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Nürnberg

[365] Nürnberg, Hauptstadt des bayer. Kreises Mittelfranken, in sandiger aber durch Kunst fruchtbar gemachter Ebene, an der Pegnitz, dem Ludwigskanale, im Centrum der bayer. Eisenbahnen, alterthümlich gebaute Stadt, mit vielen Denkmälern der alten guten Zeiten, z.B. Rathhaus, Lorenz- und Sebalduskirche, St. Jakob- u. Aegidienkirche, Marktplatzbrunnen, die Burg, welche gegenwärtig von König Max II. im mittelalterlichen Style wiederhergestellt wird; diese öffentlichen Gebäude enthalten Kunstschätze aus dem Mittelalter, namentlich von Dürer u. Peter Vischer; auch in dem Besitze von Privaten befindet sich manch es werthvolle Kunstwerk. N. zählt (1852) 53638 E., darunter beinahe 7000 Katholiken; die höchst bedeutende Industrie liefert: Tuch, Kattun, Metallwaaren, Drath, Nadeln, Bleistifte, Farben, Kämme, Saiten, musikalische Instrumente, Spiegel, Fayence, Kurzwaaren (N.erwaaren, Spielwaaren, Drechslerwaaren), Tabak, Cichorie, Maschinen etc.; auch Handel u. Verkehr aller Art ist sehr beträchtlich. N. hat: Gymnasium, polytechnische Schule, Gewerbsschule, Zeichnenschule, Zeichnenschule für Schreiner, Kunstgewerbschule, Handelsschule, höhere Bürgerschule, ein weibliches Erziehungsinstitut, in der Moritzkapelle die königl. Bildergallerie, ein germanisches Museum, viele wohlthätige Stiftungen. – N. war urkundlich seit 1219 Reichsstadt, erkaufte 1417 die Burg von dem Burggrafen Friedrich von Hohenzollern, sah viele Reichstage innerhalb seiner Mauern, wurde im 14. Jahrh. ein Hauptstapelplatz des italien. Handels nach dem Norden u. entwickelte eine Blüte der Industrie u. Kunst wie keine andere deutsche Stadt. Mit dem Sinken des ital. Handels fiel auch der N. s. doch blieb Kunstfleiß und Reichthum, bis der 30jährige Krieg unheilbare Wunden schlug. 1805 kam es mit seinem 23 QM. großen Gebiete an Bayern und hat sich seit 1815 wider sehr gehoben.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 365.
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