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Stillfried-Rattonitz

[833] Stillfried-Rattonitz (Ratenicz), ein der Katholischen Confession folgendes, ursprünglich aus Böhmen von dem Herzog Stoymir (d.h. Stillfried) von Przemysl, welcher Ende des 9. Jahrh. lebte, herstammendes Geschlecht, welches sich nach Österreich wandte, wo es die Burg S. an der March innehatte, u. von da im 14. Jahrh. zum Theil nach Schlesien kam. Es wurde 1680 in den Freiherrnstand u. in einigen Linien 1792 in den Reichs- u. 1794 u. 1861 in den preußischen Grafenstand erhoben. Der gemeinschaftliche Stammvater des Geschlechts ist: 1) Johann Joseph I., geb. 1696, war Herr zu Neurode in der Grafschaft Glatz, Mannrechtsbeisitzer der Grafschaft, mit Maria Anna geb. Gräfin von Salburg vermählt u. st. 1739. Durch seine Söhne zerfiel das Geschlecht in die noch blühenden folgenden Linien: I. Österreichische Linie (schreibt sich S.-Ratenicz), Gründer: 2) Emanuel, Sohn des Vorigen, geb. 1725 im Haag, war in Mähren begütert, Director der Savoyschen Theresianischen adeligen Akademie in Wien, mit Antonie geb. Gräfin Zierotin vermählt u. st. 1794. Jetziger Chef ist: 3) Freiherr August, Enkel des Vorigen u. Sohn des 1833 verstorbenen Freiherrn Rüdiger, geb. 1806, ist österreichischer pensionirter Feldmarschalllieutenant u. zweiter Inhaber des 50. Infanterieregiments, seit 1832 mit Anna geb. Gräfin Clam-Martinicz vermählt; sein ältester Sohn Franz ist 1837 geboren. II. Erste preußische Linie (schreibt sich S.-Rattonitz), Gründer: 4) Michael, Bruder von S. 2), geb. 1726, war preußischer Oberst u. mit Karoline geb. von Giese vermählt; er feierte 1772 ein Gedächtnißfest des 300jährigen Familienbesitzes von Neurode, wurde durch Familienvertrag von 1773 Besitzer der gesammten Neuroder Güter, erwarb 1781 noch andere in der Grafschaft Glatz hinzu u. st. 1796. Seine beiden Söhne Johann Joseph II. u. Friedrich theilten diese Linie in ein gräfliches u. ein freiherrliches Haus: a) Älteres gräfliches Haus stammt ab vom 5) Grafen Johann Joseph II., Sohn des Vorigen, geb. 1759, besaß die Herrschaften Neurode etc. in der Grafschaft Glatz, außerdem Güter in Schlesien u. Böhmen, war preußischer Hauptmann, seit 1789 mit Elisabeth geb. Gräfin Götzen vermählt, wurde 1792 in den Reichsgrafenstand erhoben, 1794 in dieser Würde von Preußen bestätigt u. st. 1805. Jetziger Chef ist: 6) Graf Ludwig, Sohn des Vor., geb. 6. Juni 1790, ist preußischer Generalmajor zur Disposition[833] u. seit 1829 mit Luise geb. Freiin von Thermo vermählt; sein ältester Sohn Ludwig ist 1833 geboren. b) Freiherrliches Haus, fortgesetzt von 7) Freiherr Friedrich, Bruder von S. 5), geb. 1763, verkaufte das alte Stammgut Neurode, war mit Aloysia geb. Freiin von Langenthal vermählt u. st. 1813. Dermaliger Chef ist: 8) Freiherr Hugo, Sohn des 1861 verstorbenen Freiherrn Wilhelm, geb. 1819, ist seit 1851 in Amerika, sein ältester Bruder Otto ist 1822 geboren. III. Zweite preußische Linie (schreibt sich S.-Rattonitz), gestiftet von 9) Ignaz Franz, Bruder von S. 4), geb. 1734 zu Neurode, hatte Güter in der Grafschaft Glatz, in Schlesien u. Böhmen u. st. 1805 in Wien. Durch seine beiden Enkel Rudolf u. Ignaz hat sich auch diese Linie in ein gräfliches u. freiherrliches Haus geschieden, deren gegenwärtige Chefs jene noch sind, nämlich: a) Jüngeres gräfliches Haus, gestiftet u. repräsentirt durch 10) Grafen Rudolf, Enkel des Vorigen u. Sohn des 1846 verstorbenen Freiherrn Karl Ignaz, geb. 14. Aug. 1804, wurde 1858 zu Lissabon zum Granden I. Klasse von Portugal mit dem Titel eines Grafen von Alcántara ernannt, 1859 in dieser Würde von Preußen bestätigt u. 1861 in den preußischen Grafenstand erhoben; er ist preußischer wirklicher Geheimer Rath, Oberceremonienmeister u. Ceremonienmeister des Ordens vom Schwarzen Adler, Mitglied der Generalordenscommission, Vorstand des königl. Heroldsamtes u. Hausarchivs u. seit 1859 in dritter Ehe mit Karoline geb. Gräfin von Mettich-Mohr vermählt. Sein älterer Sohn aus erster Ehe mit Marie geb. v. Köckritz u. Friedland, Heinrich, ist 1828 geboren. Graf Rudolf gab heraus: Alterthümer u. Kunstdenkmale des Hauses Hohenzollern, Stuttg. (die späteren Hefte) Berl. 1838–43, 5 Hefte, Neue Folge Berl. 1853 ff. (bis 1862 8 Lief.); Genealogische Geschichte der Burggrafen von Nürnberg, Görlitz 1843; Monumenta Zollerana (Urkundenbuch zur Geschichte des Hauses Hohenzollern), Halle (die späteren Bände) Berl. 1843–62, 7 Bde.; Der Schwanenorden, sein Ursprung u. Zweck, Halle 1845; Preußens Monarchen (7 Lithographien mit Text), Berl. 1847; Beiträge zur Geschichte des Schlesischen Adels, Berl. 1860. b) Freiherrliches Haus, dessen Chef ist: 11) Freiherr Ignaz, Enkel von S. 9) u. Sohn des 1839 verstorbenen preußischen Rittmeisters Freiherrn Ignaz Maria, geb. 1792, ist preußischer Lieutenant a. D. u. unvermählt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 833-834.
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