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Kapelle [1]

[585] Kapelle (mittellat. Capella, franz. Chapelle, v. lat. capa, »den Kopf mitbedeckender Mantel, Kappe«), ursprünglich ein kleines, zur Aufbewahrung einer Reliquie etc. bestimmtes kirchliches Gebäude; später im Gegensatz zur Pfarrkirche jede kleinere Kirche, die entweder für sich abgesondert, z. B. auf Kirchhöfen, außerhalb der Städte, an Landstraßen etc., oder in Privatgebäuden angebracht und zur Vollziehung gewisser gottesdienstlicher Handlungen bestimmt ist. Besonders waren innerhalb der Burgen und königlichen Paläste dergleichen Kapellen zur Privatandacht der Burgherren und fürstlichen Familien eingerichtet. Außer diesen für sich stehenden Kapellen gibt es solche, die mit einer Hauptkirche verbunden und neben, in oder unter ihr, bez. dem Chor gelegen sind. Dies sind die sogen. Krypten (s. d.). Der Chorumgang gotischer Kirchen ist oft mit einem Kapellenkranz umgeben. Im spätgotischen Stil, als man die Strebepfeiler nicht mehr nach dem Äußern, sondern nach dem Innern des Gotteshauses vorspringen ließ, bildeten sich naturgemäß an den Seiten der Nebenschiffe Kapellenreihen. Auch die Kirchenbaukunst der Renaissance liebte diese Nebenschiffkapellen, die gewöhnlich ihren besondern Altar haben und je einem besondern Heiligen gewidmet sind. Der Aufseher einer K. oder der in ihr fungierende Geistliche hieß Kapellan (s. Kaplan). – K. wird auch ein ständiger besoldeter Kirchenchor oder ein Orchester genannt. Die ältesten derartigen Kapellen sind die Vokalkapellen, besonders die päpstliche K. in Rom (ähnliche Institute sind Chapel royal in London, die Hofkapellen in Wien und München, der Domchor in Berlin, die Hofsängerkapelle in Petersburg etc.); da die ältern Kirchenkompositionen (bis gegen das 17. Jahrh.) nur für Singstimmen ohne jede Instrumentalbegleitung geschrieben waren, so erhielt in der Folge die Benennung a cappella (Kapellstil) den Sinn von Vokalmusik ohne Begleitung. Doch wurden die zur Verstärkung der Singchöre an den Kirchen angestellten Instrumentalmusiker auch zur K. gerechnet, und als allmählich an den Höfen die Singchöre eingeschränkt wurden und die Orchester zur Ausführung der schnell aufblühenden Instrumentalmusik in den Vordergrund traten, verblieb diesen der Name K. An der Spitze einer K. steht der Kapellmeister.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 585.
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