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Passiflōra

[485] Passiflōra L. (Passionsblume, Rangapfel), Gattung der Passiflorazeen, meist mit Ranken kletternde, selten aufrechte Sträucher oder Kräuter, wechselständigen, ganzen oder gelappten Blättern, achselständigen Wickelranken, großen, meist prachtvollen Blüten, die gewöhnlich einzeln oder zu zweien in den Blattachseln stehen (s. Tafel »Ausländische Zikaden«), und einfächeriger, mit saftigem Brei gefüllter, länglicher oder kugeliger Beere. Etwa 250 Arten im wärmern Amerika, namentlich in Brasilien und Peru, einige in Asien und Australien. Bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. wurden Passionsblumen in Europa bekannt und zwar unter dem Namen Granadilla, weil ihre Früchte, ähnlich den Granaten, gegessen werden. Zu Ende des 16. Jahrh. wurden sie in Italien kultiviert, und damals hatten auch schon die Priester die Beziehungen auf das Leiden Christi in den Blüten entdeckt. Den zwischen der Blumenkrone und den Staubgefäßen befindlichen Fadenkranz deuteten sie als die Dornenkrone, die drei keulig-nagelförmigen Griffel als die Kreuzesnägel und die fünf Staubbeutel als die Wundenmale. P. quadrangularis L. auf den Antillen, eine der prächtigsten Arten mit weißer, innen rosenrot angehauchter Blüte von 10 cm Durchmesser, sehr großem, weiß, purpurrot und violett geschecktem Fadenkranz und aromatischen Früchten von der Größe eines Gänseeies und größer. Die Wurzel ist giftig. Die Frucht wird wegen ihres angenehmen säuerlich-süßen Fleisches gegessen, auch zur Bereitung eines kühlenden Getränkes benutzt. Man kultiviert diese Art in englischen Gewächshäusern, ebenso P. macrocarpa Lind., aus dem westlichen Brasilien und Peru, die sehr reichlich Früchte von 18 cm Länge und 4–4,5 kg trägt. Diese Früchte gleichen im Wohlgeschmack den Melonen. Auch P. edulis Sab., in Brasilien, und P. laurifolia L., in Südamerika und auf den Karibischen Inseln, tragen wohlschmeckende Früchte, während die Beeren andrer Arten eine gewisse Schärfe besitzen. Mehrere Arten und noch mehr Blendlinge, die sich sehr leicht erzeugen lassen, werden wegen ihrer schönen Blüten kultiviert; die meisten fordern große Wärme, einige aber kann man im Sommer ins Freie stellen. P. coerulea L. (s. Tafel »Zimmerpflanzen I«, Fig. 1), mit weißen Blüten und blauem Fadenkranz, aus Brasilien und Peru, hält in bevorzugten Lagen gut gedeckt unsre Winter aus, wird aber besser frostfrei überwintert und im Sommer an einer sonnigen Wand ausgepflanzt. Die krautige P. incarnata L., aus Südamerika und Westindien, mit großen weißen Blüten und purpurrotem Fadenkranz, klettert 10 m hoch und zieht zum Winter ein; sie ist in Süddeutschland winterhart. Vgl. Gablenz, Die Passionsblume (Berl. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 485.
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