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Kordilleren

[483] Kordilleren (span. Cordilléras, spr. -dilljē-, »Bergketten«) wurden von den spanischen Entdeckern sämtliche hohe Gebirgszüge genannt, die Süd- und Mittelamerika ebenso wie das westliche Nordamerika durchziehen. Die wissenschaftliche Erdkunde hat den Namen festgehalten und auf die ganze östliche Gebirgsumrandung des Stillen Ozeans zwischen Feuerland und der Beringstraße ausgedehnt. Freilich handelt es sich dabei nicht um ein streng zusammenhängendes und einheitliches, durch 130 Breitengrade oder reichlich 15,000 km sich erstreckendes Gebirgssystem, wie man früher geglaubt hat. Die südamerikanischen K. oder Anden sind vielmehr geologisch und morphologisch durchgreifend von den nordamerikanischen K. verschieden. Zwischen beide schieben sich die mittelamerikanischen K. als ein vollkommen fremdartiges System, das eine abweichende Entwickelungsgeschichte gehabt hat, ein, mit den erstern an dem Isthmus von Panama durch jungvulkanische Aufschüttungen nur in loser Berührung und von den letztern durch die breite Talsenke des Tehuantepec-Isthmus streng getrennt. Es bieten sich aber in der Struktur der drei Systeme mancherlei Ähnlichkeiten und Anklänge, und jedenfalls stehen sie in annähernd gleicher Beziehung zu dem ungeheuern Becken des Stillen Ozeans, so daß die generelle Anwendung des Namens in der angegebenen Weise durchaus gerechtfertigt ist.

1) Die Anden (Cordilleras de los Andes).

Das Andensystem, das über 1,8 Mill. qkm Fläche bedeckt und seinen Namen angeblich von den Antis-Indianern in Peru ableitet, hat mit allen Krümmungen 7300 km Länge. Seine größte Breite (an der Wasserscheide zwischen Madeira und Pilcomayo, 19–20° südl. Br.) beträgt 920 km, die geringste bekannte Breite im südlichen Chile zwischen der Corcovadobai und der patagonischen Steppe 178 km, die mittlere Breite 500, die mittlere Kammhöhe gegen 3000–3500 m. Tiefere Einsattelungen, die einen leichtern Verkehr zwischen den Ebenen des Ostens und der pazifischen Küste ermöglichen, besitzt das Andensystem nur im äußersten Norden und im S., wo unter 40° südl. Br. noch ein Paß von kaum 800 m von Valdivia nach den öden Landschaften Patagoniens hinüberführt. Wenig nördlicher aber haben die Pässe bereits Höhen von nahezu 4000 m (Uspallatapaß 3960 m), und in den K. von Bolivia und Peru liegt kein Paß unter 4000 m, während sie sich bis über 4700 m erheben. Trotzdem hat man begonnen, über solche Höhen Eisenbahnen zu eröffnen, die alle andern Gebirgsbahnen der Welt an Großartigkeit und Kühnheit der Anlage weit hinter sich lassen. So übersteigt die Arequipa-Punobahn in Südperu eine Paßhöhe von 4580 m, die Oroyabahn weiter im N. erreicht sogar 4769 m, also fast die Höhe des Montblanc. Das Charakteristische dieses Gebirgssystems sind die ungeheure Meridianausdehnung bei verhältnismäßig geringer Breite, die Teilung in Parallelketten, die Mannigfaltigkeit der eingeschlossenen Hochländer, der steile Abfall nach W., die seltenen und höchst beschwerlichen Pässe, die engen Schluchten (quebradas) mit ihren bis zur kleinsten Krümmung und Windung aneinander passenden Wänden.

Die Anden oder Cordilleras, wie sie in Südamerika ausschließlich heißen, sind ein Faltengebirge, an dessen Ostseite ältere, archäische und paläozoische Gesteine liegen, während jüngere, mesozoische Gesteine in der westlichen Hauptkette vorwalten. Letzterer sind die meisten Vulkane aufgesetzt, doch treten sie weiter im N. auch in der Ostkette auf. Das Andensystem besteht aus zwei Bogenstücken, die an der Bucht von Arica zusammentreffen, einem nördlichen, das die Gebirge von Kolumbien, Ecuador und Peru umfaßt, und einem südlichen mit den Gebirgen von Bolivia, Chile und Argentinien. Das südliche Bogenstück ist in Bolivia und Chile, wo es gewaltige Hochländer umfaßt, von großer Breite, wird aber nach S. sehr schmal und entsendet mehrere Ausläufer zum Atlantischen Ozean. Die südlichen K., die sich vom Feuerlande bis zum Aconcagua hinziehen, bestehen aus zwei parallelen Zügen, von denen der eine ganz dem Festland angehört, während der andre zunächst sämtliche Inseln der Westküste bildet und dann von Chiloë bis nördlich von Valparaiso als Küstenkordillere hinläuft. Der erste Zug ist im äußersten Süden vollständig in Inseln aufgelöst; er beginnt bei Kap Hoorn und durchzieht zunächst den südlichen Teil des Feuerlandes (s. d. und »Patagonien«), wo Monte Darwin 2150 m, Monte Sarmiento 2070 m erreichen, dann die Inseln Dawson, Clarence, Inés und Desolation, tritt auf der Halbinsel Brunswick mit 860 m Höhe an die Magalhãesstraße und erreicht auf Ista del Rey Guillermo im Mount Burney 1770 m. Dann zieht er in nördlicher Richtung über eine lange Reihe von Inseln, die Halbinsel Taytao, den Chonosarchipel, die Insel Chiloë zum Festland, wo er eine Höhe von 800 m beibehält, bis er nördlich von Valdivia in der Cordillera de Nahuelbuta wieder bis 1700 m (nach R. A. Philippi) emporsteigt, worauf er sich in eine Anzahl schroffer Berge auflöst. Das zwischen diesem und dem festländischen Gebirgszug verlaufende Längstal ist im südlichen Teil vom Meer überflutet, auf dem Festland erstreckt es sich aber über 10 Breitengrade und wird hier von der Eisenbahn durchzogen. Östlich dieses Längstales erhebt sich die Kordillerenkette. Bei dem Lost Hope Inlet beginnend, trägt sie zuerst den Charakter tafelförmiger Züge, über die einige Schneegipfel, kleine Vulkandome und einige bedeutende Bergkegel emporragen (Mount Stokes 2354, der pyramidenförmige, rauchende Fitzroy oder Chalten 3344 m), während dem Ostabhang eine Reihe von Seen vorgelagert ist, die ihm bis 38° südl. Br. treu bleiben. Nordwärts vom Chalten folgt eine noch wenig bekannte Strecke bis zum San Valentin oder San Clemente (3870 m) unter 46°15' südl. Br., dann erhebt sich auf der Insel Magdalena der Motalat zu 1660 m, weiter nördlich der Melimoyu zu 2400, der Yanteles zu 2050, die Vulkane del Corcovado zu 2300 und Minchinmávida zu 2438 m in 41°50' südl. Br. Es folgen darauf nördlich vom Golf von Ancud der nichtvulkanische Tronador (3463 m) westlich vom See Nahuel Huapi, dann die Vulkane Osorno (2257 m), Riñihue (2650 m), Quetrupillan (3680 m). Wie im O., so zieht sich auch am Westabhang[483] der Anden eine Seenkette (Llanquihue, Riñihue, Ranco, Todos los Santos etc.) hin. Gleichzeitig erhebt sich hier eine lange Vulkanreihe, meist auf der Westseite der Hauptkette; so der unablässig tätige Villarica (4875 m), der Llonquimai (2872 m), Llaimao (3049 m) unfern vom Quellsee des Biobio, der stets rauchende Antuco (2945 m), de las Yeguas (3457 m), die neben dem 3888 m hohen erloschenen Descabezado 1847 entstandene, 3760 m hohe Solfatara des Cerro Azul, die Vulkane de Peteroa oder Planchon (3635 m), Tinguiririca (4480 m), Maipo (5416 m), San José (6096 m), Tupungato (6710 m), Juncal (6208 m) u. a. Eine große Anzahl tief eingeschnittener Pässe führt über diesen Teil des Gebirges: von der Lagune Nahuel Huapi zum See Todos los Santos der Paß von Perez Rosales, die tiefste (980 m) Einsenkung innerhalb der K. Südamerikas, der Paß von Riñihne, merkwürdig durch seine vier in einer Reihe gelegenen Seen; es folgen der bequeme Paso de Villarica, der Pichachen (1990 m) zwischen Antuco und dem Neuquén, der Palanquen und der Saco zwischen diesem und Linares-Nuble, der Planchonpaß (2500 m), der Uspallatapaß oder La Cumbre (3967 m) u. v. a. Bei den argentinischen Anden zwischen dem Parallel von San Luis im S. und 26 bis 25° südl. Br. im N. tritt die schon früher bemerkte Eigenschaft, Ausläufer gegen die argentinische Ebene zu entsenden, noch viel stärker hervor, so daß sie hier von teils südsüdöstlich, teils südnördlich streichenden Gebirgszügen, den Antikordilleren oder Pampinen, Sierren (Sierra Famatina, de la Huerta, de Córdoba u. a., s. Argentinische Republik, S. 743), begleitet werden. In der westlichen Hauptkette sind die größten Erhebungen nördlich vom etwa 7000 m hohen, 1897 von Zurbriggen und Vines erstiegenen Aconcagua, dem höchsten Berg Amerikas, der ihm wenig nachstehende Cerro Mercedario (6798 m), der Vulkan von Copiapó (6000 m) und der Cerro del Cobre (5580 m). Die gewöhnliche Annahme für die Höhe des Aconcagua war 6970 m, Güßfeldt bestimmte sie zu 7020, Zurbriggen und Vines zu 7039 m. Auch die Pässe sind hier sehr hoch, wie der Paso del Fierro (4700 m) und der Espinazitopaß (4444 m). Von hier aus zieht eine zweite, der ersten parallele Kette nach N., die im Cerro de la Ramada drei 6100–6414 m hohe Gipfel trägt, sich bis zum Cerro Cobre verfolgen läßt, dann wieder nördlich von letzterm erscheint und im Cerro Bonete (5500 m) gipfelt. Die Hochebenen zwischen diesen Andenketten sind die ersten Anfänge der sich von hier aus über Nordchile und Bolivia ausbreitenden Hochflächen, die den mittlern oder nordchilenisch-bolivianischen Anden ihren Charakter geben, indem sie vom 27.° südl. Br. sich als ein großes Hochland ausbreiten, das in Bolivia seine breiteste und höchste Anschwellung erreicht und dann um den Titicacasee wieder schmäler wird. Der Westrand trägt zahlreiche Vulkane (Llullaillaco 6600, Socompa 5980, Toconao 5900, Licancaur 5950 m), die dem Ostrande fehlen; doch krönen ihn bedeutende Gipfel (Nevados de Cachi 6000 m). Zwischen den Rändern liegt die 3800–4000 m hohe Hochebene, bedeckt mit Salzsümpfen, größtenteils abflußlos, vielfach wüstenhaft. Isolierte Bergkegel erreichen hier bedeutende Höhen, so im S. der Vulkan Antofalla (6370 m). Vom 26. -21.° südl. Br. zieht sich die 1200 m hohe, öde, vegetationsarme Küstenkordillere hin.

Ostwärts davon erhebt sich zwischen 22 und 18° südl. Br. der Westzug der K. steil aus der Ebene, gekrönt von mächtigen Gipfeln (Vulkane San Pedro und Pablo 5920, Miño 5520, Isluga 5200, Piks Lirima 5830, Huallatiri 6000, Zwillingsriesen Parimacota 6376 und Pomarape 6250, Sajama 6415 m, letzterer einer der herrlichsten Vulkanberge der Erde). Beschwerliche Pässe, 4000 m hoch und höher, führen auf die weite Steppe des großen bolivianischen Hochlandes, überragt von meist isolierten Bergen, im W. abflußlos, mit 3800 m mittlerer Höhe und den Seen Titicaca und Pampa Aullagas, im O. höher (4000 m), von zahlreichen Gebirgszügen: Cordillera de los Frailes mit Michaga (5300 m) und Cerro Cuzco (5454 m), Serrania de Chichas mit Tuluma (4759) und Chorolque (5624 m), durchsetzt, zwischen denen Pilcomayo und Rio Grande hindurchfließen. Nördlich vom 18.° beginnen die nördlichen K., und zwar zunächst die peruanischen bis zum 4.° südl. Br.: die großen Hochebenen verengern sich; es bilden sich drei Ketten aus, alle mit Abfluß zum Meer, die frei von Vulkanen sind. Noch auf bolivianischem Gebiete beginnt westlich von Cochabamba eine der höchsten Ketten des Kordillerensystems, die Cordillera de la Paz mit Bergen über 6000 m: der Illimani 6405 m, der Sorata mit den beiden Gipfeln Ancohuma und Illampu, 6617 und 6560 m. Charakteristisch ist weiterhin die Teilung des Gebirges in viele Züge, die sich in zwei Systeme bringen lassen, ein südliches, die Ucayali-Kordilleren mit sehr verwickeltem Bau, und ein nördliches, die Marañon-Kordilleren. Erstere werden von einer östlichen, im Picacho Yaga 5310 m hohen, und einer westlich im Ampato zu fast 7000 m aufsteigenden Randkette eingefaßt, zwischen denen kahle, kalte Hochflächen, im südlichen Teil noch Punas, im nördlichen Páramos genannt, eingeschlossen sind. Flußtäler und Pässe liegen hier in weit über 4000 m Höhe (Viudapaß 4655 m); die Eisenbahn Arequipa-Puno erreicht bei Vincocaya 4480 m. Bei Cerro de Pasco (4302 m) beginnen die Marañon-Kordilleren in drei Zügen, von denen der östliche wahrscheinlich 2000 m erreicht und ganz mit Urwald bedeckt ist, der zentrale, ebenfalls nicht höhere, steil aufsteigt, jedoch nach N. sich senkt, der westliche aber einige der höchsten Gipfel der Anden trägt, wie den Nevado de Huascan (6721 m), und große Hochebenen einschließt, wie die der durch die Inkabäder berühmten Stadt Caxamarca (2860 m). Wo der Marañon in weitem Boden nach O. umbiegt, gehen die peruanischen Anden in einem schmalen, kaum 2000 m hohen Kamm in die K. von Ecuador über, die in zwei Zügen vom 4.° südl. Br. bis 1.° nördl. Br. große Hochbecken einschließen (s. Ecuador, S. 359). Zwischen dem von Alausi (2800 m) und dem nördlichern von Lacatunga und Ambato (2586 m) erheben sich die riesigen Bergmassen des Chimborazo (6310 m) und Igualata (4452 m), durch den hohen Sattel des Sanancajas (3607 m) verbunden. Das Becken von Quito, in dem die Hauptstadt am Westfuß des Pichincha (4787 m) in 2850 m Höhe liegt, wird durch ein in den Vulkanen Mojanda (4292 m) und Cotacachi (4966 m) gipfelndes Querjoch vom Becken von Ibarra (2225 m) geschieden, dessen westlicher Umrandung die Vulkane Chiles (4780 m) und Cumbal (4790 m) aufgesetzt sind, und aus dessen Mitte der durch seine Schlammströme und das vernichtende Erdbeben von 1868 berüchtigte Imbabura (4582 m) emporragt. Auf der Ostkordillere erhebt sich als nördlichster Feuerberg der majestätische Kegel des Cayambe (5840 m), weiter südlich der gewaltige Antisana (5756 w), der Cotopaxi (5943 m), durch einen flachen Sattel getrennt vom erloschenen, zackigen Carihuairazo (5106 m)[484] sowie die tätigen Rumiñahui (4757 m) und Iliniza (5305 m), beide durch den 3600 m hohen, breiten Sattel von Tiopullo verbunden, der Altar (5404 m) und der Sincholagua (4988 m), am Ostfuß der seit 1728 ununterbrochen tätige Sangay (5323 m). An den Quellen des Magdalena und Yapura schließt sich an die beiden frühern Ketten eine dritte an, und damit beginnen die kolumbianisch-venezolanischen K. vom 1.–8.° nördl. Br., die nordwärts derartig auseinander streben, daß sie endlich den ganzen Raum zwischen dem Atrato im W. und dem Golfo Triste bei Puerto Cabello einnehmen. Die Westkordillere streicht nordwärts als ein 2–3000 m hohes Waldgebirge, das im Munchique (3012 m) gipfelt. Westlich von ihr und parallel mit ihr zieht im nördlichsten Teil eine Küstenkordillere, zwischen beiden fließen der Atrato und der San Juan. Das Cáucatal scheidet im allgemeinen die Westkordillere von der Zentralkordillere, dem Rückgrat des Landes, dem höchsten, am schärfsten ausgeprägten und teilweise vulkanischen Aste des Gesamtgebirges. Mit ihren höchsten Gipfeln erreicht sie noch mehrfach die Schneegrenze, der Volcan el Pasto (el Galera) hat 4264, Cerro de las Animas 4242, Pan de Azucar 4870, Puracé 4700, Tolima 5584 m. Die Ostkordillere oder Cordillera oriental, später Cordillera de Mérida, die Wasserscheide zwischen dem Magdalena und dem Amazonas und Orinoko, verläuft von den Quellen des Caquetá anfangs als einfache geschlossene Kette, verbreitert sich aber allmählich zu 200 km und erreicht in Venezuela in zwei nordöstlich und parallel zueinander verlaufenden Ketten im Salado 4230, im Pan de Azucar 4640 und im Pico Concha 4700 m. Durch einen Grabeneinbruch von den K. geschieden ist der über 5000 m aufragende mächtige Gebirgsstock der Sierra Nevada de Santa Marta (s. d.). Im Norden der Bahia del Chocó oder des Golfes von Buenaventura erhebt sich die noch wenig erforschte Küstenkordillere, die im Quellgebiet des Atrato durch eine tiefe Schlucht von der Westkordillere getrennt ist. Sie setzt sich im W. des Atrato in den Golf von Darien und zur Landenge von Panama fort; daher wird sie als Isthmuskordillere von Darien und Panama den südamerikanischen K. als selbständiges Glied des Kordillerensystems von Amerika an die Seite gestellt. Von jener Schlucht, in der das Quellgebiet des Atrato mit dem des zum Stillen Ozean fließenden San Juan in offener Verbindung steht, zieht sich diese Isthmuskordillere mit einer mittlern Kammhöhe von kaum 500–600 m in weitem Bogen bis zur Senke bei Panama und bedingt durch ihren Verlauf, zuerst nach N., dann nach NW. und endlich nach W., die auffallende Abänderung der Küstenrichtung des Kontinents.

2) Die mittelamerikanischen Kordilleren

erstrecken sich von der Senke bei Panama bis zur Landenge von Tehuantepec, wo eine weitere Einsenkung von nur 209 m Höhe die Grenze gegen das Hochland von Mexiko bildet, in einer Länge von 1500 km bei 120–125 km mittlerer Breite und kaum 2000 m mittlerer Kammhöhe, über welche die höchsten Gipfel bis gegen 4000 m emporsteigen. Wiewohl das Gebirgssystem durch das durchgreifende Quertal des Rio de San Juan und Nicaraguasees (s. d.) in zwei getrennte Glieder geteilt ist, so und sie doch ihrer Bildung nach als zusammengehörig zu betrachten. Die Richtung der Kammlinie geht vorherrschend von OSO. nach WNW., wie auf den Großen Antillen, deren Hauptgebirge demselben System zuzurechnen sind. Im Gebiet von Costarica (s. d., »Honduras« und »Salvador«) verlaufen die mittelamerikanischen K. mit beiderseits gleichmäßigem Abfall ziemlich in der Mitte des Landes, weshalb auch der Ablauf der Gewässer nach beiden Meeresküsten hin fast gleich umfangreich ist. Weiter im NW. treten die Ketten näher an die Südwestküste, von der sie sich steil und schroff erheben, während ihnen auf der Nordseite weite, von Höhenzügen überragte Plateaulandschaften anlagern. Die Stufenform, die Mannigfaltigkeit der Klimate und Produkte bedingt, ist diesem Gebirgssystem in ausgezeichnetem Grad eigen; namentlich erscheint sie in besonderer Mannigfaltigkeit im SW. von Salvador und Guatemala. Wie die südamerikanischen K. sind auch diejenigen Mittelamerikas von Paßscharten wenig durchschnitten. Einer der wichtigsten Pässe führt von der Fonsecabai in 853 m Höhe nach dem Quellgebiet des Rio Ulua in Honduras hinüber. Als spät hinzugekommene Glieder des Gebirgsbaues treten auch in den mittelamerikanischen K. tätige und erloschene Vulkane auf, die vom 9. bis zum 16.° nördl. Br. den Südrand der K. begleiten und ihnen meist vorgelagert sind: an der Grenze von Kolumbien der Chiriqui (3437 m), im Zentrum von Costarica, unweit der Stadt San José, der 3417 m hohe, nicht mehr tätige Irazu, an der Fonsecabucht der durch seinen gewaltigen Ausbruch (1835) bekannte Coseguina (1000 m), am Südabhang des Hochlandes von Guatemala (s. d.) nebeneinander als die drei höchsten: der Volcan de Agua (3753 m), der Acatenango (3906 m) und der Volcan del Fuego (3740 oder 4200 m) sowie der Volcan de Santa Maria, der 1902 in Sympathie mit dem Mont Pelé und der Soufrière von St. Vincent einen verheerenden Aschenausbruch hatte. Als Scheide für Klima, Flora und Fauna steht das mittelamerikanische Gebirgssystem zwischen den südamerikanischen Anden und der Isthmuskordillere von Darien in der Mitte, insofern hier die klimatischen Gegensätze weniger schroff sind und auch der Wanderung der Organismen keine so unübersteigliche Schranke entgegensteht wie in jenen, aber die Artenverbreitung doch bei weitem nicht so erleichtert wird, als es in Panama durch die geringe Kammhöhe der Kordillere geschieht.

3) Die nordamerikanischen Kordilleren

erstrecken sich von der Landenge von Tehuantepec bis zur Beringstraße, ihre Länge ist auf nahe an 8000 km, ihre größte Breite zwischen Kap Mendocino und Cheyenne auf 1700 km, ihr Flächeninhalt auf 8 Mill. qkm zu veranschlagen. An räumlicher Ausdehnung haben sie unter den Gebirgen der Erde nicht ihresgleichen, mit der Höhe ihrer Gipfel reichen sie jedoch an die Gebirge Afrikas und Südamerikas nicht heran. Die Einteilung nach den politischen Grenzlinien in die mexikanischen, die vereinsstaatlichen und die kanadisch-alaskischen K. (s. Rocky Mountains) entspricht gewissen Unterschieden in den morphologisch-geologischen Verhältnissen.

Die mexikanischen K. sind in der Gegend des Rio Grande del Norte und des Gila eng mit den vereinsstaatlichen verwachsen, tauchen aber ihren Fuß sowohl im O. als auch im W. ziemlich unmittelbar ins Meer und werden nur von schmalen Küstenniederungen umsäumt. Man unterscheidet in dem gegen 2000 km langen und im Mittel reichlich 600 km breiten System eine Süd-Sierra (Sierra Madre del Sur), die von der Tehuantepec-Enge zum Rio de Santiago zieht und in der kristallinischen Masse des Zempoaltepec 3396 m erreicht; eine West-Sierra (Sierra Madre Occidental), die vom Rio de Santiago bis zum untern Gila reicht, im Cumbre von Durango 3200 m,[485] im Rumerachic 2966 m hoch ist; eine Ost-Sierra (Sierra Madre Oriental), deren nördliche Glieder nur durch die wilden Cañonschluchten des Rio Grande del Norte von den gleichgearteten texanischen Ketten getrennt werden, und in welcher der Cerro Canjando mit 2860 m, die Sierra de los Angeles mit 2730 m gipfelt; das von der West- und Ost-Sierra eingeschlossene mexikanische Tafelland, das sich an der Stadt Mexiko 2265 m, bei Irapuato 1722 m, bei Lerdo 1136 m und bei Chihuahua 1412 m über den Meeresspiegel erhebt; die niederkalifornische Sierra, die durch den Graben des Kalifornischen Golfes von der West-Sierra getrennt ist und im Monte Santa Catalina bis 3090 m aufsteigt. Dazu kommen als die den Gebirgsbau krönenden höchsten Zinnen die mexikanischen Vulkane, die auf der Grenze zwischen der Süd-Sierra und den beiden Nord-Sierras in langer Reihe vom Golfe von Mexiko bis zur Mündung des Rio de Santiago stehen: der San Martin de Tuxtla (1500 m, mit starkem Aschenausbruch 1793), der Citlaltepetl oder Pik von Orizaba (5700 m, bis 1613 wiederholt stark und angeblich auch 1870 und 1895 schwach tätig), der Matlalcuayatl oder Malinche (4461 m), der Popocatepetl (5452 m und 1496–1804 mit 16 Eruptionen), der Ixtaccíhuatl (5286 m), der Ajusco (3986 m), der Xinantecatl oder Nevado de Toluca (4623 m), der erst 1759 entstandene Jorullo (1301 m), der erloschene Nevado de Colima (4300 m), der bis in die Gegenwart (besonders auch 1885–1903) lebhaft tätige Volcan de Colima und der Ceboruco (2170 m, 1870 und 1875 mit Ascheneruptionen). Neben diesen jungen Vulkankegeln breiten sich namentlich in der West-Sierra noch Basalt- und Rhyolithlavadecken über weite Strecken aus. Im übrigen herrschen aber in den mexikanischen K. cretazeïsche Schichten vor, die in ihrer Lagerung vielfach sehr stark gestört sind, und paläozoische Bildungen treten in ausgedehntern Bezirken nur in der westlichen Sierra Madre zutage, archäische Bildungen aber vorwiegend in der Sierra Madre del Sur.

Die K. der Vereinigten Staaten gliedern sich am natürlichsten in das Felsengebirge (Rocky Mountains, s. d.), die pazifischen K. und in die von diesen beiden Gebirgsgruppen eingeschlossenen Tafelländer und Hochlandsbecken. Im Felsengebirge ist eine südliche und eine nördliche Untergruppe zu unterscheiden, in den pazifischen K. die Sierra Nevada (s. d.) und deren nördliche Fortsetzung, das Kaskadengebirge (s. d.), sowie die großen Längstäler von Kalifornien und Oregon und das Küstengebirge (Coast Ranges, s. d.), und in dem zwischen dem Felsengebirge und den pazifischen K. liegenden Teile das Coloradotafelland, das Große Becken (Great Basin) und das Columbia- (bez. Snake River-) Tafelland. Die Südgruppe des Felsengebirges wird nach dem Staate, dem sie in ihrem wesentlichsten Teil angehört, auch häufig als das Felsengebirge von Colorado bezeichnet oder mit Rücksicht auf die eigentümlichen Täler, durch die sie sich gliedert, auch als die Parkgruppe. Der Blanca Peak erreicht hier 4409 m, der Pike's Peak 4301 m, der Gray's Peak 4371 m, der Mount Elbert 4395 m. Für die Nordgruppe hat man die Bezeichnung Gruppe von Wyoming-Montana gewählt. In ihr gipfelt der Wind River Peak mit 4099 m, der Grand Teton mit 4173 m. In der Sierra Nevada hat der Mount Whitney als höchster Gipfel des Hauptgebietes der Vereinigten Staaten 4541 m Höhe, in dem Kaskadengebirge der erloschene Vulkan Mount Rainier oder Mount Tacoma 4403 m. Zwischen den östlichen und westlichen Hauptketten breiten sich ausgedehnte Hochebenen aus, von beträchtlichen Gebirgsrücken durchzogen und besonders im S., im Gebiete des Colorado River, von tiefen Engschluchten (den Cañons) durchschnitten. Ein Teil dieser Hochebenen besteht aus abflußlosen Becken, in denen sich die Gewässer in Salzseen (Großer Salzsee 1280 m) und Salzsümpfen sammeln. Dabei ist der größte Teil jener Hochebenen wegen Mangels an Niederschlägen ödes Land, das im S. zur völligen Wüste wird. Seine größte Breite (1480 km) erreicht das Kordillerensystem der Vereinigten Staaten unter dem Parallelkreis des Großen Salzsees. Der bekannte Southpaß in den Rocky Mountains senkt sich bis auf 2283 m; in der Sierra Nevada von Kalifornien liegt der von der Pacificbahn benutzte Trukeepaß 2139 m hoch. Geologisch bestehen die nordamerikanischen K., deren Haupterhebung in die Tertiärperiode fällt, aus kristallinischen Schiefern, paläozoischen Sand- und Kalksteinen, Ablagerungen des Jura und der Kreide und namentlich aus jungvulkanischen Gesteinen. Vom Wahsatchgebirge nach S. hin nimmt auch die Trias großen Anteil am Aufbau der Gebirge; auch tertiäre und quartäre Bildungen sind weitverbreitet. Die K. der Vereinigten Staaten fallen zum Stillen Ozean wie in Südamerika schroff, allmählicher dagegen nach O. hin ab, wo sich weite Hochebenen dem östlichen Fuß des Felsengebirges anlagern; so namentlich im S. die Hochebenen von Texas und der Llano Estacado, ein wüstes Sandsteinplateau von 970–1450 m Höhe und etwa 70,000 qkm Fläche, das mit schroffem, bastionartigem Absturz gegen die um 500–800 m tiefer liegenden Ebenen des Mississippibeckens abfällt.

Die kanadisch-alaskischen K. schließen sich in der Gegend des 49.° nördl. Br. ohne scharfe Grenzscheide an die K. der Vereinigten Staaten an, unterscheiden sich aber von ihnen durch ein engeres Zusammengedrängtsein der einzelnen Glieder. Der östliche Kordillerenzug heißt auch in Kanada Felsengebirge, steigt im Mount Robson und andern vergletscherten Bergen bis 4100 m auf und endigt unter dem Namen der Davidson- und Romanzow Mountains am Nördlichen Eismeer oder unter dem Namen der Kuskokwim-, der Oklune- und der Bendeleben Mountains an der Beringsee, in diesen nördlichen Ketten aus der Nordwest- in die Südwestrichtung einlenkend. Der westliche oder pazifische Kordillerenzug füllt Britisch-Kolumbien als kanadisches Küstengebirge (bis 3000 m hoch), das kalifornisch-oregonische Küstengebirge setzt sich aber auf der Insel Vancouver, auf den Königin Charlotte-Inseln und auf den Inseln des Alexander-Archipels fort, und die zahlreichen Fjorde und Sunde der Gegend sind untergetauchte Gebirgstäler. In den gletscherumpanzerten Elias-Alpen, die im Mount Elias 5495 m, im Mount Logan 5950 m hoch sind, erscheint die Küstenkordillere aber wieder als ein fest zusammenhängender Zug, und ähnlich auch in den westlich angeschlossenen Tschugatsch-Alpen, deren Höhe auf 3600 m geschätzt wird, in der Halbinsel Alaska aber erniedrigt sich die Küstenkordillere mehr und mehr, und in der Inselkette der Aleuten erheben sich nur ihre höchsten Gipfel über den Meeresspiegel, an vielen Punkten von jungen, teilweise noch lebhaft tätigen Vulkanen übertürmt: dem 3680 m hohen Iliamna, dem St. Augustin, dem Mount Pawlow, dem Shishaldin auf Unimak, dem Makushin auf Unalaska u. a. Die pazifische Binnenkordillere von Alaska, die als Fortsetzung des kanadischen Küstengebirges und der kalifornischen Sierra Nevada betrachtet[486] werden darf, enthält in den Wrangell Mountains auch eine Anzahl von Riesenvulkanen, die zum Teil noch tätig sind, darunter den 5335 m hohen Mount Wrangell und den 4725 m hohen Mount Tillman. Ihre gewaltigste Entwickelung erreicht die pazifische Binnenkordillere aber in den schneebedeckten Alaska Mountains, die im Mount McKinley den 6239 m aufsteigenden höchsten Gipfel des gesamten nordamerikanischen Kordillerensystems und Nordamerikas überhaupt enthalten, auffälligerweise in der Gegend, wo auch der pazifische Zug aus der Nordwest- in die Südwestrichtung einlenkt. Die geologischen Verhältnisse der kanadisch-alaskischen K. sind erst unter dem Einflusse der großen Goldentdeckungen näher durchforscht worden; eine allgemeine Übersicht läßt sich noch kaum geben. Weit verbreitet sind paläozoische Schiefer, die höhern Gebirgsmassen, wie der Mount Elias, bestehen vielfach aus Diorit; aber auch Kreide, Jura und Tertiär haben vollen Anteil an der Zusammensetzung des Gebirges.

[Klima, Pflanzen- und Tierwelt.] Die südamerikanischen K. bilden eine scharfe klimatische Grenze zwischen W. und O. Die Ostseite steht unter dem Einfluß des Atlantischen Ozeans, in niedrigen Breiten unter dem des Südostpassats, daher gleichmäßige Temperatur und große Feuchtigkeit, die Westseite wird durch den Stillen Ozean beeinflußt. Von den Küsten aus sinkt die Temperatur bis zu den Hochtälern langsam, dann rascher nach den höhern Regionen. Temperatur (nach Hann): Carácas (927 m) Jahr 23,8°, mittlere Jahresextreme 26,5 und 14, a°; Bogotá (2660 m) Jahr 15,1°, mittlere Jahresextreme 23,5 und 6,4°; Quito (2850 m) Jahr 13,6°, mittlere Jahresextreme 23,7 und 3,3°; Antisana (4060 m) Jahr 6,2°, mittlere Jahresextreme 11 und -6,2°. Mehr nach S. hin ist die Temperatur verhältnismäßig niedrig (analog der Westküste von Afrika). Zwischen 10° nördl. Br. und 4° südl. Br. sind die Regen häufig und ergiebig (Bogotá 188, Quito 119 cm, Maximum April und November). Weiter südwärts ist die Westseite äußerst regenarm (hauptsächlich durch den kühlen Humboldtstrom und kühles Auftriebwasser). Südlich vom 16. Breitengrad sind die K. im W. plateauartig; auch hier ist das Klima fast regenlos und wüstenbildend (Wüste Atacama). Vom 40.° südl. Br. an kommen die West- und Nordwestwinde zur Herrschaft, und die Regen werden südwärts wieder häufiger und ergiebiger. Bis zum 45.° südl. Br. herrschen Herbst- und Winterregen vor, weiter südwärts verteilen sich die Regen auf alle Jahreszeiten, immer mehr an Häufigkeit und Ergiebigkeit zunehmend. Schneelinie: Cotopaxi 4627 m, Chimborazo 4850 m, in Peru 5750 m, Chile: Norden 5100 m, Süden 1710 m, Feuerland unter 1200 m. Unterer Gletscherrand Patagoniens am Meeresspiegel bei 9° Lufttemperatur.

Hinsichtlich der Vegetation sind zu unterscheiden die westliche und die östliche Abdachung. Die Küstenregion der erstern, bis 500 m Höhe, ist ein zum Teil von Flüssen durchzogener Sandstreifen, auf dem neben Weidengebüschen die 10–42 m hohen Algarobabäume (Prosopis horrida) sich erheben. Hier werden die Kulturgewächse des Landes: Baumwolle, Mais, Wassermelonen, Bananen und tropische Knollengewächse, gezogen. Die dann folgende Binnenregion der Küste, bis 1300 m, wird bezeichnet durch den Anbau des Zuckerrohrs, neben dem auch der köstliche tropische Fruchtbaum Chirimoya (Anona Cherimolia) und die Granadilla (Passiflora quadrangularis) häufig sind. Weiter hinauf, bis gegen 4000 m, in der durch gemäßigtes Klima ausgezeichneten Region beginnt der Anbau der Zerealien. Hier gedeihen auch die Kartoffel, die Quinoahirse (Chenopodium Quinoa), europäische Obstarten, die Luzerne und die Okapflanze (Oxalis tuberosa). Statt der fehlenden Wälder erblickt man ungeheure Kaktusgewächse und wuchernde Agaven, während die Flußläufe eine pappelähnliche Weide (Salix Humboldtii) umrahmt. Weiter hinauf schließt sich die Region der Alpenkräuter an, bis in einer Höhe von 5000 m die Vegetation ganz aufhört. Zwischen der westlichen und östlichen Abdachung der K. erhebt sich eine waldlose, spärlich bewachsene Hochebene mit einer mittlern Erhebung von 4000 m. Neben rasenbildenden Gräsern trifft man stengellose Kompositen (Baccharis), strauchartige Labiaten und ein niedriges Holzgewächs (Senecio adenotrichus), das bis zur Schneegrenze aufsteigt. An geschützten Stellen des Ostabhanges der K. gedeihen Zerealien, besonders Mais, und selbst südeuropäische Früchte bis 3000 m Höhe. Reich vertreten sind hier Melastomazeen, ebenso Kakteen, Arten von Gaultheria, Myrtus und Andromeda. Die obere Baumgrenze liegt im allgemeinen bei 2800–3000 m. Hauptformen sind baumartige Eskallonien. Bei 2000 m treten die ersten Chinarindenbäume auf. Palmen und Bananen fehlen noch. Die untere Waldregion (bis 650 m) umfaßt die Kulturzone der Banane, der Koka und des Manioks. Der Kakaobaum geht nicht über 550 m hinaus. Unter den Waldbäumen zeichnen sich neben baumartigen Farnen und Feigen, Myrten und Lorbeerbäumen eine schöne Zeder (Cedrela brasiliensis) und eine Ternströmiazee (Laplacea quinoderma) aus. In den K. von Chile tritt die Baumgrenze bei 1750 m auf; unter ihr liegt eine Nadelholzregion.

Ein Bild des Tierlebens in den hohen Regionen der K. entwirft ein Reisender mit folgenden Worten: »Längst haben wir jegliche Vegetation unter uns gelassen, und nur selten ist uns der belebende Anblick geworden, eine Herde scheuer Vicuñas und der verwandten Lamas, Alpakos oder Guanakos in der Ferne an uns vorüberjagen zu sehen. Hier und da taucht die friedliche Gestalt eines Andenhirsches vor uns auf, während um die Felsenspalten die kaninchenartigen Chinchillas spielen oder der schlanke Akok, der Fuchs der K., umherschleicht, um sich eins der schmackhaften Rebhühner dieser Höhen zum Frühstück zu holen. Irgend ein auf diese Höhen verirrter Kuguar sucht sich seinen Braten unter den Rehen oder Vicuñas. Der weißschnäuzige Gukumari, der Bär der Anden, ist ihm gefolgt, und um das wunderbar großartige Tierleben dieser sonst so pflanzen- und menschenleeren Höhen voll zu machen, umschwärmen neben raubsüchtigen Falken, scheuen Wasservögeln der Andenseen und andern beflügelten Verwandten zahlreiche Pitos, braun gesprenkelte Spechte mit gelbem Bauch, in großen Scharen die Felsen der Hochebenen, wo kaum noch ein Insekt seinen Reigen im Sonnenstrahl tanzt. Über dem Ganzen aber beschreibt majestätisch in zierlichen Spiralen seine Kreise der Kondor.« Vgl. Artikel »Amerika« (Entdeckungsgeschichte), Literatur daselbst und bei den betreffenden Ländern.

Als klimatische und biogeographische Provinz decken sich die mittelamerikanischen und mexikanischen K. mit Mittelamerika (s. d.) und Mexiko (s. d.). In den K. der Vereinigten Staaten besteht aber ein durchgreifender Gegensatz zwischen der binnenländischen Felsengebirgsprovinz, in der ein ausgesprochenes Steppen- und Wüstenklima mit großen Temperaturextremen sich in mehr oder minder großem [487] Umfange selbst an den Hochgebirgsketten geltend macht, so daß sie vor allen Dingen keine Gletscher und vielfach ein äußerst dürftiges Pflanzenkleid tragen, und der pazifischen oder kalifornischen Küstenprovinz (s. Kalifornien, S. 467), mit regenreichen, milden Wintern und heißen, trocknen Sommern sowie mit einer Pflanzenwelt, die von der ostamerikanischen sehr verschieden und besonders durch zahlreiche Riesenkoniferen (Sequoia gigantea und S. sempervirens, Thuja gigantea, Pseudotsuga douglasii etc.) und immergrüne Laubbäume (Arbutus menziesii, Umbellularia californica, Quercus lobata und Q. chrysolepis) ausgezeichnet ist. In den kanadisch-alaskischen K. schwächt sich dieser Gegensatz ab, ohne aber völlig zu verschwinden (s. Britisch-Columbia und Alaska).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 483-488.
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