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Altenburg

[382] Altenburg, 1) Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Altenburg, unweit der Pleiße, liegt 178–208 m ü. M. und ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Leipzig-Hof, A.-Zeitz und A.-Langenleuba. Das auf einem senkrecht abstürzenden Porphyrfelsen liegende Schloß, bekannt durch den sächsischen Prinzenraub (s. d.), stammt in seinen Grundmauern wohl aus dem 10. und 13 Jahrh., wurde aber im 18. Jahrh. beträchtlich vergrößert und nach den Bränden von 1864 und 1868 teilweise erneuert. Die Schloßkirche, 1901 renoviert, war 1413–1533 ein Stift regulierter Augustiner-Chorherren.

Wappen von Altenburg.
Wappen von Altenburg.

Von sonstigen Gebäuden sind zu nennen: die St. Bartholomäikirche, die Brüderkirche (im Neubau begriffen), die sogen. Roten Spitzen (zwei verbundene Türme mit Staatsarchiv, ein Rest der im 17. Jahrh. verfallenen Kirche des 1172 von Kaiser Friedrich I. gegründeten Augustinerklosters), das 1560–64 im deutschen Renaissancestil erbaute Rathaus, das Museum mit Gemäldegalerie und andern Sammlungen, die 1840 im gotischen Stil erbaute Fürstengruft etc. An Denkmälern besitzt die Stadt ein Siegesdenkmal von Professor Fritzsche, ein Kaiser Wilhelm-Denkmal von Professor Bärwald und ein Brehm-Schlegel-Denkmal. Die Zahl der Einwohner belief sich 1900 mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 153) auf 37,110 Seelen, davon 35,966 Evangelische, 1019 Katholiken und 36 Juden. A. hat Fabrikation von Nähmaschinen, Zigarren, Glacéhandschuhen, Hüten, Akkordions, Bürsten, Metallwaren und Wollengarn, Geldschrank- u. Maschinenbau, Eisen- und Metallgießerei, chemische Fabriken, Bierbrauerei, Gärtnerei etc.; der Handel, unterstützt durch eine Handelskammer, eine Reichsbanknebenstelle, die herzogliche Landesbank und andre Bankinstitute, ist wichtig in Kolonialwaren, Landesprodukten und Wollengarn. Von Bildungsanstalten hat die Stadt ein Gymnasium, ein Realgymnasium, ein Schullehrerseminar, ein Technikum, eine landwirtschaftliche Schule etc., ferner eine Sternwarte, eine naturforschende und eine geschichts- u. altertumsforschende Gesellschaft des Osterlandes etc. A. ist Sitz der Landesbehörden und eines Landgerichts (für die sechs Amtsgerichte zu A., Eisenberg, Kahla, Roda, Ronneburg und Schmölln), eines Generalsuperintendenten, des Landratsamts für den Ostkreis A. und eines Hauptsteueramts. Die städtischen Behörden zählen 9 Magistratsmitglieder und 36 Stadtverordnete. – A., zuerst 980 urkundlich erwähnt, wurde im 12. Jahrh. reichsunmittelbar. Auf der dortigen Burg hatte ein Burggraf seinen Sitz. Kaiser Friedrich II. verpfändete A. an Albrecht den Entarteten von Meißen. Nach dem Aussterben der Burggrafen von A. erneute Kaiser Ludwig 1329 die Verpfändung, und seitdem blieb A. bei Meißen. Durch die Hussiten wurde A. 1430 niedergebrannt. 1445 kam es durch Erbteilung an Kursachsen. Die Reformation wurde ohne Schwierigkeit in A. eingeführt, besonders seit Spalatins Anstellung als Pfarrer und Superintendent. Vom 20. Okt. 1568 bis 9. März 1569 war hier ein Kolloquium zwischen den sächsischen Theologen wegen Beilegung der synergistischen Streitigkeiten. Von 1603–72 war A. Residenz der sogen. Altenburger Linie des Ernestinischen Hauses, dann ward es wieder 1826 Residenz durch die Übersiedelung des Herzogs Friedrich von Hildburghausen. Vgl. Huth. Geschichte der Stadt A. zur Zeit ihrer Reichunmittelbarkeit (Altenb. 1829); Löbe, Geschichtliche Beschreibung der Residenzstadt A. (3. Aufl., das. 1381); Braun, Die Stadt A. in den Jahren 1350–1525 (das.[382] 1872); Derselbe, Erinnerungsblätter aus der Geschichte Altenburgs 1525–4826 (das. 1876). – 2) Markt, s. Ungarisch-Altenburg. – 3) Ruine, s. Bamberg.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 382-383.
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