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Martens

[362] Martens, 1) Georg Friedrich von, Diplomat und Publizist, geb. 22. Febr. 1756 in Hamburg, gest. 21. Febr. 1821 in Frankfurt a. M., erhielt 1783 eine Professur der Rechte in Göttingen und ward 1789 in den Adelstand erhoben. Von 1808–13 bekleidete er die Stelle eines Staatsrats und dazu seit 1810 die eines Präsidenten der Finanzsektion im Staatsrat des Königreichs Westfalen. 1814 wurde er vom König von Hannover zum Geheimen Kabinettsrat und 1816 zum Bundestagsgesandten ernannt. Sein Hauptwerk ist der »Recueil des traités« (Götting. 1791–1801, 7 Bde., und 4 Supplementbände, 1802–08), der, mit 1761 beginnend, in dem »Nouveau recueil« (das. 1817–42, 16 Bde.) und den »Nouveaux suppléments« (das. 1839–43, 3 Bde., und Register, 2 Bde.) von Karl von M., Saalfeld und Murhard bis 1839 fortgeführt wurde. Eine weitere Fortsetzung bildet Murhards »Nouveau recueil général des traités«, fortgesetzt von Pinhas, Samwer und Hopf (Götting. 1840–75, 20 Bde. mit Generalregister bis 1874; 2. Serie, das. 1876–86, 10 Bde.; von Bd. 11 ab von Störk, 1887 ff.). Von M.' übrigen Werken sind hervorzuheben: »Précis du droit des gens modernes de l'Europe« (1789; 3. Aufl., Götting. 1821; neu bearbeitet von Pucheiro Ferreira, 1858, 2 Bde.; 1864); »Erzählungen merkwürdiger Fälle des neuern europäischen Völkerrechts« (das. 1800–02, 2 Bde.); »Cours diplomatique« (Berl. 1801, 3 Bde.); »Grundriß einer diplomatischen Geschichte der europäischen Staatshändel und Friedensschlüsse seit dem Ende des 15. Jahrhunderts« (das. 1807). – M. ' Neffe Karl von M. (geb. 1790 in Frankfurt a. M., gest. 28. März 1863 als großherzoglich weimarischer Ministerresident a. D. in Dresden) schrieb noch: »Manuel diplomatique« (Leipz. 1823), das im »Guide diplomatique« (das. 1832, 2 Bde.; 5. Aufl. von Geffcken, 1866) eine neue Bearbeitung erhielt; »Causes célèbres du droit des gens« (das. 1827, 2 Bde.) und »Nouvelles causes célébres, etc.« (das. 1843, 2 Bde.), beide in neuer Auflage 1858–61, 5 Bde.; »Recueil manuel et pratique de traités« (das. 1846–57, 7 Bde.; fortgesetzt von Geffcken, 1885–88, Bd. 1–3).

2) Eduard von, Zoolog, geb. 18. April 1831 in Stuttgart, gest. 14. Aug. 1904, studierte seit 1849 Medizin und Naturwissenschaft in Tübingen, München und Berlin, wurde 1855 Assistent, 1859 Kustos, 1887 zweiter Direktor am Zoologischen Museum in Berlin und außerordentlicher Professor an der Universität. Er galt als einer der bedeutendsten Konchyliologen. Als wissenschaftliches Mitglied nahm er an der königlichen preußischen Expedition nach Ostasien 1860–1862 teil und bearbeitete den zoologischen Teil des offiziellen Werkes über diese Expedition (Berl. 1865 bis 1876, 2 Bde.). Außerdem bearbeitete er die Mollusken für Fedtschenkos »Reise in Turkestan« (Mosk. 1874–80) und schrieb: »Über vorderasiatische Konchylien« (Kassel 1874), »Die Weich- und Schaltiere« (Prag 1883); auch gab er »Konchologische Mitteilungen« (das. 1880–89, 3 Bde.) heraus.

3) Friedrich von, Völkerrechtslehrer und Publizist, geb. 27. Aug. 1845 zu Pernau in Livland, wurde 1871 Dozent des Völkerrechts an der Petersburger Universität, 1872 Professor des Staatsrechts an der kaiserlichen Rechtsschule und am kaiserlichen Alexander-Lyzeum daselbst, 1873 ordentlicher Professor an der Universität, 1874 wurde er dem Reichskanzler Fürst Gortschakow für besondere Aufträge attachiert. Außer zahlreichen Aufsätzen in russischen, französischen und deutschen Zeitschriften sind von ihm erschienen: »Über das Recht des Privateigentums im Krieg« (russ., Petersb. 1869); »Das Konsulatwesen und die Konsularjurisdiktion im Orient« (russ., das. 1873; deutsch von Skerst, Berl. 1874); »Recueil des traités et [362] conventions conclus par la Russie avec les puissances étrangères« (im Auftrag des Auswärtigen Ministeriums, Petersb. 1874–1902, Bd. 1–13); »Die Brüsseler Konferenz und der orientalische Krieg von 1877–1878« (russ., das. 1878); »Das internationale Recht der zivilisierten Nationen« (zuerst russ.; deutsche Ausg. von Bergbohm, Berl. 1884–85, 2 Bde.; franz., Par. 1887–88, 3 Bde.); »La Russie et l'Angleterreen Asie centrale« (Brüssel 1879, auch russ., deutsch u. engl.); »La question égyptienne« (das. 1882); »Le conflit de la Russie avec la Chine« (das. 1881; auch deutsch u. russ.); »La conférence africaine de Berlin et la politique coloniale des Etats modernes« (das. 1887). M. ist Vizepräsident des »Instituts für internationales Recht« (s. d.) und war 1891 im Auftrage der russischen Regierung Schiedsrichter zwischen England und Frankreich in der Neufundlandsfrage.

4) Adolf, Ingenieur, geb. 5. März 1850 in Backendorf bei Hagenow (Mecklenburg), arbeitete 1867–68 in einer Maschinenfabrik in Güstrow, besuchte bis 1871 die Gewerbeakademie in Berlin und war dann als Brückenbauingenieur bei der Ostbahn tätig. 1879 wurde er Lehrer an der Technischen Hochschule in Berlin und 1884 Direktor der Mechanischtechnischen Versuchsanstalt, des jetzigen Materialprüfungsamtes in Großlichterfelde bei Berlin. Er ist Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften. M. hat sich große Verdienste um die Förderung des Materialprüfungswesens für die Technik erworben und begründete die Metallographie in Deutschland. Er schrieb: »Handbuch der Materialienkunde für den Maschinenbau«, 1. Teil: Materialprüfungswesen, Probiermaschinen und Meßinstrumente (Berl. 1898; auch engl. u. franz.); »Das königliche Materialprüfungsamt« (mit Guth, das. 1904); auch gibt er seit 1884 »Mitteilungen aus den königlich Technischen Versuchsanstalten« (das.) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 362-363.
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