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Eosander

[854] Eosander, Johann Friedrich, Freiherr von Goethe, Architekt, geb. 1670 in Riga, gest. 1729 als Generalleutnant in Dresden, lebte schon 1692 am kurbrandenburgischen Hof und bereiste im Auftrag des Kurfürsten Friedrich III., nachmaligen Königs Friedrich I., Italien und Frankreich, von wo er 1699 zurückkam. Er bekleidete die Stelle eines Hofarchitekten und zugleich einen militärischen Rang in der Armee. Als Künstler schloß er sich der französisch-holländischen Richtung des Barockstils an, was ihn schon prinzipiell in Gegensatz zu dem nach italienischen Mustern[854] gebildeten Schlüter brachte, zu dessen Sturz er hauptsächlich mitgewirkt haben soll. Er folgte ihm als Schloßbaudirektor, änderte als solcher die Schlüterschen Pläne und soll das große Triumphtor, eine Reproduktion des Konstantinbogens in Rom, in die Fassade eingeschoben haben. Unter seinen übrigen Bauten sind zu nennen: die Erweiterung des Schlosses von Charlottenburg, das Schloß in Schönhausen, die Favorite zu Oranienburg und Schloß Monbijou in Berlin. Seine Werke haben etwas Nüchternes, seine Detailbildung nach dem französischen Geschmack aber ist hier und da recht gefällig und wirksam durch ihren Reichtum an dekorativem Beiwerk. Nach dem Tode des Königs Friedrich I. trat E. 1714 als Generalmajor in schwedische Dienste und half Stralsund 1715 verteidigen, wobei er in preußische Gefangenschaft geriet, aber wieder freigelassen wurde. Er wandte sich nun nach Frankfurt a. M., woher seine Gattin, eine geborne Merian, stammte. Dort gab er den ersten Teil einer »Kriegsübung, oder der deutsche Soldat« (Frankf. a. M.) heraus. Inzwischen kam in Berlin die durch ihn geschehene Entwendung einer kostbaren Sammlung von Miniaturbildern, sämtlicher Zeichnungen Schlüters aus dem Schloßbauarchiv, der Pläne preußischer Festungen etc. aus Tageslicht; doch konnte nur ein Teil der Miniaturen wiedererlangt werden. Nachdem er durch seine Verschwendung den berühmten Merianschen Verlag ruiniert hatte, trat er 1722 in kursächsische Dienste.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 854-855.
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