen zustande. Auf der Rückkehr nach Deutschland ließ sich F. zum König von Burgund krönen, ächtete den treubrüchigen Heinrich den Löwen, der mit seinen Vasallen in Sachsen in erbittertem Kampfe lag, besiegte ihn 1180 und 1181 mühelos, teilte wie vorher Bayern so nun auch das Herzogtum Sachsen und ließ Westfalen an das Erzbistum Köln, Ostsachsen an Bernhard von Anhalt gelangen; Braunschweig und Lüneburg blieben dem Welfen. Friedrichs Macht stand glänzender da als zuvor: festlich wurde Pfingsten 1184 zu Mainz die »Schwertleite« seiner beiden ältesten Söhne, König Heinrichs (seit 1169) und Friedrichs, gefeiert. Wegen der endgültigen Entscheidung über die streitigen Mathildischen Güter, die F. 1177 behalten hatte, und über seinen Plan, seinen Sohn Heinrich noch bei seinen Lebzeiten zum Kaiser gekrönt zu sehen, zerfiel F. noch einmal mit der Kurie, siegte aber, durch die Lombarden und die deutschen Bischöfe unterstützt, und vermählte 1186 zu Mailand seinen Sohn Heinrich mit Konstanze, der Erbin des Normannenreichs in Unteritalien und Sizilien. Als erster Fürst der Christenheit geehrt, wollte F. auch den Pflichten eines solchen nachkommen, nahm 1188 das Kreuz und rüstete zum Zug zur Befreiung Jerusalems. Im Mai 1189 brach er von Regensburg mit einem glänzenden Heer auf, zog durch Ungarn, Serbien und Griechenland, Verrat und Feindschaft durch Strenge vergeltend, und betrat, von Gallipoli aus übersetzend, 29. März 1190 den Boden Asiens. Unter furchtbaren Entbehrungen und großen Verlusten erreichte das Heer Ikonion, besiegte hier die feindliche Übermacht (18. Mai) und kam ungefährdet in das christliche Armenien. Den Taurus übersteigend, wendete sich das Heer südwärts nach Seleske (Seleukia), aber F. ging, um den Weg abzukürzen, 10. Juni 1190 direkt in das Tal des Kalykadnos (des heutigen Göksu) hinab. Bei der Mittagsrast am Flusse suchte er trotz der Warnungen seiner Begleitung Erquickung[114] in einem Bad, aber von einem Schlagfluß gelähmt, ward er von den Wellen weggerissen und als Leiche aus dem Fluß gezogen. Friedrichs Herz und Eingeweide wurden in Tarsos, das von den Gebeinen gelöste Fleisch in Antiochia, die Gebeine wahrscheinlich in Tyrus bestattet. In Deutschland erregte die Kunde allgemeine Trauer, in den spätern Zeiten der Ohnmacht Deutschlands galt F. als der mächtigste Herrscher des Reiches; daher wurde die eigentlich seinen Enkel Friedrich II. betreffende Sage, er sei gar nicht gestorben, auf ihn übertragen (Rückerts Gedicht). Er schläft nur, so heißt es, im Untersberg bei Salzburg oder in dem Kyffhäuser in Thüringen, um, wenn es nottut, zu künftiger Rettung Deutschlands wieder aufzustehen. Unterdes wächst der rote Bart durch den Tisch von Stein, und von Zeit zu Zeit bewegt der Kaiser das blonde Haupt, um zu vernehmen, ob die Raben noch um den Berg kreisen oder die Stunde des Erwachens für ihn erschienen sei und das goldene Zeitalter für Deutschland beginnen solle. In seinem Äußern schildern die Zeitgenossen F. als von frischer, weiß und roter Gesichtsfarbe, mit blondem, ins Rötliche spielendem, lockigem Haar und Bart, klarem und lebhaftem Blick, kräftigen und schnellen Bewegungen, von heiterm Gesichtsausdruck, den fast stets ein Lächeln umschwebte. In F. lebte ein frischer und männlicher Geist. Scharfsinn, Entschlossenheit, Leutseligkeit und Freigebigkeit, ein edles Streben nach Ruhm werden ihm nachgerühmt. Aber auch unerbittliche Strenge und, gereizt, sich zur Grausamkeit verirrende Härte waren ihm eigen. Vgl. I. Voigt, Geschichte des Lombardenbundes und seines Kampfes mit Kaiser F. I. (Königsb. 1818); F. v. Raumer, Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit, Bd. 2 (5. Aufl., Leipz. 1878); Prutz, Kaiser F. I. (Danz. 1871–74, 3 Bde.); Dettloff, Der erste Römerzug Kaiser Friedrichs I. (Götting. 1877); Ribbeck, F. I. und die römische Kurie 1157–1159 (Leipz. 1881); Scheffer-Boichorst, Kaiser Friedrichs I. letzter Streit mit der Kurie (Berl. 1866); Karl Fischer, Geschichte des Kreuzzugs Kaiser Friedrichs I. (Leipz. 1870); Gundlach, Barbarossalieder, übersetzt und eingeleitet (Innsbruck 1899).

2) F. II., geb. 26. Dez. 1194 in Jesi in der Mark Ancona, gest. 13. Dez. 1250 in Fiorentino, Enkel des vorigen, Sohn des Kaisers Heinrich VI. und der Konstanze von Neapel, als König von Sizilien F. I. genannt, wurde, noch ungetauft, von den deutschen Fürsten zum dereinstigen Nachfolger seines Vaters ernannt und schon im 3. Lebensjahr durch den Tod seines Vaters (28. Sept. 1197) Erbe der Krone von Sizilien. In kurzem auch seiner Mutter beraubt, die ohnmächtig unter den aufständischen Großen die Vormundschaft über ihn dem Papst Innozenz III., den sie als ihren Lehnsherrn anerkannte, übertragen hatte, verlebte F. in Palermo eine überaus klägliche Jugend; aber frühzeitig wurde er Meister seines Willens und seiner vielseitigen Begabung. Im 14. Jahr erklärte ihn der Papst für mündig und vermählte ihn bald nachher mit der zehn Jahre ältern Konstanze, der Tochter des Königs Alfons von Aragonien, der kinderlosen Witwe des Königs Emmerich von Ungarn. Als nun der Kaiser Otto IV. nach dem Tode seines Gegners Philipp von Schwaben mit dem Papst zerfiel, schlug dieser 1210 den deutschen Fürsten den jungen F. als zu erwählenden Herrscher vor. Er erhielt 1211 die Einladung, nach Deutschland zu kommen, um die Königskrone zu empfangen. Vom Geist seines Ahnen Barbarossa ergriffen, folgte er, nachdem er seinen erstgebornen Sohn, Heinrich, zum König von Sizilien hatte krönen lassen, dem Ruf, leistete Innozenz in Rom noch einmal den Lehnseid und brach in Begleitung eines päpstlichen Legaten und weniger Großen Siziliens zur See über Genua nach der Lombardei auf, sein väterliches Reich zu erobern. Glücklich gelangte er 1212 über die Alpen, gewann seinem Gegner Konstanz ab, dann auch Breisach, den Schlüssel des Reiches, worauf ihm ganz Schwaben, ja die meisten deutschen Fürsten und Städte zufielen. F. schloß ein Bündnis mit König Philipp August von Frankreich gegen Otto, trieb diesen den Rhein hinab und ließ sich 1215 in Aachen krönen. Aus Dankbarkeit für die von F. leichtsinnig gewährten Hoheitsrechte erwählten die Reichsfürsten seinen jungen Sohn, Heinrich, der schon im Sommer 1216 mit seiner Mutter nach Deutschland gekommen war, im April 1220 kurz vor Friedrichs Ausbruch nach Italien in Frankfurt zum römischen König. Der Nachfolger Innozenz' III., der friedliebende Honorius III., erkannte, wenn auch widerwillig, die Personalunion des Reiches und Siziliens an und setzte F. 22. Nov. 1220 in Rom die Kaiserkrone auf. F. kam den Wünschen der Kirche durch Erlassung strenger Gesetze gegen die Ketzer und gegen die in den städtischen Kommunen zum Nachteil der Kirche erlassenen Statuten sowie durch Erneuerung des Kreuzzugsgelübdes entgegen. Im August 1221 sollte er nach dem Orient aufbrechen. Bis dahin mußte aber im Königreich Sizilien Ordnung hergestellt werden, und mit Einsicht und rücksichtsloser Machtentwickelung ging F., auch der Geistlichkeit gegenüber, an die Restitution der königlichen Rechte: die widerspenstigen Großen mußten sich beugen; nur die Unterwerfung der Sarazenen war in so kurzer Zeit nicht durchzusetzen. Wiederholt schob Honorius, der wohl wußte, daß eine Eroberung Jerusalems nur mit Hilfe des Kaisers möglich war, den Kreuzzug, zuletzt im Juli 1225, auf weitere zwei Jahre hinaus. Um F., der übrigens umfangreiche Rüstungen vornahm, auf das engste an die päpstlichen Interessen im Orient zu fesseln, vermählte er ihn mit Jolante, der Tochter Johanns von Brienne, Königs von Jerusalem. Nach Verlauf der zwei Jahre war durch die Verpflanzung der Sarazenen nach der Stadt Luceria in der Landschaft Capitanata in Sizilien Friede geschaffen, aber noch immer trotzten die Lombarden. Als sie F. zum Reichstag nach Cremona berief, blieben die Mailänder mit ihren Anhängern aus, erneuerten 6. März, im ganzen 15 Städte, den alten Lombardenbund und wurden, obwohl geächtet, durch Honorius' Vermittelung mit F. versöhnt, doch so, daß zwar die Rechte der Kirche, nicht aber die des Reiches gewahrt waren. Nun schiffte sich der Kaiser 1227 in Brindisi nach Palästina ein, kehrte aber, da auf der See eine Krankheit unter den Kreuzfahrern ausbrach, an der F. selbst erkrankte, wieder um. Obwohl von Honorius' Nachfolger, dem leidenschaftlichen Gregor IX., deshalb gebannt, erfüllte F. sein Gelübde und trat im Juni 1223 den Kreuzzug an. Aber der unversöhnliche Papst betrieb unterdessen in Deutschland den Sturz der staufischen Dynastie u. die Wahl eines Gegenkönigs u. eroberte das Königreich Neapel. Selbst in Palästina von den Päpstlichen verfolgt, bewog F. den Sultan Alkâmil zu einem für die Christen höchst vorteilhaften zehnjährigen Vertrag, brach, nachdem er sich in Jerusalem in der Grabeskirche 18. März 1229 selbst die Krone auf das Haupt gesetzt hatte, nach Italien auf, eroberte sein Königreich zurück und zwang Gregor im August 1230 zum Frieden von San Germano. Doch die[115] königliche Macht, deren Befestigung der Kaiser nunmehr in seinem Erbreich Sizilien mit Energie betrieb, blieb für die römische Kirche dauernd ein Stein des Anstoßes. Die ganze staatliche, wirtschaftliche und militärische Neuorganisation des Königreichs im Sinne des aufgeklärten Absolutismus erhielt ihren Ausdruck durch ein neues Gesetzbuch, die sizilischen Konstitutionen, woran neben dem Kaiser der Erzbischof Jakob von Capua und der Großhofrichter Peter de Vinea mitarbeiteten. Trotz des päpstlichen Zornes wurden diese Gesetze im August 1231 zu Melfi publiziert. Auf den 1. Nov. schrieb F. dann einen Reichstag nach Ravenna aus, worauf die feindlichen Kommunen in der Lombardei den Lombardenbund erneuerten und sich mit Friedrichs eignem Sohn Heinrich, der bisher in Deutschland vieles zur Unzufriedenheit des Vaters unternommen hatte und 1235 zum offenen Aufstand überging, verbanden. F. erschien ohne Heer in Deutschland, Fürsten und Städte schlossen sich ihm an; Heinrich mußte sich demütigen und wurde über die Alpen geschickt, wo er 1242 zu Martorano starb. F. ver heiratete sich 1235, seit 1227 zum zweitenmal verwitwet, mit Isabella, der Schwester König Heinrichs III. von England. Dann hielt er einen glänzenden Reichstag zu Mainz, übergab daselbst dem einzigen Nachkommen Heinrichs des Löwen, Otto, seine Stammländer als Herzogtum, endete so den langen Streit zwischen Hohenstaufen und Welfen und sicherte sich Schwaben und andres Erbgut. Hierauf wurden die Rechte der Fürsten bestätigt und ein allgemeiner Landfriede in deutscher Sprache bekannt gemacht. Huldigend erschienen die Stände von Arelat und Burgund. F. stand auf der Höhe seines Glückes. 1236 entriß er dem widerspenstigen Herzog Friedrich dem Streitbaren Österreich und Steiermark und nahm diese Herzogtümer in eigne Verwaltung. Nachdem nach sein zweiter Sohn, Konrad, zum römischen Könige gewählt war, brach F. mit einem stattlichen Heer nach der Lombardei auf und besiegte 27. Nov. 1237 die Mailänder bei Cortenuova; nun zogen sich aber die Lombarden hinter die Mauern ihrer schwer einnehmbaren Städte zurück, ermutigt durch die mißglückte Belagerung von Brescia. Als F. seinen natürlichen Sohn Enzio mit einer sardinischen Fürstin vermählte und, trotz des Widerspruchs des Papstes, als König von Sardinien ausrufen ließ, traf ihn ein neuer Bannfluch (20. März 1239). Gregor begann den Vernichtungskampf mit einer Denkschrift voll der schwersten und ungerechtesten Anklagen zum Beweis der Ketzerei des Kaisers, wogegen dieser in einer Verteidigungsschrift protestierte und die Hilfe aller christlichen Fürsten anrief. Zugleich betrieb Gregor im Deutschen Reich die Erhebung eines Gegenkönigs, der sich aber nirgends finden wollte, und rief die sizilischen Großen zur Empörung auf. F. brach indessen in den Kirchenstaat ein, den er 1240 bis auf Rom eroberte, und 3. Mai 1241 siegte Friedrichs Flotte unter König Enzio in der Nähe der Insel Monte Cristo über die genuesische, auf der sich die von Gregor zu einem Konzil nach Rom berufenen, dem Kaiser feindlichen Prälaten Frankreichs und Spaniens befanden. Nachdem 21. Aug. 1241 Gregor IX. gestorben, schien die erst zwei Jahre danach erfolgende Wahl des F. befreundeten Innozenz IV. die wilden Parteikämpfe zu beenden, doch scheiterten die Unterhandlungen zwischen Papst und Kaiser, in denen dieser vor allem die Lösung vom Bann verlangte. Innozenz floh 1244 über Genua nach Lyon, berief eine große Kirchenversammlung (1245), forderte des Kaisers persönliches Erscheinen, um sich von der Anklage des Meineides, Friedensbruches, Kirchenraubes, der Heiligenschändung und Ketzerei zu reinigen, und entsetzte ihn, als er hierauf nicht einging, 17. Juli aller seiner Würden, befahl den Deutschen die Wahl eines neuen Königs, verband sich auf das engste mit den Lombarden und wurde sogar Teilnehmer einer Verschwörung zur heimlichen Ermordung des Kaisers. Wohl wehrte sich F. gegen den Bann, rechtfertigte in Schreiben an alle Monarchen Europas sein Streben nach Befreiung der weltlichen Macht von der Hierarchie und verteidigte in Deutschland und Italien tatkräftig seine Rechte. Indessen predigten Scharen von Bettelmönchen im ganzen Reich erfolgreich den Abfall vom Kaiser; in Deutschland erhoben sich zuerst die geistlichen Fürsten und wählten den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen, nach dessen Tod (1247) Wilhelm von Holland zum Gegenkönig. F. erhielt jetzt aus Deutschland keinen Zuzug mehr, Siziliens Kräfte waren erschöpft, und die Niederlage vor Parma 18. Febr. 1248 vernichtete seine letzte Streitmacht. Die Bolognesen nahmen bei Fossalta (26. Mai 1249) Friedrichs Lieblingssohn, König Enzio, gefangen, und sein vertrautester Rat, Peter de Vinea, ward, von den Päpstlichen bestochen, zum Verräter seines Herrn. Nicht überwunden, aber wegen Erschöpfung seiner Hilfsmittel ohne Aussicht auf dauernden Sieg und innerlich gebrochen, starb F. 1250 zu Fiorentino in Apulien. Im Testament hatte er seinen Sohn, den römischen König Konrad IV., und für den Fall, daß dieser kinderlos sterben sollte, Isabellas Sohn Heinrich und dann in gleichem Fall Manfred, den Sohn seiner Geliebten Blanca von Lancia, mit der er sich erst auf dem Sterbebette trauen ließ, zu Haupterben eingesetzt. Für seinen unehelichen Sohn Friedrich von Antiochia (gest. 1258) hatte er Toskana bestimmt.

Ein an Schicksalen reicheres Fürstenleben hat das ganze Mittelalter nicht aufzuweisen; unter allen Hohenstaufen kommt ihm an geistiger Begabung keiner gleich. Dem sinnlichen Genuß über Gebühr ergeben, Krieger und Dichter, Gesetzgeber und Künstler, von den Christen verraten und von Sarazenen geehrt, heftig in der Liebe wie im Haß, fromm und doch als Ketzer gebrandmarkt, in seiner Ansicht über Kirchentum und Staat seiner Zeit weit vorauseilend und doch ihr huldigend, ist F. eine bei allen Fehlern bezaubernde Erscheinung. Obwohl seinem Wesen nach Italiener und Deutschland fremd gegenüberstehend, blieb er dem deutschen Volk als letzter gewaltiger Vertreter des Staufengeschlechts in lebendigstem Gedächtnis; man hielt ihn nicht für tot, und noch 30 Jahre nach seinem Tode traten Männer auf, die sich für F. ausgaben und viel Anhang fanden; ja die Sage vom Zauberschlaf in einem Berg bezieht sich ursprünglich auf F. II. (s. oben unter Friedrich I.). F. war der geschickteste Falkenier seiner Zeit und schrieb darüber »De arte venandi cum avibus« (Augsb. 1596; mit andern Schriften hrsg. von Schneider, Leipz. 1788; deutsch von Schöpffer, Berl. 1896), das von seinem Sohn, dem König Manfred, mit Anmerkungen versehen wurde. Vgl. Huillard-Bréholles, Historia diplomatica Frederici II. (Par. 1852–61, 12 Bde.); Raumer, Geschichte der Hohenstaufen (5. Aufl., Leipz. 1878, 6 Bde.); Abel, Kaiser Otto IV. und König F. II. (Berl. 1856); Schirrmacher, Kaiser F. II. (Götting. 1859–65, 4 Bde.); Winkelmann, Kaiser F. II. Jahrbücher der deutschen Geschichte (Leipz. 1889–97, Bd. 1 u. 2, bis 1233); Köhler, Das Verhältnis Kaiser Friedrichs II. zu den Päpsten seiner Zeit (Bresl. 1888), A. del Vecchio, La legislazione di Frederico II [116] Imperatore (Turin 1874); Blondel, Etude sur la politique de l'empereur Frédéric IIen Allemagne (Par. 1892); Hampe, Kaiser F. II. (Münch. 1899).

3) F. (III.) der Schöne, geb. 1286, gest. 13. Jan. 1330, Sohn Albrechts I. und Elisabeths von Kärnten, führte nach dem Tode seines ältern Bruders, Rudolf, und der Ermordung seines Vaters 1308 als der älteste nach lebende Sohn die Regierung des Herzogtums Österreich für sich und seine jüngern Brüder. Mit seinem Vetter Ludwig von Bayern zugleich erzogen und in Freundschaft verbunden, entzweite er sich jedoch mit ihm wegen der Vormundschaft über die niederbayrischen Herzoge, ward 9. Nov. 1313 bei Gamelsdorf von Ludwig geschlagen und verzichtete 1314 auf die Vormundschaft. Nach Heinrichs VII. Tod bewarb sich F. um die Kaiserkrone; doch auf Antrieb des Erzbischofs von Mainz wurde im Oktober 1314 von vier Kurstimmen Ludwig zum Kaiser erwählt, während F. nur drei Stimmen erhielt. Auch mit der Krönung zu Aachen kam Ludwig F. zuvor, der sich nun vom Kölner Erzbischof in Bonn die Krone aussetzen ließ. Nach mehrjährigem Bürgerkrieg neigte sich der Sieg auf Friedrichs Seite, der besonders von seinem Bruder Leopold unterstützt ward, aber bei Mühldorf auf der Ampfinger Heide (28. Sept. 1322) ward Friedrichs Heer völlig geschlagen und er selbst nebst 1300 Rittern gefangen. Ludwig hielt ihn drei Jahre lang auf der Burg Trausnitz in der Oberpfalz in ritterlicher Hast, und erst durch den fortgesetzten Widerstand Leopolds, den Abfall des Königs von Böhmen und den Bannfluch des Papstes gedrängt, gab er F. durch den Trausnitzer Vertrag 13. März 1325 frei. Dafür erkannte dieser Ludwig als rechtmäßigen König an und kehrte, als es ihm nicht gelang, seinen Bruder Leopold zur Unterwerfung zu bereden, seinem Eide treu, obwohl ihn der Papst desselben entband, als Gefangener nach München zurück. Ludwig, durch solchen Edelmut überwunden, erneuerte hierauf das alte innige Verhältnis, und beide gelobten einander, gemeinsam zu regieren. Da dieses Abkommen jedoch vom Papst und den Kurfürsten heftig angefochten wurde, vereinten sie sich zu Ulm 7. Jan. 1326 dahin, daß F. als römischer König Deutschland verwalten, Ludwig aber nach Italien zur Kaiserkrönung gehen solle. Doch zog sich F. nach Leopolds Tod (gest. 1326) von der Reichsregierung zurück, ward auch in der Herrschaft über Österreich von seinen Brüdern beschränkt und starb auf Schloß Gutenstein im Wiener Wald. Zu Mauerbach in dem von ihm gestifteten Kloster ward F. bestattet, nach dessen Aufhebung 1783 gelangten seine irdischen Überreste in den Stephansdom zu Wien. Friedrichs Söhne von Elisabeth, Tochter des Königs Jakob I. von Aragonien, starben früh. Friedrichs großherzige Rückkehr in die Gefangenschaft begeisterte Schiller zu seinem schönen Gedicht »Deutsche Treue« und Uhland zu dem Drama »Ludwig der Bayer«. Vgl. Kurz, Österreich unter F. dem Schönen (Linz 1818); Kopp, Die Gegenkönige F. und Ludwig und ihre Zeit (Berl. 1853–58); Döbner, Die Auseinandersetzungen zwischen Ludwig IV. und F. dem Schönen 1325 (Götting. 1875); Schrohe, Der Kampf der Gegenkönige Ludwig und F. (Berl. 1902); Zeißberg, Elisabeth von Aragonien, Gemahlin Friedrichs des Schönen (Wien 1898).

4) F. III. (in Österreich auch wohl F. IV. genannt), als Erzherzog von Österreich F. V., geb. 21. Sept. 1415 in Innsbruck, gest. 19. Aug. 1493 in Linz, Sohn Herzog Ernsts des Eisernen von Österreich und der Cimburgis von Masovien, folgte nach dem Tode seines Vaters (1424) diesem unter Vormundschaft in der Regierung über Steiermark, Kärnten und Krain, trat 1435 mit seinem Bruder Albrecht dem Verschwender die Regierung seiner Länder selbständig an und war zugleich Vormund für seine Vettern Siegmund von Tirol und Ladislaus Posthumus von Niederösterreich, Ungarn und Böhmen. Nach Kaiser Albrechts II. Tod 2. Febr. 1440 zum deutschen König erwählt, kam er erst 1442 ins Reich und ward 17. Juni zu Aachen gekrönt. Gleich im Anfang seiner Regierung sagte er sich Papst Eugen zu Gefallen 1445 vom Baseler Konzil, das sich unverrichteter Sache auflöste, los und erhielt die Kaiserkrönung (welche, die letzte in Rom, 1452 stattfand) sowie die Zahlung von 220,000 Dukaten versprochen; die deutsche Kirche ward durch das Wiener Konkordat 1448 dem Papsttum überliefert. F., fast nur um die Vergrößerung seiner Erblande bemüht, verwickelte sich in viele unglückliche Kriege. Um die Eidgenossen zu unterwerfen, rief er die Armagnaken (s.d.) unter der Führung des Dauphins ins Reich, die nach dem blutigen Kampf bei St. Jakob 1444 die deutschen Lande diesseit und jenseit des Rheins furchtbar verwüsteten, während F. 1450 die Herrschaft in der Schweiz für immer verlor. Die österreichischen Erblande wurden durch die Fehde Friedrichs mit seinem Bruder Albrecht und durch einen Einfall des ungarischen Gubernators Johann Hunyadi heimgesucht, der den jungen König Wladislaw den Händen des Vormundes entreißen wollte. Nach jahrelangen Kämpfen und Aufständen der Bevölkerung Österreichs, auch Wiens, gelangte F. endlich nach Albrechts Tod (1463) zum alleinigen Besitz Österreichs. Das Erbe Wladislaws (gest. 1457), die Königreiche Böhmen und Ungarn, an sein Haus zu bringen, gelang ihm jedoch nicht. In Böhmen wurde Georg Podiebrad auf den Thron erhoben, in Ungarn Matthias Corvinus, und als F. auf Anstiften einer ungarischen Adelspartei sich zum König von Ungarn krönen ließ, begann Matthias den Krieg und nahm Wien ein (1485). Erst nach Matthias'-Tod (1490) eroberte Friedrichs Sohn Maximilian Österreich wieder. Untätig sah F. den immer häufigern und weiter vordringenden Einfällen der Türken zu, forderte zwar auf jedem Reichstag Hilfe, beruhigte sich aber auch, wenn er nichts bekam. Kriege wüteten in Deutschland unter den Fürsten und Städten, ohne daß F. den Landfrieden schützte, und als er, aus seinen Erblanden vertrieben, ohne festen Aufenthalt umherzog, zeigte sich die kaiserliche Ohnmacht in kläglichster Blöße. F. selbst ließ sich indes durch solche Dinge wenig anfechten. In Armut und Verbannung schmiedete er Pläne, sann er auf die habsburgische Weltherrschaft, und wenn auch seine Zusammenkunft mit Karl dem Kühnen 1473 in Trier noch keinen Erfolg hatte, da F. Trier plötzlich verließ, ehe er Karl die Königswürde verliehen, so brachte er doch nach Karls Tode 1477 die Heirat von dessen Tochter Maria mit seinem Sohne Maximilian zustande, womit er die Weltmacht seines Hauses begründete. Auf seinen Büchern, Gefäßen und Palästen befand sich das Anagramm »A. E. J. O. C.« (»Austriae Est Imperare Orbi Universo«, »Es ist Österreichs Bestimmung, über den Erdkreis zu herrschen«, auch deutsch aufgelöst als »Alles Erdreich ist Österreich untertan«). Nach Österreichs Wiedereroberung (1490) überließ er seinem Sohne Maximilian die Regierung, während er selbst zu Linz seinen Lieblingsneigungen, Astrologie, Alchimie und Botanik, lebte. In den letzten Jahren seines Lebens mußte er sich noch ein Bein abnehmen lassen. Der Stephansdom[117] zu Wien enthält sein Denkmal, das noch zu Lebzeiten des Kaisers von Lerch begonnen, 1513 von M. Dichter vollendet ward. Ihm folgte sein 1486 zum römischen König ernannter Sohn Maximilian, der Sprößling aus Friedrichs Ehe mit Eleonore von Portugal. Vgl. Äneas Sylvius, Geschichte Friedrichs III. (deutsch von Ilgen, Leipz. 1889); Chmel, Geschichte Kaiser Friedrichs IV. (Hamb. 1840–43, 2 Bde.); Bachmann, Deutsche Reichsgeschichte im Zeitalter Friedrichs III. und Maximilians I. (Leipz. 1884–94, 2 Bde.); Martens, Die letzte Kaiserkrönung in Rom 1452 (das., Diss., 1900).

[Deutscher Kaiser.] 5) F. Wilhelm Nikolaus Karl, deutscher Kaiser, als Friedrich III. König von Preußen, geb. 18. Okt. 1831 im Neuen Palais bei Potsdam, gest. daselbst 15. Juni 1888, Sohn des Kaisers und Königs Wilhelm I. und der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar, als Prinz und Kronprinz F. Wilhelm genannt, sorgfältig erzogen, unter andern durch den Historiker Ernst Curtius (s.d.) gebildet, trat 1849 in das 1. Garderegiment ein und besuchte 1850 die Universität Bonn. Am 3. Juli 1856 Oberst und Kommandeur des 1. Garderegiments, im Herbst d. I. des II. Infanterieregiments in Breslau geworden, vermählte er sich 25. Jan. 1858 mit der Princeß Royal von Großbritannien, Viktoria Adelheid Marie Luise (geb. 21. Nov. 1840, gest. 5. Aug. 1901 als »Kaiserin Friedrich«), und wurde im Januar 1861 durch die Thronbesteigung seines Vaters Kronprinz von Preußen. Im dänischen Krieg 1864 erhielt er kein Kommando, beseitigte aber im Frühjahr auf dem Kriegsschauplatz infolge von persönlichen Rivalitäten entstandene Schwierigkeiten mit Liebenswürdigkeit und Takt. Mild und gutmütig von Charakter, war er 1863–66 mit Bismarcks Unnachgiebigkeit den Wünschen der Volksvertretung gegenüber nicht ein verstanden, ebensowenig mit seiner schleswig-holsteinischen Politik. Doch 1866 gab er seine Bedenken auf, wurde 17. Mai 1866 Oberbefehlshaber der zweiten Armee, die sich in Schlesien sammelte, überschritt 26. Juni die Grenze, erzwang sich durch die glücklichen Gefechte von Nachod, Trautenau, Skalitz, Schweinschädel (27.- 29. Juni) den Einmarsch in Böhmen und entschied 3. Juli durch sein rechtzeitiges Eintreffen bei Chlum den Sieg von Königgrätz, wofür er auf dem Schlachtfeld aus der Hand seines Vaters den Orden pour le mérite empfing. Im französischen Krieg 1870/71 befehligte er die dritte, drei preußische und die süddeutschen Korps umfassende Armee; v. Blumen thal (s.d.) war, wie 1866, sein Generalstabschef. Die vereinigten nord- und süddeutschen Krieger erfochten gleich zu Anfang die blutigen, aber glänzenden Siege bei Weißenburg (4. Aug.) und bei Wörth (6. Aug.). der Kronprinz erfreute sich allgemeiner Beliebtheit und ward bald allgemein »unser Fritz« genannt. Nach dem Siege bei Wörth marschierte er auf Paris, bewerkstelligte Ende August die große Rechtsschwenkung nach Norden und entschied den Sieg von Sedan (1. Sept.) im Süden und Westen. Am 19. Sept. bewirkte er die Einschließung von Paris und wurde in Versailles, wo während der Belagerung sein Hauptquartier stand, 28. Okt. zum Generalfeldmarschall ernannt und hieß seit 18. Jan. 1871 Kronprinz des Deutschen Reiches. Nach dem Frieden mit dem Großkreuz des Eisernen Kreuzes geschmückt, ward F. Generalinspekteur der vierten Armeeinspektion des deutschen Reichsheeres. Vom 4. Juni bis 5. Dez. 1878 war er nach Nobilings Attentat mit der Stellvertretung des Vaters beauftragt. Er zeigte lebhaftes Interesse für die wissenschaftlichen und künstlerischen Bestrebungen der Gegenwart und suchte im Verein mit seiner Gemahlin namentlich dem Kunstgewerbe in Deutschland einen höhern Aufschwung zu geben. Unter den Besuchen, die er in Vertretung seines Vaters an fremden Höfen abstattete, hatte die Reise 1883 mit einem Kriegsgeschwader nach Spanien, dann nach Rom eine besondere Bedeutung. 1887 erkrankte er an einem Kehlkopfleiden- und vertraute sich, eine Operation durch deutsche Ärzte ablehnend, einem englischen Arzte, Mackenzie, an. Doch nahm trotz des Aufenthaltes in San Remo die Krankheit immer mehr zu, und schwer leidend reiste er nach dem Tode seines Vaters (9. März 1888) nach Deutschland zurück, wo er mit einer Proklamation vom 12. März die Regierung des Deutschen Reiches und Preußens übernahm. Den Reichskanzler Bismarck und die übrigen Minister, außer Puttkamer, behielt er bei. Doch nahm die Zerstörung des Kehlkopfes rasch überhand, und nach einer Regierung von 99 Tagen erlag er seinem Leiden. Seine Witwe nahm den Namen Kaiserin F. an. Seine Kinder sind. Wilhelm II., deutscher Kaiser (geb. 27. Jan. 1859), Prinzessin Charlotte (geb. 24. Juli 1860, vermählt 18. Febr. 1878 mit dem Erbprinzen von Sachsen-Meiningen), Prinz Heinrich (geb. 14. Aug. 1862, s. Heinrich), die Prinzessinnen Viktoria (geb. 12. April 1866, vermählt 19. Nov. 1890 mit dem Prinzen Adolf von Schaumburg-Lippe), Sophie (geb. 14. Juni 1870, vermählt 27. Okt. 1889 mit dem Kronprinzen Konstantin von Griechenland) und Margareta (geb. 22. April 1872, vermählt 25. Jan. 1893 mit dem Prinzen Friedrich Karl von Hessen), Prinz Sigismund (geb. 1864, gest. 18. Juni 1866), Prinz Waldemar (geb. 1868, gest. 17. März 1879). Seine »Tagebücher über die Kriege 1866 und 1870/71 sowie über seine Reisen nach dem Morgenland und nach Spanien« gab Margarete v. Poschinger heraus (2. Aufl., Berl. 1902). Denkmäler wurden ihm errichtet: 1893 in Elberfeld (von Eberlein), 1895 auf dem Schlachtfelde von Wörth (Reiterdenkmal von Baumbach), 1897 in Wiesbaden, 1897 in Homburg v. d. H. und 1902 in Kronberg i. T. (alle drei von Uphues), 1901 in Öls und 1902 in Posen (beide von Boese), 1901 in Breslau (von Brütt), 1902 in Stettin (von A. Schulz) und 1903 in Berlin (vor dem Brandenburger Tor, von Brütt). In Vorbereitung sind Denkmäler in Berlin (Reiterdenkmal von Maison vor dem Kaiser Friedrichs-Museum), Charlottenburg (von Uphues), Potsdam (von Börmel) u. a. O. Vgl. Marg. v. Poschinger, Kaiser F., in neuer quellenmäßiger Darstellung (Berl. 1898–1900, 3 Bde.); M. Philippson, Das Leben Kaiser Friedrichs III. (Wiesb. 1900); Müller-Bohn, Unser Fritz, deutscher Kaiser etc. (9. Aufl., Berl. 1896) und Kaiser F. der Gütige (Prachtwerk, das. 1900); Otto Richter, Kaiser F. III. (2. Aufl., das. 1903); Freytag, Der Kronprinz und die deutsche Kaiserkrone (Leipz. 1889).

[Anhalt.] 6) Friedrich Leopold Franz Nikolaus, Herzog von Anhalt, geb. 29. April 1831, gest. 24. Jan. 1904 in Ballenstedt, Sohn des Herzogs Leopold Friedrich von Anhalt-Dessau und der Herzogin Friederike, einer gebornen Prinzessin von Preußen, studierte in Bonn und Genf, trat 1851 in das 1. Garderegiment zu Fuß in Potsdam ein, lebte aber seit 1853 dauernd in Dessau. 1864 machte er im Stabe seines Schwagers, des Prinzen Friedrich Karl von Preußen, den schleswigschen Feldzug mit, wurde 1867 Generalleutnant à la suite der Armee, beteiligte sich auch 1870/71 am deutsch-französischen Krieg, folgte[118] nach dem Tode seines Vaters (22. Mai 1871) diesem in der Regierung, trat aber außerhalb seines Landes wenig hervor und beförderte alle der Kunst zugute kommenden Bestrebungen. Er war seit 22. April 1854 vermählt mit der Prinzessin Antoinette von Sachsen (geb. 17. April 1838), Tochter des Prinzen Eduard von Sachsen-Altenburg. Kinder dieser Ehe sind: der gegenwärtige Herzog Friedrich II. (s. Friedrich 7); die Prinzessin Elisabeth, geb. 1857,17. April 1877 mit dem Erbgroßherzog von Mecklenburg-Strelitz vermählt; Prinz Eduard, geb. 18. April 1861, vermählt seit 1895 mit Prinzessin Luise von Sachsen-Altenburg; Prinz Aribert, geb. 1864, vermählt seit 1891 mit Prinzessin Luise zu Schleswig-Holstein, geschieden 13. Dez. 1900; Prinzessin Alexandra, geb. 1868, seit 1897 vermählt mit Prinz Sizzo von Schwarzburg.

7) Leopold Friedrich II. Eduard Karl Alexander, Herzog von Anhalt, geb. 19. Aug. 1856, königlich preußischer Oberst á la suite der Armee und des Infanterieregiments Nr. 93, Kunstfreund und Komponist, folgte 24. Jan. 1904 seinem Vater, dem Herzog Friedrich I. (s. Friedrich 6), da sein ältester Bruder, der am 18. Juli 1855 geborne Erbprinz Leopold, schon 2. Febr. 1886 gestorben war. Herzog F. II. ist seit 2. Juli 1889 mit der am 26. Juli 1865 gebornen Prinzessin Marie von Baden in bis jetzt kinderloser Ehe vermählt. Voraussichtlicher Thronfolger ist demzufolge der 1861 geborne jüngere Bruder des Herzogs, Prinz Eduard.

[Baden.] 8) F. I., Markgraf von Baden, geb. 1249, gest. 29. Okt. 1268, Sohn des Markgrafen Hermann VI. zu Baden und Gertruds, Tochter des Herzogs Heinrich des Gottlosen von Österreich, folgte seinem Vater 1250 unter der Vormundschaft seiner Mutter in Österreich, ward aber durch Ottokar von Böhmen verdrängt. Bekannt ist F. als Freund Konradins von Schwaben, mit dem er am bayrischen Hof erzogen worden war, und den er 1267 nach Neapel begleitete, wo er mit ihm von Karl von Anjou gefangen und enthauptet wurde.

9) F. VI., Markgraf von Baden, geb. 16. Nov. 1617, gest. 31. Jan. 1677 in Durlach, Sohn des Markgrafen Friedrich V., focht unter Bernhard von Weimar und Karl X. Gustav von Schweden in Deutschland und Polen mit großer Auszeichnung und errang 1664 in Ungarn gegen die Türken, 1674–76 als Reichsfeldmarschall gegen Frankreich neue Lorbeeren. Nach seines Vaters Tode (1659) zur Regierung in Baden-Durlach gelangt, bemühte er sich um die kulturelle Hebung seines durch den Dreißigjährigen Krieg heimgesuchten Landes.

10) Friedrich Wilhelm Ludwig, Großherzog von Baden, geb. 9. Sept. 1826, zweiter Sohn des Großherzogs Leopold und der Prinzessin Sophie Wilhelmine von Schweden, studierte gemeinsam mit seinem ältern Bruder, Ludwig, in Heidelberg und Bonn, erhielt, da Ludwig in eine Gemütskrankheit verfiel, nach des Vaters Tode (24. April 1852) mit Zustimmung der Agnaten die Regentschaft, nahm 5. Sept. 1856, da sich die Krankheit seines Bruders als unheilbar erwies, den großherzoglichen Titel an und ward durch dessen 22. Jan. 1858 erfolgtes Ableben alleiniger Großherzog. Seine äußere Politik war schon durch die am 20. Sept. 1856 erfolgte Vermählung mit der Tochter des damaligen Prinzen Wilhelm von Preußen, des spätern Kaisers, der Prinzessin Luise, gekennzeichnet, aber auch sonst war sich F. bereits in den 1850er Jahren der Notwendigkeit eines einigen Deutschland bewußt, wie er dies namentlich auf dem Frankfurter Fürstentag 1863 klar und bestimmt zum Ausdruck brachte. 1866 zur Teilnahme am Kriege gegen Preußen gezwungen, betrat F. sofort nach dem Frieden die Bahn einer entschieden nationalen, auf die Einheit Deutschlands unter preußischer Führung gerichteten Politik, ernannte schon 1868 den preußischen General Beyer zum badischen Kriegsminister und führte durch ihn die Reorganisation des badischen Heeres nach preußischem Muster durch. Während des Krieges 1870/71 betätigte er dieselbe Gesinnung, hatte wesentlichen Anteil an der Errichtung des Deutschen Reiches und brachte 18. Jan. 1871 das erste Kaiserhoch aus. Als Militär ward F. 1877 Generalinspekteur der 5. Armeeinspektion und 1888 Generaloberst der Kavallerie. Über seine Regententätigkeit in Baden und die Entwickelung des Landes unter seiner Regierung s. Baden, Bd. 2, S. 254–255. Schon sein 25jähriges Regierungsjubiläum wurde 1877 unter allgemeiner Teilnahme des deutschen Volkes gefeiert, noch mehr 1902 das 50jährige. Seine »Reden und Kundgebungen 1852–1896« gab Rudolf Krone (Freiburg 1901) heraus, seine Tagebuchsaufzeichnungen aus dem Jahr 1870/71 sind teilweise benutzt bei O. Lorenz, »Kaiser Wilhelm und die Begründung des Deutschen Reiches« (Jena 1902). Kinder: der Erbgroßherzog Friedrich Wilhelm (s. Friedrich 1 1); Prinzessin Viktoria, geb. 7. Aug. 1862, seit 20. Sept. 1881 Gemahlin des Kronprinzen von Schweden; Prinz Ludwig Wilhelm, geb. 12. Juni 1865, gest. 23. Febr. 1888. Vgl. v. Weech, Baden in den Jahren 1852 bis 1877 (Karlsr. 1877); Georg Meyer, Die Reichsgründung und das Großherzogtum Baden (Heidelb. 1896); E. Keller, Großherzog F. von Baden (Karlsr. 1892); A. Dove, Großherzog F. von Baden als Landesherr und deutscher Fürst (Heidelb. 1902); O. Lorenz, F., Großherzog von Baden (Berl. 1902).

11) F. Wilhelm, Erbgroßherzog von Baden. Sohn des vorigen, geb. 9. Juli 1857, seit 1885 mit Prinzessin Hilda von Nassau, Tochter des Großherzogs von Luxemburg, vermählt (kinderlos), widmete sich vornehmlich dem militärischen Dienst, war 1897–1902 kommandierender General des 8. Armeekorps in Koblenz und lebt gegenwärtig in Karlsruhe.

[Brandenburg.] 12) F. 1., Kurfürst von Brandenburg, geb. 1371, gest. 21. Sept. 1440 in Kadolzburg, Sohn Friedrichs V. von Hohenzollern, Burggrafen von Nürnberg, folgte seinem Vater 1398 als F. VI. in der Regierung des Fürstentums Ansbach, kämpfte 1396 gegen die Türken bei Nikopolis, wirkte 1400 bei der Absetzung des Königs Wenzel mit, begleitete König Ruprecht 1401 auf seinem Römerzug, unterstützte 1409 König Siegmund von Ungarn bei der Unterdrückung des Aufruhrs seiner Vasallen und veranlaßte hauptsächlich dessen Kaiserwahl (20. Sept. 1410). Zum Ersatz für die Kosten seines Beistandes und als die versprochene Belohnung übertrug ihm Siegmund 8. Juli 1411 sein Kurfürstentum Brandenburg zur Verwaltung und 30. April 1415 erb- und eigentümlich, worauf 18. April 1417 zu Konstanz die feierliche Belehnung stattfand. Nachdem F. 1412 bis 1414 den widerspenstigen Adel zur Ruhe gebracht, bekümmerte er sich wenig um sein neues Land, beschäftigte sich vielmehr vorwiegend mit den Reichsangelegenheiten, war 1418 Reichsverweser und mehrmals, aber ohne Glück, Anführer der deutschen Heere in den Hussitenkriegen und veranlaßte dadurch Rachezüge der Hussiten in die Marken (namentlich 1432). Ebensowenig glückten seine auf Vergrößerung der Macht seines Hauses gerichteten Pläne; wegen der [119] Verleihung Kursachsens an Friedrich von Meißen entzweite er sich mit Siegmund. Nach dessen Tod bewarb er sich 1438 um die Königskrone, wurde indes weder 1438 noch 1440 gewählt. F. war ein sein gebildeter Mann von bedeutenden politischen und militärischen Gaben. Er verteilte seine Lande unter seine Söhne von seiner Gemahlin, der schönen Else von Bayern, mit der er sich 1401 vermählt hatte, so, daß Johann Bayreuth, Friedrich die Mark, Albrecht Ansbach erhielt. In Friesack im Havelland, wo die Burg der von ihm besiegten Quitzows stand, ward ihm 1902 ein Standbild aus Bronze von Calandrelli errichtet; ein Marmorstandbild von L. Manzel steht in der Siegesallee in Berlin. Vgl. Riedel, Zehn Jahre aus der Geschichte der Ahnherren des preußischen Königshauses (Berl. 1851); Franklin, Die deutsche Politik Friedrichs I. (das. 1851); Brandenburg, König Sigmund und Kurfürst F. I. von Brandenburg (das. 1891).

13) F. II., der Eiserne, Kurfürst von Brandenburg, geb. 9. Nov. 1413, gest. 10. Febr. 1471, Sohn des vorigen, 1421 mit einer polnischen Prinzessin verlobt und als mutmaßlicher Erbe Polens dort erzogen, kehrte nach deren Tod 1431 nach Brandenburg zurück und folgte 1440 seinem Vater in der Regierung. Er brach die Selbständigkeit der Städte, namentlich der Zwillingsstädte Berlin-Kölln (1448), erwarb durch Kauf Kottbus und die Neumark (1455) sowie die Grafschaft Wernigerode, aber der Versuch, sich Pommern-Stettins nach Erlöschen der Herzoge zu bemächtigen, mißlang (1468). Da sein einziger Sohn vor ihm gestorben war, trat er 1470 die Regierung an seinen Bruder Albrecht Achilles ab und zog sich auf die Plassenburg zurück. Ein Denkmal (von Calandrelli) steht in der Siegesallee zu Berlin. Vgl. Gähtgens, Die Beziehungen zwischen Brandenburg und Preußen unter Kurfürst F. II. (Gießen 1890).

14) F. Wilhelm, der Große Kurfürst, geb. 16. Febr. (n. St.) 1620 in Kölln an der Spree, gest. 9. Mai 1688 in Potsdam, Sohn und Nachfolger des Kurfürsten Georg Wilhelm und der Kurfürstin Elisabeth Charlotte, einer pfälzischen Prinzessin, wurde infolge der Kriegsnöte entfernt vom Hof in einfachen Verhältnissen, aber von tüchtigen Männern erzogen; besonders wichtig für ihn wurde sein dreijähriger Aufenthalt in den Niederlanden auf der Universität zu Leiden und am Hof und im Feldlager des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien. Als er 1. Dez. 1640,20 Jahre alt, zur Regierung kam, fand er sich den schwierigsten Aufgaben gegenüber: mit Preußen wollte Polen ihn nur unter den drückendsten Bedingungen belehnen, die klevischen Lande waren seit Jahren Schauplätze der Kämpfe zwischen Spaniern und Holländern und zumeist im Besitz der letztern, die Mark war verwüstet und zu einem großen Teil von dem seit dem Prager Frieden feindlichen Schweden besetzt, während die kurfürstlichen Truppen geradezu den Gehorsam verweigerten und schlimmer als Feinde hausten. Durch Klugheit und Energie überwand der junge Fürst alle diese Schwierigkeiten: er erlangte 1641 die Belehnung mit Preußen, schloß mit Schweden einen Waffenstillstand, entließ seine verwilderten Söldner, bildete sich ein kleines, aber zuverlässiges Heer, mit dem er Frieden und Ordnung in den Marken aufrecht erhielt, und erwirkte wenigstens für seine westlichen Lande die Neutralität. Um den Abschluß des Westfälischen Friedens zu erleichtern, opferte er Vorpommern und die Mündungen der Oder und verzichtete zugunsten Schwedens damit auf seine Seehandelspläne. Von der pommerschen Erbschaft erhielt er bloß Hinterpommern sowie zur Entschädigung die Bistümer Halberstadt, Minden, Kammin und die Anwartschaft auf Magdeburg. Seine Bemühungen, nach dem Frieden die Grundlagen eines geordneten Staatswesens zu legen, ein stehendes Heer zu errichten, die Finanzen zu regeln, die Privilegien der Stände zu beschränken und die Schäden des Krieges zu heilen, wurden bereits 1655 durch den Ausbruch des schwedisch-polnischen Krieges unterbrochen. Eine selbständige Stellung zwischen den kriegführenden Mächten behauptete er, erfocht an Schwedens Seite den Sieg bei Warschau (28.- 30. Juli 1656) mit und erlangte von Karl X. Gustav die Anerkennung der Souveränität Preußens, schloß dann 1657, während der Schwedenkönig sich gegen Dänemark wendete, mit Polen unter Vermittelung des Königs Leopold von Ungarn, der des Kurfürsten Stimme für seine Kaiserwahl nötig hatte, den Vertrag von Wehlau (19. Sept. 1657), der ihm die Souveränität Preußens sicherte. An der großen Koalition gegen Schweden und an dem Krieg in Schleswig und Dänemark beteiligt, erwarb F. im Frieden von Oliva (3. Mai 1660) allein von allen kriegführenden Staaten einen Vorteil, da hier die Unabhängigkeit Preußens von Polen anerkannt ward. Nach Wiederherstellung des Friedens wurden die Rechte und Privilegien der Stände in den einzelnen Landschaften beschränkt, eine einheitliche, geregelte Finanzwirtschaft und unbedingte Anerkennung und im Notfall militärische Aufrechthaltung der landesherrlichen Autorität angestrebt und damit die Grundlage zu dem neuen brandenburgisch-preußischen Staat geschaffen. Am leichtesten fügten sich die Stände der Mark und der benachbarten Länder, Schwierigkeiten dagegen bereiteten die von Preußen, wo die Stände, als strenge Lutheraner, dem reformierten Kurfürsten die Anerkennung seiner Souveränität verweigerten und die Polen zum Schutz ihrer Privilegien aufriefen. Erst als die Maßlosigkeiten einiger Mitglieder die Einheit der ständischen Opposition lockerten, erhielt der Kurfürst, der an der Spitze einer ansehnlichen Truppenmacht in Königsberg erschien, 1663 die Huldigung der Stände (vgl. Kalckstein). Durch die Einführung einer Mahl-, Schlacht- und Brausteuer in allen Provinzen gewann der Kurfürst nun die Mittel, um ein stehendes Heer zu unterhalten, das, aus den Regimentskadres gebildet, im Kriegsfall durch Werbungen leicht auf 20,000 Mann zu bringen war. Nach Möglichkeit suchte er den Wohlstand zu fördern durch Hebung des Ackerbaues, Urbarmachung von Wüstungen, Begünstigung der Einwanderung, Befreiung der Gewerbe und des Verkehrs von allerlei Schranken. Zwischen den Konfessionen suchte er Frieden und Eintracht zu stiften. Am meisten lag ihm die Entwickelung eines lebhaften Binnen- und See handels am Herzen: der Bau des Müllroser Kanals, die Einrichtung einer Post, die Gründung einer Marine, die Anlegung von überseeischen Kolonien (vgl. Groß-Friedrichsburg), die Errichtung einer afrikanischen Handelskompanie sollten diesem Zweck dienen. Indes seine Mittel waren zu beschränkt, die Armut des Landes zu groß und der Unternehmungsgeist der Geschäftsleute zu gering, als daß die Erfolge auch nur entfernt seinen großartigen Ideen entsprochen hätten, wie auch seine wissenschaftlichen und künstlerischen Projekte nur zum geringsten Teil verwirklicht werden konnten. Dagegen schuf er die Anfänge eines tätigen, intelligenten Beamtenstandes und eines tapfern, ergebenen Offizierkorps; im erstern zeichneten sich die beiden [120] Freiherren v. Schwerin, die beiden Jena, Hoverbeck, Krockow, Meinders, Fuchs u. a. aus, im letztern Graf Waldeck, Sparr, Derfflinger, Fürst Anhalt, Schöning.

Trotz dieser rastlosen Tätigkeit im Innern verfolgte er eifrig alle politischen Ereignisse im Osten und Westen Europas, wurde aber zum Schutze seiner rheinischen Besitzungen in internationale Händel verwickelt: als Ludwig XIV. 1672 die Republik der Niederlande mit Übermacht überfiel, kam der Kurfürst dem bedrohten Nachbarstaat zu Hilfe, da er dessen Bedeutung als Bollwerk der deutschen Unabhängigkeit erkannte. Doch der Umstand, daß der mit ihm verbündete Kaiser sich im geheimen Frankreich gegenüber zur Neutralität verpflichtet hatte, verhinderte feindliche Zusammenstöße mit dem französischen Heer, das 1672–73 tief in Westfalen eindrang, und führte schließlich zu den für F. W. günstigen Separatfrieden zu Vossem (16. Juni 1673). Am 1. Juli 1674 schloß sich F. W. von neuem der inzwischen verstärkten Koalition gegen Frankreich an, aber auch der gemeinsam mit den Kaiserlichen unternommene Feldzug gegen Turenne im Winter 1674 und 1675 endete infolge der Uneinigkeit der Verbündeten mit dem kläglichen Rückzug aus dem Elsaß. Durch den von Frankreich veranlaßten Einfall der Schweden in die Markenvom Rhein abberufen, stellte der Kurfürst durch den Überfall von Rathenow (25. Juni 1675) und den Sieg bei Fehrbellin (28. Juni) den brandenburgischen Waffenruhm wieder her, eroberte 1675–78 sämtliche Festungen Vorpommerns, nach hartnäckigem Widerstand durch eine schwierige Belagerung auch das stark befestigte Stettin und trieb in einem anstrengenden Winterfeldzug 1678–79 die in Preußen eingefallenen Schweden nach Livland zurück. Den Preis dieser Anstrengungen und Opfer (ohne durch Hilfsgelder unterstützt zu werden, brachte er sein Heer zeitweise auf 40,000 Mann), das seit 1648 kaum verschmerzte Vorpommern, mußte er jedoch im Frieden von St.-Germain (29. Juni 1679) wieder herausgeben, da ihn die Niederlande und der eifersüchtige kaiserliche Hof im Stiche ließen. Entrüstet hierüber und jeden Widerstand gegen Ludwig XIV. für nutzlos haltend, schloß er sich nun eng an Frankreich an, verpflichtete sich sogar in einem geheimen Vertrag vom 25. Okt. 1679, Ludwig XIV. bei einer neuen Kaiserwahl seine Stimme zu geben, und lehnte trotz der Reunionen (s.d.) und andrer Gewalttätigkeiten Ludwigs jede Beteiligung an einer Koalition gegen den neuen Verbündeten hartnäckig ab. Gegen Spanien, das ihm die Zahlung der schuldigen Subsidien verweigerte, erbittert, ließ er seine Flotte auf spanische Schiffe, wiewohl ohne großen Erfolg, Jagd machen; mit den Holländern geriet er ebenfalls über nicht gezahlte Hilfsgelder und über die in Guinea angelegten Kolonien in Streit und erhob dem Kaiser gegenüber Anspruch auf Entschädigung für seine Erbrechte auf Schlesien. Doch als 1685 durch die Thronbesteigung des katholischen Königs Jakob II. in England und den Widerruf des Edikts von Nantes den evangelischen Bekenntnissen Gefahren drohten, schloß der Kurfürst mit den Generalstaaten und dem Kaiser ein neues Bündnis, verzichtete gegen Abtretung des kleinen Schwiebuser Kreises auf seine schlesischen Erbansprüche und schickte sogar ein Hilfskorps von 8000 Mann gegen die Türken. Durch das Potsdamer Edikt vom 8. Nov. 1685 lud er die aus Frankreich flüchtenden Hugenotten zur Ansiedelung in seinen Staaten ein, und mehr als 15,000 folgten seinem Ruf und vergalten die gastliche Aufnahme mit der Begründung nützlicher Industriezweige, namentlich in Berlin (vgl. Hugenottenverein). Den Ausbruch des neuen Krieges mit Frankreich erlebte der Kurfürst nicht mehr. Er starb an der Brustwassersucht infolge der Gicht, an der er seit langem gelitten.

F. W. war bis in das Greisenalter eine stattliche Erscheinung: eine schöne Gestalt von würdiger Haltung, ein imposanter Kopf mit wallendem Haar, später langlockiger Perücke, einer Adlernase, strahlenden, geistvollen Augen. Sein Temperament war lebhaft und leicht erregbar bis zum Jähzorn, sein Benehmen liebenswürdig und wohlwollend gegen seine Umgebung, würdevoll gegen Fremde. Im Kriege lebte er einfach und teilte mit seinen Soldaten alle Mühen und Entbehrungen, im Frieden liebte er Pracht und Feierlichkeiten. Er war zweimal vermählt, 1646–67 mit Luise Henriette, Prinzessin von Oranien, von der ihn nur ein Sohn, der Kurprinz Friedrich, überlebte, seit 1668 mit der verwitweten Herzogin Dorothea (s. Dorothea 3) von Lüneburg, gebornen Prinzessin von Holstein-Glücksburg, die ihm sieben Kinder gebar. Der Wunsch des Kurfürsten, auch seine vier Söhne zweiter Ehe, Philipp (1669 bis 1711), Karl (1672–95), Albrecht (1673–1731) und Christian (1677–1734), mit fürstlichem Besitz auszustatten, erweckte das Mißtrauen des Kurprinzen gegen die Stiefmutter, so daß er schließlich das Testament des Kurfürsten umstieß. Obwohl vielfach die kriegerische Politik seit 1672 manche Früchte seiner friedlichen Tätigkeit wieder zerstört hatte, ist das Ergebnis seiner langen, vielbewegten Regierung recht bedeutend zu nennen, wenn man die Lage seiner Staaten 1640 mit der auswärtigen Stellung und der innern Organisation Brandenburgs 1688 vergleicht. S. die Geschichtskarte beim Art. »Preußen«. Sein Reiterstandbild, ein Meisterwerk Schlüters, befindet sich auf der Kurfürstenbrücke zu Berlin (s. Tafel »Bildhauerkunst XII«, Fig. 2). Seinen Namen führt seit 1889 das schlesische Leibkürassierregiment Nr. 1. Vgl. Pufendorf, De rebus gestis Friderici Wilhelmi (Berl. 1695); »Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte des Kurfürsten F. Wilhelm von Brandenburg« (das. 1864–1902, Bd. 1–18); I. G. Droysen, Geschichte der preußischen Politik, 3. Teil: Der Staat des Großen Kurfürsten (2. Aufl., Leipz. 1870–72); Philippson, Der Große Kurfürst (Berl. 1897–1903, 3 Bde.); Heyck, Der Große Kurfürst (Bielef. 1902); Spahn, Der Große Kurfürst (Mainz 1902); H. Peter, Der Krieg des Großen Kurfürsten gegen Frankreich 1672–1675 (Halle 1870); Moritz Meyer, Die Handwerkerpolitik des Großen Kurfürsten und König Friedrichs I. (Minden 1884); Landwehr, Die Kirchenpolitik F. Wilhelms, des Großen Kurfürsten (Berl. 1894); R. Schulze, Das Projekt der Vermählung F. Wilhelms von Brandenburg mit Cristina von Schweden (Halle 1898); H. Prutz, Aus des Großen Kurfürsten letzten Jahren (Berl. 1897); Belling, Der Große Kurfürst in der Dichtung (das. 1888).

15) F. III., Sohn des vorigen, erster König von Preußen, s. unten bei »Preußen« 56).

[Braunschweig.] 16) F. Wilhelm, Herzog von Braunschweig, geb. 9. Okt. 1771, gest. 1815, jüngster Sohn des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand und der englischen Prinzessin Auguste, trat 1789 in preußische Kriegsdienste, nahm an den Feldzügen gegen Frankreich seit 1792 teil und wurde nach dem Baseler Frieden Generalmajor. Nach dem Tode seines Oheims Friedrich August 1805 Herzog von Öls und Bernstadt geworden, focht er 1806 bei Auerstädt, wo sein Vater tödlich verwundet ward, geriet aber mit dem Blücherscheu [121] Korps bei Lübeck in Gefangenschaft. Nach seiner ältern Brüder und seines Vaters Tode (10. Nov. 1806) gelangte er zur Regierung, verlor aber durch Napoleon I. sein Erbland, das mit dem Königreich Westfalen vereinigt wurde. Beim Ausbruch des österreichisch-französischen Krieges (1809) fiel er mit einem in Böhmen geworbenen Freikorps in Sachsen ein und nahm, von österreichischen Truppen unterstützt, Dresden und Leipzig. Infolge des Waffenstillstandes von Znaim (12. Juli 1809) isoliert, brach er mit seiner kaum 1500 Mann starken Heldenschaar 25. Juli von Zwickau auf, bahnte sich über Halberstadt, wo er den westfälischen Obersten Wellingerode gefangen nahm, einen Weg nach Braunschweig, warf bei dem Dorfe Ölper den General Reubel mit 6000 Mann Westfalen, eilte unter fortwährenden siegreichen Gefechten über Hannover und setzte bei Nienburg über die Weser. Während sich ein Teil seines Korps nach Bremen wandte, setzte er seinen Marsch durch das Oldenburgische fort, bemächtigte sich zu Elsfleth einiger Handelsschiffe und Weserfahrzeuge und segelte 7. Aug., nachdem er sich die nötigen Seeleute mit Gewalt verschafft, mit englischer Flagge nach Helgoland, von wo englische Schiffe ihn und seine Truppen nach England brachten. Dort mit Bewunderung aufgenommen, erhielt er vom Parlament eine jährliche Pension von 7000 Pfd. Sterl. Sein Korps trat in englische Dienste und wurde später in Portugal und Spanien verwendet. 1813 in sein Land zurückgekehrt, ward er mit großem Jubel aufgenommen, zerrüttete aber durch Errichtung eines Korps von 10,000 Mann die Finanzen des Landes, zog 1815 mit seinen Scharen abermals ins Feld und starb 16. Juni d. J. bei Quatrebras den Heldentod. Er war mit der Prinzessin Marie von Baden vermählt. Ihm folgte unter englischer Vormundschaft sein Sohn Karl. Im November 1874 wurde ihm zu Braunschweig ein Reiterstandbild, von Hähnel, und 16. Juni 1890 bei Quatrebras ein Denkmal errichtet. Seinen Namen führt seit 1889 das ostfriesische Infanterieregiment Nr. 78. Vgl. W. Müller, F. Wilhelm, Herzog von Braunschweig-Lüneburg Öls in Liedern der Deutschen (Braunschw. 1843); Spehr, F. Wilhelm, Herzog von Braunschweig (2. Ausg., das. 1861); v. Kortzfleisch, Des Herzogs F. Wilhelm von Braunschweig Zug durch Norddeutschland im Jahre 1809 (Berl. 1894).

[Könige von Dänemark.] 17) F. I., geb. 7. Okt. 1471, gest. 10. April 1533 zu Gottorp, wurde nach dem Tode seines Vaters Christian 1. auf Betreiben seiner Mutter Dorothea von Brandenburg 1482, neben seinem ältern Bruder König Johann (s.d.), als Herzog von Schleswig-Holstein anerkannt, erhielt nach seiner Volljährigkeit (1490) den Gottorpschen Anteil der Herzogtümer, den er später gegen den Segebergschen eintauschte, und beteiligte sich 1500 an dem mißlungenen Angriff Johanns auf die Dithmarschen. Nach der Vertreibung seines Neffen Christian 11. 1523 von den dänischen Ständen, 1524 auch von den Norwegern zum König gewählt, begünstigte er die Reformation, der er 1527 auf dem Herrentag zu Odense Duldung zusicherte, verlieh dem Adel viele Vorrechte und wußte die Hansestädte, besonders Lübeck, durch Bündnisse an sich zu fesseln. Seine erste Gemahlin war Anna von Brandenburg (1487–1514). Vgl. Erslev u. Mollerup, Kong Frederik I.'s danske Registranter (Kopenh. 1879).

18) F. II., Enkel des vorigen, geb. 1. Juli 1534 zu Hadersleben, gest. 4. April 1588, unterwarf, nachdem er 1559 seinem Vater Christian III. gefolgt war, die Dithmarschen. Der 1563–70 von ihm mit Schweden geführte Nordische siebenjährige Krieg (s.d.) verlief dagegen ergebnislos. Während seiner spätern Regierung machte er sich durch Verbesserung der Finanzen, Hebung von Handel und Ackerbau, Einschränkung der hanseatischen Privilegien und Begünstigung der Wissenschaften, besonders der Astronomie (s. Brahe [Tycho]), verdient. Dem Adel mußte auch er bedeutende Zugeständnisse machen. Vgl. Resen, Kong Frederich II.'s Krönicke (Kopenh. 1680); Bricka, Kong Frederik II.'s Ungdomskjärlighed (Anna Hardenberg, 1873); I. Grundtvig, Frederik II.'s Statshusholdning (1876); H. D. Lind, Fra Kong Frederik II.'s Tid (1902).

19) F. III., Enkel des vorigen, geb. 18. März 1609 in Hadersleben, gest. 9. Febr. 1670 zu Kopenhagen, ward schon früh Koadjutor von Bremen (1621), Verden (1622) und Halberstadt (1624), 1634 Erzbischof von Bremen und 1635 Bischof von Verden. Doch war der Besitz dieser Würden wegen des Dreißigjährigen Krieges unsicher und ging 1645 infolge der schwedischen Okkupation ganz verloren. Als sein Vater Christian IV. 1648 starb (sein älterer Bruder Christian war 1647 gestorben), wurde F., nach Unterzeichnung einer harten Wahlkapitulation, König. Der von ihm 1657 mit Karl X. Gustav begonnene Krieg verlief unglücklich und führte schon Anfang 1658 im Frieden von Roeskilde zu empfindlichen dänischen Gebietsverlusten. Als aber die Schweden nach einigen Monaten den Frieden brachen, um die Selbständigkeit Dänemarks für immer zu vernichten, leistete F. mit Hilfe der Alliierten siegreich Widerstand, so daß Schweden im Kopenhagener Frieden (27. Mai 1660) einen Teil seiner Eroberungen (das Stift Drontheim und die Insel Bornholm) herausgeben mußte. Ein von F. hierauf einberufener Reichstag, der über die Wiederherstellung der Finanzen, der Armee, der Marine und des Handels beraten sollte, beschloß (im Oktober) die Umwandlung Dänemarks in eine souveräne Erbmonarchie. Im Besitz der unumschränkten Gewalt, die in dem von Griffenfeld (s.d.) entworfenen sogen. Königsgesetz vom 14. Nov. 1665 ihren verfassungsmäßigen Ausdruck erhielt, brach F. die den untern Ständen verhaßte Adelsherrschaft und verbesserte das Verwaltungs-, Finanz-, Justiz- und Heerwesen. 1667 erwarb er Oldenburg und Delmenhorst. Sein Krieg mit England 1666–1667 hatte keine Bedeutung. Vgl. Nyerup, Efterretninger om Kong Frederik III. (Kopenh. 1817); P. W. Becker, Samlinger til Danmarks Historie under Frederik III.'s Regering (das. 1847–57, 2 Bde.); Lind, Kong Frederik III.'s Sömagt 1648 bis 1670 (Odense 1896).

20) F. IV., Enkel des vorigen, geb. 11. Okt. 1671 in Kopenhagen, gest. 12. Okt. 1730 zu Odense, suchte nachdem er 1699 seinem Vater Christian V. gefolgt war, den gottorpschen Anteil von Schleswig seinem Vetter Herzog Friedrich IV. zu entreißen, ward aber durch dessen schwedischen Schwager Karl XII. schon 1700 gezwungen, im Frieden von Traventhal die herzoglichen Nechte anzuerkennen und unter Verzicht auf sein Bündnis mit Sachsen und Rußland Neutralität im Nordischen Krieg (s.d.) zu versprechen. Auch ein neuer, 1709 im Bunde mit diesen beiden Mächten von ihm begonnener Krieg mit Schweden verlief nicht immer glücklich. Bei Helsingborg (1710) und bei Gadebusch (1712) geschlagen, konnte er erst nach der Kapitulation M. Stenbocks (s.d.) bei Tönning (1713) Schleswig besetzen, das später (1721)[122] auf Grund des Friedens zu Frederiksborg (3. Juli 1720), wo F. seine pommerschen Eroberungen für 600,000 Tlr. an Schweden zurückgab, an die dänische Krone kam. Im Innern machte F. sich besonders durch Gründung von Schulen und Wohlfahrtsanstalten verdient. Die sofort nach Errichtung einer Bauernmiliz (1701) von ihm angeordnete Reform des bäuerlichen Hörigkeitsverhältnisses (1702) war jedoch von keiner Bedeutung, da der Heeresdienst bald (1724) mit einem drückenden »Heimatszwang« (Staavnbaandet) verbunden wurde. Vgl. E. Holm, Danmark-Norges Historie i Frederik IV.'s 10 sidste Regeringsaar (Kopenh. 1890–91); Ch. Erslev, Frederik IV. og Slesvig (das. 1901).

21) F. V., Enkel des vorigen, geb. 31. März 1723, gest. 14. Jan. 1766, folgte 1746 seinem mit Sophie Magdalene von Brandenburg-Kulmbach vermählten Vater Christian VI. Dank der geschickten Politik seines leitenden Ministers I. H. E. v. Bernstorff (s.d.) blieb unter ihm Dänemark, trotz verschiedener Mißhelligkeiten mit Zar Peter III. (1762) und mit Holstein-Gottorp, von kriegerischen Verwickelungen verschont. Im übrigen ein Vertreter des sogen. aufgeklärten Despotismus, regierte er im ganzen in wohltätiger Weise, suchte die Kolonisation Jütlands und den überseeischen Handel eifrig zu fördern, zeigte namentlich für die Künste und Wissenschaften lebhaftes Interesse und zog zahlreiche deutsche, bez. französische Berühmtheiten nach Dänemark, unter andern Klopstock, dem er ein Jahresgehalt aussetzte und der ihm den »Messias« widmete. Seine zweite Gattin, Juliane Marie von Braunschweig, war die Schwägerin Friedrichs d. Gr. Vgl. Höft, Markvärdigheder i Frederik V.'s Levnet og Regering (Kopenh. 1820); A. Thorsöe, Frederik V.'s Ungdom og Thronbestigelse (das. 1868).

22) F. VI., Enkel des vorigen, geb. 28. Jan. 1768 zu Kopenhagen, gest. daselbst 3. Dez. 1839 ohne männliche Erben, verlebte nach dem Sturz Struensees (s.d. 2) und der Verbannung seiner Mutter Karoline Mathilde (s.d.) unter der Aussicht seiner Stiefgroßmutter Juliane Marie und deren Sohnes Friedrich eine trübe Jugend, erzwang aber 14. April 1784 mit Hilfe seines spätern treuen Ratgebers A. P. v. Bernstorff (s.d. 2) durch eine Palastrevolution seine Ernennung zum Regenten für seinen schwachsinnigen Vater Christian VII. und die Absetzung Guldbergs (s.d.). Die erste Zeit seiner Regentschaft war durch viele segensreiche Reformen im Innern ausgezeichnet. So ward 1788–1800 die Aufhebung der Leibeigenschaft durchgeführt, 1790 völlige Preßfreiheit gewährt, 1792 die Abschaffung des Sklavenhandels für die dänischen Kolonien verfügt, das Justiz-, Finanz-, Heer- und Unterrichtswesen verbessert, Handel und Ackerbau gefördert etc. Auch nach außen hin blieb, abgesehen von einem kurzen Krieg mit Schweden (1788), der Friede gewahrt. Als jedoch nach A. P. v. Bernstorffs Tod (1797) dessen Sohn Christian Günther (s. Bernstorff 3) leitender Minister ward, schlug F. eine unheilvolle auswärtige Politik ein. Infolgedessen ward Dänemark in mehrere Kriege mit England und Schweden verwickelt und verlor 1814 im Kieler Frieden Norwegen und Helgoland. Das zum Ersatz ihm gegebene Vorpommern tauschte F. schon 1815 an Preußen gegen Lauenburg aus und ward hierauf Mitglied des Deutschen Bundes für Holstein und Lauenburg. Als König (seit 1808) widerstrebte F. hartnäckig jeder Beschränkung seiner absoluten Herrschermacht und ließ sich erst 1834 zur Einführung von Provinzialständen bewegen, von denen wenigstens ein Anstoß zu Verwaltungs- und Gesetzgebungsreformen ausging. Vgl. Giessing, Zur Regierungsgeschichte Friedrichs VI. (bearbeitet von Jenssen-Tusch, Kiel 1851–52, 2 Bde.); S. B. Thrige, Frederik VI.'s Historie (Kopenh. 1891); Kaas, Frederik VI. 's Udsoning med Napoleon (1894); Rubin, Frederik VI.'s Tid fra Kielerfreden til Kongens Död (1895); Thorsöe, Fra Frederik VI.'s Hofkredse (1898).

23) F. VII., Stiefgroßvetter des vorigen, geb. 6. Okt. 1808 zu Kopenhagen, gest. kinderlos 15. Nov. 1863 in Glücksburg, beschwor, unmittelbar nachdem er 1848 seinem Vater Christian VIII. gefolgt war, durch Berufung eines aus entschiedenen Eiderdänen (s.d.) bestehenden Kabinetts eine Erhebung der Herzogtümer (s. Schleswig-Holstein, Geschichte) herauf, die jedoch mißlang und eine rücksichtslose Unterdrückung des dortigen Deutschtums zur Folge hatte. Um so volkstümlicher war F. in Dänemark, wo er durch das Grundgesetz vom 5. Juni 1849 die Staatsverfassung auf eine konstitutionell-demokratische Grundlage stellte. Im übrigen überließ er die Staatsleitung zumeist seinen, abwechselnd aus Eiderdänen oder Gesamtstaatsparteilern zusammengesetzten Ministerien. Seine Lieblingsbeschäftigung war die Sammlung und Erforschung nordischer Altertümer; in den »Schriften« der Kopenhagener Nordischen Altertumsgesellschaft veröffentlichte er mehrere wertvolle Abhandlungen. F. war vermählt seit 1828 mit seiner Cousine, der Prinzessin Wilhelmine Marie von Dänemark (gest. 1891), der Tochter Friedrichs VI., sodann, nach Lösung dieser Ehe, 1841 mit Karoline, Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, und, nachdem auch diese kinderlose Ehe 1846 geschieden worden (die Königin starb 1. Juni 1876 in Neustrelitz), 1850 morganatisch mit Demoiselle Rasmussen, die er zur Gräfin Danner (s.d.) erhob. Ihm folgte Prinz Christian von Glücksburg als Christian IX. Vgl. Giessing, Kong Frederik VII.'s Ungdoms-og Regjeringshistorie (Kopenh. 1865); Thorsöe, Kong Frederik VII.'s Regering (das. 1884–89, 2 Bde.).

24) F., Kronprinz von Dänemark, geb. 3. Juni 1843 in Kopenhagen, war 1864 während des deutsch-dänischen Krieges Leutnant in Nordjütland. Später Generalinspekteur der dänischen Armee, hat er mehrfach, besonders in letzter Zeit, für seinen Vater Christian IX. die Regentschaft geführt. Er vermählte sich 1869 mit Luise von Schweden (geb. 31. Okt. 1851), der einzigen Tochter König Karls XV., die ihm acht Kinder gebar; der älteste Sohn, Prinz Christian, geb. 26. Sept. 1870 zu Charlottenlund, vermählte sich 1898 mit der Prinzessin Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin (geb. 24. Dez. 1879).

[Hessen.] 25) F. 11., Landgraf von Hessen, geb. 14. Aug. 1720 in Kassel, gest. 31. Okt. 1785, Sohn des Landgrafen Wilhelm VIII., in Genf erzogen, kämpfte als hessischer General im Österreichischen Erbfolgekrieg gegen die Franzosen, 1745–46 in Schottland gegen den Stuartschen Prätendenten, trat 1749 in Paderborn heimlich zum Katholizismus über, mußte aber 1754 die Assekurationsakte anerkennen, die Hessen das reformierte Bekenntnis sicherte, trat 1756 in preußische Dienste und folgte 1760 seinem Vater in der Regierung. Obwohl berüchtigt durch seinen Menschenhandel, indem er 1776 im nordamerikanischen Kriege ein Korps von 12,000 Mann in britischen Sold gab, war er ein tüchtiger Fürst, regierte sparsam, sammelte einen ansehnlichen Schatz, liebte Künste und Wissenschaften,[123] gründete das Museum Fridericianum, stiftete die Akademie der Künste und tat viel für die Verschönerung Kassels. Vgl. Hartwig, Der Übertritt des Erbprinzen F. von Hessen-Kassel zum Katholizismus (Kassel 1870); Pfister, Landgraf F. II. und sein Hessen (1. Teil, das. 1879).

26) F. Wilhelm 1., Kurfürst von Hessen, geb. 20. Aug. 1802 in Hanau, gest. 6. Jan. 1875 in Prag, einziger Sohn des Kurfürsten Wilhelm II. und der Prinzessin Auguste, Tochter Friedrich Wilhelms II. von Preußen, lebte mit seinem Vater infolge von dessen Verhältnis zu Emilie Ortlöpp auf gespanntem Fuß. Als im Januar 1831 die kurfürstliche Maitresse durch einen Tumult aus Kassel vertrieben und Wilhelm II. ihr nach Hanau gefolgt war, übertrug dieser F. W. 30. Sept. 1831 die Mitregentschaft und einstweilen die alleinige Regierung. Durch manche Einschränkungen im Hofhaushalt eine Zeitlang populär, lenkte F. W. unter Hassenpflugs Einfluß bald in eine ganz reaktionäre Strömung ein, und seine Regierung war ein fortwährender, auf schikanöse Weise geführter Kampf mit der Landesvertretung. Seine morganatische Ehe mit Gertrud Falkenstein, der geschiedenen Frau eines preußischen Leutnants, Lehmann, die er 1831 zur Gräfin von Schaumburg und 1833 zur Fürstin von Hanau (s.d.) erhob, gab zuerst, da die seit 1831 nach Kassel zurückgekehrte Kurfürstin diese Verbindung nicht anerkennen wollte, zu Unruhen Veranlassung. Nach dem Tode seines Vaters (20. Nov. 1847) Kurfürst geworden, machte F. W. einen verunglückten Versuch, sich seiner Verbindlichkeit der Verfassung gegen über zu entledigen, bildete aber 1848, durch das stürmisch mahnende Volk gezwungen, aus den Mitgliedern der konstitutionellen Opposition das Ministerium Eberhard. Als im übrigen Deutschland die Reaktion wieder festen Fuß faßte, entließ der Kurfürst 23. Febr. 1850 das Ministerium, berief Hassenpflug wieder und brach endlich durch vom Bund erbetene Exekutionstruppen den Widerstand des Volkes. Am 27. Dez. 1850 nach Kassel zurückgekehrt, hob der Kurfürst die Verfassung von 1831 auf und oktroyierte 13. April 1852 eine neue, die das Zweikammersystem einführte. Die Streitigkeiten zwischen Regierung und Ständen dauerten fort, auch als 1855 Hassenpflug entlassen wurde: trotz der Mahnungen Preußens, den Wünschen des Volkes durch Wiederherstellung der Verfassung von 1831 nachzugeben, ward 30. Mai 1860 eine neue Verfassung oktroyiert, die mit 1. Juli in Kraft treten sollte. Die Wahlen für die Kammer entschieden dreimal nacheinander gegen sie, und Preußen sowie Österreich schritten gegen das Willkürregiment des Kurfürsten ein. Ein eigenhändiges Schreiben des Königs von Preußen an letztern ward aber so aufgenommen, daß Preußen als Genugtuung Entlassung des kurhessischen Ministeriums forderte und, da diese verweigert wurde, zwei Armeekorps kriegsbereit machte. Erst jetzt fügte sich der Kurfürst dem am 24. Mai 1862 erfolgten Bundesbeschluß; das Ministerium ward entlassen und die Verfassung von 1831 wiederhergestellt. Bei den Kämpfen zwischen Preußen u. Österreich stand F. W. stets zu letzterm und weigerte sich 1866 auch nach Besetzung Kassels, dem neuen preußischen Bund beizutreten. Da er trotzdem in seiner Residenz blieb, wurde er 23. Juni als Staatsgefangener nach Stettin gebracht, wo er nach dem Prager Frieden und der definitiven Annexion Kurhessens durch Preußen 17. Sept. 1866 einen Vertrag schloß, in dem er, ohne auf seine Hoheitsrechte zu verzichten, gegen eine finanzielle Abfindung seine Untertanen von den Pflichten gegen ihn entband. Wegen seiner durch Denkschriften u. dgl. fortgesetzten Agitation gegen Preußen ward über das ihm zur Nutznießung abgetretene Fideikommißvermögen 1869 die Sequestration verhängt. Auch die Ereignisse 1870/71 erschütterten den Kurfürsten nicht in seiner Zuversicht auf die Wiederherstellung seines Thrones, und unversöhnt mit Preußen starb er 1875 in Prag, nachdem er die letzten Jahre auf seinen Besitzungen zu Horzowitz in Böhmen gelebt hatte. Er hinterließ seine Witwe, die Fürstin von Hanan (gest. 1882), mit sechs Söhnen und drei Töchtern, die den Titel ihrer Mutter führen und das beträchtliche Privatvermögen erbten; das Anrecht an das Hausfideikommiß ging auf den Landgrafen Friedrich von Hessen, geb. 1820, gest. 1884, über, mit dem sich die Krone Preußen verständigte. Vgl. Grebe, F. Wilhelm I., Kurfürst von Hessen (Kassel 1902).

27) F. II., Landgraf von Hessen-Homburg (der »Prinz von Homburg«), geb. 9. Juni 1633, gest. 24. Jan. 1708, fünfter Sohn des Landgrafen Friedrich I., besuchte die Akademie in Genf, bereiste Italien und Frankreich, trat 1654 in schwedische Dienste und focht unter König Karl Gustav gegen Polen und Dänemark. Vor Kopenhagen ward ihm 29. Jan. 1659 das linke Bein zerschmettert; von dem künstlichen Bein mit silbernen Gelenken, das er seitdem trug, erhielt er den Beinamen »mit dem silbernen Beine«. 1661 mit der bereits bejahrten Gräfin Margarete Brahe, Witwe des Grafen Johann Oxenstierna, vermählt, verließ er den schwedischen Dienst und kaufte sich von dem Vermögen seiner Gemahlin, die schon 1669 starb, bedeutende Güter. 1670 verheiratete er sich zum zweitenmal mit Luise von Kurland, einer Base des Großen Kurfürsten, vertauschte das lutherische mit dem reformierten Bekenntnis und wurde brandenburgischer General der Kavallerie; seinen Kriegsruhm begründete er 1675 bei Fehrbellin. Nach dem Tode seines ältern Bruders, Georg Christian, 1681 zur Regierung in Homburg berufen, baute er das Schloß daselbst und mehrte durch Aufnahme flüchtiger Hugenotten und Waldenser Einwohnerzahl, Gewerbtätigkeit und Wohlstand des Landes. Nach dem Tode seiner zweiten Gemahlin (1690) vermählte er sich zum drittenmal 1692 mit Sophie Sibylle von Leiningen. Von seinen 15 Kindern überlebten ihn 7; sein Nachfolger ward Friedrich Jakob. 1889 erhielt das 2. hessische Husarenregiment Nr. 14 seinen Namen. Sein entschlossener und praktischer Sinn steht zu dem in H. v. Kleists Schauspiel gezeichneten romantischen »Prinzen von Homburg« in Widerspruch. Vgl. Hamel, F. 11., mit dem silbernen Bein, Landgraf von Hessen-Homburg (Berl. 1861); Jungfer, Der Prinz von Homburg (das. 1890).

[Hohenzollern.] 28) F. Franz Xavier, Prinz von Hohenzollern-Hechingen, österreich. Feldmarschall, geb. 31. Mai 1757 in Gheule bei Maastricht, gest. 6. April 1844 in Wien, trat 1773 in holländische, bald darauf in österreichische Dienste, deckte 1788 mit seinem Kürassierregiment die Festung Belgrad gegen die Türken, befehligte in dem Revolutionskrieg von 1793–95 die Vorhut des verbündeten Heeres, kämpfte bei Neerwinden und Wattignies, zeichnete sich 1796 als Generalmajor bei Mantua und Caldiero aus, mußte aber nach dem blutigen Kampf um den Entsatz Mantuas bei dem Lustschloß Favorite kapitulieren. Nach dem Frieden von Campo Formio 1797 erhielt er den Oberbefehl über die Provinzen Treviso und Belluno, rettete 1799 Verona, zwang Mailand zur Übergabe, rückte hierauf vor Modena, hemmte den Zug des französischen Generals Macdonald und machte[124] es dadurch den verbündeten Feldherren möglich, sich zu vereinigen und Moreau und Macdonald getrennt zu schlagen. Hierauf erstürmte er Soults Verschanzungen an der Bocchetta und deckte so die Belagerung Genuas. Nach der Übergabe hielt er die Stadt besetzt, bis infolge des Vertrags von Alessandria 24. Juni 1800 die Räumung Genuas erfolgte. Am 25. Sept. leitete er die Schlacht von Bozzolo, schloß dann die beiden Waffenstillstände ab, die dem Lüneviller Frieden vorangingen, und ward nach dem Frieden Militärkommandant von Westgalizien mit dem Sitz in Krakau. 1809 rückte er nach den unglücklichen Gefechten bei Regensburg über Furth nach Böhmen. Infolge seiner bei Aspern bewiesenen Tapferkeit erhielt er bei Wagram den Befehl über das Zentrum, deckte nach dem Verlust dieser Schlacht den Rückzug und ward nach dem Friedensschluß zum Befehlshaber in Innerösterreich ernannt. 1812–13 kommandierte er das in Galizien zusammengezogene Reservekorps und 1815 die zweite deutsche Heeresabteilung, mit der er das von Rapp besetzte Straßburg einschloß. 1825 wurde er Präsident des Hofkriegsrats, 1826 Kapitän der ersten Arcierengarde und 1830 Feldmarschall. Vgl. v. Smola, Das Leben des Feldmarschalls Prinzen C. Franz Xavier zu Hohenzollern-Hechingen (Wien 1845).

29) F. Wilhelm Konstantin, Fürst von Hohenzollern-Hechingen, geb. 16. Febr. 1801, gest. 3. Sept. 1869, leitete bei der Kränklichkeit seines Vaters seit 1834 die Regierungsgeschäfte, folgte ihm 1838 und ward durch den Tod seiner Mutterschwester 1842 Herzog von Sagan. Übereinstimmend mit der verwandten sigmaringischen Linie entsagte er infolge der Übereinkunft vom 7. Dez. 1849 der Regierung und überließ, vorbehaltlich der Rechte eines souveränen Fürsten, sein Fürstentum dem König von Preußen gegen eine Leibrente. Seitdem mit den Prärogativen eines nachgebornen Prinzen des preußischen Königshauses zu Löwenberg in Schlesien lebend, pflegte er namentlich die Musik und hielt eine vortreffliche Kapelle. Er war vermählt mit der Prinzessin Eugenie von Leuchtenberg und nach deren Tode (September 1847) seit 1850 morganatisch mit Freiin Amalie Schenk v. Geyern, die der König von Preußen zur Gräfin von Rothenburg erhob.

30) F. Eugen Johann, Prinz von Hohenzollern, preuß. General der Kavallerie, geb. 25. Juni 1843, vierter Sohn des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, trat in die preußische Armee und nahm als Oberst des 2. Gardedragonerregiments an den Kriegen von 1866 und 1870/71 teil. 1885 Generalmajor und Kommandeur der 3. Gardekavalleriebrigade, 1889 Kommandeur der 22. Division in Kassel und 1893 kommandierender General des 3. Armeekorps geworden, nahm er 1895 den Abschied. Er lebt in München und ist seit 1879 mit der Prinzessin Luise von Thurn und Taxis vermählt.

[Liegnitz.] 31) F. II., Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlau, geb. 12. Febr. 1480, gest. 17. Sept. 1547, Sohn des Herzogs Friedrich I. von Liegnitz und der Ludmilla Podiebrad, übernahm 1499 die Regierung von Liegnitz, während er Brieg seinem jüngern Bruder, Georg, überlief;. Als dieser ohne Kinder starb, nahm F. 1521 Brieg in Besitz und erwarb 1524 das Herzogtum Wohlau durch Kauf, führte 1523 die Reformation in seinem Land ein und verteidigte seinen religiösen Standpunkt 1527 in zwei Schriften, der »Grund-Ursach« und der »Apologie«. 1537 schloß er mit Joachim II. von Brandenburg die durch eine Doppelheirat bestegelte Erbverbrüderung, die Brandenburg-Preußens Ansprüche auf Schlesien begründete, obwohl sie König Ferdinand I. von Böhmen 1546 für ungültig erklärte. F. war zuerst mit der polnischen Prinzessin Elisabeth, dann mit der Prinzessin Sophie von Brandenburg vermählt.

[Mainz.] 32) Erzbischof von Mainz, erlangte 937 nach Hildeberts Tod diesen Bischofssitz, beteiligte sich als Gegner Ottos d. Gr. 939 an der Empörung der Herzöge Eberhard und Giselbert, ward gefangen und ein Jahr in Hast gehalten, war 941 in den verbrecherischen Mordanschlag Heinrichs gegen seinen Bruder Otto I. verwickelt, reinigte sich aber durch die Abendmahlsprobe, erlangte Verzeihung, begleitete 951 den König nach Italien und ward vergebens nach Rom gesendet, um vom Papste die Kaiserkrönung zu erwirken. An der Verschwörung des Sohnes und Schwiegersohnes Ottos, Liudolfs und Konrads des Roten, gegen den Vater beteiligt, lockte er 953 den König nach Mainz in ihre Gewalt, überließ ihnen Mainz, aber blieb selbst dem Kampfe fern und starb im Oktober 954. Für die Hebung der Kirche in seiner Diözese hat er trefflich gesorgt.

[Mecklenburg.] 33) F. Franz I., Herzog, dann Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, geb. 10. Dez. 1756, gest. 1. Febr. 1837, Sohn des Herzogs Ludwig und der Prinzessin Charlotte von Sachsen-Koburg-Saalfeld, folgte seinem Oheim, dem Herzog Friedrich, 24. April 1785, trat 1786 dem Deutschen Fürstenbund bei, löste 1787 die vier an Preußen verpfändeten Ämter ein und erwarb 1803 sieben dem Bistum Lübeck gehörige, von Mecklenburg eingeschlossene Dörfer, ferner die Stadt Wismar nebst den Ämtern Poel und Neukloster gegen eine Entschädigung von 1,250,000 Tlr. von Schweden als Pfand, jedoch zum vollen Besitz. Im November 1806 wurde sein Land von den Franzosen besetzt, er selbst aber im Tilsiter Frieden auf Verwendung Kaiser Alexanders wieder eingesetzt. Am 22. März 1808 trat er dem Rheinbund bei, stellte zu dem Feldzug Napoleons von 1812: 1700 Mann Hilfstruppen, sagte sich aber als erster Fürst vom Rheinbund los (14. März 1813), ließ seine Truppen an den Feldzügen von 1813–15 gegen Frankreich und Dänemark teilnehmen und nahm 17. Juni 1815 unter Beitritt zum Deutschen Bunde die großherzogliche Würde mit dem Prädikat »Königliche Hoheit« an. Er war mit der Prinzessin Luise von Sachsen-Gotha vermählt, die ihm vier Söhne und zwei Töchter gebar.

34) F. Franz II., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, geb. 28. Febr. 1823, gest. 15. April 1883, Sohn des Großherzogs Paul Friedrich und der Prinzessin Alexandrine von Preußen, studierte in Bonn, als ihn der Tod seines Vaters 7. März 1842 zur Regierung rief. In den Jahren 1848 und 1849 zu einer zeitgemäßen Reform der Landesverfassung geneigt, stellte er bei dem Widerstand der Aristokratie doch die alten Verhältnisse wieder her und erregte Mißstimmung durch die Bevorzugung der exklusiven kirchlichen Partei, die seine erste Gemahlin, Auguste, Tochter Heinrichs LXIII. von Reuß-Schleiz, sehr begünstigte. Aus dieser Ehe entsprangen außer dem Erbprinzen Friedrich Franz Paul nach zwei Prinzen und eine Prinzessin. Nach dem Tode der Großherzogin (3. März 1862) vermählte sich F. 12. Mai 1864 mit der Prinzessin Anna, Tochter des Prinzen Karl zu Hessen und bei Rhein, die aber schon 15. April 1865 mit Hinterlassung einer Tochter starb. Seine dritte Gemahlin, seit 4. Juli 1868, war Prinzessin Marie[125] von Schwarzburg-Rudolstadt, die ihm noch eine Tochter und drei Söhne schenkte. Von deutschem Patriotismus beseelt, hatte F. an der Einigung Deutschlands bedeutenden Anteil. Militärisch tätig war F. 1864 im Hauptquartier Wrangels, befehligte 1866 selbständig die zweite preußische Reservearmee, die in Bayern einrückte, führte 1870 anfangs den Oberbefehl über einen Teil der zum Schutz der Küsten zurückbleibenden Truppen, erhielt aber im August das Kommando über das 13. Armeekorps und nahm an der Zernierung von Metz teil. Sodann von Reims aus die Belagerung von Toul und Soissons leitend, hielt er im Oktober die französische Loirearmee in Schach, nahm hierauf wesentlichen Anteil an den Kämpfen bei Orléans, kommandierte im Januar 1871 den rechten Flügel der gegen Le Mans vordringenden Armee, besetzte nach der Schlacht bei Le Mans Alençon, später Rouen und kehrte im Februar nach Versailles zurück, wo ihn der Kaiser zum Generalinspekteur der zweiten Armeeinspektion ernannte. Am 2. Sept. 1873 wurde er Generaloberst der Infanterie mit dem Rang eines Generalfeldmarschalls, 1889 erhielt das 4. brandenburgische Infanterieregiment Nr. 24 seinen Namen. Vgl. v. Hirschfeld, F. Franz II., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin und seine Vorgänger (Leipz. 1891, 2 Bde.); Volz, F. Franz II. (Wismar 1893).

35) F. Franz 111. Paul, Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, geb. 19. März 1851, gest. 10. April 1897 in Cannes, Sohn des vorigen, folgte seinem Vater 15. April 1883 in der Regierung, hielt sich aber wegen eines Brustleidens meist im Ausland auf. Er war seit 24. Jan. 1879 mit der russischen Großfürstin Anastasia Michailowna (geb. 28. Juli 1860) vermählt, die ihm den Erbgroßherzog Friedrich Franz und zwei Töchter gebar. Vgl. Schröder, F. Franz III. (Schwerin 1898).

36) F. Franz IV., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, geb. 9. April 1882 zu Palermo, Sohn des Großherzogs F. Franz III. Paul und der Großfürstin Anastasia von Rußland, gelangte 10. April 1897 durch seines Vaters Tod zur Regierung; sein Oheim Herzog Johann Albrecht (s. Johann 16) führte bis zu seiner erfolgten Volljährigkeit 9. April 1901 die Regierung, da der ältere Bruder, Herzog Paul Friedrich, infolge seines Übertritts zum Katholizismus auf alle Thronfolgerechte verzichtet hatte. F., der in Dresden das Gymnasium und seit Ostern 1900 in Bonn die Universität besuchte, wurde 1. Jan. 1904 vom Kaiser zum Generalmajor ernannt und ist seit Anfang 1905 mit Alexandrine, der zweiten Tochter des Herzogs von Cumberland (geb. 1882), vermählt.

37) F. Wilhelm, Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, geb. 17. Okt. 1819, Sohn des Großherzogs Georg und der Prinzessin Marie von Hessen-Kassel, folgte 6. Sept. 1860 seinem Vater in der Regierung. Der Neugestaltung Deutschlands unter Preußens Führung lange abgeneigt, nahm er am Kriege von 1866 auf Preußens Seite nicht teil. Er ist seit 1843 mit Prinzessin Augusta Karoline, der Tochter des verstorbenen Herzogs Adolf von Cambridge, vermählt, die am 22. Juli 1848 den Erbgroßherzog Adolf Friedrich gebar. Vgl. Bartold, F. Wilhelm, Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, und Auguste Carolina (Neustrelitz 1893).

[Meißen-Thüringen.] 38) F. Tuto oder Tutta, was vielleicht der Stammler bedeutet, geb. 1269, gest. 16. Aug. 1291, Sohn des Markgrafen Dietrich von Landsberg und Meißen, erbte zu seinen väterlichen Ländern, die er 1285 übernahm, bei Heinrichs des Erlauchten Tode (1288) neben dessen Söhnen Albrecht und Friedrich dem Kleinen, seinen Oheimen, den dritten Teil der Mark Meißen und brachte auch deren Anteile 1289 durch Vertrag an sich, starb aber ohne männliche Nachkommen.

39) F. der Freidige (d. h. der Mutige, Unerschrockene), Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen, geb. 1257, gest. 17. Nov. 1323, Sohn Albrechts des Entarteten, nach der Sage, daß seine Mutter Margarete, vor ihrem Gemahl 1270 von der Wartburg fliehend, vom Abschiedsschmerz übermannt, ihn in die Wange gebissen habe, auch der Gebissene genannt, war seit 1280 Pfalzgraf von Sachsen. Weil sein Vater den Halbbruder Apitz bevorzugte, bekriegte er ihn in Verbindung mit seinem Bruder Diezmann, geriet zwar 1281 in Gefangenschaft, doch erkannte nach längerm Kampf der Vater 1289 ihr Recht an. Nach dem Tod ihres Oheims Friedrich Tutta (1291) setzten sich beide Brüder in den Besitz von dessen Ländern, wobei F. die Mark Meißen erhielt, ihrem Vater nur die Mark Landsberg überlassend. Da aber König Adolf Meißen und Osterland als durch Tuttas Tod heimgefallene Lehen betrachtete und Thüringen dem verschuldeten Albrecht abkaufte, begannen beide den Kampf, mußten aber aus dem Lande weichen, und F. verweilte in der Fremde, bis ihm der Tod Adolfs sein Land zurückgab, worauf sich sein Vater mit ihm versöhnte. Aber auch König Albrecht 1. erhob Ansprüche auf Thüringen und hatte die Städte, die reichsfrei zu werden wünschten, auf seiner Seite. Die landgräfliche Familie wurde auf der Wartburg von den Eisenachern belagert, aber von F. befreit. Doch schaffte erst der Sieg bei Lucka (31. Mai 1307) dem bedrängten Brüderpaar Raum (s. Diezmann); neuen Rüstungen des Königs kam sein blutiges Ende zuvor. Nach Diezmanns Tode (1307) huldigten die Vasallen F. allein, Albrecht hatte schon früher gegen ein Jahrgeld auf die Regierung verzichtet; nur die Städte zeigten sich noch abgeneigt, aber Erfurt wurde mit Gewalt unterworfen. Mit Kaiser Heinrich VII., dem sich F. anfangs nicht unterwerfen wollte, versöhnte er sich und erhielt von ihm 1310 seine Länder in feierlicher Belehnung zurück. Noch dauerte der Kampf mit Brandenburg fort; F., in des Markgrafen Waldemar Gefangenschaft geraten, erkaufte seine Freiheit im Vertrag von Tangermünde (1312) nur mit 32,000 Mk. Silber und der Abtretung der Niederlausitz. Die 1316 erneuerte Fehde beendete 1317 der Magdeburger Frieden. Bei dem Aussterben des askanischen Hauses gewann F. bis auf Landsberg und die Niederlausitz alles Verlorne wieder. Seit 1321 war er durch einen Schlagfluß gelähmt. Seine Gebeine wurden später von Eisenach nach dem Grimmenstein in Gotha gebracht und bei dessen Abbruch im Friedenstein versenkt, sein Grabmal aber in Reinhardsbrunn aufgestellt. Er vermählte sich 1285 mit Agnes, der Tochter des Grafen Meinhard von Görz und Tirol, der verwitweten Mutter Konradins, und nach deren Tode 1303 mit Elisabeth von Arnshaugk, der Tochter seiner Stiefmutter. Nur zwei Kinder überlebten ihn, die 1322 an Heinrich II. von Hessen vermählte Elisabeth und Friedrich, sein Nachfolger. Vgl. Wegele, F. der Freidige etc. und die Wettiner seiner Zeit (Nördlingen 1870); Wenck, F. des Freidigen Erkrankung und Tod (Festschrift zum 75jährigen Jubiläum des königlich sächsischen Altertumsvereins; Dresd. 1900).

40) F. II., der Ernsthafte, Sohn des vorigen, geb. 1310, gest. 18. Nov. 1349, folgte seinem Vater[126] 1324 anfangs unter Vormundschaft seiner Mutter Elisabeth, erwarb durch seine Gemahlin Mathilde, Tochter des Kaisers Ludwig des Bayern, die Schutzherrschaft über Mühlhausen, Nordhausen und Goslar, hatte vieljährige Kämpfe mit seinen Vasallen und Nachbarn, namentlich den Grafen von Weimar und Schwarzburg (Grafenkrieg 1342–45), zu bestehen, in denen er das Übergewicht der Wettiner über die Grafen für alle Zeit entschied. Darauf erließ er das thüringische Landfriedensgesetz vom 30. Nov. 1338. Nach Kaiser Ludwigs Tode wies er die von der bayrischen Partei angebotene Krone zurück, ließ sich jedoch diese Verzichtleistung von Karl IV. mit 10,000 Mk. Silber bezahlen. Von seinen Söhnen ward Ludwig Kurfürst von Mainz, die andern drei, Friedrich, Balthasar und Wilhelm, folgten ihm in der Regierung.

41) F. III., der Strenge wegen seiner Tapferkeit genannt, ältester Sohn des vorigen, geb. 14. Okt. 1332, gest. 21. Mai 1381 in Altenburg, nach des Vaters Tode Vormund über seine jüngern Brüder, führte, auch als sie mündig geworden, auf Grund eines Vertrags die Regierung fort bis zu der Örterung von 1379, durch die F. das Osterland erhielt. Außer dem ihm von seiner Gemahlin Katharina von Henneberg zugebrachten großen Teil der Pflege Koburg und außer dem Heiratsgute, das Balthasars Gemahlin einbrachte, wurden durch Kauf Elgersburg, die Stadt Zörbig, die von den Wettiner Landen abgelösten Teile von Landsberg und die Stadt Sangerhausen wiedererworben, die Vögte von Plauen und die Grafen von Schwarzburg mit Gewalt zu einer Reihe von Abtretungen genötigt. Die zur Vernichtung des Sternerbundes im Verein mit Heinrich II. von Hessen unternommene Fehde führte 1373 die erste Erbverbrüderung mit Hessen herbei. Seine Söhne waren Friedrich der Streitbare und Wilhelm II. Vgl. Ahrens, Die Wettiner und Kaiser Karl IV. (Leipz. 1895).

42) F. der Friedfertige, auch der Einfältige genannt, geb. 1385, gest. 4. Mai 1440, des Landgrafen Balthasar Sohn aus erster Ehe, Neffe des vorigen, folgte seinem Vater 1406 in Thüringen. Mit seinen Vettern Friedrich dem Streitbaren und Wilhelm geriet er infolge der Abhängigkeit, in der er zu dem Vater seiner Gemahlin Anna, dem Grafen Günther von Schwarzburg, stand, in mancherlei Mißhelligkeiten. Da er kinderlos starb, fielen seine Länder an Kurfürst Friedrich den Sanftmütigen und dessen Bruder Wilhelm.

[Niederlande-Oranien.] 43) F. Heinrich, Prinz von Oranien, jüngster Sohn des Prinzen Wilhelm I. und seiner Gemahlin Luise de Coligny, wenige Monate vor der Ermordung seines Vaters 29. Jan. 1584 in Delft geboren, gest. 14. März 1647, wuchs unter der Leitung seiner Mutter und seines ältern Bruders, Moritz, auf und zeichnete sich schon früh in dem Freiheitskriege gegen Spanien durch Mut und militärisches Geschick aus. 1625 wurde er nach Moritz' Tode Statthalter der Republik der Vereinigten Niederlande, die unter seiner Leitung ihre höchste Blüte und Macht entfaltete. Im Innern suchte der Prinz die religiösen Parteiungen zu beschwichtigen; obwohl er selbst anfangs vermöge seiner milden Gesinnung mehr zu den Remonstranten neigte, trat er doch nicht gegen die intoleranten Gomaristen auf und begnügte sich, die Remonstranten gegen die Verfolgungssucht ihrer Gegner zu schützen. Die auswärtige Politik leitete er vortrefflich und wehrte die große Gefahr, die auch den Niederlanden von der vereinigten habsburgischen Macht drohte, durch Bündnisse mit Dänemark, Schweden und namentlich 1635 mit Frankreich ab. Vor allem aber ausgezeichnet war er als Feldherr, besonders im Festungskrieg; sein Hauptquartier galt als die hohe Schule der Kriegskunst, in der sich Torstensson, Turenne, Karl X. Gustav von Schweden und der Große Kurfürst von Brandenburg gebildet haben. Berühmt sind namentlich die Belagerung und Eroberung von Grol 1627, von Herzogenbusch 1629. Im J. 1632 eroberte er Roermond, Venlo und Maastricht, 1637 Breda und verschaffte der Republik jene Verteidigungslinie, die sie im Frieden von Münster behauptete. Er hinterließ seine Würden seinem einzigen Sohn von seiner Gemahlin Amalie von Solms, Prinzen Wilhelm II. F. Heinrichs Feldzüge sind in den »Mémoires de Frédéric Henri« (Amsterd. 1733) beschrieben.

44) Friedrich Wilhelm Georg, Prinz, geb. 15. Febr. 1774 im Haag, gest. 6. Jan. 1799 in Padua, zweiter Sohn des Erbstatthalters Wilhelm V. der Niederlande und der Prinzessin Wilhelmine von Preußen, trat früh in niederländische Kriegsdienste, nahm 1793, als Holland von Dumouriez angegriffen wurde, mit einem zusammengerafften Korps den Franzosen Geertruidenberg und Klundert wieder ab und drängte den Feind über die Lye zurück. 1794 ward er General der Kavallerie, legte aber 1795 seine Befehlshaberstelle nieder und folgte bald seinem Vater nach England. 1796 trat er als Generalmajor bei der Armee am Niederrhein in österreichische Dienste; Kehls Übergabe erfolgte durch seine Erstürmung der Schwabenschanze. Im Februar 1797 kam er zur Armee des Erzherzogs Karl nach Italien, ward Feldmarschalleutnant und erhielt im November 1798 den Oberbefehl über das ganze österreichische Heer in Italien als Feldzeugmeister, starb aber bald darauf. In Delft (früher in Padua) steht sein Denkmal von Canova.

45) Friedrich Wilhelm Karl, Prinz der Niederlande, geb. 28. Febr. 1797 in Berlin, gest. 8. Sept. 1881, zweiter Sohn des Königs Wilhelm I. und der Prinzessin Wilhelmine Luise von Preußen, wurde größtenteils am preußischen Hof erzogen, machte den Feldzug von 1813 mit und trat dann in das niederländische Heer. Nach dem Familienvertrag vom 4. April 1815 sollte er, sobald sein älterer Bruder König von Holland würde, die deutschen Erblande der Familie Oranien-Nassau, da diese aber ausgetauscht wurden, als souveräner Großherzog Luxemburg erhalten; doch trat er seine Ansprüche 1816 gegen eine Entschädigung in Domänen ab und erhielt den Titel Prinz der Niederlande. Bald darauf wurde er Generalkommissar des Kriegsdepartements, Generaloberst und Feldmarschall der Land macht, 1829 Admiral des Königreichs und Großmeister der Artillerie und entwickelte in diesen Ämtern große Tätigkeit. 1830 an die Spitze eines Korps gestellt, das Brüssel unterwerfen sollte, wurde er zum Rückzuge gezwungen. Der Rücktritt seines Vaters von der Regierung bestimmte ihn, sich von allen öffentlichen Geschäften zurückzuziehen. Er lebte seitdem teils in den Niederlanden, teils in dem von ihm gekauften Muskan in der Lausitz und starb, ohne Söhne zu hinterlassen. Seit 1825 war er mit der Prinzessin Luise von Preußen, Tochter des Königs Friedrich Wilhelm III., vermählt, die 6. Dez. 1870 starb. Vgl De Bas, Prins Frederik der Nederlandenen sijn tijd (Schiedam 1884–1900).

[Oldenburg.] 46) F. August, Großherzog von Oldenburg, geb. 16. Nov. 1852, gelangte 13. [127] Juni 1900 durch den Tod seines Vaters Peter zur Regierung und ist ein eifriger Förderer der deutschen Marine. In erster Ehe war er seit 18. Febr. 1878 mit Prinzessin Elisabeth, Tochter des Prinzen Friedrich Karl von Preußen (gest. 28. Aug. 1895), vermählt, die ihm 1879 eine Tochter Sophie Charlotte gebar. Seit 24. Okt. 1896 ist er mit Herzogin Elisabeth von Mecklenburg-Schwerin (geb. 10. Aug. 1869), einer Schwester des Gemahls der Königin Wilhelmine der Niederlande, vermählt, die am 10. Aug. 1897 den jetzigen Erbgroßherzog Nikolaus gebar; das jüngste Kind ist Ingeborg Alix, geb. 20. Juli 1901.

[Österreich.] 47) F. der Streitbare, Herzog von Österreich, geb. 1211, Sohn Leopolds VI. des Glorreichen, folgte diesem 1230 und nannte sich Herzog von Österreich und Steiermark, Herr von Krain. Tapfer und kriegslustig, ward er sogleich nach seinem Regierungsantritt nicht nur mit den Nachbarfürsten, insbes. Böhmens und Ungarns, sondern auch mit vielen aufständischen Edlen und Ministerialen seiner Lande in Kampf verwickelt. Er verstieß seine erste Gemahlin, beraubte seine Mutter ihrer Güter, belegte Adel und Geistlichkeit mit hohen Steuern und war daher gehaßt und gefürchtet. 1236 ward er vom Kaiser geächtet und seiner Länder verlustig erklärt, versöhnte sich aber mit ihm und erhielt seine Länder wieder, als Friedrich II. 1239 mit dem Bann belegt wurde. 1241 zog er den Ungarn gegen die Mongolen zu Hilfe, 1246 besiegte er den Herzog Ulrich von Kärnten, der ein böhmisches Heer nach Österreich führte, und nahm ihn gefangen, fiel aber 15. Juni 1246 im siegreichen Kampf gegen König Bela von Ungarn. Mit ihm, der 1245 mit dem Kaiser bereits über die Erlangung der Königswürde unterhandelt hatte, erlosch das Haus der Babenberger. Vgl. A. Ficke r, Herzog F. II., der letzte Babenberger (Innsbr. 1884).

48) F. mit der leeren Tasche, Herzog von Österreich, geb. 1382, gest. 24. Juni 1439, Sohn des Herzogs Leopold des Gütigen von Steiermark, erhielt bereits 1402 interimistisch, später (1407) definitiv die Herrschaft über Tirol und Vorderösterreich. Er führte 1405 einen Krieg gegen die Appenzeller, durch die er die Niederlage am Stoß erlitt. Auch der tirolische Adel unter der Führung Wolkensteins und Meinrichs von Rottenburg machte ihm viel zu schaffen. Da er 1415 auf dem Konstanzer Konzil dem Papst Johann XXIII. zur Flucht verhalf, ward er vom Kaiser geächtet und hart verfolgt; zugleich fielen Herren, Städte und Bischöfe, insbes. aber die Eidgenossen über seine Besitzungen her. Nach seiner Unterwerfung wurde er in Konstanz gefangen gehalten, entfloh aber nach Tirol, wo ihm besonders die Bauernschaft anhing, wurde dann 1417 von neuem in Acht und Bann getan, verband sich nun mit einigen andern Fürsten und versöhnte sich mit seinem Bruder, Herzog Ernst, worauf der Kaiser 1418 ihn in den größten Teil seiner Besitzungen wieder einsetzte; nur der Aargau und einige schweizerische Städte, Schaffhausen, Diessenhofen u. a., behaupteten ihre Unabhängigkeit von Habsburg. Den Spottnamen »mit der leeren Tasche« machte er durch seine finanziell geordnete, vom Bergsegen begünstigte Regierung wett. Die Sage setzt damit irrtümlich das sogen. goldene Dachl zu Innsbruck in Verbindung. 1424–36 war F Vormund der Söhne seines Bruders Ernst des Eisernen. Mit König Siegmund söhnte er sich 1425 völlig aus. Vgl. Brandis, Tirol unter F. von Österreich (Wien 1823); Beda Weber, Oswald von Wolkenstein und F. mit der leeren Tasche (Innsbruck 1850).

49) Friedrich Ferdinand Leopold, Erzherzog von Österreich, geb. 14. Mai 1821, gest. 5. Okt. 1847 in Venedig, Sohn des Erzherzogs Karl und der Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg, widmete sich dem Seedienst und nahm als Schiffskapitän 1840 an der von den Mächten der Londoner Quadrupelallianz gegen Syrien abgesandten Expedition teil. Später wurde er Vizeadmiral und Oberkommandant der Marine. Vgl. Bergmann, Erzherzog F. von Österreich und sein Anteil am Kriegszug in Syrien im Jahre 1840 (Wien 1857).

50) Friedrich Maria Albrecht Wilhelm Karl, Erzherzog von Österreich, geb. 4. Juni 1856 in Groß-Seelowitz bei Brünn als zweiter Sohn des Erzherzogs Karl Ferdinand, trat 1871 in das Tiroler Kaiserjägerregiment, ward 1880 Kommandant des 18. Infanterieregiments, 1882 Generalmajor, 1886 Feldmarschalleutnant, 1889 kommandierender General des 5. Armeekorps in Preßburg und 1894 Feldzeugmeister. Als Neffe des Erzherzogs Albrecht erbte er nach dessen Tode (1895) den größten Teil seiner Güter. Aus seiner Ehe mit der Prinzessin Isabella von Croy-Dülmen entsprossen acht Töchter und ein Sohn, Albrecht (geb. 24. Juli 1897).

[Pfalz.] 51) F. 1., der Siegreiche, Kurfürst von der Pfalz, von seinen Feinden »der böse Fritz« genannt, geb. 1. Aug. 1425, gest. 12. Dez. 1476, zweiter Sohn des Kurfürsten Ludwig III., erbte nach seines Vaters Tode 1436 einige Teile der pfälzischen Länder, überließ sie aber freiwillig seinem ältern Bruder, dem Kurfürsten Ludwig IV., und wurde 1449 für dessen minderjährigen Sohn Philipp Vormund und Administrator des Landes. Sein 1452 unternommener Versuch, sich von den Ständen des Landes die Regierung als Kurfürst auf Lebenszeit mit der Bedingung übertragen zu lassen, daß er sich nie standesgemäß vermählen und seinen Neffen Philipp als Sohn und Nachfolger annehmen wolle, scheiterte am Widerspruch Kaiser Friedrichs III. Die aufrührerischen Städte der Oberpfalz warf F. 1454 nieder, besiegte auch die Lützelsteiner Grafen und vereinigte ihre Grafschaft mit der Pfalz, demütigte den Pfalzgrafen von Veldenz und schloß mit Baden und Kurmainz Frieden. Als er später den abgesetzten Erzbischof Dietrich von Mainz gegen Adolf von Nassau unterstützte, verfiel er der Reichsacht; der hierdurch veranlaßte sogen. Pfälzer Krieg führte schließlich zu wesentlichen Gebietserwerbungen. Seiner Ehe mit Klara Den aus Augsburg, die er zum Fräulein v. Dettingen erhob und 1472 heiratete, entsprangen zwei Söhne, Friedrich und Ludwig, von denen der letztere Stammvater der Fürsten von Löwenstein-Wertheim wurde. Vgl. Kremer, Geschichte des Kurfürsten F. I. von der Pfalz (Mannh. 1766, 2 Bde.); K. Menzel, Kurfürst F. der Siegreiche von der Pfalz (Münch. 1861); Feeser, F. der Siegreiche, Kurfürst von der Pfalz (Neuburg a. D. 1880); Waßmannsdorf, Die Erziehung Friedrichs des Siegreichen von der Pfalz, aus M. Behaims Reimchronik mitgeteilt (Heidelb. 1886).

52) F. II., Kurfürst von der Pfalz, geb. 9. Dez. 1482, gest. 26. Febr. 1556, vierter Sohn des Kurfürsten Philipp, Freund Philipps des Schönen, diente als Prinz den Interessen des habsburgischen Hauses als diplomatischer Unterhändler und militärischer Führer, erhielt aber die begehrte Hand einer habsburgischen Prinzessin nicht. Er folgte 1544 seinem[128] ältern Bruder, Ludwig, in der Regierung, ließ die Reformation in der Pfalz sich ausbreiten und hob die Universität Heidelberg. Seine Ehe mit der dänischen Prinzessin Dorothea war kinderlos. Seine interessante Lebensgeschichte, von seinem Geheimsekretär verfaßt: Hubertus Thomas Leodius' »Annales de vita et rebus gestis Friderici II. electoris palatini« (Frankf. 1624), auch wiederholt, unter andern durch E. v. Bülow (Bresl. 1849, 2 Bde.), ins Deutsche übersetzt, ist ein vortrefflicher Fürstenspiegel des 16. Jahrhunderts. Vgl. Rott, F. II. von der Pfalz und die Reformation (Heidelb. 1904).

53) F. III., der Fromme, Kurfürst von der Pfalz, geb. 14. Febr. 1515 in Simmern, gest. 26. Okt. 1576 in Heidelberg, Sohn des Pfalzgrafen Johann II. von Pfalz-Simmern, vortrefflich erzogen, vermählte sich 1537 mit Maria, der Tochter des Markgrafen Kasimir von Kulmbach, und trat, von dieser gewonuen, 1546 offen zur Reformation über. Er hatte eine zahlreiche Familie und vielfach mit materieller Not zu kämpfen, bis er 1557 Pfalz-Simmern und nach dem Tode des Kurfürsten Otto Heinrich, mit dem am 12. Febr. 1559 die ältere pfälzische Linie erlosch, die pfälzische Kur erhielt. Als Kurfürst vertrat F. im Reich mit Energie die protestantische Sache, neigte sich aber bei der seit 1560 immer schroffer werdenden Parteiung zwischen Lutheranern und Reformierten immer entschiedener den Reformierten zu. Sein Werk ist der »Heidelberger Katechismus«, auf dessen Redaktion er bis ins einzelne Einfluß ausübte; er setzte es durch, daß die Pfalz diesem Bekenntnis anhing und die Lutheraner aus dem Lande wichen. Auf dem Augsburger Reichstag von 1566 hatte Kurfürst F., da der Augsburger Religionsfriede nur für die Anhänger der Augsburgischen Konfession galt, heftige Anfechtungen zu bestehen. Auch im eignen Haus hatte F. Ärger: der älteste Sohn, Ludwig, war Lutheraner, der zweite, Johann Kasimir, Anhänger der väterlichen Religion und Politik. Mit allen Gegnern der habsburgisch-katholischen Partei in Europa stand F. in Verbindung: in England, in Frankreich und in den Niederlanden unterstützte er die kämpfenden Protestanten; besonders die französischen Hugenotten erfreuten sich wiederholt seines Rates und seiner Hilfe, so 1562 und 1567. 1568 nahm Johann Kasimir im Auftrag des Vaters am Hugenottenkrieg teil, und der niederländische Aufstand wurde von einem pfälzischen Heer unterstützt. Der dritte Sohn Friedrichs, Christoph, fand in der Schlacht auf der Mooker Heide (April 1574) den Tod. Im Innern sorgte der Kurfürst unablässig für das Kirchen- und Schulwesen seines Landes und suchte auf alle Weise die Blüte der Heidelberger Universität zu heben. Vgl. Kluckhohn, Briefe Friedrichs des Frommen, Kurfürsten von der Pfalz (Braunschw. 1868–72, 2 Bde.) und F. der Fromme, der Schützer der reformierten Kirche (Nördling. 1879).

54) F. IV., Kurfürst von der Pfalz, geb. 5. März 1574 in Amberg, gest. 19. Sept. 1610, Enkel des vorigen, Sohn Ludwigs IV. (1576–83), war beim Tode seines Vaters (12. Okt. 1583) minderjährig und stand vis 1592 unter der Vormundschaft seines Oheims Johann Kasimir, der das unter Ludwig lutherisch gewordene Land wieder zu dem reformierten Bekenntnis zurückführte. Wie Johann Kasimir, so gehörte auch F. IV. zu den Vorkämpfern des Protestantismus, zu den kräftigsten Gegnern der habsburgisch-katholischen Partei: in die kölnischen Händel (1583), in die Straßburger Wirren (1592) mischte er sich ein; mit Heinrich von Béarn (dem nachmaligen König Heinrich IV. von Frankreich) unterhielt er Verbindungen und versuchte wiederholt die deutschen Protestanten zu einer Union zusammenzufassen, besonders 1594 auf dem Heilbronner Konvent, 1598 auf dem Reichstag und in der Frankfurter Versammlung. 1603 schien die pfälzische Unionsidee sich zu verwirklichen, aber erst 14. Mai 1608 kam die Union zustande. An ihrer Spitze stand die Pfalz, gestützt auf die Bundesgenossenschaft des französischen Königs. Klare Einsicht in die Lage und eifriges Festhalten an der einmal erfaßten Idee charakterisieren F. IV., seine Mittel aber reichten nicht, um seine Pläne in Wirklichkeit umzusetzen.

55) F. V., Kurfürst von der Pfalz, geb. 26. Aug. 1596 in Amberg, gest. 29. Nov. 1632 in Mainz, Sohn des vorigen und der Luise Juliane von Nassau-Oranien, folgte, vom Grafen Dohna (vgl. Dohna 6) erzogen, seinem Vater 1610 unter der Vormundschaft des Pfalzgrafen von Zweibrücken, Johann IV., in der Kurwürde. Seit 1613 mit Elisabeth (s.d. 6), der Tochter König Jakobs I. von England, vermählt, übernahm er 1615 die Regierung, trat an die Spitze der protestantischen Union und wurde 1619 von den böhmischen Ständen zum König von Böhmen gewählt. Anfangs abgeneigt, ließ er sich von seiner Gemahlin und seinem Oheim, im Vertrauen auf die Union und seinen Schwiegervater, doch überreden und wurde 4. Nov. 1619 zu Prag gekrönt. Zu schwach, um die Krone gegen Kaiser Ferdinand II. zu behaupten, und unter Lustbarkeiten die Anstalten zur Verteidigung versäumend, wurde er 8. Nov. 1620 am Weißen Berge bei Prag von den Kaiserlichen und Bayern unter Tilly geschlagen, verlor sein Erbland, die Pfalz, an die Spanier und Bayern, floh nach Holland und erhielt wegen seiner kurzen Herrschaft den Beinamen »Winterkönig«. 1621 in die Reichsacht erklärt, glaubte er nach dem Siege Ernsts von Mansfeld über Tilly bei Wiesloch (1622) sein Land wieder zu besitzen, mußte aber nach der Niederlage des Herzogs Christian von Braunschweig bei Höchst zum zweitenmal fliehen, worauf er sein Schicksal der Gnade des Kaisers anheimstellte. Dieser aber verlieh 1623 die Kurpfalz dem Herzog Maximilian von Bayern. Erst sein Sohn Karl Ludwig (s. Karl) wurde 1648 wieder in die Kur eingesetzt. Seine ungedruckten Briefe 1612–32 gab Freiherr v. Aretin in den »Beiträgen zur Geschichte und Literatur« VII (Münch. 1806) heraus, seine und seiner Gemahlin Korrespondenz mit Matthias von Thurn Fiedler im 31. Bande des »Archivs für die Kunde österreichischer Geschichtsquellen« (Wien 1864). Vgl. Lipowski, F. V., Kurfürst von der Pfalz (Münch. 1824); Wolkan, Deutsche Lieder auf den Winterkönig (Prag 1898).

[Preußen.] 56) F. I., erster König von Preußen, als Kurfürst von Brandenburg F. III., geb. 11. Juli 1657 in Königsberg, gest. 25. Febr. 1713, Sohn des Großen Kurfürsten (s. oben 14) aus dessen erster Ehe, von Jugend an kränklich u. schwächlich, durch ein schiefes Rückrat entstellt, geistig wenig begabt, wurde, zuerst durch den ältern Schwerin, dann durch Eberhard Danckelmann (s.d.), trefflich erzogen. Seit dem Tode seines ältern Bruders, Karl Emil (7. Dez. 1674), Kurprinz, lebte er, vom Vater wenig beachtet, zurückgezogen, fühlte sich zurückgesetzt und wurde, von aller Teilnahme an den politischen Geschäften ferngehalten, mißtrauisch gegen seinen Vater, seine Stiefmutter und einige Personen seiner Umgebung, so daß er 1687, eine Vergiftung fürchtend, nach Kassel flüchtete und[129] heimlich mit dem Kaiser in Sachen des väterlichen Testaments und des Schwiebuser Kreises Verabredungen traf. Als er 9. Mai 1688 zur Regierung gelangte, regelte er diese beiden Angelegenheiten: der freiwillige Verzicht seiner Stiefmutter und seiner Stiefbrüder auf die zu ihren Gunsten erlassenen Bestimmungen des Testaments ermöglichte die Erhaltung der Einheit des Staates, den Kreis Schwiebus gab er 1694 dem Kaiser zurück, obwohl er erst jetzt erfuhr, daß derselbe eine Entschädigung für Erbansprüche, nicht bloß eine Belohnung für das Bündnis gewesen war, und erhielt die Anwartschaft auf Ostfriesland und die Grafschaft Limburg. Wie sein Vater hielt er es mit den Niederländern, schickte ihnen 6000 Mann, die teils an der Expedition des Prinzen von Oranien nach England teilnahmen, teils die Republik während derselben schützen halfen, zog selbst mit einem Heer an den Rhein und eroberte Bonn (12. Okt. 1689). In den Niederlanden, in Italien und in Ungarn focht er für den Kaiser, der ihn aber nicht einmal an den Friedensverhandlungen in Ryswyk teilnehmen ließ. Trotzdem schloß F. 16. Nov. 1700 einen Vertrag mit dem Kaiser, durch den er seine militärische Macht der habsburgischen Politik völlig zur Verfügung stellte, um die Zustimmung Leopolds zur Erhebung des souveränen Preußen zu einem Königreich zu erlangen. Indem F. 18. Jan. 1701 zu Königsberg sich selbst die Königskrone aufsetzte, verlieh er seinem Staate den ihm gebührenden Rang; zugleich aber wurden dadurch seine Eitelkeit und Prachtliebe ins Maßlose gesteigert und ungeheure Summen vergeudet, während er dem Kaiser im Spanischen Erbfolgekrieg seine Truppen (1709: 32,000 Mann) zwölf Jahre lang für die Interessen der habsburgischen Dynastie auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen, auf denen sie manchen Kriegsruhm erwarben, zur Verfügung stellen mußte. Dies hinderte ihn, in den die preußischen Interessen viel mehr berührenden Nordischen Krieg entscheidend einzugreifen, ja er mußte zum Schutz seiner Neutralität eine Miliz organisieren. Auch sonst hatten seine auf die Vermehrung seiner Lande und die Hebung der geistigen und materiellen Wohlfahrt des Volkes gerichteten Bestrebungen nur teilweise Erfolg. Er erwarb durch Kauf Quedlinburg u. die Grafschaft Tecklenburg, aus der oranischen Erb schaft Lingen, Mörs und Neuenburg, nahm, wie sein Vater, zahlreiche protestantische Flüchtlinge aus Frankreich und der Pfalz in seine Lande auf, eröffnete der freiern Richtung deutscher Wissenschaft eine Zufluchtsstätte durch Gründung der Universität Halle, an der Thomasius und Francke lehrten, ließ in Berlin durch Schlüter und Eosander herrliche Kunstwerke errichten (Denkmal seines Vaters, Zeughaus, Schloß), und die 1699 gestiftete Akademie der bildenden Künste sollte seine Residenz zu einem Mittelpunkt der Kunst machen (»Spree-Athen«). Auf Veranlassung seiner geistvollen Gemahlin, der philosophischen Königin Sophie Charlotte, zog er das größte Genie seiner Zeit, Leibniz, an seinen Hof und gründete mit seinem Beirat und seiner Hilfe 1700 die Sozietät der Wissenschaften. Aber alle diese Anstalten krankten bald an der Kärglichkeit der Mittel; besonders seit Danckelmanns Entlassung geriet er in die Hände unwürdiger Günstlinge, die eine Finanzmißwirtschaft einführten. Durch unvernünftige Steuern und Monopole stiegen zwar die Staatseinkünfte auf 41/2 Mill. Tlr., reichten aber trotzdem nicht aus. F. hinterließ das junge Königreich inmitten gefährlicher Kriege finanziell zerrüttet, das Beamtentum durch ehrgeizige Parteiungen und Eigennutz verderbt. Er war dreimal vermählt, von 1679–83 mit der Prinzessin Elisabeth von Hessen-Kassel, die ihm eine Tochter, Luise (gest. 1705), Gemahlin des Landgrafen Friedrich von Kassel, spätern Königs von Schweden, gebar, 1684–1705 mit Sophie Charlotte von Hannover, von der ihn ein Sohn, König Friedrich Wilhelm I., überlebte; seine dritte Ehe mit einer mecklenburgischen Prinzessin (1708) war unglücklich, da diese, streng lutherisch, an dem religiös-freisinnigen Hofe, von Gewissensbissen verfolgt, in Schwermut und dann in Wahnsinn verfiel. Seinen Namen führt seit 1889 das 4. ostpreußische Grenadierregiment Nr. 5. Ein Denkmal von ihm (von G. Eberlein) steht in der Siegesallee zu Berlin. Vgl. Droysen, Geschichte der preußischen Politik, Bd. 4, Abt. 1 (2. Aufl., Leipz. 1872); W. Hahn, F. der Erste, König in Preußen (3. Aufl., Berl. 1876); Ledebur, König F. I. von Preußen (Leipz. 1878); Heyck, F. I. und die Begründung des preußischen Königtums (Bielef. 1901); Graf von Dohna, Mémoires originaux sur le regne et la cour de Frederic I (Berl. 1833); »Aus dem Briefwechsel König Friedrichs I. von Preußen mit seiner Familie« (hrsg. von Berner als Bd. 1 der »Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern«, das. 1901).

57) F. Wilhelm 1., König von Preußen, geb 14. (4. a. St.) Aug. 1688 in Berlin, gest. 31. Mai 1740, Sohn des vorigen und seiner zweiten Gemahlin, Sophie Charlotte, körperlich sehr kräftig, aber starr und eigensinnig, blieb trotz sorgfältiger Erziehung geistig ungebildet und roh, zeigte aber einen geraden, redlichen Charakter und klaren, nüchternen, auf das Nützliche gerichteten Verstand. Mit Unwillen hatte F. W. als Kronprinz die Günstlingswirtschaft am Hofe seines Vaters angesehen und zur Entfernung Wartenbergs (s.d.) und Wittgensteins beigetragen, konnte indes seine Ideen erst nach seiner Thronbesteigung 25. Febr. 1713 ausführen. Friedrichs I. Leichenbegängnis war das letzte Prachtfest; als sein eigner Finanzminister machte der junge Fürst der Verschwendung ein Ende: die Besoldungen der Hofbeamten wurden sofort von 250,000 auf 50,000 Tlr. herabgesetzt. Als von der Vorsehung zu seinem königlichen Amt berufen und nur Gott für die Verwaltung desselben verantwortlich, widmete er dieser Aufgabe alle seine Kräfte, verlangte aber von seinen Untertanen unbedingten Gehorsam, betrachtete sich als Herrn über Eigentum und Leben und verfügte darüber rücksichtslos. Das Hauptziel seiner staatsmännischen Tätigkeit war, Preußen unabhängig zu machen, indem er ein großes und tüchtiges Heer aufstellte, ausbildete und allein aus Landesmitteln, nicht aus fremden Subsidien, wie seine Vorgänger, unterhielt. Durch unermüdliche Sorgfalt schuf er sich allmählich ein stehendes Heer von mehr als 80,000 Mann, vortrefflich bewaffnet, ausgerüstet und geschult, sowie ein tapferes Offizierkorps, das den ersten Stand im Staate bildete, dessen Glieder der König alle selbst ernannte, und zu dem er sich auch rechnete. Die Ergänzung der Armee geschah teils durch Werbung, teils durch Rekrutierung aus Landeskindern; der Staat war in verschiedene den einzelnen Regimentern zugewiesene Kantone geteilt. Die Kosten dieser Armee, gegen 6 Mill. Tlr. jährlich, waren nur durch größte Sparsamkeit zu beschaffen. Deshalb ward das gesamte Finanzwesen 1723 durch Errichtung des Generaldirektoriums, das alle Staatsgelder einnahm und ausgab, konzentriert; den für jedes Jahr aufgestellten Voranschlag prüfte der König selbst genau, unter keinen[130] Umständen durfte davon abgegangen werden. Zur Hebung der Steuerkraft mußte der Wohlstand des Landes gewahrt werden, verödete Hofstellen wurden wieder mit Bauern besetzt und zu diesem Zweck teilweise mit großen Geldopfern aus allen Ländern Kolonisten herangezogen, unter denen 17,000: 1732 in Ostpreußen angesiedelte Salzburger Protestanten waren. Mit einem Kostenaufwand von 6 Mill. Tlr. wurden allein in Preußen, wo unter Friedrich I. die Pest gewütet hatte, 6 Städte und 332 Dörfer neu aufgebaut. In Handel und Industrie hatten seine merkantilistischen Zwangsmaßregeln weniger Erfolg; nur die Tuchfabrikation in der Mark gewann aufs neue Leben. Die Rechtspflege ward vereinfacht und beschleunigt; in die Kriminalgerichtsbarkeit griff der König oft persönlich ein und änderte oder verschärfte aus eigner Machtvollkommenheit die Urteile; namentlich über Vergehen gegen das Eigentum verhängte er öfters grausame Strafen. Seine Polizeiverordnungen griffen selbst in das Privatleben der Untertanen ein. Obwohl selbst streng religiös, war er den verschiedenen Konfessionen gegenüber doch tolerant, erwarb sich um das Volksschulwesen große Verdienste, verachtete aber alle höhere Wissenschaft und verhöhnte sie, indem er seinen gelehrten Hofnarren Gundling (s.d.) zum Präsidenten der Akademie der Wissenschaften ernannte.

In der auswärtigen Politik weniger selbständig, errang der König nur im Anfang seiner Regierung einige Erfolge, erlangte zunächst 1713 im Utrechter Frieden außer der Anerkennung der preußischen Königswürde das Herzogtum Obergeldern. Weil er, um den Nordischen Krieg von Deutschland fernzuhalten, 1713 Pommern besetzt hatte, drohte Karl XII. nach seiner Rückkehr aus der Türkei mit Gewalt. Jetzt erklärte F. W. den Krieg (1715), sein Heer unter Leopold von Dessau eroberte Rügen und Stralsund, zwang Karl XII. zur Flucht nach Schweden, und im Frieden von Stockholm (1. Febr. 1720) trat Schweden gegen 2 Mill. Tlr. Vorpommern bis zur Peene an Preußen ab. Seitdem hat F. W. keinen Krieg mehr geführt, nur während des Polnischen Erbfolgekriegs ein Hilfskorps zum kaiserlichen Heer am Rhein geschickt, da er seine neuen Schöpfungen im Heer- und Staatswesen nicht den Gefahren eines großen Krieges aussetzen wollte. Politisch hielt er es unter dem Einfluß des kaiserlichen Gesandten Seckendorf, des vom Wiener Hof bestochenen Ministers Grumbkow und seines Freundes Leopold von Dessau mit dem Kaiser, während er die Ausländer, namentlich die Franzosen, ingrimmig haßte. In den Verträgen mit Österreich von Königs-Wusterhausen 1726 und Berlin 1728 die Pragmatische Sanktion anerkennend, erhielt er die Erbfolge in Jülich und Berg zugesichert, aber trotzdem versprach der Kaiser 1738 Jülich und Berg der Linie Pfalz-Sulzbach. Politisch vielleicht allzu vorsichtig die Kräfte sparend, hinterließ er einen Schatz von 9 Mill. Tlr. und ein großes, vortreffliches Heer. F. W. war vermählt mit Sophie Dorothea von Hannover, die ihm sechs Söhne und mehrere Töchter gebar. Von den Söhnen überlebten ihn außer Friedrich II. Prinz August Wilhelm (1722–58), Prinz Heinrich (1726–1802) und Prinz Ferdinand (1730–1813); von den Töchtern heiratete Wilhelmine (1709–58) einen Markgrafen von Bayreuth, Luise Ulrike (1720–82) den König Adolf Friedrich von Schweden, Amalie (1723 bis 1787) blieb unvermählt. Die Königin und die Kinder hatten unter des Königs Heftigkeit viel zu leiden, obwohl F. W. auch als Familienvater seinen Untertanen mit gutem Beispiel voranging. Rastlos tätig, gönnte er sich nur zweierlei Erholungen: das Tabakskollegium (s.d.) und die Jagd. Er war von regelmäßiger, wiewohl nicht großer Gestalt, wurde aber bald übermäßig dick, litt schon früh am Podagra und starb an der Wassersucht. Seinen Namen führt seit 1889 das 2. ostpreußische Grenadierregiment Nr. 3. Sein Denkmal in der Siegesallee zu Berlin ist von R. Siemering entworfen. Vgl. außer den (freilich gehässigen) »Memoiren der Markgräfin Friederike Sophie Wilhelmine von Bayreuth, 1706–42«: F. Förster, F. Wilhelm I. (Potsd. 1835, 3 Bde.); Paulig, F. Wilhelm I. (2. Aufl., Frankf. a. O. 1889); Droysen, Geschichte der preußischen Politik, Bd. 4, Abt. 2 bis 4 (Leipz. 1869–70); Ranke, Zwölf Bücher preußischer Geschichte, 5. und 6. Buch (2. Aufl., das. 1879); Freylinghausen, Sieben Tage am Hofe F. Wilhelms I. (hrsg. von Krieger, Berl. 1900); Stadelmann, F. Wilhelm in seiner Tätigkeit für die Landeskultur Preußens (das. 1878), eine Reihe Arbeiten von Schmoller in der »Zeitschrift für preußische Geschichte«, den »Preußischen Jahrbüchern« und anderwärts und P. v. Schmidt, Das Friedenswerk der preußischen Könige in zwei Jahrhunderten (Berl. 1900).

58) F. II., der Große, auch wohl der Einzige genannt, König von Preußen, geb. 24. Jan. 1712 in Berlin, gest. 17. Aug. 1786 in Sanssouci, ältester Sohn des vorigen und der Königin Sophie Dorothea, sollte nach dem Willen des Vaters so erzogen werden, daß er ihm gleiche, und deshalb wurde die geistige Bildung sehr beschränkt, vor allem die Beschäftigung mit der Literatur ausgeschlossen. Der Prinz fügte sich nicht, trieb heimlich verbotene Studien und mißachtete auch in andern Dingen den Willen des Vaters, zeigte wenig Interesse für die militärischen Exerzitien, neigte zu Luxus und machte erhebliche Schulden. Der Streit wegen der englischen Heiraten, in dem der Kronprinz zu seiner Mutter hielt, weil sich ihm durch die Vermählung mit der Prinzessin Amalie eine Aussicht auf eine unabhängige Stellung als Statthalter Georgs II. in Hannover eröffnete, gestaltete das Verhältnis zwischen Vater und Sohn noch schwieriger, der König verlangte von F. den Verzicht auf die Thronfolge, die Weigerung des Kronprinzen reizte ihn aufs äußerste, und er ließ sich im Zorn zu Mißhandlungen auch in Gegenwart Fremder fortreißen. Dies brachte den Kronprinzen zum Entschluß, nach England zu fliehen, indes der 1730 auf einer Reise in das Reich unternommene Versuch mißlang, und ein aufgefangener Brief Friedrichs an Katte (s.d.) enthüllte den Plan. Der König, durch die erneute Verweigerung des Verzichts auf sein Erbrecht gegen F. erbittert, mißhandelte ihn in Wesel aufs empörendste, ließ ihn als Gefangenen vom Rhein nach der Mark bringen und setzte ein Kriegsgericht ein, um ihn als Deserteur zum Tode verurteilen zu lassen. Indes das Kriegsgericht weigerte sich, ein Urteil zu fallen, die fremden Höfe verwendeten sich für das Leven Friedrichs, und so begnügte sich der König damit, ihn in Küstrin in strenger Hast zu halten. Dieser Vorfall wirkte auf F., der auf den Tod gefaßt gewesen war, tief ein. Er wollte nun durch die Tat beweisen, daß der preußische Staat in seinen Händen wohl aufgehoben sein werde, und widmete sich in Küstrin mit Ernst und Eifer der Arbeit. Diese Umkehr verschaffte ihm einige Erleichterungen seiner Hast; er war schließlich bloß in Küstrin konsigniert, lernte an der dortigen Domänenkammer die preußische Staatsverwaltung[131] kennen und übte praktische Verwaltungstätigkeit. Seine Unterwerfung unter den Willen des Vaters betreffs seiner Heirat mit der Prinzessin Elisabeth von Braunschweig versöhnte ihn 1732 völlig mit ihm, F. erhielt ein Regiment in Neuruppin und später die Herrschaft Rheinsberg. Hier verlebte der Kronprinz glückliche Jahre im Verkehr mit geistreichen Freunden, mit dem Studium der Philosophie und Literatur beschäftigt. Bereits selbst schriftstellerisch tätig, wechselte (vgl. »F. d. Gr. als Kronprinz im Briefwechsel mit Voltaire«, deutsch, Halle 1902) er mit Voltaire Briefe, versah aber zugleich seinen Dienst als Regimentskommandeur vortrefflich und bewies für alle Verwaltungsangelegenheiten ein lebhaftes Interesse und Verständnis, so daß sein Vater ihn als einen durchaus würdigen Nachfolger anerkannte und sein Werk vertrauensvoll in seine Hände legte.

Als F. 31. Mai 1740 den Thron bestieg, stand er in der Blüte seiner Jahre, ergriff im vollen Bewußtsein seiner königlichen Macht die Zügel der Regierung, milderte durch Maßregeln, wie die Abschaffung der Tortur, der Jagdplage, die Auflösung der Potsdamer Riesengarde, die Zurückberufung des Philosophen Wolff nach Halle u. a., manche Härten und Fehler seines Vaters und machte vor allem der Vernachlässigung der geistigen Interessen ein Ende. In der Verwaltung seines Staates den Grundsätzen seines Vaters folgend, betrachtete er sich als den für alles verantwortlichen ersten Diener des Staates; deshalb regierte er vor allem selbst, bekümmerte sich um das Geringste, nahm Bitten und Beschwerden an, verlangte aber unbedingten Gehorsam. In der Verwaltung sah er auf Sparsamkeit und Pünktlichkeit, in der Rechtspflege auf Schnelligkeit und Unparteilichkeit; die Beamten mußten arbeitsam und uneigennützig sein. Die stärkste Säule des Staates, das Heer, verstärkte er sofort um 16,000 Mann. Nach außen hin wollte er Preußen als selbständige unabhängige Macht sehen und betrachtete eine Vergrößerung des Staatsgebiets als das Notwendigste, und ein starkes Heer und gute Finanzen erschienen ihm als die unerläßliche Voraussetzung dazu. Zuerst mit der jülichschen Erbfolgefrage beschäftigt, fand er nach dem Tode Karls VI. (20. Okt. 1740) ein ersprießlicheres Feld für seine Tätigkeit in Schlesien. Da Österreich selbst den Vertrag von Berlin gebrochen hatte, war F. zur Garantie der Pragmatischen Sanktion nicht verpflichtet, wollte aber der jungen Königin Maria Theresia gegen alle Mächte, die ihr etwa die Erbschaft streitig machen würden, beistehen, wenn diese ihm einen Teil Schlesiens, auf das Preußen überdies noch nicht erloschene Erbansprüche habe, abtreten werde. Als der Wiener Hof dies Verlangen mit Entrüstung zurückwies und von F. die Garantie der Pragmatischen Sanktion ohne jede Gegenleistung forderte, rückte F. Mitte Dezember 1740 in Schlesien ein (erster Schlesischer Krieg, s.d.), eroberte und behauptete es durch die Siege bei Mollwitz (10. April 1741) und Chotusitz (17. Mai 1742), und im Frieden zu Berlin (28. Juli 1742) willigte Maria Theresia in die Abtretung Schlesiens. Da indes Österreich jetzt über seine übrigen Feinde entscheidende Siege (Österreichischer Erbfolgekrieg) erfocht, schloß F. 1744 ein neues Bündnis mit Frankreich und nahm den Schutz des Kaisers, des Wittelsbachers Karl VII., zum Vorwand, um Ende August in Böhmen einzufallen (zweiter Schlesischer Krieg). Er eroberte Prag, mußte aber vor der überlegenen österreichischen Armee im Winter Böhmen wieder räumen. Die Untätigkeit der Franzosen und der Tod Karls VII., der die übrigen deutschen Fürsten zum Ausgleich mit Österreich veranlaßte, brachten F. 1745 in große Gefahr, aber nach den preußischen Siegen bei Hohenfriedeberg (4. Juni) und bei Soor (30. Sept.), die F., und den bei Kesselsdorf (15. Dez.), den Leopold von Dessau erfocht, trat Österreich im Frieden zu Dresden (25. Dez. 1745) zum zweitenmal Schlesien und Glatz ab. Nachdem indes durch den Aachener Frieden 1748 die Pragmatische Sanktion von allen Mächten anerkannt war, dachten Maria Theresia und ihr Minister Kaunitz an eine Wiedergewinnung Schlesiens und suchten Frankreichs und Rußlands Freundschaft für einen neuen Krieg. F. erfuhr da von, wollte Österreich zuvorkommen und fiel Ende August 1756 in Sachsen ein (dritter Schlesischer oder Siebenjähriger Krieg), um, durch Böhmen hindurchziehend, womöglich in Wien den Frieden zu diktieren. Doch die Konzentration der sächsischen Armee bei Pirna hielt ihn auf; er schlug zwar ein österreichisches Heer unter Browne, das den Sachsen zu Hilfe eilte, 1. Okt. bei Lobositz und zwang diese 16. Okt. zur Kapitulation von Pirna, aber der böhmische Feldzug mußte aufs nächste Frühjahr verschoben werden. Nun trat die gefürchtete Koalition zwischen Österreich, Rußland, Schweden, Frankreich und den bedeutendsten Reichsfürsten zur Vernichtung Preußens ins Leben, und als der Einfall in Böhmen nach dem Sieg bei Prag (6. Mai 1757) mit der Niederlage von Kolin (18. Juni) und einem verlustreichen Rückzug endete, fielen alle Feinde über F. her, der nur England-Hannover, Hessen-Kassel und Braunschweig zu Verbündeten hatte. Zwar schlug er bei Roßbach (5. Nov.) und bei Leuthen (5. Dez.) die gefährlichsten Feinde zurück und versuchte 1758 noch einmal die Offensive. Als diese vor Olmütz scheiterte, beschränkte sich F. auf die Verteidigung, und mehrere empfindliche Niederlagen, bei Hochkirch (14. Okt. 1758), bei Kay und Kunersdorf (12. Aug. 1759), schienen ihn verderben zu wollen. Wenn er sich auch durch geschickte Operationen und glückliche Schlachten, wie bei Liegnitz (15. Aug.) und bei Torgau (3. Nov. 1760), zu behaupten wußte, so waren doch Ende 1761 seine Kräfte an Geld und Menschen erschöpft und die Mehrzahl seiner Staaten in Feindeshand; auch England hatte sich nach Georgs II. Tode und Pitts Sturz von ihm zurückgezogen. Da bestieg in Rußland nach Elisabeths Tod im Januar 1762 Peter III. den Thron, schloß Frieden, räumte Preußen und schickte F. ein Hilfskorps. Nun fiel Schweden von der Koalition ab, Ende 1762 auch Frankreich, so daß F. es nur mit Österreich und dem Reich zu tun hatte. Da Maria Theresia ebenfalls ihre Hilfsmittel erschöpft sah und F. als Friedensbedingung nur Herstellung des Standes der Dinge vor dem Kriege forderte, so kam der Friede auf dieser Grundlage 15. Febr. 1763 in Hubertusburg schnell zum Abschluß. Preußen blutete jetzt aus tausend Wunden; der König fand politisch einen Rückhalt an dem jetzt von Katharina II. beherrschten Rußland und gewann dadurch für sich neuen Landzuwachs durch die erste Teilung Polens (1772), das, nach außen ohnmächtig, im Innern zerrüttet, seit der Erhebung eines Günstlings der Katharina, Stanislaus Poniatowski, auf den Königsthron ganz unter russischem Einfluß stand: F. erwarb Westpreußen ohne Danzig und Thorn sowie den Netzedistrikt, der eine direkte Verbindung zwischen Ostpreußen und den Marken abgab. Auch sonst war F. bemüht, die Eroberungsgier der Nachbarn zu beschränken. Zu diesem Zweck begann er 1778 den Bayrischen Erbfolgekrieg[132] (s.d.) gegen Österreich, das, um seine Macht in Süddeutschland zu vergrößern, Bayern dem Kurfürsten Karl Theodor abkaufen wollte. Im Frieden von Teschen verzichtete Kaiser Joseph II. auf den Plan. Als er ihn ein paar Jahre später wieder aufnahm, nur daß der Kurfürst für Bayern jetzt Belgien erhalten sollte, stiftete F. 1785 den Fürstenbund (s.d.). So vergrößerte F. seinen Staat um zwei Provinzen, zu denen seit 1744 auch Ostfriesland kam, so daß er nun 190,000 qkm und 6 Mill. Einwohner zählte (vgl. die Geschichtskarte beim Art. »Preußen«), und errang sich die politische Führung in Europa.

Nicht weniger ersprießlich war seine Verwaltung des Staates, wenn auch durch den Siebenjährigen Krieg seine Bemühungen unterbrachen und die Erfolge teilweise verkümmert wurden. Seine Haupttätigkeit wendete er, wie sein Vater, auf das am Ende seiner Regierung 200,000 Mann zählende Heer, verbesserte die Reiterei und die Artillerie, besichtigte jährlich auf seinen Reisen einen Teil der Truppen und schritt hierbei wie bei den Manövern mit rücksichtsloser Strenge gegen unfähige Befehlshaber ein. Überhaupt stellte er an das Offizierkorps hohe Anforderungen, bevorzugte es aber auch vor den übrigen Beamten und ernannte vorzugsweise Adlige zu Offizieren. Der Dienst und die Disziplin im Heere waren hart, aber diese Härte notwendig, da ein großer Teil der Soldaten aus Angeworbenen bestand. Die Unterhaltung der Truppen verschlang trotz aller Sparsamkeit bei weitem den größten Teil der schon 1750 auf 12 Mill. Taler gestiegenen Einnahmen. F. suchte deshalb auf alle Weise den Wohlstand des Landes zu heben. Zunächst den Ackerbau: er legte Kolonien an, die er mit Einwanderern besetzte, machte das sumpfige Oderbruch zu fruchtbarem Ackerland, ordnete die Anpflanzung von Obstbäumen, den Bau von Kartoffeln etc. an, ermäßigte die Fronlasten der Bauern und schützte sie vor Gewalttätigkeiten ihrer Herren; aber ihre Erbuntertänigkeit hob er nicht auf, da er eine strenge Scheidung und Unterordnung der Stände für notwendig hielt. Nach Kräften bemüht, neue Gewerbe in seinem Staat heimisch zu machen, förderte er die Zuckersiederei, die Baumwollspinnerei und Weberei, die Porzellanfabrikation, die Seidenmanufaktur und errichtete zum Besten des Handels in Berlin die Bank und die Seehandlung. In 20 Jahren, von 1763–1783, hat F. 40 Mill. Tlr. für Beförderung des Handels, der Gewerbe und des Ackerbaues ausgegeben. Zur Mehrung der Staatseinkünfte wurden alle fremden Waren 1766 mit hohen Eingangszöllen belegt, ja Kaffee und Tabak monopolisiert, französische Beamte mußten die Erhebung der Zölle einrichten und kontrollieren, und diese machten die Regie durch ihre Schikanen und Betrügereien aufs äußerste verhaßt. In die kirchlichen Angelegenheiten mischte sich F. sowenig wie möglich ein, bekümmerte sich jedoch lebhaft um die Rechtspflege, betrachtete sich als Anwalt der Armen und Gedrückten, ging aber in seinem Mißtrauen gegen die Vornehmen und die Richter mitunter zu weit, ja bis zu den ungerechtesten Gewalttaten, wie namentlich in dem Fall des Müllers Arnold (s. Arnoldscher Prozeß). 1747 erschien eine neue Gerichtsordnung, der Codex Fridericianus, der den preußischen Richterstand begründet hat; ein dauerndes Denkmal seiner Fürsorge für die Rechtspflege ist das »Allgemeine preußische Landrecht«, das, vom Großkanzler Carmer ausgearbeitet, indes erst nach Friedrichs Tode zum Abschluß kam und 1794 in Kraft trat. Es ist das erste deutsche Gesetzbuch, welches die beiden Rechtssysteme, das deutsche und das römische, verschmolz und aus dem Naturrecht ergänzte.

Von dem Zeitpunkt seiner geistigen Selbständigkeit ab hat F. unablässig danach gestrebt, in religiösen und politischen Fragen persönlich Klarheit zu gewinnen, und hat sich in beiden mit einer für seine Zeit bemerkenswerten Kühnheit von Vorurteilen befreit und im Sinne der Aufklärung seine Ansichten durch das natürliche Recht und die Vernunft zu begründen gesucht. Die Ideen der Aufklärungsphilosophie, die in England und Frankreich ausgebildet und in Deutschland durch Thomasius, Leibniz und Wolff vertreten, hat er namentlich unter den Beamten heimisch werden lassen. Wolffs Schriften führten ihn selbst in die Philosophie ein, später schloß er sich mehr an Locke und Voltaire an. Wie diese, war er Deïst, leugnete die Unsterblichkeit der Seele, und die »Epître an maréchal Keith« setzt den Hauptwert der Tugend darein, daß sie um ihrer selbst, nicht um künftiger Belohnung willen geübt werde. Die Glaubenslehre der bestehenden christlichen Kirchen war ihm Entstellung der ursprünglichen Reinheit des Christentums, dessen Sittenlehre ihm als ewig gültig und unangreifbar galt. So hoch und rein F. von den sittlichen Pflichten des Menschen dachte, so erhaben erschien ihm auch das Wesen des fürstlichen Berufs.

Schriften. Friedrichs erste politische Schrift, die »Considérations sur l'état du corps politique de l'Europe«, mahnt die Fürsten energisch an ihre Pflicht, für das Glück ihrer Völker zu sorgen, denen sie ihre Erhebung verdanken. Der 1739 geschriebene »Antimachiavel, ou Examen du prince de Machiavel« (übersetzt von Förster, Leipz. 1870) geht allerdings von der irrtümlichen Voraussetzung aus, daß Machiavelli ein »moralisches Ungeheuer« gewesen, geißelte aber mit Recht das Unwesen des damaligen Fürstentums und enthält den berühmten Satz, der Friedrichs Leitstern während seiner ganzen Regierung gewesen: »Der Fürst ist nicht der unumschränkte Herr, sondern nur der erste Diener (in der ersten Fassung, domestique', später, serviteur') seines Volkes.« Ähnliche Gedanken enthalten der »Miroir des princes« (1744) und der »Essai sur les formes du gouvernement et sur les devoirs des souverains« (1777). Überzeugt von dem volkstümlichen Ursprung der Regierungsgewalt, erklärte er die republikanische Staatsform für durchaus berechtigt und eine verfassungsmäßige Volksvertretung wie das englische Parlament für die weiseste Einrichtung. Die Denk- und Gewissensfreiheit hat F. in seinem Staat fest begründet. F. hat auch mehrere hervorragende geschichtliche Werke geschrieben: die »Mémoires pour servir à l'histoire de la maison de Brandebourg« (1751; neue Ausg., Leipz. 1875), die »Histoire de la guerre de sept aus«; »Mémoires, depuis la paix de Hubertsbourg 1763 jusqu'à la fin du partage de la Pologne«; »Mémoires de la guerre de 1778«; »Histoire de mon temps« (neue Ausg., Leipz. 1876, 2 Bde., und in den »Publikationen aus preußischen Archiven«, Bd. 4, das. 1879); »Réflexions sur les talents militaires et sur le caractère de Charles XII«. Sein Briefwechsel ist ausgebreitet gewesen und sehr reichhaltig, besonders der mit seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, seiner Bayreuther Schwester (hrsg. von Berner, Berl. 1903), mit Voltaire (hrsg. von Koser, das. 1903), Duhan de Jandun (das. 1791), d'Argens u. a. Seine politische Korrespondenz wird jetzt im Auftrag der preußischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben (bisher 29 Bde., Berl. 1878–1904); ebenso »Preußische Staatsschriften[133] aus der Regierungszeit König Friedrichs II.« (Bd. 1–3,1878–92). Seine militärischen Schriften, Instruktionen u. dgl. sind außerordentlich zahlreich (in Auswahl deutsch von Merkens, 2. Aufl., Berl. 1891, und von Taysen, das. 1880–82, 4 Tle.). Auch eine Sammlung seiner Gedichte erschien noch bei seinen Lebzeiten (»Œuvres ou poésies diverses du philosophe de Sans-souci«). Seine sämtlichen Werke hat in zwei Prachtausgaben (Berl. 1846–57, 31 Bde.) die Berliner Akademie unter Leitung von Preuß herausgegeben; eine Übersetzung ausgewählter Werke Friedrichs lieferte H. Merkens (Würzburg 1873–76, 3 Bde.), eine andre E. Schröder (3. Aufl., Berl. 1886). Die Oden wurden von E. Schröder (Berl. 1874) und von Vulpinus (»Fridericus redivivus«, mit dem franz. Text, das. 1886) übersetzt. Seine Schriften sind alle französisch geschrieben; die deutsche Literatur hielt er keiner Beachtung für würdig und einen Aufschwung für unmöglich (vgl. seine Schrift »De la littérature allemande«, 1780; mit Dohms Übersetzung hrsg. von Geiger, Berl. 1902). Trotzdem hat gerade F. bedeutend zu diesem Aufschwung beigetragen durch seine Persönlichkeit und seine Verdienste um die geistige Befreiung des deutschen Volkes.

Eine so vielseitige Tätigkeit war nur möglich bei außergewöhnlicher Arbeitskraft und peinlicher Ausnutzung der Zeit, und F. widmete bis in sein spätestes Alter den ganzen Tag den Geschäften. Vor dem Siebenjährigen Kriege liebte F., der 1747 das neue Schloß Sanssouci bei Potsdam bezog, auch Geselligkeit, namentlich geistvoller Franzosen; auch Voltaire war mehrere Jahre (1750–53) am Hofe des »Philosophen von Sanssouci«. Er war nicht nur im Verkehr mit Tonkünstlern, wie Quantz, Graun, Ph. E. Bach u. a., ein eifriger Musikliebhaber (jeden Tag war Konzert, in dem F. selbst die Flöte spielte), sondern auch selbst Komponist (eine Auswahl seiner musikalischen Werke [25 Sonaten für Flöte und Klavier, 4 Konzerte] gab Spitta heraus, Leipz. 1889, 4 Bde.). Vgl. Thouret, F. d. Gr. als Musikfreund und Musiker (Leipz. 1898). Nach dem Kriege zog er sich mehr und mehr in die Einsamkeit zurück, ging ganz in der Erfüllung seiner Pflichten auf; zugleich steigerten sich manche Schwächen: seine Sparsamkeit (er brauchte für seinen ganzen Hofstaat nur 200,000 Tlr. jährlich) artete in Geiz aus, seine Strenge oft in willkürliche Härte, seine Vereinsamung steigerte in ihm die Menschenverachtung. In seiner nächsten Umgebung war er deshalb nicht mehr beliebt, desto mehr bei seinem Volk, und der Ruhm seiner Herrschertätigkeit war über die ganze Welt verbreitet. Gegenwärtig noch bricht sich die Erkenntnis immer mehr Bahn, daß F., indem er Preußen groß machte, auch dem deutschen Volke sein nationales Selbstbewußtsein und opferfreudige Vaterlandsliebe wiedergegeben hat. F. litt wie seine Vorfahren schon früh an Gicht, die mit jedem Jahre schlimmer wurde und zuletzt in tödliche Wassersucht überging. Seine Ehe mit Elisabeth von Braunschweig (s. Elisabeth 8) war kinderlos geblieben. Seine charakteristischen, geistvollen Züge, seine einfache, aber originelle Erscheinung sind in zahllosen Porträten und Denkmälern verewigt; von letztern ist das großartigste das Reiterstandbild von Rauch in Berlin (seit 1851; s. Tafel »Bildhauerkunst XIII«, Fig. 3); 1847 wurde seine Reiterstatue von Kiß vor dem Stadthaus zu Breslau, 1877 ein Standbild Friedrichs von Siemering in Marienburg enthüllt. Den jugendlichen F. zeigt das Standbild in der Siegesallee zu Berlin von Uphues (s. Tafel »Bildhauerkunst XIX«, Fig. 3). Seinen Namen führt seit 1889 das 3. ostpreußische Grenadierregiment Nr. 4.

Von Gesamtdarstellungen seines Lebens sind zu nennen: Preuß, F. d. Gr. Eine Lebensgeschichte (Berl. 1832–34, 4 Bde., mit 5 Tln. Urkunden); Carlyte, History of Frederick Il. (Lond. 1858–65 u. ö., 6 Bde.; deutsch, Berl. 1858–69, 6 Bde.); Droysen, Geschichte der preußischen Politik, 5. Teil: F. d. Gr. (Leipz. 1874–85, 4 Bde., bis 1756 reichend); Koser, König F. d. Gr. (Stuttg. 1890–1903, 2 Bde.; Bd. 1 in 2. Aufl. 1901); Wiegand, F. d. Gr. (Bielef. 1902); v. Petersdorff, F. d. Gr. (Berl. 1903). Vom entgegengesetzten Standpunkt aus ist F. beurteilt von O. Klopp (»F. II. von Preußen und die deutsche Nation«, 2. Aufl., Schaffh. 1867). Sehr verbreitet ist Kuglers populäre »Geschichte Friedrichs d. Gr.«, mit den Holzschnitten von A. Menzel (5. Ausg., Leipz. 1901). Vgl. ferner Taysen, Die äußere Erscheinung Friedrichs d. Gr. und der nächsten Angehörigen seines Hauses (Berl. 1891); Waldeyer, Die Bildnisse Friedrichs d. Gr. und seine äußere Erscheinung (das. 1900); Bratuscheck, Die Erziehung Friedrichs d. Gr. (das. 1885); Koser, F. d. Gr. als Kronprinz (2. Aufl., Stuttg. 1901); Fester, Die Bayreuther Schwester Friedrichs d. Gr. (Berl. 1902); Wilhelmine von Oranien, Erinnerungen an den Hof Friedrichs d. Gr. 1757–1761 (hrsg. von Volz, das. 1903); Paulig, F. d. Gr., neue Beiträge zur Geschichte seines Privatlebens, seines Hofes und seiner Zeit (4. Aufl., Frankf. a. O. 1902); Becher, Der Kronprinz als Regimentskommandeur in Neuruppin (Berl. 1892); »Die Kriege Friedrichs d. Gr.«, herausgegeben vom Großen Generalstab (3 Tle., der erste in 3 Bdn., das. 1890–93; der zweite in 3 Bdn., das. 1895; der dritte, bis jetzt 4 Bde., 1901–1902); Duncker, Aus der Zeit Friedrichs d. Gr. etc. (das. 1876); v. Bernhardi, F. d. Gr. als Feldherr (das. 1881, 2 Bde.); »F. d. Gr., Denkwürdigkeiten seines Lebens« (Leipz. 1886, 2 Bde.); Wagner, Friedrichs d. Gr. Beziehungen zu Frankreich und der Beginn des Siebenjährigen Kriegs (Hamb. 1896); Zeller, F. als Philosoph (Berl. 1886); I. Bona Meyer, Friedrichs d. Gr. pädagogische Schriften und Äußerungen (Langensalza 1885); Suphan, Friedrichs d. Gr. Schrift über die deutsche Literatur (Berl. 1888); Krause, F. d. Gr. und die deutsche Poesie (Halle 1884); d'Ancona, F. d. Gr. und die Italiener (deutsch, Rostock 1902); Beheim-Schwarzbach, F. d. Gr. als Gründer deutscher Kolonien in den 1772 neuerworbenen Landen (Berl. 1864); Stadelmann, Preußens Könige in ihrer Tätigkeit für die Landeskultur, Bd. 2: F. d. Gr. (Leipz. 1882); Ring, Asiatische Handelskompanien Friedrichs d. Gr. (Berl. 1890); Bergér, F. d. Gr. als Kolonisator (Gießen 1896); Lochmann, F. d. Gr., die schlesischen Katholiken und die Jesuiten seit 1756 (Götting. 1903); Baumgart, Die Literatur des In- und Auslandes über F. d. Gr. (Berl. 1886); Wiegand, F. d. Gr. im Urteil der Nachwelt (Straßb. 1888). Vgl. die Literatur über »Schlesische Kriege« und »Siebenjähriger Krieg«.

59) F. Wilhelm II., König von Preußen, geb. 25. Sept 1744, gest. 16. Nov. 1797, Sohn von Friedrichs II. jüngerem Bruder, August Wilhelm, seit 1758 nach seines Vaters Tode, da Friedrichs II. Ehe kinderlos war, als »Prinz von Preußen« (s.d.) zum Nachfolger bestimmt, zeigte früh Neigung zu sinnlichen Ausschweifungen und Unfähigkeit zu angestrengter Tätigkeit, weswegen Friedrich II. nicht viel von ihm hielt. Seine Gutmütigkeit machte ihn indes beliebt,[134] und als er, 42 Jahre alt, den Thron bestieg und einige unbeliebte Einrichtungen seines Vorgängers, die Regie und die Monopole, abschaffte und manche Härten milderte, wurde er sogar populär. Indes bald schlug die Stimmung um. Friedrich II. hatte seinem Nachfolger eine schwierige Aufgabe hinterlassen: entweder mußte er mit gleichem Genie und derselben Kraft den Staat allein lenken, oder neue Kräfte entfesseln und das gesamte Volk zur tätigen Teilnahme am Staatswesen heranziehen. Beides vermochte er nicht, ließ vielmehr die Staatsmaschine gehen, wie sie ging, und verfiel, wo er zu selbständigen Entscheidungen gezwungen war, in Schwankungen und offenbare Fehler, indem er sich von schmeichlerischen Günstlingen, wie Wöllner und Bischofswerder (s. diese Art.), leiten ließ; besonders das Zensur- und das Religionsedikt, beide 1788 erlassen, riefen heftigen Widerspruch hervor. Nach außen errang F. W. anfangs leichte Erfolge, wie 1787 bei seiner Intervention in Holland. die aus Familieninteresse begonnene Unternehmung wurde aber nicht zum Vorteil des Staates ausgebeutet, und aus unzeitiger Großmut erließ F. W. dem besiegten Holland sogar die Kriegskosten. Der auf Hertzbergs (s.d.) Rat unternommene Versuch, den Krieg Österreichs und Rußlands gegen die Türkei zu einer Gebietserweiterung Preußens zu benutzen, blieb erfolglos. Hertzbergs Entlassung 1791 beseitigte den letzten Vertreter friderizianischen Geistes. Bischofswerder betrieb immer eifriger den Anschluß an Österreich, und die Zusammenkunft des Königs mit Leopold in Pillnitz im August 1791 führte zu einer gemeinschaftlichen Erklärung für die Sache Ludwigs XVI. und zu einem förmlichen Bündnis 7. Febr. 1792. Vgl. Koalitionskrieg. An den Feldzügen von 1792 und 1793 nahm der König persönlich teil, aber die Uneinigkeit der Verbündeten lähmte alle Unternehmungen, Geldnot zwang den König zu dem wenig ehrenvollen Subsidienvertrag mit den Seemächten vom 19. April 1794 und zum Baseler Frieden 5. April 1795. Dieser preußische Separatfrieden mit der französischen Republik wurde vornehmlich unter dem Drucke der Ereignisse in Polen geschlossen. Hier hatten einsichtsvolle Patrioten 1791 unter Preußens Zustimmung eine neue Verfassung zustande gebracht. Russischer Einfluß veranlaßte indes eine Partei des Adels zu einer Konföderation dagegen, zu deren Gunsten russische Truppen in Polen einrückten. Im Januar 1793 ließ auch F. W. ein Heer die polnische Grenze überschreiten, um sich seinen Anteil an der Beute zu sichern, den er in der zweiten Teilung Polens im September 1793 erhielt. Als die Polen sich 1794 empörten, rückten Russen und Preußen zu gleicher Zeit ein. F. W. befehligte die letztern und errang auch anfangs Erfolge; die Russen aber kamen mit der Eroberung Warschaus zuvor, Katharina war bei der dritten Teilung 1795 maßgebend, aber F. W. erhielt doch Neu-Ostpreußen mit Warschau. Da 1791 auch Ansbach und Bayreuth an Preußen gefallen waren, so war dies auf 320,000 qkm mit 8,700,000 Einw. gewachsen. Aber die Finanzen waren zerrüttet, der Staatsschatz Friedrichs II. (wenigstens 50 Mill.) war verbraucht und 48 Mill. Schulden gemacht. Die Günstlings- und Maitressenwirtschaft des Königs wirkte nach allen Richtungen hin aufs nachteiligste; seine anerkannte Maitresse war Mad. Rietz, Gräfin Lichtenau (s.d.); außerdem hat sich der König zweimal mit adligen Damen, Fräulein v. Voß und Gräfin Dönhoff (s.d. 3), zur linken Hand trauen lassen. Die Staatsgüter in den neuerworbenen Provinzen wurden verschleudert. Die Verwaltung versagte, die Armee verfiel, drückende Steuern belasteten das Volk, selbst das Tabakmonopol war eingeführt, als F. W. 1797 an der Brustwassersucht starb. Seinen Namen führt seit 1889 das 1. schlesische Grenadierregiment Nr. 10. Sein Denkmal in der Siegesallee zu Berlin ist von A. Brütt entworfen. Er war zuerst (1765) mit Elisabeth von Braunschweig (gest. 1840 in Stettin) und nach gerichtlicher Trennung dieser Ehe 1769 mit der Prinzessin Friederike Luise von Hessen-Darmstadt vermählt, die ihm vier Söhne: Friedrich Wilhelm (III.), Ludwig (gest. 1796), Heinrich und Wilhelm, und zwei Töchter: Wilhelmine, Gemahlin des spätern Königs Wilhelm I. der Niederlande, und Auguste, Gemahlin des Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen, gebar. Vgl. F. v. Cölln, Vertraute Briefe über die innern Verhältnisse am preußischen Hof (Amsterdam u. Köln 1807–09, 3 Bde.); Cosmar, Leben und Taten F. Wilhelms II. (Berl. 1798); Philippson, Geschichte des preußischen Staatswesens vom Tode Friedrichs d. Gr. bis zu den Freiheitskriegen (Leipz. 1880–82, 2 Bde.); Stadelmann, Preußens Könige in ihrer Tätigkeit für die Landeskultur, Bd. 3: F. Wilhelm II. (das. 1885); Paulig, F. W. II., sein Privatleben und seine Regierung (Frankf. a. O. 1896).

60) F. Wilhelm III., König von Preußen, geb 3. Aug. 1770, gest. 7. Juni 1840, ältester Sohn des vorigen und der Prinzessin Friederike Luise von Hessen-Darmstadt, pedantisch erzogen, besaß eine angeborne Bescheidenheit, die oft in Schüchternheit und Mangel an Selbstvertrauen umschlug. Eifersüchtig auf seine königliche Würde, sah er in jedem offenen Versuch eines ehrlichen Ratgebers, ihn zu leiten, eine Beeinträchtigung seiner Unabhängigkeit, ließ sich dagegen von unbedeutenden Vertrauten (wie Köckeritz) und Schmeichlern (wie Haugwitz und Lombard) lenken. Strenge Rechtlichkeit und Wahrheitsliebe, Sittenreinheit und Pflichttreue zeichneten seine Person aus. Obwohl er eigentlich ein stattlicher, ja schöner Mann war, trat seine Persönlichkeit nirgends hervor, und sein Benehmen war selbst gegen Untergebene unbeholfen; er pflegte gegen solche nur in Infinitiven zu sprechen. Er liebte das Einfache und Alltägliche, hing mit Zähigkeit am Althergebrachten und haßte alle Neuerungen. Als er daher 16. Nov. 1797 den Thron bestieg, machte er zwar dem Luxus des Hoflebens ein Ende, entließ Bischofswerder und Wöllner, hob das Religionsedikt auf, beseitigte das drückende Tabakmonopol, entfernte unfähige Beamte und übte größere Sparsamkeit, aber die Kabinettsregierung behielt er bei und nahm die Vorträge der Minister nie direkt entgegen. Durchgreifende Reformen vermied er wegen der Kosten, die passive Neutralität, die Preußen bis zur Ka strophe von 1806 befolgte, entsprach seiner Unentschlossenheit. Beim Ausbruch des Krieges 1805 schloß F. W. zwar mit Alexander von Rußland einen Bund, trieb aber trotz der Verletzung preußischen Gebietes nur schwächliche Politik, die, von Haugwitz kläglich geführt, mit den schmachvollen Verträgen vom 15. Dez. 1805 (zu Schönbrunn) und 15. Febr. 1806 endete. Für Ansbach, Kleve und Neuenburg nahm er Hannover, das Napoleon gleich nachher wieder England anbot, wie er das isolierte Preußen auch sonst mit Demütigungen überhäufte und gegen den neben dem Rheinbund zugestandenen Norddeutschen Bund unter Preußens Führung intrigierte. Unter den ungünstigsten Umständen kam es zum Kriege, der mit der beispiellosen Niederlage bei Jena und Auerstädt begann und, nachdem der König, nach Ostpreußen geflüchtet, mit russischer Hilfe den Krieg wieder[135] aufgenommen hatte, ihm im Frieden von Tilsit (9. Juli 1807) die Hälfte seiner Staaten kostete. Der König trug sein Unglück mit Würde und zeigte auch, solange die Königin Luise lebte, den festen Entschluß der Wiedererhebung; doch nach ihrem Tode verlor er wieder sein Selbstvertrauen, schloß 1812 mit Napoleon ein Bündnis gegen Rußland und wurde fast wider seinen Willen durch Yorks Abfall und die Erhebung des Volkes gezwungen, Napoleon den Krieg zu erklären. Infolge seiner Bescheidenheit spielte er während des Befreiungskrieges keine den Leistungen seines Volkes entsprechende Rolle im Hauptquartier, und auch im Wiener Kongreß, dem er persönlich beiwohnte, gab er um des Friedens willen in vielem nach. Nach dem zweiten Pariser Frieden nach Berlin zurückgekehrt, ward die neue Organisation des Staates durchgeführt, vor allem das Finanzenwesen geregelt. Gegen eine mäßige Zivilliste opferte er das ganze Domanialvermögen seines Hauses. Ein vortreffliches Steuer- und Zollsystem heilte die Wunden der vielen Kriege, die Entwickelung von Industrie und Handel mehrten den Wohlstand, und die Gründung des Zollvereins war ein Akt von folgenschwerster Bedeutung. Auf das durch das Wehrgesetz von 1814 organisierte Heer wurden bei aller sonstigen Sparsamkeit große Summen verwendet, das Unterrichtswesen unter Altensteins Leitung gepflegt und die Universität Bonn gegründet. Durch die 1817 gestiftete Union, sein eigenstes Werk, suchte F. W. den kirchlichen Sinn zu heben und Einigkeit der Konfessionen zu fördern, ließ sich aber durch Widerstand, den er erfuhr, zu Zwangsmaßregeln reizen, die seinen ursprünglichen Absichten ganz entgegen waren. In den Fragen der großen Politik indes, der innern wie der äußern, zeigte sich der König engherzig und unselbständig. Allerdings standen der dem Volk als Lohn für seine großen Opfer im Befreiungskrieg 22. Mai 1815 versprochenen Verfassung mit Volksvertretung bei der Ausführung große Schwierigkeiten entgegen wegen der Verschiedenartigkeit der alten und der neuen Provinzen; ein Schritt nach vorwärts war die Berufung der Provinzialstände vom 5. Juni 1823. Im übrigen wurden 1820 die Verfolgungen der sogen. demagogischen Umtriebe in Szene gesetzt und die Preßfreiheit beschränkt. Die Unruhen, die infolge der Julirevolution auch in Deutschland ausbrachen, bestärkten den König in seiner Abneigung gegen alle volkstümlichen politischen Forderungen und verschärften die absolutistischen Tendenzen seiner Regierung, die sich wiederum in gehässigen Verfolgungen kundgaben. Als solche galten auch die Verhaftung der Erzbischöfe von Köln und Posen, und die öffentliche Meinung trat hierbei durchaus nicht für die Regierung ein. Ebensowenig befriedigt war man von der auswärtigen Politik des Königs: durch die Heilige Allianz (26. Sept. 1815) mit den Kaisern von Österreich und Rußland ganz an die reaktionäre Politik dieser Mächte gekettet, beteiligte er sich an den Kongressen von Troppau und Laibach, wo Alexander und Metternich die bewaffnete Intervention gegen die freiheitliche Bewegung in Italien und Spanien beschlossen, und unterstützte alle Maßregeln, um jede Änderung der für Preußen so wenig günstigen Wiener Verträge zu hindern. Durch strenge Überwachung der Grenze erleichterte er Rußland die Unterdrückung des polnischen Aufstandes 1831 und ließ die Losreißung Belgiens von den Niederlanden und Frankreichs Intervention geschehen. Dennoch war F. W. nicht unbeliebt, da seine Einfachheit im Privatleben, seine Herzensgüte, seine Leiden 1806 manches andre vergessen ließen. Er war seit 24. Dez. 1793 vermählt mit Luise (s.d.), Tochter des Herzogs Karl II. von Mecklenburg-Strelitz, und nach deren Tod (19. Juli 1810) seit 1824 in morganatischer Ehe mit der Gräfin Auguste von Harrach, Fürstin von Liegnitz gest. 1873 (s.d.). Kinder aus seiner ersten Ehe sind: König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (gest. 1861), Wilhelm I., König von Preußen und deutscher Kaiser (gest. 1888), Prinzessin Charlotte (gest. 1. Nov. 1860), als Alexandra Gemahlin Kaiser Nikolaus' I. von Rußland, Prinz Karl (gest. 1883), Prinzessin Alexandrine (gest. 1892), Witwe des Großherzogs Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin, Prinzessin Luise, Gemahlin des Prinzen Friedrich der Niederlande (gest. 1870), und Prinz Albrecht (gest. 1872). In Berlin wurden ihm drei Denkmäler errichtet, 1849 das im Tiergarten befindliche von Drake (Abteilungen des Relieffrieses s. Tafel »Bildhauerkunst XIV«, Fig. 6), 1871 das Reiterstandbild von Wolff im Lustgarten und 1900 das Denkmal in der Siegesallee (von G. Eberlein). In Breslau wurde seine Reiterstatue von Kiß 1851 enthüllt. Auch in Köln ward ihm 1878 ein großes Denkmal errichtet. Seit 1888 führt das 1. brandenburgische Grenadierregiment seinen Namen. Er schrieb: »Luther in bezug auf die preußische Kirchenagende von 1822 und 1823« (Berl. 1827); »Reminiszenzen aus der Kampagne 1792 in Frankreich« und »Journal meiner Brigade in der Kampagne am Rhein 1793«. Den »Briefwechsel König F. Wilhelms III. und der Königin Luise mit Kaiser Alexander I.« (Leipz. 1900) und den der Königin mit dem König (Berl. 1903) gab Bailleu heraus. Vgl. Eylert, Charakterzüge und historische Fragmente aus dem Leben des Königs von Preußen, F. Wilhelms III. (Magdeb. 1842–46, 3 Bde.); »Gräfin Elise von Bernstorff. Ein Bild aus der Zeit 1789–1835« (4. Ausg., Berl. 1899, 2 Bde.); »Briefe und Aktenstücke zur Geschichte Preußens unter F. W. III, vorzugsweise aus dem Nachlasse von F. A. v. Stägemann« (hrsg. von Rühl, Leipz. 1899–1902, 3 Bde.); W. Hahn, F. Wilhelm III. und Luise (3. Aufl., das. 1877); Duncker, Aus der Zeit Friedrichs d. Gr. und F. Wilhelms III. (das. 1876).

61) F. Wilhelm IV., König von Preußen, geb. 15. Okt. 1795, gest. 2. Jan. 1861, Sohn des vorigen und der Königin Luise, entwickelte unter der Leitung seiner geist-und gemütvollen Mutter seine reiche, für das Edle und Schöne empfängliche Begabung, wurde von I. F. G. Delbrück und dann von Ancillon, der seine Hinneigung zur Romantik beförderte, in den Schulwissenschaften und der Philosophie, von Scharnhorst und Knesebeck in den Militärwissenschaften und von Niebuhr in der Finanzkunde unterrichtet und trieb Rechts- und Staatswissenschaft unter Savigny, Niebuhr und Lancizolle, während Schinkel und Rauch sein Talent für die zeichnenden Künste ausbildeten und den Kunstsinn in ihm entwickelten. Den meisten Hauptschlachten der Feldzüge von 1813 und 1814 wohnte er bei, wurde frühzeitig Militärgouverneur und Statthalter der Provinz Pommern und nahm an den Sitzungen des Staatsrats und des Staatsministeriums teil. Ein Aufenthalt in Paris und eine Reise nach Italien 1828, wo er die Protektion des damals durch E. Gerhard in Anregung gebrachten Instituts für archäologische Korrespondenz übernahm, regten seinen Kunstsinn an, aber daneben entwickelte sich immer mehr jene mittelalterlich-romantische Geistesrichtung, die sich bereits 1823 in seinem Anteil an der Provinzialständeordnung (er war Präsident der[136] mit ihrer Ausarbeitung beauftragten Kommission) und später in seiner Begünstigung des Adels und der Majorate bekundete. Nicht nur Preußen, sondern auch Deutschland hoffte viel von F. W., als er 7. Juni 1840 den Thron bestieg. Bald erkannte er das königliche Versprechen seines Vaters, dem Land eine zeitgemäße repräsentative Verfassung zu geben, durch öffentliche Proklamation an, begnadigte eine Anzahl wegen politischer Vergehen Verurteilter, setzte Arndt in Bonn in seine Professur wieder ein, berief Boyen und I. A. F. Eichhorn zu Ministern, zog berühmte Vertreter der Literatur und Kunst, wie A. W. v. Schlegel, Tieck, Rückert, Schelling, Cornelius, Mendelssohn-Bartholdy etc., in seine Nähe und stiftete eine Friedensklasse des Ordens pour le mérite für die berühmtesten Gelehrten und Künstler Deutschlands und des Auslandes. Die provinzialständische Verfassung wurde durch die Errichtung von Ausschüssen erweitert, der Presse eine freiere Bewegung gestattet, auch die Erzbischöfe Dunin und Droste-Vischering in ihre Würden wieder eingesetzt, den Altlutheranern und andern der Union widerstrebenden Sekten freierer Spielraum gegönnt, strengere Sonntagsfeier eingeführt, mehrere freisinnige Professoren abgesetzt, alles Zeichen großer Nachgiebigkeit gegen orthodoxe und ultramontane Einflüsse. Von der Richtigkeit seiner Anschauungen überzeugt, ließ er der Kritik seiner Maßregeln anfangs freien Lauf, empfand aber ihre Schärfe oft bitter und schritt mit Polizeimaßregeln ein. Den Wunsch des Volkes, einen Landtag für den ganzen preußischen Staat zu besitzen, wies der König beharrlich zurück, da nur »die provinzial- und kreisständische Verfassung eine auf deutschem Boden ruhende geschichtliche Grundlage habe, die Grundlage ständischer Gliederung, wie diese durch die überall berücksichtigten Veränderungen der Zeit gestaltet worden«. F. W., von einer überspannten Vorstellung seiner königlichen Machtvollkommenheit beherrscht, ohne Verständnis für die Grundlagen und Aufgaben des preußischen Staates und für seine Pflichten als Oberhaupt, beschäftigte sich viel mit kirchlichen Fragen, der Mission in China und dem evangelischen Bistum in Jerusalem und vernachlässigte die beiden Grundsäulen der alten absoluten Monarchie, das Beamtentum und das Heer. Sein leidenschaftlicher Haß gegen die Revolution und den Liberalismus begründete seine Abneigung gegen den Konstitutionalismus, und als von den Provinziallandtagen der ostpreußische und der rheinische energisch Erweiterung ihrer Rechte verlangten, auch eine Anleihe notwendig wurde, entschloß er sich, durch Patent vom 3. Febr. 1847 die längst verheißenen Reichsstände zu berufen, sprach aber in der Eröffnungsrede dieses »vereinigten Landtags« (11. April) offen aus, daß er keine dauernde Einrichtung sein solle. Erst die Revolution vom März 1848 trieb den König zu Reformen. Dem blutigen Straßenkampf in Berlin (18. März), während dessen er aus Scheu vor Blutvergießen keine Energie entfaltete, folgten der Umritt des Königs mit der deutschen Fahne (21. März) und die Erklärung, welche die Sache Schleswig-Holsteins zur Angelegenheit Preußens machte. Die tumultuarischen, für ihn beleidigenden Vorgänge des Jahres 1848 ertrug der König mit Resignation, bis er mit der Verlegung der preußischen Nationalversammlung (November 1848) seine Autorität wieder herstellen konnte. Die ihm vom Frankfurter Parlament angebotene Kaiserkrone lehnte er als ein Geschenk der verhaßten Revolution erst bedingt, dann unbedingt ab und suchte, von Radowitz beraten, eine deutsche Union unter Preußens Führung herzustellen. Doch wich er 1850 vor Österreichs Drohungen zurück, unterwarf sich dem alten Bundestag und gab Kurhessen und Schleswig-Holstein preis. In Preußen selbst ward die Verfassungsangelegenheit durch eine Revision des am 5. Dez. 1848 oktroyierten Entwurfs fürs erste abgeschlossen (31. Jan. 1850); indes stellte er seine persönliche Regierung wieder her, da die Minister Ausführer seines Willens waren, leitete aber den Staat seit 1848 ohne lebhafteres Interesse. Auch seine auswärtige Politik, namentlich im Krimkrieg, in dem er zu Rußland hielt, fand nicht den Beifall der Nation. Neuenburgs wegen 1856 einen Krieg zu beginnen, wurde er zum Glück nach abgehalten. Tschech (26. Juli 1844) und ein abgedankter Soldat, Sefeloge (22. Mai 1850), unternahmen Attentate auf sein Leben, beide ohne politische Motive. Seit dem Spätsommer 1857 an Gehirnerweichung leidend, übertrug er im Oktober die Stellvertretung in der Regierung seinem Bruder Wilhelm, Prinzen von Preußen, provisorisch, sodann, nachdem er vergeblich in Meran Hilfe gesucht, 7. Okt. 1858 endgültig, hielt sich im Winter 1858/59 in Italien auf und starb 1861 in Sanssouci. Seine Regierung ist zwar erfüllt von wichtigen Ereignissen, sein persönlicher Anteil daran indes meist ein passiver. F. Wilhelms bedeutenden geistigen Gaben, die sich auch in seinem lebhaften Interesse für alles und seinem witzigen, an regenden Gespräch kundgaben, verdankt Preußen, namentlich Berlin und Potsdam, herrliche Kunstschöpfungen. Seine Reden, Proklamationen etc. seit 6. März 1848 bis 31. Mai 1851 erschienen zu Berlin 1851. Vermählt war er seit 29. Nov. 1823 mit der Prinzessin Elisabeth von Bayern; die Ehe blieb kinderlos Sein Denkmal in der Siegesallee zu Berlin hat Karl Beyrs entworfen; ein anderes (von Bläser) steht vor dem Orangeriegebäude bei Potsdam. Vgl. v. Schmettau, F. W. IV., König von Preußen (2. Aufl. Berl. 1864); v. Reumont, Aus König F. Wilhelms IV. gesunden und kranken Tagen (Leipz. 1885); v. Ranke, Aus dem Briefwechsel F. Wilhelms IV. und Bunsens (2. Aufl., das. 1874) und Biographie F. Wilhelms IV. (das. 1878); v. Petersdorff, König F. W. IV. (Stuttg. 1900); »Bettina v. Arnim und F. W. IV., ungedruckte Briefe und Aktenstücke« (hrsg. von L. Geiger, Frankfurt a. M. 1902); Friedberg, Die Grundlagen der preußischen Kirchenpolitik unter König F. W. IV. (Leipz 1882); Kaufmann, Politische Geschichte Deutschlands im 19. Jahrhundert (Berl. 1899); Rachsahl, Deutschland, König F. W. IV. und die Berliner Märzrevolution (Halle 1901); die Denkwürdigkeiten des Freiherrn O. v. Manteuffel, herausgegeben von H. v. Poschinger, nämlich: »Unter F. W. IV.« (Berl. 1901, 3 Bde.) und »Preußens auswärtige Politik 1850 bis 1858« (das. 1902, 3 Bde.). Vgl. Gerlach 1).

62) F. III., König von Preußen und deutscher Kaiser, s. oben 5).

[Prinzen von Preußen.] 63) Friedrich Wilhelm Ludwig, Prinz von Preußen, geb. 30. Okt. 1794, gest. 27. Juli 1863, Sohn des Prinzen Ludwig Friedrich Karl und der Prinzessin Friederike von Mecklenburg-Strelitz, Neffe F. Wilhelms III., focht in den Befreiungskriegen mit, ward preußischer General der Kavallerie zu Düsseldorf, später auch Chef des 1. Kürassierregiments und residierte bis 1848 in Düsseldorf. Er war seit 1817 vermählt mit Prinzessin Luise von Anhalt-Bernburg (geb. 30. Okt. 1799), die ihm zwei Söhne, die Prinzen Alexander (geb. 21. Juni 1820, gest. 4. Jan. 1896) und Georg (geb. 12. Febr. 1826, gest. 2. Mai 1902; s. Georg 17), gebar.[137]

64) F. Karl Nikolaus, Prinz von Preußen, geb. 20. März 1828 in Berlin, gest. 15. Juni 1885 in Klein-Glienicke bei Potsdam, Sohn des Prinzen Karl, Bruders des Kaisers Wilhelm, und der Prinzessin Marie von Sachsen-Weimar, trat als Knabe ins Heer, genoß 1842–46 in den militärischen Disziplinen den Unterricht des damaligen Majors (nachherigen Kriegsministers) v. Roon, der ihm auch als militärischer Begleiter beim Besuch der Universität Bonn 1846 beigegeben wurde, machte 1848 den schleswigschen Feldzug als Hauptmann im Gefolge des Generals Wrangel mit und nahm 1849 als Major im Generalstab des damaligen Prinzen von Preußen an dem Feldzug in Baden teil, wo er bei Wiesenthal schwer verwundet wurde. In den nun folgenden Friedenszeiten 1852 Oberst, 1854 Generalmajor und 1856 Generalleutnant geworden, studierte F. K. die militärischen Wissenschaften und teilte die Ergebnisse seiner Studien einem engern Kreis von Offizieren in Vorträgen und lithographierten Abhandlungen mit, die ohne Wissen des Prinzen 1860: »Eine militärische Denkschrift von P. F. K.« veröffentlichten, die durch ihre Reformvorschläge großes Aufsehen erregte. Als Kommandeur des 3. Armeekorps (seit 1860) führte er diese Reformen praktisch durch, machte dieses Korps zur Pflanzschule seiner militärischen Ideen und erwarb sich besonders durch Einführung der aufgelösten Gefechtsordnung ein hervorragendes Verdienst. 1864 mit dem Oberbefehl über die preußischen Truppen in Schleswig-Holstein betraut, ging der Prinz Anfang Februar 1864 bei Arnis über die Schlei, zwang den Feind zur Aufgabe des Danewerks und erstürmte die Düppeler Schanzen (18. April). Nachdem Wrangel im Mai sein Kommando niedergelegt, eroberte er als Oberbefehlshaber der alliierten Armee Jütland und 29. Juni Alfen. 1866 rückte er als Oberbefehlshaber der ersten Armee (2., 3. u. 4. Korps) von der Oberlausitz in Böhmen ein, schlug 26. und 27. Juni bei Liebenau und Podol, am 28. bei Münchengrätz, 29. bei Gitschin die österreichisch-sächsischen Truppen unter Clam-Gallas, griff 3. Juli die österreichische Stellung bei Königgrätz an, hielt den numerisch überlegenen Gegner in der Front so lange auf, bis der Kronprinz auf dem Schlachtfeld eintraf und in der rechten, General Herwarth von Bittenfeld in der linken Flanke angriff. Von da marschierte der Prinz bis in die Nähe von Wien. 1870 mit dem Oberkommando über die zweite deutsche Armee betraut, hielt er 16. Aug. bei Vionville die französische Rheinarmee unter Marschall Bazaine bei Metz zurück, brachte 18. Aug. bei Gravelotte durch den Sieg über den feindlichen rechten Flügel bei St.-Privat die Entscheidung, übernahm mit der ersten und zweiten Armee die Einschließung von Metz, schlug alle Ausfälle Bazaines zurück und zwang ihn zur Kapitulation vom 27. Okt. Am 28. Okt. zum Generalfeldmarschall ernannt, zog F. K. 2. Nov. von Metz mit drei Armeekorps gegen die französische Loirearmee, um sie vom Vordringen gegen Paris abzuhalten, schlug die Angriffe der Franzosen zurück, ging 3. Dez. seinerseits zur Offensive über, besetzte 4. Dez. Orléans und trieb den Feind bis Bourges und Le Mans zurück. In mehreren Gefechten (6.- 12. Jan.) vereitelte er die Möglichkeit, Paris von Westen her zu entsetzen. Nach dem Kriege zum Generalinspekteur der dritten Armeeinspektion des deutschen Reichsheers und zum Inspektor der preußischen Kavallerie ernannt, entfaltete er für die Ausbildung der Reiterei in Gemeinschaft mit dem General v. Schmidt eine erfolgreiche Tätigkeit. Er war russischer Feldmarschall und Chef mehrerer preußischer, russischer und österreichischer Regimenter. F. K. gehörte dem konstituierenden Reichstag an. Er unternahm mehrere Reisen nach dem Orient; über die letzte, die ihn 1883 nach Ägypten und Syrien führte, erschien ein Prachtwerk (Berl. 1884). Seinen Namen führt seit 1889 das 8. brandenburgische Infanterieregiment Nr. 64. In Frankfurt a. O. und in Görlitz sind ihm Denkmäler errichtet. Der Prinz war seit 29. Nov. 1854 vermählt mit der Prinzessin Maria Anna (geb. 14. Sept. 1837), Tochter des Herzogs Leopold Friedrich von Anhalt. Kinder dieser Ehe sind: Prinzessin Marie, geb. 14. Sept. 1855, seit 23. Aug. 1878 mit dem Prinzen Heinrich der Niederlande, nach dessen Tode (13. Jan. 1879) mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Altenburg 6. Mai 1885 vermählt, gest. 20. Juni 1888; Prinzessin Elisabeth, geb. 8. Febr. 1857, seit 18. Febr. 1878 Gemahlin des Erbgroßherzogs August von Oldenburg, gest. 28. Aug. 1895; Prinzessin Luise Margareta, geb. 25. Juli 1860, seit 13. März 1879 Gemahlin des Herzogs Arthur von Connaught; Prinz Friedrich Leopold, geb. 14. Nov. 1863 (s. unten). Vgl. die biographischen Schriften von Bettin (Frankf. a. O. 1882), Hönig (Berl. 1885), Rogge (das. 1885), Müller-Bohn (Potsd. 1902); Borcke, Mit Prinz F. K. Kriegs- und Jagdfahrten und am häuslichen Herd (2. Aufl., Berl. 1893).

65) F. Leopold Joachim Karl Wilhelm, Prinz von Preußen, geb. 14. Nov. 1863 in Berlin, einziger Sohn des vorigen, studierte 1885–87 in Bonn, trat in die Armee, wurde, nachdem er 1886–87 eine längere Reise in den Orient unternommen, 1888 Rittmeister und Kommandeur der Leibeskadron der Gardedukorps, 1889 Hauptmann im 1. Garderegiment, 1890 Major, 1893 Oberst und Kommandeur der Gardedukorps, ist gegenwärtig General der Kavallerie und steht à la suite des Leibhusarenregiments sowie des 1. Grenadierregiments zu Fuß. Er vermählte sich 24. Juni 1889 mit der Prinzessin Luise Sophie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (geb. 8. April 1866), einer jüngern Schwester der Kaiserin Auguste Viktoria

[Sachsen.] 66) F. I., der Streitbare, Kurfürst von Sachsen, geb. 29. März 1369 in Altenburg, gest. daselbst 4. Jan. 1428, ältester Sohn des Markgrafen Friedrich III., des Strengen, von Meißen und Katharinas von Henneberg, folgte mit seinen Brüdern Georg (gest. 1402) und Wilhelm II. 1381 seinem Vater unter Vormundschaft seiner Mutter und erhielt bei der Erbteilung der meißnisch-thüringischen Lande 13. Nov. 1382 das Osterland, die Mark Landsberg, das Pleißnerland, die vogtländischen Besitzungen, einige Städte in Thüringen, Orlamünde, Kahla, Jena, Naumburg tr., und das mütterliche Erbe Koburg. Die Brüder fügten 1389 ihren Besitzungen durch Kauf die Stadt Saalfeld sowie 1400 das Amt Königsberg in Franken hinzu. Nach ihres Oheims Wilhelm des Einäugigen Tode (1407) gewannen F. und Wilhelm durch den Vertrag von Naumburg 1410 auch die an ihre Besitzungen grenzende Hälfte von Meißen, worauf F. das Osterland für sich übernahm (1410), von dem er 1423 Leipzig an Wilhelm überließ; als letzterer ohne Leibeserben starb, fiel 1425 auch dessen Anteil an F. 1388 stand er seinem Oheim, Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg, gegen die fränkischen Städte, 1391 dem Deutschen Orden wider Jagello von Polen bei. Als nach Karls IV. Tode König Wenzel seine an F. verlobte Schwester Anna ihm verweigerte und an den König von England verheiratete,[138] trat F. auf die Seite des Gegenkönigs Ruprecht. Auch die von Prag vertriebenen Mitglieder der Universität nahm F. willig in Leipzig auf (1409), gründete damit die Universität, war im Hussitenkrieg eine Hauptstütze des Kaisers (wie er schon 1421 den Hussiten bei Brüx eine blutige Niederlage beibrachte), weshalb ihm Siegmund mit Übergehung Erichs von Sachsen-Lauenburg die erledigte Kur Sachsen übertrug, ihn 1424 zu Bingen ins Kurfürstenkollegium einwies und im folgenden Jahre zu Ofen feierlich belehnte. So kam die sächsische Kur an das Haus Wettin. Für die aufgewendeten Kriegskosten verpfändete er ihm Brüx und Aussig. Während F. in Nürnberg vergeblich das Reich zu kräftigerer Beteiligung am Kriege zu bewegen versuchte, wurde das von seiner Gemahlin zum Entsatz von Aussig aufgebotene Heer unter Axel v. Vitzthum 1426 von den Hussiten vernichtet. Als auch ein von ihm selbst geführtes Reichsherr bei dem Anblick der Hussiten floh, starb er voll Gram hierüber. Von seiner Gemahlin Katharina von Braunschweig hinterließ er außer vier Söhnen, Friedrich, Siegmund, Heinrich und Wilhelm, noch zwei Töchter: Anna, an den Landgrafen Ludwig von Hessen, und Katharina, an den Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg vermählt. Vgl. Horn, Lebens- und Heldengeschichte Friedrichs des Streitbaren (Leipz. 1733).

67) F. II., der Sanftmütige, Kurfürst von Sachsen, ältester Sohn des vorigen, geb. 22. Aug. 1411, gest. 7. Sept. 1464 in Leipzig, folgte seinem Vater 1428 in der Kur sowie gemeinschaftlich mit seinen drei Brüdern in den übrigen Besitzungen des meißnischen Hauses, die er bis 1432 gegen die Hussiten zu verteidigen hatte. Auch an dem Kreuzzug gegen die Hussiten von 1431, der mit der Niederlage bei Taus endigte, nahm er teil. Weniger durch die Waffen als durch seine Diplomatie suchte er seine Macht zu mehren und gewann durch den Preßburger Schiedsspruch von 1439 die ihm von Heinrich von Plauen bestrittene Burggrafschaft Meißen, von der jenem nur Titel und Würde blieben. Nach König Albrechts Tode betrieb er eifrig die Wahl Friedrichs III., seines Schwagers; die Feindschaft mit Brandenburg wurde 1441 zu Halle und, nochmals über Friedrichs Ansprüche auf die Niederlausitz ausgebrochen, durch den Vertrag zu Zerbst ausgeglichen, in dem sich F. mit Senftenberg und Hoyerswerda begnügte. Die nach Friedrichs des Friedfertigen von Thüringen kinderlosem Ableben der beiden seit Heinrichs Tode (1435) und Siegmunds Eintritt in den geistlichen Stand (er wurde Bischof von Würzburg, aber wegen anstößigen Wandels entsetzt und bis zu seinem Tode 1463 in Hast gehalten) noch übrigen Brüdern, F. und Wilhelm, zugefallene Erbschaft, wodurch 1440 zum letztenmal sämtliche wettinische Lande unter Eine Herrschaft kamen, wurde die Veranlassung zum Ausbruch der lange verhaltenen Zwietracht zwischen beiden Brüdern. Wilhelm hielt sich bei der Erbteilung von 1445, die ihm Thüringen und einen Teil des Osterlandes brachte, von seinem Bruder übervorteilt und ging mit dem Erzbischof von Magdeburg eine geheime Verbindung ein, um Thüringen in fremde Hände zu bringen. Doch F. kam ihm zuvor, fiel in Thüringen ein, und jahrelang verheerte nun ein Krieg die wettinischen Lande, der sich auch mit andern Parteiungen im Reiche verzweigte. Schloß sich F. an das Haus Habsburg an, so fand Wilhelm Beistand bei den Böhmen, mit deren Hilfe er 15. Okt. 1450 Gera erstürmte. Erst 24. Jan. 1451 kam zu Pforta die Aussöhnung zustande, nachdem angeblich F. das Anerbieten eines Schützen, ihn durch einen Schuß von seinem Bruder zu befreien, entrüstet zurückgewiesen hatte. Mittelbar durch diesen unseligen Zwist herbeigeführt war der von Kunz v. Kaufungen 1455 verübte Sächsische Prinzenraub (s.d.). F. war mit Margareta, der Schwester Kaiser Friedrichs III., vermählt. In der Kurwürde folgte ihm sein Sohn Ernst. Vgl. Beschorner, Das sächsische Amt Freiberg und seine Verwaltung um die Mitte des 15. Jahrhunderts (Leipz. 1897).

68) F. III., der Weise, Kurfürst von Sachsen, geb. 17. Jan. 1463 in Torgau, gest. 5. Mai 1525, Sohn des Kurfürsten Ernst, folgte als der ältere Sohn seinem Vater 1486 in der Kur, während er die Regierung der übrigen Länder mit seinem Bruder Johann (dem Beständigen) gemeinschaftlich in nie getrübter Eintracht führte. Durch Umgang mit gelehrten Männern, vor allem mit seinem Vertrauten Spalatin, erwarb er sich eine seltene Bildung und Belesenheit in den Schriften der Alten, war wegen seiner politischen Einsicht bei Kaiser Maximilian I. und im Kreise der Reichsfürsten geachtet, stand in Reichsangelegenheiten auf der Seite der Partei, die unter Führung Bertolds von Mainz die Reform der Reichsverfassung betrieb, und als 1500 das von dieser Partei beantragte Reichsregiment zustande kam, übernahm er den Vorsitz. Eine seiner folgenreichsten Regentenhandlungen war die Gründung der Universität Wittenberg, die er seine Tochter zu nennen pflegte, und für deren Gedeihen er väterlich sorgte. Wittenberg wurde durch die Berufung von Luther, Melanchthon u. a. der Herd der reformatorischen Bewegung, und obwohl F. den vorreformatorischen kirchenfeindlichen Bestrebungen fremd und selbst ein eifriger Katholik war, wie seine Wallfahrt nach Jerusalem (1493) und sein eifriges Reliquiensammeln beweisen, so gewährte er doch dem geächteten Luther Schutz auf der Wartburg. Die ihm nach Maximilians I. Tode 1519 von den Kurfürsten angebotene Kaiserkrone lehnte er ab und lenkte die Wahl auf Maximilians Enkel Karl I. von Spanien, der ihm nachher mit Undank dafür lohnte. Ohne sich offen zu Luthers Lehre zu bekennen, ließ er sie doch sich ungehindert in seinem Land ausbreiten und schützte sie vor Vergewaltigung; erst auf dem Totenbett nahm er das Abendmahl unter beiderlei Gestalt. Er war unvermählt geblieben, daher folgte ihm sein Bruder Johann in der Regierung. Vgl. Tützschmann, F. der Weise (Grimma 1848); G. Spalatin, F. des Weisen Leben und Zeitgeschichte (hrsg. von Neudecker und Preller, Jena 1851); Kolde, F. der Weise und die Anfänge der Reformation (Erlangen 1881); »F. der Weise, Kurfürst von Sachsen, Charakterbild« (4. Aufl., Leipz. 1898); Bruck, F. der Weise als Förderer der Kunst (Straßb. 1903).

69) u. 70) F. August I. und II., Kurfürsten von Sachsen u. Könige von Polen, s. August 7) u. 8).

71) F. August 111., der Gerechte, Kurfürst (seit 1806 als F. August I. König) von Sachsen, geb. 23. Dez. 1750 in Dresden, gest. 5. Mai 1827, ältester Sohn des Kurfürsten Friedrich Christian, übernahm nach dessen Tode (17. Dez. 1763) unter der Vormundschaft seines Oheims Xaver, 15. Sept. 1768 selbständig die Regierung. Von Natur scheu und ängstlich, am Hergebrachten hängend und schwierigen Verhältnissen nicht gewachsen, aber von persönlich achtungswertem, durch Gerechtigkeitsgefühl ausgezeichnetem Charakter, hob er manche Mißstände und war bemüht, die durch den Siebenjährigen Krieg seinem Lande geschlagenen Wunden zu heilen. 1785 verband er sich mit Preußen zur Errichtung des Fürstenbundes[139] (s.d.), schlug 1791 die ihm angebotene erbliche Krone Polens aus, lehnte den Beitritt zum österreichisch-preußischen Bündnis vom 7. Febr. 1792 ab und stellte zum Kriege gegen Frankreich nur sein Reichskontingent bis zu dem Neutralitätsvertrag mit Frankreich von 1796. Die Verhandlungen mit Preußen wegen Errichtung eines Norddeutschen Bundes unterbrach der Ausbruch des Krieges von 1806, in dem F. A. nur notgedrungen auf Preußens Seite trat. Nach der Schlacht bei Jena Napoleon völlig preisgegeben, schloß er 11. Dez. 1806 mit diesem Frieden, trat als König von Sachsen dem Rheinbund bei und ward einer der treuesten Bundesgenossen Napoleons, der ihm 1807 auch das Herzogtum Warschau verlieh, wofür F. A. an das Königreich Westfalen einige benachbarte Gebiete abtrat. Nach dem unglücklichen russischen Feldzug sagte sich F. A. trotz der Wünsche seines Volkes und der Aufforderungen der verbündeten Monarchen nicht von Napoleon los, sondern entwich vor dem in Sachsen eindringenden Heere der Alliierten über Plauen und Regensburg nach Prag, schloß sich Österreich an und traf 20. April zu Wien ein geheimes Abkommen. Vorher hatte er bereits, entrüstet über die Sprengung der Elbbrücke durch Davout (19. März), dem General Lecoq befohlen, seine Truppen nach Torgau zu führen, dessen Kommandant v. Thielmann die Festung weder den Franzosen noch den Verbündeten öffnen sollte. Napoleons Sieg bei Lützen versetzte F. A. in äußerste Bestürzung; er entließ sofort seinen Minister Grafen Senfft von Pilsach und traf gedemütigt 12. Mai in Dresden mit »seinem großen Alliierten« zusammen. Torgau wurde den Franzosen geöffnet, das sächsische Heer wieder zu Napoleons Verfügung gestellt. Mit Napoleon begab er sich auch nach Leipzig, wo er während der Schlacht verweilte, wollte bis zuletzt nicht an Napoleons Niederlage glauben und wurde als Kriegsgefangener nach Berlin, dann nach Friedrichsfelde gebracht. Als die Absichten Preußens auf die Einverleibung Sachsens deutlicher hervortraten und der Wiener Kongreß die Teilung des Landes aussprach, legte F. A. eine feierliche Rechtsverwahrung dagegen ein, mußte aber, nach Preßburg gebracht, 21. Mai 1815 den Friedensvertrag mit Preußen ratifizieren. Mit großem Jubel 7. Juni bei seiner Rückkehr in Dresden empfangen, stiftete er zur Erinnerung an dieses Ereignis den Zivilverdienstorden. Mit anerkennenswertem Eifer widmete er sich der Fürsorge für das verkleinerte Land, blieb aber jeder Reform entschieden abgeneigt. Ihm wurden 1780 in Leipzig und 1843 in Dresden Denkmäler errichtet. Aus der Ehe, die er 1769 mit Marie Amalie von Pfalz-Zweibrücken geschlossen hatte, erwuchs ihm nur eine Tochter, Marie Auguste. Panegyrische Biographien schrieben Herrmann (Dresd. 1827) und Pölitz (Leipz. 1830). Vgl. Bonnefons, Un allié de Napoléon. Frédéric-Auguste (Par. 1902).

72) F. August II., König von Sachsen, geb. 18. Mai 1797, gest. 9. Aug. 1854, ältester Sohn des Prinzen Maximilian, Bruders des vorigen, und dessen erster Gemahlin, Karoline Marie Therese von Parma, ging nach dem Beginn des Befreiungskrieges mit dem König nach Prag, folgte ihm in die Gefangenschaft nach Preßburg und nahm 1815 im österreichischen Hauptquartier an dem Feldzug gegen Frankreich teil. Unter Leitung des Majors v. Cerrini und des Hofrats Stübel trieb er militärische, juristische und staatswissenschaftliche Studien, daneben auch Kunst und Naturwissenschaften, besonders Botanik und Mineralogie, wie die »Flora Marienbadensis, oder Pflanzen und Gebirgsarten, gesammelt und beschrieben von dem Prinzen F. A., Mitregenten von Sachsen, und von I. W. v. Goethe«, herausgegeben von Heidler (Prag 1837), beweist. 1818 zum Generalmajor und 1822 zum Chef der Infanteriebrigade ernannt, wohnte F. A. seit 1819 auch den Sitzungen des Geheimen Rates bei, seit 1822 mit Stimmrecht, blieb aber bei der Eifersucht des Kabinettsministers v. Einsiedel (s.d.) von allem Einfluß auf die Regierung ausgeschlossen. Bei den Unruhen von 1830 stellte ihn König Anton an die Spitze der zur Aufrechterhaltung der Ordnung niedergesetzten Kommission und übertrug ihm 30. Sept. 1830, nachdem sein Vater, Prinz Maximilian, der Thronfolge entsagt hatte, die Mitregentschaft; Einsiedel ward entlassen, Lindenau Minister des Innern und unter F. Augusts Mitwirkung das neue Staatsgrundgesetz geschaffen. Nachdem das Staatsleben nach den Grundsätzen der neuen Konstitution geordnet war, führte F. A. als Mitregent und nach Antons Tode 6. Juni 1836 als König die Regierung im Geiste der Zeit, nahm dabei auf Reisen nach Böhmen und in die Bayrischen Alpen auch seine botanischen Studien wieder auf. Im Sommer 1838 bereiste er Istrien und Dalmatien, 1844 England und Schottland. Beim Maiaufstand in Dresden 1849 verließ er seine Hauptstadt und rief Preußen um Hilfe an (s. Sachsen). Auf einer Reise in Tirol starb er an den Folgen eines Sturzes aus dem Wagen zu Brennbüchel zwischen Imst und Wenns. An der Unglücksstätte wurde 1855 eine Kapelle erbaut. Seine Ehe mit der Erzherzogin Karoline von Österreich (gest. 22. Mai 1832) sowie seine zweite Ehe mit der Prinzessin Maria von Bayern (seit 24. April 1833, gest. 13. Sept. 1877) blieben kinderlos. Vgl. Schladebach, F. August II., König von Sachsen (Leipz. 1854).

73) F. August, Kronprinz von Sachsen, geb. 25. Mai 1865, Sohn des Königs Georg und der portugiesischen Infantin Maria Anna, studierte in Straßburg und Leipzig und widmete sich vornehmlich dem militärischen Dienst, trat 1. April 1883 in das Heer, führte als Oberst 1892–94 das Schützenregiment Nr. 108, wurde 1894 Generalmajor und 1898 Generalleutnant. Seit 27. Okt. 1893 der preußischen Armee angehörig, ward er 1894 preußischer Generalmajor und 1902 General der Infanterie sowie gleichzeitig kommandierender General des 12. Armeekorps. Seit Juli 1902 steht F. August auch à la suite der Marine-Infanterie. Seit 24. Juni 1902 führt das Infanterieregiment Nr. 104 den Namen »Kronprinz«. Die am 21. Nov. 1891 eingegangene Ehe mit Erzherzogin Luise von Toskana, geb. 2. Sept. 1870, der fünf Kinder entsprossen (Georg, geb. 15. Jan. 1893; Friedrich Christian, geb. 31. Dez. 1893; Ernst Heinrich, geb. 9. Dez. 1896; Margarete, geb. 24. Jan. 1900; Maria Alix, geb. 27. Sept. 1901), ward wegen Ehebruchs der Kronprinzessin mit dem französischen Sprachlehrer der Prinzen, dem Belgier André Giron, 11. Febr. 1903 geschieden. Die vormalige Kronprinzessin erhielt 15. Juli 1903 von König Georg den Namen »Gräfin von Montignoso« verliehen. Am 4. Mai 1903 gebar sie in Lindau eine Tochter, Anna Monika, die als Prinzessin des sächsischen Königshauses betrachtet wird, lebte darauf anfangs in Schloß Ramo bei Lyon und seit Ende 1903 in Ventnor auf der Insel Wight.

[Schleswig-Holstein.] 74) F. III., Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorp, geb. 22. Dez. 1597 in Gottorp, gest. 10. Aug. 1659 in Tönning, ältester Sohn des Herzogs Johann Adolf und der[140] dänischen Prinzessin Augusta, kam nach dem Tode seines Vaters 1616 im herzoglichen Anteil von Schleswig-Holstein zur Regierung, gewährte den aus den Niederlanden vertriebenen Arminianern eine Zuflucht und gründete für sie 1621 Friedrichstadt an der Eider. Während des Dreißigjährigen Krieges bemüht, Neutralität zu beobachten, vermochte er sein Land doch nicht vor Plünderung zu bewahren, als nach der Niederlage des Königs Christian IV. von Dänemark Tilly und Wallenstein 1627 in die Halbinsel eindrangen. Bei seinem Regierungsantritt bewog F. die Stände zum Verzicht auf ihr Wahlrecht und führte mit Zustimmung Dänemarks und des Kaisers die Primogenitur ein. Nach dem Aussterben der Grafen von Schaumburg (1640) erwarb er das Amt Barmstedt, das der Kaiser 1650 zu einer reichsfreien Grafschaft erhob. Zum Dank für seine Neutralität im dänisch-schwedischen Kriege (1657–58) erwirkte ihm sein Schwiegersohn Karl X. Gustav von Schweden im Frieden von Roeskilde 1658 die Aufhebung der dänischen Lehnshoheit über Schleswig. Sein Sohn Christian Albrecht folgte ihm.

75) F. Christian, Herzog von Schleswig-Holstein, geb. 28. Sept. 1765 in Augustenburg, gest. daselbst 14. Juni 1814, Sohn des Herzogs Friedrich Christian aus der Sonderburg-Augustenburgischen Linie, seit 1786 mit der Prinzessin Luise Auguste, der einzigen Tochter des Königs Christian VII., die damals Aussicht auf die Thronfolge hatte, vermählt, wurde Geheimer Staatsminister und übernahm 1790 die Leitung des höhern Unterrichtswesens, das er wesentlich förderte. Auf Anregung des dänischen Dichters Baggesen, den F. C. wirksam unterstützt hatte, bot er 27. Nov. 1791 dem damals schwer erkrankten Schiller, in Gemeinschaft mit dem Finanzminister Schimmelmann, ein jährliches Geschenk von 1200 Tlr. an, das dieser auch annahm und fünf Jahre lang bezog. Zum Dank richtete Schiller an ihn 1793 die »Briefe über die ästhetische Erziehung«, deren Originale beim Brande des Christiansborger Schlosses in Kopenhagen 26. Febr. 1794 zugrunde gingen, und die lange Zeit nur in der 1795 in den »Horen« erschienenen Bearbeitung bekannt waren. Neuerdings sind sie größtenteils in Abschrift wieder aufgefunden und herausgegeben worden (vgl. Max Müller, Schillers Briefwechsel mit dem Herzog F. C. von Schleswig-Holstein, Berl. 1875; »Schillers Briefe an Herzog F. C.«, hrsg. von Michelsen, das. 1876). Am 14. Nov. 1794 durch den Tod seines Vaters Herzog und Chef des Hauses geworden, lebte F. C. viel auf Augustenburg und Gravenstein. Als 1806 König Friedrich VI. nach Auflösung des Deutschen Reiches Holstein vollständig Dänemark einverleiben wollte, widersetzte sich F. C. mit Erfolg, verlor aber das Vertrauen des Königs. Der völlige Bruch erfolgte, als 1810 nach dem Tode des jüngern Bruders von F. C., des zum Kronprinzen von Schweden gewählten Prinzen Christian August, die Schweden nicht den König Friedrich VI., obwohl F. C. selbst zu seinen Gunsten verzichtet hatte, zum Nachfolger wählten, was der König seinem Einfluß zuschrieb. F. C. zog sich nun ganz nach Augustenburg zurück. Vgl. Clausen, Frederik Christian, Hertug af Augustenborg (Kopenh. 1896).

76) F. Christian August, Prinz von SchleswigHolsteinSonderburgAugustenburg, Enkel des vorigen, geb. 6. Juli 1829 in Augustenburg, gest. 14. Jan. 1880 in Wiesbaden, ältester Sohn des Herzogs Christian (s.d. 18) u. der Herzogin Luise, gebornen Gräfin von Danneskjold-Samsöe (gest. 11. März 1867), trat bei der Erhebung Schleswig-Holsteins 1848 in die schleswig-holsteinische Armee, kämpfte in dem dreijährigen Kriege gegen Dänemark als Offizier im Generalstab, ward nach Besiegung der Herzogtümer verbannt, studierte zwei Jahre in Bonn, trat in das preußische Heer, zog sich aber 1856 auf das von ihm erkaufte Rittergut Dolzig in der Niederlausitz zurück. Nach dem Tode Friedrichs VII. (15. Nov. 1863) protestierte F. 16. Nov. öffentlich gegen die Usurpation der Herzogtümer durch König Christian IX., erklärte sich nach dem Verzicht seines Vaters als rechtmäßigen Erben der Herzogtümer Schleswig-Holstein u. nannte sich »Herzog Friedrich VIII.«; er ward auch von mehreren Fürsten anerkannt, und der badische Bundestagsgesandte v. Mohl legte 21. Nov. seine Vollmacht für F. VIII. der Bundesversammlung vor. Die dänischen Truppen wurden durch die Bundesexekutionstruppen aus Holstein hinausgedrängt, F. im Dezember als rechtmäßiger Landesherr proklamiert, 30. Dez. 1863 übernahm er in Kiel die Regierung des Landes. Seine Anerkennung von seiten des Deutschen Bundes verzögerte sich, bis inzwischen Österreich und Preußen 1864 die Herzogtümer besetzten. Während Preußen, mit dem F. jetzt zu unterhandeln begann, Friedrichs Anerkennung von einigen Abtretungen und Überlassung der Militärhoheit abhängig machte, verlangte F. sofortige Einsetzung und wollte dann erst, in Gemeinschaft mit der Landesvertretung, über die Preußen zu machenden Zugeständnisse entscheiden. Bismarck ließ F. nach einer 1. Juni 1864 in Berlin stattgehabten Unterredung fallen und verbot ihm nach dem Gasteiner Vertrag das Betreten Schleswigs. Als bei demEinrücken der preußischen Truppen in Holstein die Österreicher 12. Juni 1866 Holstein verließen, entfernte sich F. nach 21/2jährigem Aufenthalt auch aus Holstein und verlor durch den Prager Frieden alle Aussichten auf die Erbfolge in den Herzogtümern. Seine formelle Verwahrung dagegen wurde gar nicht beachtet. Seitdem lebte F. als Privatmann in Gotha; den deutsch französischen Krieg machte er als bayrischer General à la suite im Stabe des Kronprinzen von Preußen mit. Er war seit 11. Sept. 1856 vermählt mit Prinzessin Adelheid, Tochter des verstorbenen Fürsten Ernst von Hohenlohe-Langenburg (geb. 20. Juli 1835, gest. 25. Jan. 1900 in Dresden). Kinder dieser Ehe sind: Prinzessin Auguste Viktoria, geb. 22. Okt. 1858, seit 27. Febr. 1881 vermählt mit dem Prinzen Wilhelm von Preußen, jetzigem Kaiser Wilhelm II.; Prinzessin Karoline Mathilde, geb. 25. Jan. 1860, 1885 vermählt mit dem Prinzen Friedrich Ferdinand von Glücksburg; Herzog Ernst Günther, geb. 11. Aug. 1863; Prinzessin Luise Sophie, geb. 8. April 1866, vermählt 24. Juni 1889 mit dem Prinzen Friedrich Leopold von Preußen; Prinzessin Feodore, geb. 3. Juli 1874. Vgl. Samwer, Herzog F. von Schleswig-Holstein (Wiesb. 1900).

[Schwaben.] 77) F. II., der Einäugige, Herzog von Schwaben, geb. 1090, gest. 6. April 1147 in Hagenau, älterer Sohn Friedrichs I., des ersten Herzogs aus dem staufischen Haus, und der Tochter Kaiser Heinrichs IV., Agnes, ward nach des Vaters Tode 1105 Herzog von Schwaben, kämpfte für die Sache seines Oheims Heinrich V., war während des Kaisers Zug nach Italien 1116 Reichsverweser, ward aber wegen seiner den geistlichen Fürsten feindlichen Haltung von einer Kirchenversammlung zu Köln 1118 gebannt. Kaiser Heinrich hinterließ ihm und seinem Bruder Konrad (s. Konrad 3) 1125 das reiche Erbe des salischen Hauses, aber zum König wurde, nachdem[141] ihn der Erzbischof von Mainz durch List zur Herausgabe der von Heinrich V. ihm übergebenen Reichsinsignien gebracht hatte, sein Nebenbuhler Lothar von Sachsen gewählt (1125). F. huldigte zwar Lothar; als dieser aber die Herausgabe der mit dem salischen Hausgut vereinigten Reichsgüter verlangte und F. auf seine Weigerung hin in die Reichsacht erklärte (Januar 1126), begann dieser den Krieg, anfangs mit Glück, konnte aber zuletzt der Übermacht nicht mehr widerstehen. Als der Herzog Welf Ulm einnahm und Lothar in Schwaben einfiel, unterwarf er sich auf dem Reichstag zu Bamberg im März 1135 und erhielt unter Vermittelung der Kaiserin Richenza Verzeihung und Bestätigung seines schwäbischen Herzogtums. Nach Lothars Tod ward sein Bruder Kon rad König, sein ältester Sohn war Kaiser Friedrich I.

78) F. V., Herzog von Schwaben, geb. 1168, gest. 20. Jan. 1191, zweiter Sohn Kaiser Friedrichs I und der Beatrix von Burgund, folgte 1169 dem Herzog Friedrich IV., Sohn Konrads III., der 1167 kinderlos gestorben war, als Herzog von Schwaben. anfangs unter Vormundschaft seines Vaters, begleitete diesen 1189 auf dem Kreuzzug, verlobte sich in Ungarn mit der Tochter des Königs Bela, bestand siegreich mehrere Gefechte gegen die Griechen in Bulgarien und gegen die Türken in Asien, eroberte Ikonion und befehligte nach dem Tode des Kaisers (10. Juni 1190) das Kreuzheer, dessen Rest er nach Antiochia führte. Darauf wendete er sich nach dem von den Christen belagerten Akka und erlag hier der Pest.

[Schweden.] 79) F., König von Schweden, geb. 8. Mai 1676 zu Kassel als Sohn des Landgrafen Karl, gest. kinderlos 5. April 1751 in Stockholm, kämpfte 1701–09 während des Spanischen Erbfolgekriegs an der Spitze eines hessischen Hilfskorps mit Auszeichnung auf englisch-holländischer Seite. 1700–05 war er mit der Prinzessin Luise Dorothea von Preußen in kinderloser Ehe vermählt, heiratete 1719 Karls XII. einzige noch lebende Schwester, Ulrike Eleonore (s.d.), ward 1716 Generalissimus der schwedischen Armee und nach der Thronentsagung seiner Gattin, auf Grund einer Wahlkapitulation, welche die königlichen Rechte erheblich beschränkte, 4. April 1720 König von Schweden. Als solcher mußte er 1721 die Ostseeprovinzen, 1743 einen Teil von Finnland an Rußland abtreten. In jüngern Jahren tapfer und energisch, war er später ein Spielball in den Händen der »Mützen« (s.d.), bez. der »Hüte« (s.d.) und von den Launen seiner Maitressen abhängig. Zu seinem Nachfolger Adolf Friedrich (s. Adolf 9) und dessen Gemahlin, Luise Ulrike von Preußen, stand er politisch in scharfem Gegensatz. Durch den Tod seines Vaters (1730) auch Landgraf von Hessen-Kassel, überließ er die Regierung daselbst seinem Bruder Wilhelm. Vgl. K. G. Malmström, Sveriges politiska historia 1718–1772, Bd. 1–3 (2. Aufl., Stockh. 1893–97).

[Sizilien.] 80) F. I. von Aragonien, König von Sizilien, dritter Sohn Peters von Aragonien und Konstanzes, der Tochter des Hohenstaufen Manfred, war seit 1291 Statthalter seines Bruders Jakob in Sizilien und wurde nach dessen Verzicht auf die Krone der Insel 1296 zum König gewählt. Es gelang ihm nicht nur, Sizilien gegen Karl u. von Neapel, den Papst Bonifatius VIII. und seinen eignen Bruder Jakob zu behaupten und in dem Frieden von Callabellota 1302 die Anerkennung seiner Krone, allerdings unter Verzicht auf den Titel Sizilien und Annahme des Königstitels von Trinakria, zu erlangen, sondern er suchte auch die schweren Wunden des Landes zu heilen, ordnete die Verfassung und hielt den unruhigen Adel in Schranken. Mit dem Kaiser Heinrich VII. schloß F. 1313 ein Bündnis und verlobte seinen Sohn Peter mit Heinrichs Tochter Beatrix. Infolgedessen kam es zu neuen Kämpfen mit Neapel und später auch zu einer Verbindung Friedrichs mit Ludwig dem Bayern. Diese Kämpfe dauerten bis zum Tode Friedrichs (Juni 1337).

[Thüringen.] S. »Meißen-Thüringen«, 38–42).

[Waldeck.] 81) F. Adolf Hermann, Fürst zu Waldeck und Pyrmont, geb. 20. Jan. 1865 in Arolsen, Sohn des Fürsten Georg Viktor aus dessen erster Ehe mit der Prinzessin Helene von Nassau, studierte 1884–87 in Göttingen und Leipzig, bestand 1888 das Referendarexamen, trat darauf als Leutnant beim 3. Gardeulanenregiment in Potsdam ein, ist gegenwärtig königlich preußischer Generalmajor und folgte 12. Mai 1893 seinem Vater als Fürst. Er ist seit 9. Aug. 1895 mit der Prinzessin Bathildis zu Schaumburg-Lippe (geb. 21. Mai 1873) vermählt, die ihm den Erbprinzen Josias (geb. 13. Mai 1896), die Prinzen Max (geb. 13. Sept. 1898) und Georg Wilhelm (geb. 10. März 1902) sowie Prinzessin Helene (geb. 22. Dez. 1899) gebar.

[Württemberg.] 82) F. Eugen, Herzog von Württemberg, geb. 21. Jan. 1732 in Stuttgart, gest. 23. Dez. 1797 in Hohenheim, jüngerer Sohn des Herzogs Karl Alexander, 1741–44 am Hofe Friedrichs d. Gr. erzogen, trat 1749 als Oberst eines Dragonerregiments in das preußische Heer, vermählte sich 1753 mit einer Nichte Friedrichs d. Gr., der Prinzessin Sophia Dorothea von Brandenburg-Schwedt, zeichnete sich im Siebenjährigen Krieg als Reiterführer aus, ward bei Kunersdorf 1759 schwer verwundet und fiel in russische Gefangenschaft, schützte 1760 und 1761, soweit es ihm möglich war, die Mark und Pommern gegen die Schweden und Russen, schied 1769 aus den preußischen Kriegsdiensten und ließ sich zu Mömpelgard (s. Montbéliard) nieder, dessen Verwaltung ihm 1786 übertragen wurde. 1791 flüchtete er vor den Franzosen, wurde von Friedrich Wilhelm II. zum Gouverneur der fränkischen Fürstentümer und Generalfeldmarschall ernannt, folgte seinem ältern Bruder, Ludwig Eugen, 1795 als Herzog von Württemberg, starb aber schon nach zwei Jahren mit Hinterlassung von elf Kindern. Seinen Namen führt seit 1889 das westpreußische Kürassierregiment Nr. 5.

83) F. I. Wilhelm Karl, König von Württemberg, Sohn des vorigen, geb. 6. Nov. 1754 zu Treptow in Hinterpommern, gest. 30. Okt. 1816 in Stuttgart, trat 1777 in preußische Kriegsdienste und vermählte sich 1780 mit der Prinzessin Auguste Karoline von Braunschweig-Wolfenbüttel (gest. 1788). Aus Italien, wohin er seine Schwester und deren Gemahl, den Großfürsten Paul von Rußland, begleitete, zurückgekehrt, war F. 1783–87 Generalgouverneur in Russisch-Finnland, lebte dann zu Monrepos bei Lausanne, später zu Bodenheim bei Mainz und seit 1790 in Ludwigsburg. Nach seines Vaters Regierungsantritt 1795 Erbprinz, kämpfte er 1796 gegen die eindringenden Franzosen, flüchtete aber vor der Übermacht nach Ansbach und lebte dann eine Zeitlang in Wien und London, wo er sich mit der Tochter des Königs Georg III., Prinzessin Charlotte Auguste Mathilde, vermählte, die aber kinderlos blieb. 1797 nach Stuttgart zurückgekehrt, wurde er nach seines Vaters Tode 23. Dez. 1797 als F. II. Herzog von Württemberg. Infolge seiner Beteiligung an der[142] zweiten Koalition gegen Frankreich 1799 erlitt er große Verluste und kehrte erst nach dem Lüneviller Frieden 13. Mai 1801 nach Württemberg zurück. Nach dem Frieden von Amiens 20. Mai 1802 ward ihm in einem besondern Friedenstraktat zwischen Frankreich und Württemberg 1803 die Kurwürde und durch den Reichsdeputationshauptschluß eine angemessene Entschädigung für den Länderverlust am linken Rheinufer (Mömpelgard) zuteil, welche neuerworbenen Besitzungen F. zu einem eignen Staat unter dem Namen Neuwürttemberg vereinigte. Als Napoleons Bundesgenosse stellte F. 1805 gegen Österreich 8000 Mann ins Feld, erhielt nach dem Preßburger Frieden eine neue bedeutende Gebietsvergrößerung und erklärte sich 1. Jan. 1806 zum König von Württemberg. Unter Aufhebung der in Altwürttemberg von ihm beim Regierungsantritt beschwornen Verfassung organisierte er Regierung und Verwaltung neu, aber mit dem Tode seines edlen Freundes, des Grafen von Zeppelin (1801), wich sein guter Geist von ihm; unwürdige Günstlinge beherrschten ihn, und die üppige Hofhaltung verschlang einen großen Teil der durch recht hohe Belastung des Volkes gesteigerten Einkünfte. Im Innern regierte F. despotisch, seine äußere Politik bestimmte seine Zugehörigkeit zum Rheinbund. Von Truppensendungen nach Spanien befreit, sendete er zum Kriege gegen Österreich 1809 das württembergische Kontingent ins Feld und unternahm persönlich einen Feldzug gegen die aufständischen Vorarlberger. Durch eine Reise nach Paris Ende 1809 erwarb er sich einen Länderzuwachs mit 110,000 Einw., so daß der Flächenraum des Königreichs auf mehr als 20,000 qkm mit 1,400,000 Einw. stieg. Napoleon blieb er auch nach dem russischen Feldzug, zu dem er ein Kontingent von 15,000 Mann stellte, treu und setzte den General Normann ab, der mit zwei Kavallerieregimentern bei Leipzig zu den Verbündeten übergegangen war. Erst nach dieser Schlacht näherte er sich den Verbündeten und erhielt durch den Vertrag zu Fulda 2. Nov. 1813 seine sämtlichen Staaten und die Anerkennung seiner Unabhängigkeit garantiert. Auf dem Wiener Kongreß widersetzte er sich jeder Beschränkung seiner Souveränität und erlitt auch keinen Gebietsverlust. Ein Verfassungsgesetz, daß er seinem Land als Ordonnanz aufdringen wollte, ward von den Ständen verworfen. Aus seiner ersten Ehe stammen zwei Söhne (der nachmalige König Wilhelm I. und Prinz Paul) und eine Tochter (Katharina, Gemahlin des Königs Jérôme von Westfalen). Vgl. A. Pfister, König F. von Württemberg und seine Zeit (Stuttg. 1888); »Briefwechsel der Königin Katharina und des Königs Jérôme von Westfalen sowie des Kaisers Napoleon 1. mit dem König F. von Württemberg« (das. 1886–87, 3 Bde.) und »Politische und militärische Korrespondenz König Friedrichs von Württemberg mit Kaiser Napoleon I.« (das. 1889), beide herausgegeben von Schloßberger.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 113-143.
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