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Bach [2]

[122] Bach, eine aus Presburg in Ungarn stammende Künstlerfamilie, die nach Thüringen übersiedelte: 1) Johann Christoph, geb. 1643 zu Arnstadt, war seit 1665 Organist in Eisenach u. st. 1703; berühmter Orgelspieler u. Contrapunkt ist. 2) Joh. Sebastian, geb. 21. März 1685 zu Eisenach, wo sein Vater Joh. Ambrosius Hof- u. Rathsmusikus war; wurde 1703 Hofmusikus in Weimar, 1704 Organist zu Arnstadt, 1707 zu Mühlhausen, 1708 zu Weimar, 1718 Kapellmeister in Köthen, endlich 1723 Cantor an der Thomasschule in Leipzig u. Musikdirector an der Thomas- u. Nicolaikirche, st. daselbst 28. Juli 1750; 1842 wurde ihm daselbst vor der Thomasschule ein Denkmal gesetzt. B. ist der Vater der deutsch-protestantischen Kirchenmusik, größter Meister des Contrapunkts u. der Fuge, des Orgel- u. Clavierspiels, setzte u.a. 5 Jahrgänge Kirchenmusiken auf alle Sonn- u. Festtage, Motetten, Oratorien, Orgel-, Clavier- u. Instrumentalcompositionen, die er zum Theil selbst in Kupfer stach; die Passionsmusik nach dem Evangelisten Matthäus, von 1729, wurde zuerst 1829 durch F. Mendelssohn-Bartholdy bekannt. Von den Compositionen für Orgel u. Clavier erschienen öfter Ausgaben, die[122] Choralgesänge gab außer seinem Sohne (s. Bach 3) Kirnberger (Lpz. 1784–87, 4 Bde.) u. Becker (Lpz. 1843) heraus. Zur Herausgabe seiner sämmtlichen Werke bildete sich bei Gelegenheit der Säcularfeier seines Todes 1850 zu Leipzig die Bachgesellschaft. Lebensbeschreibungen von Schauer, Jena 1850, u. von Hilgenfeldt, Lpz. 1850. Schr.: Kunst der Fuge, Lpz. 1758. Unter seinen 11 Söhnen zeichnen sich aus: 3) Wilhelm Friedemann, ältester Sohn des Vor., geb. zu Weimar 1710, groß als Orgelspieler, war erst Organist in Dresden, dann in Halle, dem Trunke ergeben, zog er unstät umher, bis er in Dürftigkeit zu Berlin 1784 st. Eine neue Ausgabe seiner Compositionen für Orgel- u. Clavier, sowie Kirchenmusiken, herausgeg. von Wiedemann, Hamb. 1842; 4) Karl Philipp Emanuel, der Berliner u. Hamburger B., Bruder des Vor., geb. zu Weimar 1714, studirte die Rechte, wurde 1740 Kammermusikus in Berlin u. gehörte zur musikalischen Umgebung Friedrichs II.; wurde 1767 Musikdirector in Hamburg u. st. daselbst 1788; schr.: Versuch das Clavier zu spielen, Berl. 1759, 2. A. 1762, 2 Bde., 3. Ausg. 1787 f. 5) Joh. Christoph Friedr., der Bückeburger B., Bruder des Vor., geb. zu Leipzig 1732, Kapell-Director zu Bückeburg, st. 1795; setzte Sonaten, Lieder, Gerstenbergs Amerikanerin, Lpz. 1773 u. 1774. 6) Joh. Christian, der Mailänder od. Englische B., Bruder des Vor., geb. 1735 zu Leipzig; 1754 Organist in Mailand; 1759 Kapellmeister in London; st. 1782; setzte unt. and. die Opern: Cato, Orion, Adrian in Syrien, Orpheus, Themistokles, la clemenza di Scipione. 7) Wilh. Fried. Ernst, Sohn von B. 5), geb. 1754, wurde 1798 Kapellmeister der Königin Luise von Preußen; legte 1810 seine Stelle nieder u. st. 1845, als der letzte Sprößling der Familie, zu Berlin. Er schr. ein Oratorium Cantaten, Sonetten, Symphonien etc. – Nicht zu dieser Familie gehören: 8) Johann August, geb. 1721 zu Hohendorf in Sachsen, ward 1750 Professor zu Leipzig u. st. 1758; schr.: Historia jurisprudentiae rom., Leipz. 1754 (n. Ausg. von Wenk, ebd. 1822); Unparteiische Kritik über jurist. Schriften, ebd. 1750–55, 6 Bde.; Opuscula ad historiam et jurisprudent. spect., Halle 1767. 9) Aug. Wilh., geb. zu Berlin 1796, ward 1816 Organist an der Marienkirche, 1832 Director des Musikinstituts; schr. u.a.: Orgeldücke, Lpz., 3 Hefte; Der prakt. Organist, Berl., 4 Hefte; Choralb. für das Gesangh. u. Ausz. daraus, ebd.; Vocalmusik mit Begleitung der Orgel zu einer kirchl. Todtenfeier, Lpz. 10) Alexander, Freiherr v. B., geb. zu Wien 1814, studirte daselbst die Rechte u. prakticirte als Advocat. In der Politik liberaleren Grundsätzen huldigend, nahm er u.a. an der Gründung des juridisch-politischen Lesevereins Antheil, in welchem sich die hauptsächlichsten Vertreter der freieren Richtung zusammenfanden. Mit dem Ausbruche der Märzrevolution 1848 in Wien wurde eine politische Thätigkeit eine ausgebreitetere. Als einer der Vertreter des Advocatengremiums wurde er in den verstärkten ständischen Ausschuß berufen, Mitglied des Gemeinderaths u. später für das Wiedenviertel Abgeordneter zum Reichstage, wo er zwar die Neugestaltung des Staates auf der Grundlage liberalerer Principien verfocht, aber eben so fest den anarchischen Bestrebungen entgegentrat. Schon unter dem Ministerium Pillersdorf indirect an den Geschäften betheiligt, trat er in das Juli-Ministerium als Minister der Justiz ein. Während der Wiener Octobertage begab er sich in das Lager des Generals Auersperg, wurde dann im Ministerium Schwarzenberg, 21. Nov. 1848, abermals Minister der Justiz, nach Stadions Austritt am 21. Mai 1849 übernahm er auch provisorisch, u. seit 28. Juli 1849 definitiv, das Ministerium des Innern, wogegen er das der Justiz abgab. 1852 wurde er in den Freiherrenstand erhoben. 11) Eduard, Bruder des Vorigen, Geheimrath u. 1854 in den Freiherrenstand erhoben, war bis August 1854 Statthalter in Oberösterreich, wurde dann zum Civilgouverneur der Moldau u. Wallachei ernannt, aber im Juni 1855 dieser Stelle enthoben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 122-123.
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