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Flöte

[714] Flöte (ital. Flauto, franz. Flûte, engl. Flute), eins der ältesten Holzblasinstrumente ohne Zungen (vgl. Blasinstrumente, S. 24, unter 1). Die F., heute allein übliche Gestalt als Querflöte (Flauto traverso, Flûte traversière, Flûte allemande, German flute) ist ein deutsches Instrument, ihr ältester Name ist »Schweitzerpfeiff«. Die verschiedenen Töne des in der Tiefe mit h beginnenden und über drei Oktaven (chromatisch) beherrschenden Instruments (bis al und höher) werden teils durch Überblasen (Überschlagen in die Obertöne des Rohres), teils durch Verkürzung des Rohres durch Öffnen von Tonlöchern hervorgebracht. Die moderne F. (System Theobald Böhm, vgl. Böhm 2) hat 14 Tonlöcher, die durch Klappen geschlossen werden. Kein Orchesterinstrument, selbst die Violine nicht, ist so beweglich wie die F., auf der selbst die größten Sprünge in schnellem Tempo leicht ausführbar sind (vgl. Doppelzunge). Im 15.–17. Jahrh. wurde die F. wie alle andern Instrumente in verschiedenen Größen gebaut (Diskant-, Alt- und Baßflöte; letztere reichte bis hinab zu groß F). Heute ist neben der oben beschriebenen »großen« F. nur noch die eine Oktave höher stehende »kleine« F. (Pickelflöte, Flauto piccolo, Ottavino) im Gebrauch. Militärmusiken führen auch noch um einen Halbton, resp. eine kleine Terz höher als das Piccolo stehende kleine Flöten. Veraltet sind die höher stehenden Nebenarten der großen F.: Terzflöte, Quartflöte und die eine Terz tiefer stehende Flûte d'amour. In Frankreich und Belgien findet man auch das Flageolett (s.d.) als letzte Abart der einst beliebten Schnabelflöte (Plock- oder Blochflöte, Dolzflöte, Schwegel, gerade F., Flûte à bec, engl. Recordes). Schulen für das Flötenspiel schrieben: Berbiguier, Hugot und Wunderlich, Fürstenau, Fahrbach, Tulou, W. Popp, Terschak; Übungs- und Vortragsstücke: Drouet, Doppler, Terschak, Briccialdi, Böhm etc. Vgl. Böhm, Über den Flötenbau (Mainz 1847); Derselbe, Die F. und das Flötenspiel (Münch. 1847); Schwedler, Katechismus des Flötenspiels (Leipz. 1897); Prill, Führer durch die Flötenliteratur (das. 1899). Veraltet sind die bezüglichen Werke von Quantz, Tromlitz. Devienne etc. – In der Orgel ist F. der gemeinsame Name für alle Labialstimmen, besonders aber kommt derselbe in vielfach spezialisierender Zusammensetzung vor, wie: Querflöte, Schweizer F., Zartflöte, Fernflöte, Stillflöte, Dulzflöte, Hellflöte, Hohlflöte, Tubalflöte, Feldflöte, Waldflöte, Spillflöte, Blockflöte, Pyramidflöte, Doppelflöte, Rohrflöte etc. Die meisten mit F. bezeichneten Stimmen stehen im 4- oder 8-Fußlon; zu 2 und 1 Fuß heißen sie gewöhnlich »Pfeife« (Schweizer Pfeife, Feldpfeife etc.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 714.
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