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Sachsen-Koburg-Gotha

[11] Sachsen-Koburg-Gotha (das Herzogthum). Der in Koburg regierende Zweig des Ernestinischen Hauses stammt von Johann Ernst, Herzog von Saalfeld (s. Sachsen), dessen Söhne Koburg 1735 zur Residenz wählten. Nachdem unter dem Herzoge Franz Josias, welcher 1745 zur Regierung kam, das Recht der Erstgeburt eingeführt worden war, verschuldete das Land allmälig so, daß 1773 eine kais. Commission zur Tilgung der Schulden nach Koburg geschickt wurde, welche bis 1802 bestand. Auf den genannten Franz Josias war Ernst Friedrich und auf diesen Franz gefolgt, welcher 1806 starb. Sein Sohn, der noch regierende Herzog Ernst III. (s.d.), stand in russ. Kriegsdiensten und daher nahmen 1807 die Franzosen das Land in Besitz. Durch den Frieden von Tilsit kam der Herzog jedoch wieder in Besitz seines Erbes und war alsbald eifrig auf Herstellung eines zeitgemäßen Zustandes bedacht. Nachdem ihm der wiener Congreß eine Vergrößerung seines Gebiets zugesichert, erhielt der Herzog durch Vertrag mit Preußen das neugebildete Fürstenthum Lichtenberg (s.d.), welches indeß 1834 an Preußen gegen eine jährliche Rente von 80,000 Thlrn. abgetreten worden ist. Herzog Ernst gab seinem Lande 1821 eine Verfassung, nach welcher durch 17 Abgeordnete die Rittergutsbesitzer, die Bürgerschaft und die Dorfgemeinden vertreten wurden, nicht aber der Bauernstand besondere Vertreter hatte. Der 1826 erfolgte Anfall des Herzogthums Gotha gegen einen geringern an Meiningen abgetretenen Landestheil führte eine Veränderung in der Verwaltung herbei. Beide Staaten behielten verschiedene obere Justizcollegien und Verwaltungsbehörden, wurden aber unter Ein Ministerium vereinigt, und 1830 wurde mit den Justiz- und Rentämtern eine neue Eintheilung vorgenommen. Viel ist zur Beförderung des Handels, der Gewerbthätigkeit und der Volksbildung geschehen, und 1834 ist das Land dem deutschen Zollvereine beigetreten.

Die beiden Fürstenthümer Gotha und Koburg umfassen zusammen einen Flächenraum von 37 ! M., von denen 28 auf jenes, 9 auf dieses kommen, mit 130,000 Einw., und jenes wird von Hildburghausen, Meiningen und Baiern, dieses von Eisenach, Meiningen, Kurhessen, Weimar, Schwarzburg-Rudolstadt und der preuß. Provinz Sachsen begrenzt. Die Unstrut und die Ilm, beide Nebenflüsse der Saale, sind die bedeutendsten Flüsse. Ein Theil des Landes wird von dem Thüringerwalde eingenommen; übrigens ist der Boden eben und fruchtbar. Der Schneekopf und der Inselsberg steigen zu einer Höhe von fast 3000 F. empor. Producte sind Getreide, Feldfrüchte, Fachs, Hanf, Anis. Koriander, Hopfen, Kümmel, Saflor, Obst, Holz, Rindvieh, Pferde, Schafe, Schweine, Wild, Forellen, Eisen, Steinkohlen, Salpeter, Gyps, Braunstein, Marmor u.s.w. Die Einwohner bekennen sich bis auf 11,500 Katholiken und 1200 Juden zur evangelischen Kirche. Landesuniversität ist Jena; gelehrte Schulen sind zu Gotha, Koburg und Ohrdruf. Die Gewerbsthätigkeit der Einwohner ist bedeutend, namentlich wird viel Spinnerei und Weberei getrieben. Auch die Bergwerksproducte geben zu weiterm Erwerb Veranlassung, wie es denn z.B. Eisenschmelzwerke, Eisenhämmer, Fabriken von Eisenwaaren, Alaun- und Vitriolhütten, Blaufarbenwerke, Steinmühlen u.s.w. gibt. Ansehnlich sind die Drillich-und Wollenzeuchfabriken. Der Handel mit Landesproducten ist bedeutend. – Die Schulden des Landes betragen 3 Mill. Gulden und die jährlichen Einkünfte 1,200,000 Gulden. Koburg-Gotha hat mit den übrigen Fürsten des Ernestinischen Hauses Theil an der zwölften Stelle des engern Rathes im deutschen Bunde, hat in der weitern Bundesversammlung eine eigne Stimme und stellt 1366 M. Bundescontingent.

Im Fürstenthum Gotha liegt die Haupt-und Residenzstadt Gotha (s.d.). Andere bemerkenswerthe Orte sind: das Städtchen Walthershausen, in dessen Nähe die von Salzmann (s.d.) begründete Erziehungsanstalt Schnepfenthal; Ruhla, wo bedeutende Pfeifenkopf-, Messer- und Instrumentenfabriken (jährlich werden 25,000 Dutzend Meerschaumköpfe,[11] 4000 Dutzend Tabacksbeutel verfertigt); Ichtershausen, wo ein herzogl. Schloß nebst Garten; Krawinkel mit einem Mühlsteinbruch; Buffleben mit einem ansehnlichen Salzwerke; Neudietendorf mit einer Herrnhutercolonie von 370 Einw.; Elgersburg mit einem Schlosse, wo Steingut- und Emaillewaaren verfertigt werden; Altenberga mit einem 1811 errichteten, 30 F. hohen Candelaber aus Sandstein zum Andenken an die erste in Thüringen erbaute Kirche, deren Trümmer auch noch zu sehen; Reinhardsbrunn mit einem herzogl. Landhause und engl. Gartenanlagen. Auf beiden Seiten des Hörselflusses zwischen den Dörfern Teutleben und Mechterstädt liegen die Hörsellöcher, aus denen abwechselnd oder aus beiden zugleich Wasser fließt. Unter gothaische Landeshoheit gehört die Grafschaft Gleichen; die obere gehört der neuensteinschen Linie des fürstl. Hauses Hohenlohe, die untere zum Theil dem Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen. Hier liegt die Stadt Ohrdruf an der Ohre mit 3400 Einw., einem Schloß, einem Lyceum, einem fürstl. Unterconsistorium und verschiedenen Fabriken.

Im Fürstenthum Koburg liegt die Haupt- und Residenzstadt Koburg (s.d.). Außer ihr sind erwähnungswerth die Ortschaften Rodach mit einem Lustschlosse und herzogl. Gestüte, und Öslau mit einer Marmormühle, wo jährlich über eine Million großer und kleiner Kugeln verfertigt werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 11-12.
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