[474] Österreichischer Erbfolgekrieg. I. Veranlassung da zu Karl VI. war seinem Bruder Joseph J. 1711 in den Österreichischen Erblanden gefolgt u. hatte durch die Frieden von Rastadt u. Baden 1714 die Katholischen Niederlande, Neapel, Sardinien (welches er 1718 gegen Sicilien vertauschte) u. Mailand erhalten. Sein Sohn Leopold starb wenige Monate nach seiner Geburt wieder u. nur drei Töchter, Maria Theresia (geb. 1717), Maria Amalia u. Maria Anna, blieben am Leben. Da nun deren Succession theils wegen der Ansprüche der Nachkommen früherer österreichischer Prinzessinnen, namentlich der beiden Töchter Josephs I., welche durch ein Familienpact Leopolds I. vor denen Karls VI. bevorzugt waren, theils wegen der Specialstatuten der einzelnen Länder der Monarchie über die weibliche Erbfolge in Frage kam, so hatte Karl VI. dieselbe durch die Pragmatische Sanction zu sichern gesucht, durch welche nach einander seine Töchter u. deren Nachkommen nach dem Rechte der Erstgeburt, dann die seines Bruders Joseph u. ihrer Nachkommenschaft u. zuletzt die Königin von Portugal u. die Töchter des Kaisers Leopold in den gesammten untheilbaren Österreichischen Staaten folgen sollten. Auch leisteten die beiden Töchter Josephs bei ihrer Verheirathung mit den damaligen Kurprinzen von Sachsen (1719) u. Baiern (1722) mit ihren Gemahlen auf ihre Ansprüche Verzicht, ebenso wurde die Sanction von sämmtlichen Ständen bis 1722 angenommen u. am 6. Dec. 1724 feierlich proclamirt. Schwieriger gelang ihre Anerkennung nach außen, doch ratificirte sie Spanien im Wiener Bündniß 1725, Rußland, Mainz, Trier, Köln u. Braunschweig-Wolfenbüttel 1726, England u. Holland 1731, 1732 auch das Deutsche Reich, ungeachtet Baiern, Pfalz u. Sachsen dagegen protestirten. Gleiches that von Neuem 1732 Rußland u. Dänemark bei Gelegenheit einer neuen Allianz mit Österreich u. Sachsen 1733. Im Jahr 1735 übernahm auch Frankreich in dem den Krieg um die polnische Königswahl beendigenden Frieden diese Gewährschaft, doch mußte Österreich an die Bourbonische Linie von Spanien Neapel u. einige andere italienische Staaten zur Bildung einer Secundogenitur, später aber das Herzogthum Toscana gegen Lothringen abtreten. Nun glaubte Karl seiner älteren Tochter Maria Theresia den Besitz der Österreichischen Länder gesichert zu haben, u. wirklich trat dieselbe, an Franz von Lothringen, Großherzog von Toscana, vermählt, nach des Vaters Tode 20. Oct. 1740 die Erbschaft an. Doch bald glaubten ihre Feinde die Gelegenheit günstig, gegen die junge Kaiserin mit ihren Ansprüchen aufzutreten. Zuerst regte sich der Kurfürst Karl Albrecht von Baiern u. verlangte als directer Nachkomme Anna's, der ältesten Tochter des Kaisers Ferdinand I., die Abtretung Böhmens u. der Österreichischen Lande, welche dieser vermöge Testaments in Ermangelung männlicher Nachkommen des Hauses Habsburg den Nachkommen seiner Töchter zugewiesen habe. Zwar mußte er selbst zugestehen, daß das Wiener Original dieses Testaments, wo nur von ehelichen Erben die Rede, das richtige sei, doch behauptete er, daß damit nur männliche Nachkommen gemeint sein könnten, u. blieb bei seiner Forderung stehen, worin er von Frankreich bestärkt wurde, dessen Kanzler Fleury ihm Truppen u. Subsidien zusagte.
II. Der erste Schlesische Krieg. Bereits im Dreißigjährigen Kriege war dem Kurfürsten von Brandenburg das Fürstenthum Jägerndorf genommen u. derselbe 1675 beim Tode des letzten Herzogs von Liegnitz, Brieg u. Wolau, trotz der zwischen ihm u. Brandenburg bestehenden Erbverbrüderung, durch den Kaiser auch von dessen Erbschaft ausgeschlossen worden. Da nun Friedrich II. nach seiner Thronbesteigung friedliche Versuche zur Ausgleichung gemacht hatte, dieselben aber von der Kaiserin abgewiesen worden waren, erschien der König plötzlich am 23. Decbr. 1740 mit 120,000 Mannin Schlesien, nahm Breslau nebst einigen kleineren befestigten Städten u. hatte Ende Januar 1741 ganz Schlesien, mit Ausnahme von Glogau, Brieg, Glatz u. Neiße, in seinen Händen. Der österreichische General Neipperg rückte aus Mähren heran, doch Friedrich zog ihm, nachdem er 9. März Glogau erstürmt hatte, entgegen u. traf ihn 10. April bei Molwitz, wo zwar Anfangs der Sieg sich auf die Seite der Österreicher neigte, doch zuletzt durch Schwerin für die Preußen gewonnen wurde. Der Gewinn dieser Schlacht war nicht nur von großem Einfluß auf die weitere Besitznahme von Schlesien, sondern er steigerte überhaupt das Ansehen Preußens u. machte dessen Allianz sehr gesucht bei den übrigen Mächten; vor Allem aber ermuthigte er nun die Gegner Maria Theresias, mit ihren Ansprüchen gegen dieselbe kühner vorzugehen, worin sie wieder von Frankreich unterstützt wurden. Der König Philipp V. von Spanien erhob wegen seiner directen Abstammung von Karl V., sich auf einen Erbvertrag zwischen der deutschen u. spanischen Linie des Hauses Habsburg stützend, Ansprüche auf die ganze Erbschaft, der König Karl Emanuel III. von Sardinien machte als Abkömmling von Katharina, der zweiten Tochter Philipps II von Spanien, Anspruch auf Mailand u. August III. Kurfürst von Sachsen u. König von Polen suchte die Rechte seiner Gemahlin, der Tochter Josephs I., auf die österreichische Erbschaft geltend zu machen. Frankreich schloß am 18. Mai 1741 zu Nymphenburg mit dem Kurfürsten von Baiern u. mit andern Mächten Allianzen u. entwickelte den Plan, Böhmen u. Oberösterreich, Tyrol u. Breisgau an Baiern, Mähren u. Oberschlesien an Sachsen, Niederschlesien u. die Grafschaft Glatz an Preußen u. die Lombardei an Spanien zu geben, Sardinien aber auf andere Weise zu entschädigen; dagegen sollte Maria Theresia Ungarn, Niederösterreich mit Wien, Kärnten, Krain u. Steyermark behalten. Maria Theresia weigerte sich aber wieder Frankreich nur das Mindeste zu bewilligen. Da schloß Kurfürst Karl Albrecht von Baiern einen Vertrag mit Preußen, wodurch er diesem Schlesien garantirte, wogegen Preußen ihm Österreich, Böhmen, Breisgau, Tyrol etc. verbürgte u. seine Stimme bei der Kaiserwahl zusicherte, u. eröffnete am 31. Juli 1741 den Krieg mit der Besitznehmung von Passau, drang hierauf rasch nach St. Pölten, acht Meilen von Wien, vor, forderte Wien auf u. wandte sich dann plötzlich nach Prag. Belle-Isle zog mit einer französischen Armee vom Oberrhein längs der Donau gegen Österreich, während die Preußen unter dem Fürsten Leopold von Dessau von Genthin aus das Hülfsheer des Königs Georg II. von England anzugreifen bedrohten u. denselben zwangen Ruhe zu versprechen. Bei allen diesen Gefahren verlor Maria Theresia[474] den Muth doch nicht; auf die Ungarn vertrauend, trat sie am 13. Sept. 1741, in ungarischer Tracht, die Krone des St. Stephan auf dem Haupte u. mit dem königlichen Schwert umgürtet, in die Mitte der zu Presburg zusammenberufenen ungarischen Stände u. bat um deren Unterstützung. Die Ungarn sagten Hülfe an Mannschaft u. Geld zu. Von allen Seiten strömten nun Freiwillige herbei, Österreich wie Slawonien, Kroatien u. Böhmen stellte Mannschaft u. Wien u. Prag wurde in Vertheidigungsstand gesetzt. In den Reihen der Feinde Österreichs brachen dagegen Mißhelligkeiten u. Mißtrauen aus, indem der französische Marschall Belle-Isle die deutschen Fürsten, namentlich den zum französischen Lieutenant du Roi erklärten Kurfürsten von Baiern, mit Übermuth u. deren Gebiet als eroberte Provinzen behandelte, Baiern u. Sachsen über ihre Forderungen uneinig wurden u. Friedrich II. durch Baierns Zug nach Böhmen Gefahr für Schlesien fürchtete, weshalb der Letztere die Friedensanträge Englands günstiger aufnahm u. dem Grafen Neipperg ähnliche that. Auch Maria Theresia war zu einem Separatfrieden mit Friedrich II. geneigt, u. am 9. Oct. 1741 kam der geheime Vertrag zu Oberschnellendorf zwischen Preußen, England u. Österreich zu Stande. Der Krieg sollte zum Schein in Scharmützeln fortdauern, dagegen alle ernstlichen Unternehmungen aufhören, Preußen erhielt Niederschlesien bis an die Neiße, mit Neiße u. jenseit der Neiße Alles, was zum Herzogthum Brieg gehörte, abgetreten. Unterdessen waren auch die Sachsen in Böhmen eingefallen u. belagerten mit dem Kurfürsten von Baiern Prag. Diese Stadt sollte von dem Prinzen Karl von Lothringen entsetzt werden, aber sie war vor dessen Erscheinen in der Nacht vom 26. Oct. genommen worden, worauf der Kurfürst am 27. Oct. in Prag einzog, dort den 29. Nov. als König von Böhmen ausgerufen wurde u. dann nach Frankfurt ging, um seine Wahl zum Kaiser zu betreiben. Wirklich wurde er dort am 24. Jan. 1742 als Karl VII. zum Kaiser gewählt u. am 22. Febr. gekrönt. Der Prinz von Lothringen hatte nach dem mißlungenen Entsatzversuch von Prag mit 60,000 Mann eine Stellung bei Budweis genommen, Khevenhüller mit 30,000 Mann Ende Decembers 1741 den Graf Segur mit 25,000 Mann Franzosen hinter die Enns gedrängt, 24. Jan. 1742 Linz genommen, Passau erobert u. München besetzt, während Bärenklau Schärding nahm u. ein bairisches, Linz zu Hülfe kommendes Corps am 17. Jan. schlug. Auf die Nachricht von den Fortschritten der Österreicher brach aber Friedrich II. den Oberschnellendorfer Vertrag; Schwerin wurde gen Olmütz gesendet, Glatz erobert u. der fernere. Operationsplan mit den Franzosen u. Baiern zu Dresden u. Prag verabredet. Friedrich rückte mit seinem Heere u. den Sachsen unter dem Graf Rutowsky gegen den Prinzen Karl von Lothringen nach Iglau, besetzte die Ufer der Taya, sendete seine Husaren weit streifend bis an die Thore Wiens vor u. schloß Brünn ein. Schnell zog aber der Prinz Karl 10,000 Mann aus Baiern an sich u. zwang durch die Bedrohung Oberschlesiens den König nach Chrudim zurückzugehen. Hier wurde dieser, von den Sachsen verlassen, in einer gefährlichen Stellung vom Prinzen Karl am 17. Mai bei Chotusitz angegriffen, so daß er sich kaum in Schlachtordnung stellen konnte, ließ aber rasch den rechten Flügel vorgehn, nahm die Österreicher in die Flanke u. zwang sie endlich zurückzuweichen. Diese verlorne Schlacht bewog Maria Theresia zum Frieden von Breslau, am 11. Juni 1742; derselbe wurde am 18. Juli von Georg II., König von England, garantirt u. zu Berlin am 28. Juli bestätigt. Durch denselben trat Österreich an Preußen Nieder- u. Oberschlesien, nebst der Grafschaft Glatz, außer Troppau, Jägerndorf u. dem jenseit der Oppa gelegnen Gebirge, mit allen Hoheitsrechten ab; der Kurfürst von Sachsen versprach seine Truppen von der französischen Armee in Böhmen zurückzuziehen u. die Pragmatische Sanction anzuerkennen, später (20. Dec.) schloß er einen Allianzvertrag mit Österreich.
III. Mit neuer Kraft wendete sich nun Österreich gegen Frankreich u. Baiern; 10,000 Franzosen waren unter Harcourt nach Böhmen unterwegs, wurden aber von Khevenhüller an der Donau in Schach gehalten, u. der Marschall von Broglio u. Belle-Isle hatten einen Angriff des Fürsten von Lobkowitz auf Frauenberg abgewiesen. Ein zweiter Angriff auf Broglio zu Frauenberg gelang, die Franzosen flohen nach Piseck u. die Magazine gingen verloren. Prinz Karl u. der Feldmarschall von Festetics schlossen nun mit 70,000 Österreichern alle in Böhmen befindlichen Franzosen in Prag ein. Währenddem hatten sich die übrigen europäischen Cabinete, namentlich die der Seemächte, Österreichs aus Eifersucht gegen Frankreich angenommen, England u. Holland bewilligten Subsiden, Ersteres rüstete in den Niederlanden ein Hülfsheer, u. mit dem König von Sardinien kam es zu einem Vertrag, wodurch Maria Theresia ihm Abtretungen im Mailändischen u. die Übertragung der Rechte auf Finale verhieß, dieser aber zusagte keine fremde Macht in die Lombardei zu lassen. Maria Theresia wies nun die Friedensanträge Frankreichs u. Baierns zurück. Um Prag zu retten, rückte Maillebois aus den Niederlanden herbei, vereinigte sich am 14. Sept. in Amberg mit den Baiern unter Seckendorf u. später mit dem Corps des Herzogs von Harcourt unter dem Marschall Moritz von Sachsen. Er entsendete Seckendorf nach Baiern, welcher den Feldmarschall Khevenhüller vertrieb u. Kaiser Karl VII. am 2. Oct. im Triumph in München einführte; er selbst ging dann nach Eger. Hierher kam auch Belle-Isle, welcher in der Nacht des 16. Dec. die österreichischen Linien vor Prag durchbrochen hatte, u. kehrte, mit Zurücklassung einer französischen Besatzung in Eger, mit dem Reste von 8000 Mann, welche ihm von 40,000 Mann geblieben waren, den 2. Jan. 1743 nach dem Rhein zurück, welchen er bei Speier überschritt. General Chevret, welcher mit 6000 Kranken in Prag zurückgeblieben war, erhielt freien Abzug. In Italien wehrte der König von Sardinien einem französischen Corps das Eindringen über die Alpen, während ein anderes sardinisches Corps mit Glück gegen die Spanier unter dem Herzog von Montemar focht u. das Herzogthum Modena besetzte. Neapel wurde von einem englischen Geschwader in Unthätigkeit gehalten. Durch den Tod des Cardinals Fleury, Ministers Ludwigs XV. u. Gegners der Maria Theresia, stiegen Österreichs Angelegenheiten, u. England führte mit neuer Kraft den Krieg fort, zahlte Österreich die versprochenen Subsidien von 2,100,000 Thalern jährlich, Sardinien 1,400,000 Thlr., bewog [475] Holland 60,000 Mann als Hülfscorps gegen Frankreich zu stellen, schloß mit Rußland ein Schutzbündniß u. gab dem Lord Stair Befehl, von den Niederlanden aus zur Hülfe Maria Theresias vorzurücken. Unterdessen marschirte Khevenhüller in Baiern ein, drängte den baierischen Feldmarschall von Seckendorf über die Isar zurück, schlug ihn am 9. Mai u. trieb ihn nach Braunau, wo er sich mit 6000 Mann ergab. Broglio, welcher mit den Franzosen unbeweglich in Osterhoven stand, zog sich nun, da er durch Krankheiten u. Unfälle gegen 10,000 Mann verloren hatte, ungeachtet ihm eine Verstärkung von 1012,000 Mann begegnete, bis über den Rhein zurück. Fürst Lobkowitz schloß nun Eger ein, vertrieb den Marschall von Sachsen aus der Oberpfalz u. stieß zu dem Prinzen von Lothringen, während General Steinitz, aus Tyrol kommend, den Feind in die rechte Flanke nahm. Seckendorf stand mit den Resten der baierischen Armee in München, u. da der Kaiser Karl VII. sich von den Franzosen verlassen sah, schloß er durch Seckendorf am 27. Juni einen Neutralitätsvertrag in Nieder-Schönenfeld, worin er seinen Ansprüchen auf die österreichische Erbfolge entsagte u. sein Land, so wie die bis jetzt noch von den Baiern besetzten Städte, bis zum allgemeinen Frieden den Österreichern überließ. Er selbst ging hierauf nach Augsburg, später nach Frankfurt u. seine Truppen nach Franken. Die Österreicher setzten dagegen in Baiern eine Landesadministration in München ein, u. die baierischen Stände mußten Maria Theresia huldigen. Währenddem hatte Lord Stair mit den Briten den 12. Mai den Rhein überschritten u. kam, von Hannoveranern u. Hessen verstärkt, den 23. bei Frankfurt a.M. an. Um die Vereinigung Khevenhüllers u. des Prinzen Karl von Lothringen, welche vom Oberrhein anrückten, mit dem englisch-hessischen Heer zu verhindern, besetzte der Herzog von Noailles, welcher jetzt das französische Heer am Mittelrhein befehligte, den Main bei Aschaffenburg u. bewirkte dadurch in dem englischen Lager, da die Zufuhr auf dem Main fehlte, den größten Mangel. Um sich zu einem Corps von 12,000 Hannoveranern u. Hessen bei Hanau durchzuschlagen, brach König Georg II. am 27. Juni Nachts mit seinem 43,000 Mann starken Heere (worunter 16,000 Hannoveraner, 17,000 Engländer u. 10,000 Österreicher) gegen Hanau auf, welches er nach dem Siege über Noailles bei Dettingen am 27. Juni glücklich erreichte. Die Franzosen gingen über den Main u. Rhein zurück. Auch in Italien wurde der Krieg mit Lebhaftigkeit geführt. Der Marquis de Gages, welcher bereits im Sept. 1742 den Marquis von Montemar ersetzt hatte, brach im Febr. 1743 mit den Spaniern von Bologna auf u. suchte die Österreicher zu überfallen; diese lieferten unter Feldmarschall Traun 8. Febr. das für sie günstige Gefecht bei Campo Santo. Im März erhielt Traun Verstärkungen, u. Gages zog sich von Bologna nach Rimini zurück. Erst im Spätjahr 1743 trat Maria Theresia, auf Englands Dringen, dem Könige von Sardinien für seine im vorigen Jahre geleistete Hülfe das Gebiet von Vigenasco, die Grafschaft Anghiera, die Stadt u. das Gebiet von Piacenza, so wie einen Theil des Herzogthums Parma ab, u. Sardinien schloß mit Österreich u. England am 12. September in Bormio (Worms) eine neue Offensiv- u. Defensivallianz, wofür Österreich versprach, 30,000 Mann unter das Commando des Königs von Sardinien zu stellen, England jährlich 300,000 Pfund u. 200,000 zur Einlösung von Finale zu zahlen u. eine Flotte im Mittelmeere zu halten, Sardinien aber 48,000 Mann zu stellen. Fürst Lobkowitz, welcher den Feldmarschall Traun abgelöst hatte, rückte nun nach Rimini vor, trieb die Spanier bis hinter Foglio u. bezog Winterquartiere; Spanien u. Frankreich aber erklärten Sardinien den Krieg, u. ein von dem spanischen Infanten Don Philipp geführtes Heer eroberte Savoyen u. versuchte in Piemont durch die Erstürmung der Linien von Chateau-Dauphin, welche die Bergpässe deckten, einzudringen. Am 7. u. 8. Oct. aber von den Sardiniern zurückgeschlagen, mußte sich Don Philipp nach der Dauphine u. Provence zurückziehen. Bisher waren Frankreich, Österreich, England u. Holland nur in der Rolle mit anderen verbündeter Mächten, nicht aber als gegen einander kriegführend aufgetreten; jetzt aber erklärte Frankreich an Österreich, England u. Holland den Krieg zugleich unterstützte es den Prätendenten in Schottland mit Truppen, weshalb Georg II. 6000 Engländer nach England zurückkehren ließ u. die tractatmäßige Hülfe von 6000 Holländern in Anspruch nahm, auch die Hülfe des Königs von Preußen erbat. Anfang 1744 fielen 100,000 Franzosen unter dem Marschall von Sachsen in die Niederlande ein, da aber Holland diesem nur 50,000 M. entgegenstellen konnte, so entspann sich ein Festungskrieg; Menin fiel, dann Ypern, Courtray, Fort Knoke u. Furnes, während weder die dort stehenden Engländer, noch die Österreicher u. selbst die Holländer einen ernstlichen Widerstand entgegensetzten. Plötzlich bewirkte aber der Einfall des Prinzen Karl von Lothringen im Elsaß eine günstige Diversion. Coigny u. Seckendorf vertheidigten diese Provinz; Prinz Karl täuschte sie durch einen falschen Angriff, ließ am 1. Juli General Nadasdy mit 9000 Husaren u. Panduren oberhalb Philippsburg auf Kähnen übergehen u. die Franzosen überfallen. Er folgte über Weißenau u. Schurch, nahm die Linien von Speier, Germersheim, Lauterburg u. die Stellung bei Weißenau u. war mit 60,000 Mann mitten im Elsaß. Vergebens suchte Coigny Weißenburg wieder zu erobern u. zog sich endlich hinter die Motter, Prinz Karl aber schloß Fort Louis ein u. streifte nach Lothringen hinein. Solche Gefahr bewog Ludwig XV. 30,000 Mann unter Noailles aus den Niederlanden dem Elsaß zu Hülfe zu senden, dieser stieß bei Molsheim zu Coigny, 10,000 Mann rückten gegen Pfalzburg vor u. ein starkes Corps unter Belle-Isle sammelte sich bei Toul.
IV. Zweiter Schlesischer Krieg. Die Fortschritte Österreichs erfüllten den König von Preußen mit Besorgniß, er möchte beim endlichen Frieden, gegen die Bestimmungen des Breslauer Friedens, Schlesien wieder verlieren; bestärkt wurde er in seiner Besorgniß durch die Erklärung des Königs Georg II. an Maria Theresia, daß er die Demüthigung Preußens ruhig mit ansehen wolle, u. durch einen geheimen Allianztractat Österreichs mit Sachsen vom 13. März, worin Ersterem alle Länder, welche es vor 1739 gehabt hatte, folglich auch Schlesien, garantirt wurden. Dagegen schloß Friedrich II. am 13. Mai in Frankfurt eine geheime Übereinkunft mit dem Kaiser Karl VII., dem Kurfürsten von der Pfalz u. dem König Friedrich von Schweden, als Landgrafen von Hessen-Kassel, nach[476] dem die Reichsunabhängigkeit geschützt, Böhmen für Karl VII. erobert, der Königgrätzer Kreis aber an Preußen abgetreten werden u. diesem der Besitz von Ostfriesland verbleiben sollte, u. unterhandelte mit Frankreich eine neue Allianz. Gleichzeitig hatte der spanische Minister Montijo einen neuen Bund zwischen Karl VII., Spanien u. Frankreich zu Stande gebracht. Am 9. Aug. erließ Friedrich II. eine Erklärung, daß er nur zum Besten der deutschen Reichsfreiheit, zur Erhaltung des kaiserlichen Ansehens u. zur Gewinnung des Friedens die Waffen ergreife, u. rückte Mitte August in drei Colonnen in Böhmen ein; 12,000 Mann unter Fürst Leopold von Dessau deckten das Brandenburgische u. 22,000 Mann unter Marwitz Oberschlesien. Sachsen zog sein Heer bei Dresden zusammen, ließ jedoch die Schiffe der Preußen durch Dresden. Die drei Colonnen vereinigten sich bei Prag, welcher Platz sich am 16. Sept. ergab. Nun besetzte Friedrich auf Antrieb der Franzosen Tabor, Budweis u. Frauenberg u. bedrohte so das Erzherzogthum Österreich. Die Ungarn stellten 40,000 Mann, von denen 10,000 Mann nach Böhmen entsendet wurden; auch Sachsen erklärte sich, durch englisches Gold bewogen, zur Stellung von 6000 Mann Hülfstruppen; Prinz Karl von Lothringen zog sich, da die Franzosen (ungeachtet Seckendorf Baiern wieder in Besitz genommen hatte u. die Österreicher abzuschneiden drohte) ruhig bei Freiburg im Breisgau stehen blieben, Ende August bei Speier über den Rhein zurück u. erreichte am 9. Sept. Donauwörth, wo er das Heer verließ u. nach Wien ging. Nun belagerten die Franzosen Freiburg vom 30. Oct. bis 28. Nov., wo es fiel. Von allen diesem war Friedrich II. nur sehr unvollkommen unterrichtet, u. als Fürst Karl Batthyanyi, welcher in Böhmen befehligte, Beraun u. andere Punkte in seinem Rücken besetzte u. ihn von Prag abzuschneiden drohte, mußte er Anfangs October den Rückzug beginnen, auf dem er von dem Prinz Karl, welcher sich mit den Sachsen vereinigt hatte, viel litt. Von Kollin aus zog sich Friedrich II. nach Schlesien zurück; ebendahin rief er die Generale Einsiedel u. Rothenburg mit der Prager Garnison. Die Österreicher setzten den Feldzug auch im Winter fort u. rückten in Oberschlesien u. die Grafschaft Glatz ein, während sich die Preußen bei Neiße u. Breslau concentrirten. Der Prinz Leopold von Anhalt überschritt den 7. Jan. 1745 die Neiße; vor ihm, wie von den Generälen Nassau u. Lehwald zogen sich die Österreicher nach Mähren zurück. Auch überfiel Nassau Ratibor u. nahm dort über 3000 Ungarn gefangen; Lehwald lieferte den Österreichern den 13. Februar 1745 ein glückliches Gefecht bei Habelschwerdt. In Italien drang 1744 der Fürst Lobkowitz in der Mitte März gegen Rom vor, u. da er die Spanier bis an die Grenze von Neapel drängte, so gab der König Karl III. von Neapel seine Neutralität auf, stieß mit 15,000 Mann zum spanischen Heere u. ging wieder zur Offensive über. Lobkowitz hatte sich nach Rom gezogen u. überfiel die Neapolitaner, welche ihm folgten, am 10. Aug. in ihrem Lager bei Velletri, wurde aber zurückgeschagen; die Österreicher bezogen Anfangs Novbr. die Winterquartiere, die Spanier u. Neapolitaner ebenfalls. Der König von Sardinien war indessen mit 30,000 Sardiniern u. 6000 Österreichern den Franzosen u. Spaniern, welche Nizza genommen hatten, entgegengerückt, sein Lager wurde aber von den Feinden gestürmt u. Montalban u. Villafranca genommen. Das Vordringen der französisch-spanischen Armee in Piemont längs der genuesischen Küste vereitelten die Engländer durch die Drohung, Genua zu beschießen. Deshalb drang der Prinz Conti, welcher das Heer befehligte, durch die schwierigen Alpenpässe vor, nahm Chateau-Dauphin u. die Barricaden am Eingang des Sturethales, ging längs desselben hinab, nahm das Fort Demant u. belagerte Coni, mußte aber wegen des einbrechenden Winters die Belagerung aufheben u. über die Alpen zurückgehen.
Im Winter auf 1745 fanden wieder Unterhandlungen statt. Belle-Isle wollte sich deshalb, nachdem er bereits in München u. Kassel gewesen war, durch das Hannöversche nach Berlin begeben, wurde aber in Elbingerode erkannt u. verhaftet u. als Gefangener nach England gebracht, wo er erst 1745 ausgewechselt wurde. Friedrich II. war durch den Feldzug von 1744 erschöpft, sein Land mußte, wenn Frankreich Frieden schloß, der Schauplatz des Krieges werden, u. deshalb wünschte er, unter Vermittelung Georgs II., den Frieden, aber Maria Theresia verweigerte ihm denselben, sich vorzüglich auf die den 8. Januar in Warschau geschlossene Quadrupelallianz mit England, Holland u. dem König von Polen stützend, welcher gemäß Letzter versprach, 30,000 Mann zum Schutze Böhmens zu stellen. Um diese Zeit starb am 20. Jan. 1745 Kaiser Karl VII., u. sein Sohn Maximilian Joseph nahm zwar weder den Titel eines Königs von Böhmen, noch den eines Erzherzogs von Österreich an, gab auch den Zureden Frankreichs, sich um die Kaiserkrone mit zu bewerben, kein Gehör, setzte aber dennoch, seinen Bündnissen treu, den Krieg fort. Seckendorf hatte im Winter das Commando niedergelegt, aber vor seinem Abgange seine Baiern so weite Winterquartiere beziehen lassen, daß Batthyányi Anfangs April mit 12,000 Mann nach Landshut mitten unter die baierischen Quartiere eindrang u. die Franzosen u. Baiern unter dem Grafen Segur am 15. April 1745 bei Pfaffenhofen schlug. Hierauf erfolgte der Frieden von Füssenam 22. April 1745 zwischen Baiern u. Österreich. Durch denselben erhielt Maximilian Joseph seine sämmtlichen Staaten zurück, entsagte aber allen Ansprüchen auf die österreichische Erbschaft, garantirte die Pragmatische Sanction, versprach dem Gemahl Marien Theresiens seine Stimme bei der Kaiserwahl u. bewilligte Österreich die Ausübung der böhmischen Stimme als Kurfürst. Dagegen erkannte Maria Theresia die Rechtsgültigkeit der Wahl Karls VII. an u. entsagte allen Entschädigungsansprüchen. Sachsen erhielt von Österreich in einem neuen Bündniß den 18. Mai in Leipzig den Züllichauer u. Schwiebuser Kreis u. außerdem von der künftigen preußischen Beute Magdeburg, Krossen u. Kottbus zugesagt. Nach diesem Vertrage stießen 22,000 Sachsen zu den Österreichern, u. von Sachsen wurde an Preußen der Krieg factisch erklärt, indem den preußischen Truppen der Durchzug durch Sachsen versagt wurde. Durch den Frieden von Füssen war der Schauplatz des Krieges im Westen von Deutschland durchaus auf die Niederlande beschränkt, u. 80,000 Mann Franzosen unter dem Marschall von Sachsen rückten Ende April in Flandern ein u. berennten den 25. April das von 9000 Holländern vertheidigte Tournay. Die Verbündeten, 50,000 [477] Mann Österreicher, Engländer, Hannoveraner, Holländer u. Deutsche, unter dem Herzog von Cumberland, griffen die französischen Schanzen an der Schelde, bes. bei den Dörfern Fontenoy u. Vezai, wodurch diese Belagerung gedeckt werden sollte, den 11. Mai an, wurden aber von den Franzosen geschlagen. Nach der Schlacht mußte der Herzog von Cumberland, welcher sich in das Lager von Lessine bei Ath zog, zusehen, wie die Stadt Tournay den 22. Mai u. die Citadelle den 21. Juni capitulirte, u. dann Gent, Brügge, Oudenaarde, Nieuwport, Dendermonde, Ostende u. Ath an die durch 20,000 Mann von der Rheinarmee verstärkte französische Armee sich ergaben. Hierauf bezog der Marschall von Sachsen Winterquartiere an der Dender.
Später als an anderen Orten begann der Feldzug in Schlesien. Endlich, nachdem der Vortrab des Prinzen Karl unter Nadasdy von Winterfeld geschlagen worden war, berief der König schleunig den Markgrafen Karl von Brandenburg mit seinem Corps aus Oberschlesien zu sich, indem er den General Ziethen mit seinem Husarenregiment, unter der Maske von Österreichern, mitten durch die dazwischen streifenden Feinde schickte. Ziethen erreichte glücklich den Markgrafen Karl, indem die Gegner erst im letzten Moment die Preußen erkannten u. angriffen, u. Markgraf Karl schlug sich nun Ende Mai mit 12,000 Mann durch 20,000 Feinde durch u. kam den 28. Mai 1745 beim König an. Friedrich gab nun du Moulin u. Winterfeld den Befehl, den Posten bei Landshut zu verlassen u. stellte sich selbst am 1. Juni hinter Schweidnitz auf. Prinz Karl, welcher die Preußen auf dem Rückzuge nach Breslau begriffen glaubte, kam am 2. Juni von Königingrätz aus durch die Defiléen von Hohenfriedberg u. Landshut in acht großen Colonnen aus dem Gebirge hervor; ihm folgten die Sachsen unter dem Herzog von Weißenfels. Die Letzteren griff Friedrich II. zuerst am 4. Juni bei Hohenfriedberg an u. schlug sie gänzlich, dann wendete er sich gegen den Prinzen Karl an u. schlug ihn ebenfalls, wobei er 76 Fahnen eroberte u. 7000 Gefangene machte; 4000 Österreicher u. Sachsen waren getödtet worden; die Preußen verloren 1800 M. Prinz Karl zog sich nun langsam nach Böhmen hinter die Elbe u. Adler zurück, wo Friedrich II. ihm drei Monate ruhig gegenüber stand. Er wollte nämlich Böhmen, so weit er es erreichen konnte, ausfouragiren u. sich dadurch ruhige Winterquartiere schaffen. Aber die Österreicher, sich im Walde verbergend, beunruhigten in dieser Zeit die Preußen fortwährend, nahmen fast jeden Convoi derselben, streiften nach Oberschlesien u. erstürmten die nicht vollendete Festung Kosel. General Nassau ging den 25. Juni mit 12,000 M. nach Oberschlesien ab, drängte die Ungarn zurück u. nahm Kosel den 6. Sept. wieder. Nun erfolgte die förmliche Kriegserklärung von Seiten Preußens an Sachsen. Nachdem der Herzog von Weißenfels, weil man in Dresden die 12,000 M. Preußen, welche bei Hall aufgestellt waren, unter dem Fürsten von Dessau fürchtete, mit dem größten Theil der sächsischen Armee nach Sachsen zurückgekehrt war u. nur 6000 M. zurückgelassen hatte, zog Friedrich II. Mitte Sept. 1744 nach den Lagern von Kowalkowitz u. Staudenz, um Schlesien näher zu sein, zurück. Der Prinz Karl, welcher den Befehl erhalten hatte, offensiv zu verfahren, u. deshalb die Fürsten von Arenberg u. Lobkowitz als Kriegsräthe zugeordnet bekommen hatte, nahm das Städtchen Neustadt, welches der Major v, Tauenzien mit 300 M. gegen 10,000 M. fünf Tage lang u. selbst gegen offene Tranchéen gehalten hatte, u. folgte dem König, ihn fortwährend mit seinen leichten Truppen neckend. Als Friedrich II. nun die rückgängige Bewegung weiter fortsetzen wollte, erschien am 30. Sept. bei Sorr die ganze österreichische Cavallerie, von der Armee gefolgt, in seiner rechten Flanke; allein er griff mit 18,000 M. die 40,000 M. starken Österreicher rasch an, schlug dieselben, welche freilich an diesem Tage nicht Terrain sich auszubreiten hatten, u. nahm ihnen 22 Kanonen, 12 Fahnen u. 2000 Gefangene ab. Fünf Tage stand Friedrich auf dem Schlachtfelde, dann setzte er seinen Weg über Trautenau nach Schlesien fort, wo du Moulin an der Grenze den Cordon zu Sicherung der Winterquartiere zog u. die übrige Armee Cantonirungen bei Schweidnitz nahm. Der König ging aber nach Berlin u. ließ dem Prinzen Leopold von Anhalt das Commando. Während sich so anscheinend die Winterruhe vorbereitete, hatte der sächsische Minister Graf Brühl den Plan entworfen, daß der Prinz von Lothringen mit seinem Heere nach Sachsen rücken u. mit den Sachsen vereint rasch Berlin nehmen sollte, worauf Friedrichs II. Staaten getheilt werden sollten. Bereits war General Grünne mit 7000 Österreichern in Sachsen eingerückt u. der Prinz von Lothringen über Zittau im Anmarsch, als Friedrich II., welchem dieser Plan verrathen worden war, sogleich dem Fürsten von Dessau Befehl gab, mit seinen 12,000 M. von Halle über Leipzig nach Dresden vorzudringen. 5000 M. deckten unter Haake Berlin, General Nassau aber bei Landshut Schlesien; Winterfeld sollte dem Prinzen von Lothringen beobachtend zur Seite bleiben; er selbst ging Mitte November nach Schlesien, concentrirte sein 25,000 M. starkes Heer bei Naumburg am Queis, überschritt den Queis am 30. November Morgens, überfiel gegen 4 Uhr Abends die Sachsen zu Katholisch-Hennersdorf u. nahm ihnen nach kurzem Gefecht 6 Kanonen, 5 Fahnen u. 1100 Gefangene ab. Dadurch erschreckt zog sich der Prinz von Lothringen eilig wieder aus der Lausitz nach Böhmen zurück. Friedrich ließ nun etwa 7000 M. in Zittau, sendete Winterfeld mit etwa 3000 M. nach Schlesien u. bezog bei Görlitz u. Bautzen Erholungsquartiere. Als nun der Fürst von Dessau seinen Aufbruch von Halle am 30. Nov. u. seine Vertreibung der Sachsen aus einer festen Stellung bei Leipzig meldete, sendete ihm der König den General Lewald mit 7000 M. nach Meißen entgegen, wo sie sich den 13. Dec. vereinigten, u. rückte selbst nach Stolpen vor. Hier that er dem König von Polen neue Friedensvorschläge, in welche derselbe zwar scheinbar einging, allein durch seine Flucht nach Prag zeigte, daß es ihm nicht Ernst sei. Schon am 13. war der Prinz von Lothringen mit seinem Corps bei Dresden angelangt. Die Sachsen unter Rutowsky standen in einer wohl verschanzten starken Stellung bei Kesselsdorf. Gegen diese drang nun der Fürst von Anhalt den 15. Dec. vor, stürmte das Dorf Kesselsdorf zweimal vergebens, nahm es aber das drittemal u. schlug die Sachsen, als diese herauskamen, um ihn zu verfolgen. Die Sachsen verloren 3000 Todte u. Verwundete, 6700 Gefangene, 8 Fahnen u. Standarten u. 48 Kanonen, die Preußen gegen 5000 Todte u. Verwundete, Rutowsky ging nach Pirna u. Böhwen zurück, Dresden aber fiel den 18. December ohne Widerstand,[478] u. Friedrich unterhandelte dort nun ernstlich. So kam der Friede zu Dresden mit Maria Theresia, wie mit Sachsen, durch englische Vermittelung den 25. December 1745 zu Stande, worin Maria Theresia den Breslauer Frieden bestätigte; Sachsen vertauschte den Fürstenberger Zoll gegen einiges Land u. versprach 1 Mill. Thlr. Kriegssteuer; Friedrich II. erkannte außerdem den Großherzog Franz von Toscana, Marien Theresiens Gemahl, als Kaiser an. Auch die mit Preußen verbündet gewesene Pfalz wurde in den Frieden eingeschlossen. In Italien mußte unterdessen der König von Sardinien 1745 alle Mühe anwenden, um sich gegen Frankreich, Spanien, Neapel, Modena u. Genua (welches der Allianz gegen Österreich beigetreten war u. 10,000 M. stellen wollte) zu halten. Das spanische, neapolitanische u. modedenesische Heer unter de Gages u. das französisch-spanische unter Don Philipp u. Maillebois vereinigten sich, 70,000 M. stark, bei Acqui. Eine Abtheilung unterwarf sich den größten Theil des Toscanischen u. Mailändischen, die andere drängte den König von Sardinien nach Turin zurück, u. am 16. hielt Don Philipp seinen Einzug in Mailand.
Nach dem Dresdener Frieden standen nun Frankreich, Spanien, Neapel u. Modena noch allein Österreich, England, den Niederlanden u. Sardinien gegenüber, u. der Kriegsschauplatz beschränkte sich auf die Niederlande u. Italien. In England war zwar der Prätendent ins Herz des Königreichs vorgedrungen, aber den 27. Juni bei Culloden geschlagen worden. In den Niederlanden befehligte der Marschall von Sachsen fortwährend u. eroberte den 20. Febr. Brüssel, wo Ludwig XV. am 4. Mai seinen Einzug hielt; auch Mecheln, Löwen, Antwerpen, Mons, Charleroi u. Namur wurden nach u. nach genommen. Ende September waren nur noch Luxemburg u. Limburg in den Händen der Österreicher. 70,000 Verbündete standen unter dem Prinzen Karl von Lothringen den Franzosen gegenüber, indessen thaten sie wenig od. nichts, um die Festungen zu retten. Sie hatten eine Stellung zwischen Lüttich u. Mastricht bei dem Dorfe Rocoux inne, in welcher sie den 11. Oct. geschlagen wurden. Von der Reiterei des Sir John Ligonnier gedeckt, bewerkstelligten sie ihren Rückzug u. bezogen in Luxemburg u. Limburg Winterquartiere. In Italien waren die Österreicher 1746 durch 30,000 M. verstärkt worden, nahmen Asti, Mailand, Guastalla u. Parma wieder u. sicherten diese Eroberung durch die gewonnene Schlacht bei S. Lazaro, wo Fürst Lichtenstein siegte. Unterdessen war der König Philipp V. von Spanien gestorben, u. der Einfluß seiner Gemahlin, Elisabeth von Parma, welche nur dahin strebte ihren Kindern unabhängige Besitzungen in Italien zu erkämpfen, gebrochen worden. Ihr Stiefsohn, Ferdinand VI., wünschte den Frieden. Der thätige Graf de Gages ward daher abberufen, der Marquis las Minas an seine Stelle gesetzt, u. auch die Spanier zogen sich nach Nizza u. hinter den Var, wohin ihnen die Franzosen folgten. Sogleich besetzte der König von Sardinien Finale u. die Riviera di Ponente, die Kaiserlichen Novi, Voltaggi u. Gavi, so wie den Weg durch die Bocchetta. Eine englische Flotte nahm Genua, worauf diese Stadt nebst Gebiet 6. Sept. 1746 von den Österreichern unter General Botta besetzt wurde. Die Österreicher wollten nun Neapel erobern, welchem Plan sich jedoch Sardinien, neidisch auf das Übergewicht Österreichs in Italien, u. England widersetzten. Letzteres bewirkte, daß am 30. Nov. General Brown, welcher mit Hülfe einer englischen Flotte Antibes belagerte, den Var überschritt, um den Engländern in Flandern Luft zu machen. Doch ein Volksaufstand in Genua am 5. Dec. nöthigte ihn zum Stillstehen. Man hatte dort 24 Mill. Gulden Brandschatzung u. außerdem alle Juwelen der Nobili gefordert, viele Nobili vertrieben u. die Mannszucht nicht sorgfältig gehandhabt; 8000 Österreicher wurden bei diesem Aufstand getödtet, verwundet, gefangen od. verjagt u. ihr Gepäck u. Geschütz genommen. Nicht um die österreichische Erbfolge stritt man jetzt mehr, sondern um ein Besitzthum in Italien für einen spanischen Prinzen u. um die Österreichischen Niederlande für Frankreich. Dagegen wollte Österreich Neapel u. Sicilien wiedererlangen u. England die Macht Frankreichs zur See u. in den Colonien schwächen, was ihm auch durch mehre Seesiege u. durch Eroberungen in den Colonien, bes. des Caps Breton u. des Schlüssels von Canada, Louisburg am Eingang des St. Lorenzbusens, gelang. Dennoch wünschten Frankreich u. England u. noch mehr Holland den Frieden. Unterhandlungen wurden zu Lissabon u. im Haag angeknüpft, scheiterten aber. Bereits am 22. Mai 1746 hatte Maria Theresia einen Vertrag mit Rußland geschlossen, durch welchen beide Mächte, falls eine von beiden angegriffen würde, sich gegenseitig ein Hülfscorps von 30,000 M. zu senden versprachen, u. in späteren Verträgen, als die Hoffnung zum Frieden verschwand, verhießen England u. Holland der Kaiserin jedes 40,000 M., diese versprach dagegen 60,000 M. für die Niederlande u. 10,000 M. für Luxemburg, für Italien aber 60,000 M., die mit 30,000 Sardiniern in Frankreich einfallen sollten, während 15,000 M. Österreicher Neapel in Schach hielten. England wollte eine Flotte nach dem Mittelmeer senden u. außer den schon stipulirten Subsidien noch 100,000 Pfd. Sterl. zahlen.
Holland so wenig wie Österreich u. Sardinien konnte aber nur 2/3 der verheißenen Truppen wirklich stellen, u. der Feldzug von 1747 wurde von den Verbündeten ebenso lässig wie die früheren geführt. Die Franzosen griffen unterdessen Holländisch Flandern durch den Marschall v. Löwendahl mit 20,000 M. an. Dieser belagerte u. nahm binnen Monatsfrist Sluys, Sas van Gent u. Hulst. Ein Congreß auf Frankreichs nochmaligen Wunsch 1746 u. 1747 zu Breda begonnen, scheiterte auch. Ein Aufstand verbreitete sich nämlich wegen Einfalls der Franzosen über ganz Seeland u. Holland u. zwang die Generalstaaten, den Prinzen Wilhelm IV. von Oranien als Feldhauptmann u. Admiral anzuerkennen, welcher aber nichts von Bedeutung ausführte. Unterdessen stand die übrige verbündete Armee bei Lawfeld am rechten Ufer der Maas, um das bedrohte Mastricht zu decken. Der Marschall von Sachsen griff diese Stellung den 2. Juli 1747 an; erst der fünfte Angriff gelang, u. die Verbündeten zogen sich nun hinter Mastricht. Gegen die Erwartung begannen die Franzosen unter Löwendahl nun die Belagerung von Bergen op Zoom statt der Mastrichts u. nahmen 15. Septbr. jenen Platz mit Sturm, jedoch zog sich die Besatzung u. auch das im festen Lager dabei stehende, 15,000 M. starke österreichische Corps des Prinzen von Hildburghausen zur andern Seite aus der Festung. Diese[479] die Verbündeten treffenden Unfälle glich ein Seesieg der Briten einigermaßen wieder aus; bei Cap Finisterre trafen die Briten 3. Mai 1746 ein französisches Convoy, welches eine westindische Flotte geleitete, schlugen es u. eroberten 6 Linienschiffe. In Italien belagerte Graf Brown im Anfang des Jahrs 1747 Antibes; er verheerte die Provence u. wollte seine Stellung, trotz des Verlustes von Genua, behaupten, als er mit seinem kaum 25,000 M. zählenden Heer von Wien aus zurückgerufen wurde; sein Rückzug erfolgte den 3. Febr. über den Var. Nun wollten die Verbündeten Genua belagern, u. der König von Sardinien bewilligte 6000 M. hierzu, aber aus Mangel an Belagerungsgeschütz kam es nur zur Blockade. Marschall Belle-Isle rückte im Juni zum Entsatz heran; sein Bruder, gegen Turin entsendet, versuchte mit 15,000 M. vier Stürme auf die starken, von 9000 Sardiniern u. 2000 Österreichern vertheidigten Verschanzungen von Assiette, wurde aber zurückgeschlagen u. blieb selbst, u. Marschall Belle-Isle zog sich nun nach Nizza zurück u. ging im October in die Winterquartiere. Wieder waren vom französischen Hofe nach der Schlacht von Lawfeld durch den Marschall von Sachsen u. den englischen General Ligonnier den Seemächten Friedensanträge gemacht worden, aber noch hoffte Maria Theresia auf 30,000 Russen, welche, in englischen u. holländischen Sold genommen, 1748 in den Niederlanden erscheinen sollten. Desto ernstlicher dachte England, welches seine Subsidien verschwendet sah u. die Schwäche Hollands zu gut kannte, auf Frieden. Holland konnte nämlich statt der versprochenen 50,000 M. kaum 10,000 stellen u. auch die Gelder zur Herbeiziehung der Russen nicht aufbringen. Statt in Breda, wo seither die Verabredungen Statt gefunden hatten, wurde seit März 1748 der Friedenscongreß in Aachen gehalten. St. Severin war der französische u. Lord Sandwich der englische Gesandte. Frankreich schlug vor, daß es die Niederlande wieder herausgeben wolle, wenn es die verlorenen Colonien u. für Don Philipp von Spanien die Herzogthümer Parma u. Piacenza als unabhängiges Besitzthum erhielte. Noch sträubte sich Maria Theresia; um sie aber zum Frieden zu zwingen, unterzeichneten England u. Holland den 30. April 1748 einen Separat- u. Präliminarfrieden mit Frankreich. Nachdem sich am 11. Mai Mastricht ergeben hatte, erklärte Österreich seinen Beitritt den 25. (18.) Mai. Der Streit um das Heimfallsrecht Parmas u. Piacenzas, im Fall Philipp den neapolitanischen Thron einst erhalten sollte, verzögerte die Ratification des Friedens noch 5 Monate; doch endlich erfolgte dieselbe von den verschiedenen Höfen vom 18. Oct. bis 7. Nov. 1748. Die Wahl des Kaisers Franz I. wurde laut dem Aachener Frieden von allen Mächten anerkannt, das Haus Österreich erhielt Gewähr für die Pragmatische Sanction, Maria Theresia bekam die Niederlande zurück, entsagte den Eroberungen in Italien, bestätigte die Abtretungen von Schlesien u. der Grafschaft Glatz an Preußen, trat Parma, Piacenza u. Guastalla an Don Philipp ab (jedoch mit. Vorbehalt des Rückfalls, wenn er ohne Erben sterben solle), u. genehmigte die im Vertrag zu Bormio geschehene Abtretung von Vignerasco, eines Theils des Parmesanischen u. der Grafschaft Anghiera an Sardinien.
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