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Nürnberg

[159] Nürnberg, 1) Landgericht im baierischen Kreise Mittelfranken; 31/6 QM., 16,000 Ew.; 2) Stadt darin, zweite Haupt- aber erste Handelsstadt des Königreichs Baiern; Sitz eines Kreis- u. Stadtgerichts, eines Handelsappellationsgerichts, der Handelskammer von Mittelfranken, Merkantil-, Schieds- u. Friedensgericht (Marktgewölbe), einer Schuldentilgungskasse für das Königreich, eines Oberpost- u. Bahnamtes, eines Hauptzoll-, Rent- u. Salzamtes, zweier Forstämter, der Kanaldirection u. eines Magistrats erster Klasse mit der Polizeiverwaltung; auch hat das Landgericht der Umgegend hier seinen Sitz. N. liegt an der Pegnitz, welche sie in zwei ziemlich gleiche Theile (der nördliche die Sebalder u. der südliche die Lorenzer Seite) theilt, in einer sandigen, aber fruchtbar gemachten Ebene; 7 steinerne Brücken (darunter die einbogige Fleischbrücke von 971/2 Fuß Spannung) u. eine Kettenbrücke (1824 gebaut), so wie mehre Stege führen über die Pegnitz, welche hier vier Inseln bildet, deren größte u. östlichste Schütt), mit einem Spaziergang von Linden, als Paradeplatz, eine andere zum Trödelmarkt dient. N. hat drei Vorstädte (Gostenhof, Wöhrd u. St. Johannes) u. die Örtchen Tafelhof u. Galgenhof, Doppelmauern mit tiefem Graben, einigen Basteien u. runden Thürmen, fünf große u. fünf kleine Thore; Plätze: Marktplatz (Hauptmarkt) mit dem Schönen Brunnen (gothische Spitzsäule mit Bildwerken u. eisernem Gitter), Maximilians-, Albrecht-Dürersplatz (mit Dürers Denkmal, von Rauch entworfen u. von Burgschmiet in Erz gegossen, 1840 aufgestellt), Obstmarkt mit dem Gänsemännchen (kleine Erzfigur eines Bauern, welcher unter jedem Arm eine Gans trägt, deren Schnabel Wasser entströmt), Spital-, Ägidien-, Jakobsplatz; 200 Straßen, zum Theil breit u. schön (Burgstraße, Laufergasse, Königs-, Adler-, Karolinen-, Ludwigsstraße), aber auch viele eng u. winkelig; die Häuser sind alterthümlich, viele mit Erkern. Die Burg (Reichsveste) liegt auf einem Hügel an der Nordostseite (1030 von Konrad II. erbaut u. 1855 dem König Max II. von der Stadt geschenkt), mit Kunstmerkwürdigkeiten, 2 Kapellen, dem Heidenthurm, einem 339 Fuß tiefen Brunnen u. einer alten Linde (von der Kaiserin Kunigunde gepflanzt); dabei ein fünfeckiger Thurm mit weiter Umsicht; 8 lutherische Kirchen, eine reformirte, eine katholische, unter ihnen die St. Sebalduskirche im Gothischen Baustyl, mit dem Grabmale des St. Sebaldus von P. Vischer (unter den Figuren an demselben die der 12 Apostel u. des Künstlers), die des St. Ägidius, die katholische Frauenkirche, mit kunstreicher Uhr, die Kirche des heiligen Geistes, sonst (1424–1796) mit den Reichskleinodien, die St. Lorenzkirche, mit A. Kraffts berühmtem Sacramentshäuschen, Veit Stoß Englischem Gruß etc., St. Jakobskirche, St. Johanniskirche, mit Johanniskirchhof (worauf die Gräber von M. Behaim, A. Dürer, W. Pirkheimer, Hans Sachs etc.). Weltliche Gebäude: Rathhaus (Saal mit Wandgemälden von A. Dürer), Bauamt, Zeughaus (geleert von den Österreichern 1796), Schauspielhaus, Museum, Deutsches Haus, das gräflich-nassauische, das Tuchersche, das Grundherrsche Haus (wo die Goldene Bulle entworfen wurde), das Pellersche, jetzt Fuchssche Haus, ansehnliche Fleischbänke etc. Wissenschaftliche u. Erziehungsanstalten: Gymnasium, mit Denkmal Melanchthons (welcher das Gymnasium 1526 einweihte), 1826 aufgestellt, Realschule, Polytechnische Schule, Handlungsinstitut, Schullehrerseminar, Kunstschule, Malerakademie, Industrie- u. Zeichnenschule, ferner seit Juni 1853 das Germanische Museum (s.d.), mehre Bibliotheken (Stadtbibliothek mit 800 Handschriften u. werthvollen Incunabeln), Kunst- u. Naturaliensammlungen, Industrie- u. Culturverein, Naturhistorische u. Physikalisch-Medicinische Gesellschaft, Gesellschaft des Pegnesischen Blumenordens, Centralbibelgesellschaft für Baiern, Albrecht Dürersverein, dessen Versammlungen in dessen ehemaligem Hause sind, Gesellschaft zur Erhaltung der Alterthümer (s. Alterthumsvereine), Historischer Verein für Mittelfranken (s. ebd.) u.m.a. Wohlthätigkeits- u. öffentliche Anstalten: Krankenhaus, Leihanstalt, Rumfordische Suppenanstalt, Almosenamt, Armenbeschäftigungsanstalt, Unterstützungsanstalt für Wittwen u. Waisen, Blindeninstitut, Irrenanstalt, Findelhaus, Sparkasse, 10 Hospitäler, 4 Siechhäuser, Waisenhaus, mehre Krankenhäuser, auch Maximiliansheilanstalt für Augenkranke u.m.a.; gute Feueranstalten. Der Kunstfleiß N-s ist weltberühmt u. liefert Spielsachen (sonst Nürnberger Tand), Lebkuchen, Spiegel, Papiermachéarbeiten, kurze Waaren (welche jedoch zum Theil auf dem Thüringer Wald gefertigt u. nur von hier aus vertrieben werden), Uhren, Glaswaaren, Chemische Waaren, Farben, Landkarten, Kupferstiche, Steindrücke, Draht, Fayence, Spielkarten, Pinsel, Bürsten, Siegellack, Musikalische Instrumente, Metall- u. Holzwaaren, Nudeln, Cigarren, Tabak, Nadeln, Bleistifte, bunte Papiere, Kattun u.v.a., wozu eine Menge Mühlen (zum Poliren, Schleifen, Drechseln, Walken etc.) dienen. Der Waaren- u. Wechselhandel ist sehr beträchtlich, ebenso der Productenhandel mit Tabak, Hopfen u. Gemüse, welche in N-s Umgebung gewonnen werden. Münzen, Maße u. Gewichte: N. rechnet im gewöhnlichen Verkehr nach Gulden zu 60 Kreuzern à 4 Pfennige im 521/2 Guldenfuß, nur im Wechselverkehr werden Wechselcurse mitunter noch im sogenannten Courant, d.h. Conventions- od. 20 Guldenfuß gestellt. Wirklich geprägte Münzen der Reichsstadt N. waren: a) in Gold: Ducaten, nach dem Reichsfuß zu 41/2 Fl. Courant u. Goldgulden, nach gleichem Fuß, zu 31/6 Cour.; b) in Silber: alte Species, 9 = 1 feine Mark, ganze, 1/2 u. 1/4 Species im Conventionsfuß, zu 2, 1 u. 1/2 Fl. Cour., ganze, 1/2 u. 1/4 Kopfstücke zu 20, 10 u. 5 Kreuzer Cour., Silberscheidemünze zu 3 u. 1 Kreuzer. Maße u. Gewichte sind gesetzlich die baierischen; die mitunter noch vorkommenden älteren hiesigen Maße u. Gewichte sind bes. deshalb wichtig, weil einzelne derselben in mehren kleineren Nachbarstaaten noch in Kraft sind, u. weil das Medicinal- od. Apothekergewicht früher durch ganz Deutschland, die Schweiz u. mehre nordische Staaten[159] galt u. großentheils noch gilt. Von den alten Maßen war der Stadtfuß von 12 Zoll à 12 Linien = 303,975 Millimeter od. 1,0415 neue baier. Fuß, der Artilleriefuß = 292,87 Millim. od. 1,0035 baier. Fuß, die Elle = 656,5 Millim. od. 0,7781 baier. Ellen, die große Ruthe 16, die kleine 12 Fuß; das Kornsimmer hatte 2 Malter od. 16 Kornmetzen, das Hafersimmer 4 Malter od. 32 Hafermetzen, die Kornmetze = 19,8836, die Hafermetze = 18,3859 Liter, 100 Kornmetzen = 53,65, 100 Hafermetzen = 49,61 baier. Metzen; der Eimer hatte 64 Visir- od. Schenkmaß zu 2 Seidel à 4 Achtel, 1 Visirmaß = 1,1451 Liter od. 1,0712 baier. Maß, 1 Schenkmaß = 1,0785 Liter od. 1,0089 baier. Maß; Handelsgewichte, Centner: 100 Pfund Nürnb. = 91,07 baier., 109,04 preuß. Pfd., 101,98 Zollpfund = 50,99 Kilogr.; die N-er Mark od. 1/2 Pfd. Silbergewicht hielt 238,569 Grammen; das Medicinalgewicht hält genau 3/4 des Silbergewichts od. 357,833 französische Grammen. In N. bestehen 8 Buch-, 5 Kupfer-, 18 Steindruckereien, u. erscheint der Nürnberger Correspondent (s.u. Zeitungen). N. besitzt einen Hafen des vorüberführenden Donau-Mainkanals; auch liegt es an der Südnord-Staatsbahn, welche hier nach Regensburg abzweigt, so wie eine Eisenbahn (die erste in Deutschland mit Dampfwagen eröffnete), seit 1835 das nur eine Meile entfernte Fürth mit N. verbindet. Vergnügungen: Museum, Theater, Spaziergang auf der Schütt, außerhalb der Stadt die Hallerwiese, Rosenau, Dutzendteich, Kraftshof, Erlenstegen, Hummelstein, Schmausenbuck. Freimaurerlogen: zu den drei Pfeilen u. Joseph zur Eintracht. N. ist die Mutter vieler Erfindungen (der Taschenuhren, der Drahtziehplatte, des Pedals, der Presse zum Eindrücken der Figuren in Metall, der Clarinette, des Holzschneidens, der Windbüchse, des Messings, der Feuerschlösser, des Globus u.a.) u. der Geburtsort von A. Dürer, Mich. Wohlgemuth, A. Krafft, P. Vischer, Mart. Behaim, Hans Sachs, Joh. Grübel, W. Pirkheimer, Melch. Pfinzing etc. Wappen: ein halber schwarzer Adler in goldenem Feld, in der anderen Hälfte sechsmal roth u. silbergestreift. Auch führt die Stadt einen goldenen gekrönten Jungfernadler (Harpyie) in Blau, od. einen schwarzen Adler in rothem Feld. Die Zahl der Einwohner, früher an 100,000 u. nach u. nach auf 27,000 herabgesunken, betrug im Dec. 1858: 59,177, darunter 4000 Katholiken; seit 1849 auch Juden. In der Umgegend betreiben noch die Dörfer Schweinau, 1300 Ew., Stadeln, 600 Ew., Steinbühl, 800 Ew., Sündelsbühl, 475 Ew., Vach, 1000 Ew., mancherlei Fabriken u. Gewerbe. Vgl. Will, Bibliotheca Norica, Altd. 1790–93, 8 Bde.; Falkenstein, Deliciae topogr. Norimbergensis, Nürnb. 1733, n.A. ebd. 1775, Fol.; Murr, Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten in N., ebd. 1778; Müller, Beschreibung der Reichsstadt N., ebd. 1793, n.A. 1800; Nopitsch, Wegweiser durch N., ebd. 1800; Roth, N-er Taschenbuch, ebd. 1812 f., 2 Bde.; Neues Taschenbuch von N., ebd. 1819–22, 2 Thle.; Wilder, N., ebd. 1827; Mayer, N. u. seine Merkwürdigkeiten, ebd. 1852.

Nürnberg erhielt seinen Namen wahrscheinlich nach dem Norischen Volksstamm u. war Anfangs nur ein Dorf, in welchem viele Hammer-, Waffen- u. Sensenschmiede wohnten. Urkundlich erwähnt wird N. zuerst 1050, erscheint 1112 als Reichsstadt u. erhielt 1219 ausgedehnte Freiheiten. Früher gehörte es den Grafen von Franken. Der nachmalige Kaiser Heinrich V. belagerte N., als er seinen Vater Heinrich IV. bekriegte, eroberte es mit Ausnahme der Burg u. zerstörte es. Erst Kaiser Konrad III. baute es wieder auf u. vergrößerte es. Das Nürnbergische Patriciat nahm seinen Anfang 1198, als Kaiser Heinrich VI. auf einem Turniere daselbst 38 bürgerliche Familien in den Adelstand erhob, aus welchen später die Mitglieder des Raths erwählt wurden. Hier 8. Aug. 1305 Friede zwischen Albrecht I. u. Wenzel V. von Böhmen geschlossen. 1324 u. 1356 fanden hier Reichstage statt, auf letzterem wurde die Goldene Bulle dem Kaiser Karl IV. vorgelegt, berathen u. genehmigt. Um diese Zeit lag N. oft in Fehde mit den Burggrafen von N. (s. unten). Die letzte Erweiterung erhielt N. 1350 durch Kaiser Karl IV. 1382 wurde der Nürnberger Landfriede vom Kaiser Wenzel gestiftet, s. Deutschland (Gesch.) X. 1390 hier Reichstag, auf welchem ein gleicher Münzfuß für ganz Deutschland festgesetzt wurde, s. ebd. Der Wohlstand N-s erhob sich von da an zu außerordentlicher Höhe, u. bevor der ostindische Handel durch Entdeckung des Seeweges nach Indien eine neue Richtung erhielt, war N. einer der ersten Handelsplätze in Europa, indem es die von Italien ihm zugeführten Waaren nach dem Norden vertrieb, aber durch den veränderten Weg des ostindischen Handels verlor N. von seinem Wohlstande immer mehr. Hier im März 1522 Reichstag, auf welchem die Reichsstände dem Kaiser Karl V. Hülfe gegen die Türken zusagten; bei der Fortsetzung des Reichstages Ende 1522 u. 1523 kamen die Religionsangelegenheiten zur Sprache, wobei der päpstliche Legat Chieregati die Nothwendigkeit einer Reformation an Haupt u. Glieder anerkannte, aber die Unterdrückung Luthers gemäß dem Wormser Edict u. die Unterwerfung Luthers uuter den Papst forderte; dagegen verlangten die Reichsstände die Abhaltung eines Allgemeinen Concils binnen Jahr u. Tag in einer Stadt Deutschlands u. verwilligten nur Fürsorge zu tragen, daß Luther bis dahin nichts Weiteres in dev Kirchenangelegenheit unternehme. Doch protestirte Kursachsen gegen letzteren Pnnkt. Auf dem Reichstage 1524, vom Papst durch den Cardinal Campegius beschickt, wurde ausgemacht, daß das Reichsregiment von N. nach Eßlingen verlegt u. sobald als möglich ein freies Concil in einer Stadt Deutschlands berufen werden sollte, ferner wurde die Hülfe gegen die Türken näher bestimmt u. ausdrücklich die Predigt des Evangeliums bis zu Austrag der Sache gestattet. Hier wurde der Nürnberger Friebe (erster Religionsfriede) den 23. Juli 1532 zwischen den Protestanten u. Katholiken (s. Deutschland [Gesch.]) IX. B) u. 1538 der Heilige Bund zwischen Kaiser Karl V. u. den katholischen Ständen gegen die Protestanten geschlossen (s. Ligue 4) u. Schmalkaldischer Bund). 1631 öffnete N. den Schweden die Thore, wurde aber bald von Tilly bedroht u. berennt. 1632 bei N. verschanztes Lager der Schweden, denen Wallenstein auf dem alten Berge ebenfalls verschanzt gegenüber stand, s. Dreißigjähriger Krieg V. Hier 1640 Collegialtag der Kurfürsten, wo sich diese über den künftigen Frieden beriethen. In dem Französischen Revolutionskriege litt N. nur wenig u. war nur 1796 wenige Tage durch Jourdan besetzt. Beim Reichsdeputationsschluß von 1803 behielt N. die Reichsfreiheit, gerieth aber mit dem König von [160] Preußen, als Burggrafen der Stadt, in Zwistigkeiten, u. Preußen nahm einen Theil des Nürnbergischen Stadtgebietes förmlich in Besitz. 20. Oct. 1805 zwischen N. u. Eschenau Gefecht zwischen Österreichern u. Franzosen. Durch die Rheinbundsacte wurde N. zugleich mit seinem Gebiete dem König von Baiern übergeben, welcher es am 15. Sept. 1806 in Besitz nahm. Zur Zeit ihrer Reichsunmittelbarkeit trug die jährliche Einnahme der Stadt 800,000 Fl. Das Stadtgebiet umfaßte 23 QM., darunter Altdorf u. den großen Reichswald, mit 70,000 Ew.; doch war die Stadt sehr verschuldet (1797 beliefen sich die Schulden auf 9 Mill. Fl.); sie unterhielt damals 7 Compagnien Soldaten zu Fuß, deren jede in Kriegszeiten 185, im Frieden aber 100 Mann betrug; desgl. 2 Compagnien Kürassiere, jede zu 85 Mann, 2 Compagnien alte Soldaten, die eine zu 131, die andere zu 95 Mann. Außerdem existirten 24 Fahnen Bürgermilizen, jede von 300 bis 400 Mann, nebst 1200 Constablern u. 2 Compagnien Bürgerreitern, welche bei Feuersbrünsten Dienste leisteten. Versammlungen hier: Octbr. 1838 der Deutschen Philologen; Sept. 1845 der Deutschen Naturforscher u. Ärzte; Sept. 1849 der Deutschen Lehrer; Aug. 1853 der Süddeutschen Apotheker u. der Deutschen Land- u. Forstwirthe. Vgl. Will, Repertorium der Nürnbergischen Geschichts- u. Münzkunde, Nürnb. 1800; M. Trockenbrot, Nachrichten u. Geschichte der Stadt N., ebd. 1780–84, 2 Bde.; Waldau, Beiträge zur Geschichte von N., ebd. 1786–89, 4 Bde.; Neue Beiträge etc., ebd. 1790; Kiefhaber, Monatliche Anzeigen der alten u. neuen Geschichte von N., ebd. 1803–7, 3 Bde.; Siebenkees, Chronik der Stadt N., Altd. 1790; Beschreibung der Regierungsverfassung der Stadt N., Weim. 1796; von Soden, Kriegs- u. Sittengeschichte der Reichsstadt N., Erlang. 1860.

Die Zeit, wenn das Burggrafenthum Nürnberg entstand, ist unbekannt. Nach der gewöhnlichen Meinung soll es in der Mitte des 12. Jahrh. erblich an das Haus Hohenzollern gekommen u. namentlich Konrad I., zweiter Sohn des Grafen Rudolf von Zollern, 1164, nach And. erst 1180 vom Kaiser Friedrich I. damit belehnt worden sein. Mit Gewißheit läßt sich jedoch die Erblichkeit der Burggrafenwürde zu N. im Hause Hohenzollern erst seit den Zeiten des Burggrafen Friedrich I., des Sohnes Konrads I., erweisen, welcher 1218 starb. Ihm folgte sein ältester Sohn Konrad II. u. nach dessen Tode (nach Ein. 1260) sein Sohn Friedrich III. (bis 1297). Diesem verlieh Kaiser Rudolf I. die Comitia Burggraviae in Nuremberg, die Burg, welche er in N. hatte, das Besatzungsrecht des an der Burg gelegenen Thores, das Landgericht, welchem der Burggraf im Namen des Kaisers vorstehen sollte, das Recht, daß der burggräfliche Vogt in dem Stadtgerichte mit dem königlichen Schultheiß den Vorsitz haben u. sowohl in bürgerlichen als peinlichen Rechtssachen zwei Drittel der eingehenden Gebühren erheben solle; ferner die Steuern von allen Fabriken der Stadt; die Schätzung, welche von allen unbeweglichen Gütern von dem anderen Theile der Brücke an zu erheben war; die Frohn- u. Handdienste zur Zeit der Ernte, den Wildbann, den dritten Baum im Walde u. alles darin liegende Holz; die Forstgerichte von der Brücke an; die Orte: Werd, Buch, Schwant u. das Schloß Creusen u.a. Über die Bedeutung des Ausdrucks Comitia Burggraviae in Nuremberg ist viel gestritten worden, indem die Nürnbergischen Schriftsteller darunter blos ein Gericht od. Amt verstanden, die brandenburgischen dagegen die Bezeichnung eines Landes od. einer Herrschaft darin fanden. Auch erhoben sich darüber lebhafte Zwiste zwischenden Burggrafen u. der Stadt, welche zuweilen zu offenen Fehden wurden. Auf Friedrich III. folgte dessen Sohn Johann I. (bis 1300), dann dessen Bruder Friedrich IV. der Vermehrer (bis 1332); Johann II. regierte gemeinschaftlich mit seinen Brüdern Konrad (st. 1334) u. Albrecht dem Schönen; er erwarb 1340 vom Grafen Otto von Orlamünde die Herrschaft Plassenburg mit Kulmbach, Berneck etc., wurde 1346 Statthalter in der Mark Brandenburg u. st. 1357, überlebt von seinem Bruder Albrecht, welcher 1361 starb. Es folgten Friedrich V., Johanns II. Sohn (st. 1398), Johann III. u. Friedrich VI.; s.u. Hohenzollern. Burggraf Friedrich VI. erhielt 1415 für seine dem Kaiser Sigismund gemachten Vorschüsse die Mark Brandenburg verpfändet u. gegen einen großen Nachschuß dieselbe als erbliche Lehn, s. Brandenburg (Gesch.). Da er, von dem Kaiser um die letzte Zahlung gedrängt, Geld brauchte, so verkaufte er 1427 die Burg zu N. u. deren Pertinenzien an die Stadt Nürnberg, womit die Fehden zwischen Burggrafen u. Stadt ihr Ende fanden Vgl. Ötter, Versuch einer Geschichte der Burggrafen zu N., 3 Abthl., Frankf. 1751–58, u. von Stillfried-Rattonitz, Genealogische Geschichte der Burggrafen von N., Görlitz 1843.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 159-161.
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