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Moreau

[138] Moreau (spr. mŏro), 1) Jean Victor, franz. General, geb. 11. Aug. 1763 in Morlaix (Finistère), gest. 2. Sept. 1813, ward Justizbeamter in Rennes. Beim Ausbruch des Krieges von 1792 führte er ein Freiwilligenbataillon, leitete 1793 als Brigadegeneral den Angriff auf die Preußen bei Pirmasens, nahm 1794 als Divisionsgeneral rühmlichen Anteil am belgischen Feldzug und 1795 bei der Eroberung Hollands. 1796 erhielt er das Kommando über die Rhein- und Moselarmee. Ein umsichtiger, scharfblickender General, wenn auch ohne schöpferische Initiative, drängte er Wurmser bis Mannheim zurück, überschritt 24. Juni bei Kehl den Rhein, schlug Latour 5. Juli bei Rastatt, den Erzherzog Karl 9. Juli bei Malsch, drang durch den Schwarzwald auf dem rechten Donauufer bis zur Isar vor, schloß mit Bayern 7. Sept. den vorteilhaften Vertrag von Pfaffenhofen, wurde aber durch die Niederlage und den Rückzug Jourdans ebenfalls gezwungen, zurückzuweichen. Auf diesem meisterhaft geleiteten Rückzug schlug er die ihn einholenden Österreicher 2. Okt. bei Biberach und erreichte, nachdem er 24. Okt. bei Schliengen noch einmal mit Erzherzog Karl gekämpft, Ende Oktober den Rhein, den er bei Hüningen überschritt. 1797 kämpfte er wieder am rechten Rheinufer. Nach dem Wiederausbruch des Krieges befehligte er 1799 wiederholt die von Suworow bedrängte italienische Armee, konnte jedoch die völlige Niederlage der Franzosen nicht verhindern. Nach Paris zurückgekehrt, schloß er sich aus Grimm gegen das Direktorium dem General Bonaparte an und nahm am Staatsstreich des 18. Brumaire teil. Hierauf erhielt er den Oberbefehl über die Rheinarmee und ging mit 90,000 Mann zum drittenmal (Ende April 1800) über den Oberrhein. Im Mai drängte er die Österreicher unter Kray durch eine Reihe glücklicher Gefechte bei Stockach, Engen, Möskirch, Biberach und Ulm zurück, drang über die Donau und bahnte sich durch die Siege bei Höchstädt, Nördlingen und Neuburg den Weg bis zum Jun, worauf die Österreicher 15. Juli mit ihm den Waffenstillstand zu Parsdorf schlossen. Als sich aber im November die Friedensunterhandlungen zerschlugen, erfocht M. 3. Dez. den entscheidenden Sieg bei Hohenlinden, der ihm den Weg in das Herz von Österreich öffnete und den Frieden zu Lüneville herbeiführte. Da M. durch seine republikanische Gesinnung und seinen Kriegsruhm Napoleon I. verhaßt war, ward er, als in der Untersuchung über das angeblich von Pichegru und Cadoudal gegen Napoleon angezettelte Komplott mehrere Mitschuldige Aussagen gegen M. machten, 4. Febr. 1804 verhaftet, in den Temple gesetzt und angeklagt; nur die unmittelbare Beeinflussung durch Bonaparte führte die Verurteilung des an Charakter schwachen, als Politiker unfähigen, aber an der Verschwörung schuldlosen M. zu zwei Jahren Gefängnis herbei, die jener willkürlich in Verbannung verwandelte. M. schiffte sich nach Nordamerika ein, wo er sich in Morisville bei Trenton in New Jersey ansiedelte. Im Frühjahr 1813 folgte er einer Einladung des russischen Kaisers, mit ihm Napoleon zu bekämpfen, und ward von Alexander I. zu seinem Generaladjutanten ernannt. Gegen seinen Willen unternahm man den Angriff auf Dresden. Als er während der Schlacht 27. Aug. mit Kaiser Alexander sprach, zerschmetterte ihm eine Kanonenkugel beide Beine. Man amputierte ihn und brachte ihn über das Gebirge nach Böhmen, wo er in Laun starb. Ludwig XVIII. erteilte seiner Witwe später den Titel einer Marschallin und ließ M. 1819 ein Denkmal in Paris errichten. Das Denkmal auf der Höhe von Räcknitz, von dem russischen Fürsten Repnin 1814 errichtet, deckt nur die beiden Beine Moreaus; der Körper ward in Petersburg beigesetzt. Vgl. Beauchamp, Vie politique, militaire et privée du général M. (Par. 1814); »Procès instruit par la Cour de justice criminelle contre Georges, Pichegru, M., etc.« (das. 1804, 8 Bde.); Dontenville, Le général M. (das. 1899); Picard, Bonaparte et M. (das. 1905).

2) Hégésippe, franz. Dichter, geb. 9. April 1810 in Paris, gest. daselbst 20. Dez. 1838, war von illegitimer Herkunft, verwaiste früh, war zeitweilig als Buchdrucker in Provins und in Paris tätig, fand als Schriftsteller zunächst wenig Beifall und starb, durch Not und Elend verbittert, im Hospital. Während in seinen Jugendgedichten Zartheit und Edelsinn vortrefflich zum Ausdruck gelangen, stehen seine reifern Dichtungen meist unter dem Einfluß der Modekrankheit, des Weltschmerzes. Seine trefflichsten Gedichte sind seine ElegienLa Voulzie« etc.), seine Romanze »La Fermière«, die »Contes à ma sœur« und seine keuschen, fast an Nodiers Feinheit erinnernden Novellen in Prosa (besonders »Le gui de chêne«). Seine Werke erschienen unter dem Titel »Myosotis« (1838 u. ö.). Der Briefwechsel erschien im ersten Band der »Œuvres complètes« (1890–91, 2 Bde.). Vgl. J. Moret, Hégésippe M. (Provins 1871); Lhuillier, H. M. et son Diogène (Par. 1881).

3) Mathurin, franz. Bildhauer, geb. um 1822 in Dijon, war anfangs Schüler seines Vaters, eines Bildhauers, und dann Schüler von Ramey und Dumont in Paris. Eins seiner ersten Bildwerke war eine Figur der Elegie (1848), der teils lyrische und allegorische Werke von großer Naivität und Anmut, teils dekorative Arbeiten folgten. Unter den erstern sind die Fee mit den Blumen (in Bronze, 1853), die Marmorstatue: der Sommer (1855), schlafende Kinder (Marmorgruppe, 1857), die Bronzestatuen einer Spinnerin (1858) und des Frühlings (1863), die Bronzegruppe der Cornelia und die Saltarella (1868), Primavera, der Schlaf und eine Badende (1876) zu erwähnen. Dazu kommen die galvanoplastisch ausgeführten Reliefs in der Vorhalle der Kirche St.-Augustin (vier Kardinaltugenden und Engelsgestalten), Karyatiden in der Neuen Oper und zwei Sandsteinstatuen des heil. Hieronymus und des heil. Gregor d. Gr. in der Dreifaltigkeitskirche zu Paris. Seine letzten hervorragenden Werke waren: das neue Jahr, die Welle und der Schutz der Kindheit. Er bewegt[138] sich in einer klassizistischen, aber nach gefälliger Eleganz strebenden Formenbehandlung.

4) Gustav, franz. Maler, geb. 6. April 1826 in Paris, gest. daselbst 19. April 1898, war ein Schüler der Ecole des beaux-arts und Picots und machte sich zuerst durch ein figurenreiches Bild: die Flucht des Darius nach der Schlacht bei Arbela und durch eine Szene aus dem Hohenlied Salomonis (im Museum zu Dijon) bekannt. Nachdem er sodann im Auftrag des Staates das Bild: die dem Minotauros geopferten Athener im Labyrinth von Kreta (auf der Pariser Weltausstellung von 1855) gemalt, trat er erst wieder im Salon von 1864 mit einem Ödipus vor der Sphinx in die Öffentlichkeit, womit er eine lange Reihe von mythologischen und biblischen Bildern eröffnete, in denen sich Mystizismus und rätselvolle Schwermut mit einer starken Neigung zu orientalischer Pracht verbanden. Die Innenräume, in die er seine meist in statuarischer Ruhe verharrenden Figuren stellte, stattete er nach indischen, assyrischen, ägyptischen, persischen, japanischen und chinesischen Vorbildern mit phantastischem, die Sinne verwirrendem Luxus aus, der die Wirkung des Mystischen steigerte. Seine Hauptwerke sind: Orpheus von den Mänaden zerrissen (ein thrakisches Mädchen mit dem Haupte des Orpheus, 1865, im Luxembourg-Museum), die Rosse des Diomedes, Prometheus, der Raub der Europa (1869), Herkules und die Lernäische Hydra (1878), die Aussetzung des Moses, der Kampf Jakobs mit dem Engel, David Psalmen dichtend, Christus im Garten Gethsemane, Venus Anadyomene, Helena, Pasiphae, der Jüngling und der Tod und die Chimära. Mit besonderer Vorliebe hat er die Salome, die Tochter des Herodes, gemalt, vor Herodes tanzend, mit dem Haupte Johannes des Täufers oder wie das Haupt während des Tanzes erscheint (letzteres im Luxembourg-Museum, wo sich auch 14 Aquarelle von ihm befinden). Er vermachte sein Haus mit 797 Ölgemälden, 349 Aquarellen und über 7000 Zeichnungen der Stadt Paris mit der Bedingung, es als M.-Museum zu erhalten. Vgl. Ary Renan, Gustave M. (Par. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 138-139.
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