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Koburg [2]

[209] Koburg (Coburg), Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-Koburg und abwechselnd mit Gotha die Residenz des Herzogs, an der Itz, liegt in einer der anmutigsten Gegenden Frankens 298 m ü. M. Auf dem Markte stehen das altertümliche, neuerdings umgebaute Rathaus, das Regierungsgebäude und die Bronzestatue des Prinzen Albert (seit 1865, von Theed dem Jüngern modelliert), auf dem Schloßplatze das Reithaus, die Arkaden, das Theater, das Palais Edinburg und das Standbild des Herzogs Ernst I. (von Schwanthaler). Unter den zu gottesdienstlichen Zwecken bestimmten Gebäuden (4 evangelische und eine kath. Kirche sowie eine Synagoge) zeichnet sich die St. Moritzkirche (mit dem Epitaphium des unglücklichen Herzogs Johann Friedrich des Mittlern) aus. Das Residenzschloß (die »Ehrenburg« genannt, 1549 an der Stelle eines Barfüßerklosters erbaut, 1693 erneuert) enthält einen ornamentenreichen Riesensaal, eine Hofkirche, eine Bildergalerie und einen prächtigen Söller. Im Hofgarten sind das herzogliche Palais und das Mausoleum des Herzogs Franz und seiner Gemahlin Auguste sehenswert. Ebendaselbst steht auch das Reiterstandbild des Herzogs Ernst II. und der Herzog Alfred-Gedächtnisbrunnen. Unter den übrigen Gebäuden sind hervorzuheben: das Zeughaus mit der herzoglichen Bibliothek von 100,000 Bänden, das sogenannte Augustenstift, Theater, Marstall etc. Ein Kriegerdenkmal steht auf dem Ernstplatz.

Wappen von Koburg.
Wappen von Koburg.

Auf dem neuen Gottesacker am Glockenberg befindet sich das neue fürstliche Erbbegräbnis in romanischem Stil. Die Zahl der Einwohner beträgt (1900) mit der Garnison (1 Füsilierbataillon Nr. 95) 20,460, darunter 1139 Katholiken und 228 Juden. K. hat mechanische Webereien und Spinnereien, Maschinen-, Farben-, Zement-, Spielwaren-, Wagen-, Fleischwaren-, Porzellan- und Möbelfabrikation, Dampfsägewerke, Granitschleiferei, Holzschnitzerei, Seifen- und Lichtefabriken, Ziegel- und Kalkbrennerei, Mälzerei etc. Besondere Bedeutung hat die Fabrikation von Korbwaren, die Bierbrauerei und die Theaterdekorationsmalerei. Den Handel unterstützt eine Reichsbanknebenstelle sowie eine Handelskammer und ein Generalkonsulat der Vereinigten Staaten Nordamerikas. K. ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Eisenach-Lichtenfels, K.-Lauscha und K.-Rodach. An Bildungs- und andern Anstalten hat die Stadt ein Gymnasium, Oberrealschule, eine Handelsfach- und eine Baugewerkschule, Schullehrerseminar, Taubstummenanstalt, landwirtschaftliche Winterschule, Hoftheater, Landkrankenhaus etc. Von Behörden haben dort ihren Sitz das herzogliche Staatsministerium, ein Landratsamt und ein Amtsgericht nebst Kammer für Straf- und Handelssachen, Oberförsterei und eine Handwerkskammer. Die städtischen Behörden zählen 11 Magistratsmitglieder und 18 Stadtverordnete. Auf der Nordostseite der Stadt und mit dieser durch schöne Anlagen verbunden liegt die alte, geschichtlich denkwürdige Feste K. (458 m), deren Restauration 1838 begonnen wurde. Sie besteht aus dem alten eigentlichen Schloß, das seit 1782 bis zur Restauration als Zucht- und Arbeitshaus diente, dem sogen. Langen Bau (mit reichen Naturaliensammlungen), dem ehemaligen Zeughaus, dem Wirtschaftsgebäude und dem Fürstenbau. Letzterer ist vollständig wiederhergestellt und reich an kunstvollen Wandverzierungen, von denen die Freskomalereien von Heinrich Schneider hervorzuheben sind. Sehenswert sind besonders der Waffensaal mit historisch wichtigen Stücken (wie Thomas Münzers Schwert etc.), das Lutherzimmer (mit den Bildnissen der berühmtesten Reformatoren und dem der Katharina v. Bora) und die Gewehrkammer; auch enthält der Bau eine reiche Kupferstichsammlung (über 200,000 Blatt), eine Autographen-, Gläser- und Münzsammlung. Die sogen. Hohe Bastei auf der Feste gewährt einen umfassenden Rundblick[209] In der Nähe von K. sind ferner bemerkenswert: die Kapelle und die Platte mit schönen Spaziergängen, der Himmelsacker mit Bismarckturm, der Eckardtsberg, die herzoglichen Lustschlösser Kallenberg und Rosenau, das Palais des verstorbenen Herzogs Ernst von Württemberg und das Dorf Neuses, der ehemalige Wohnsitz des Dichters Rückert, mit dessen Kolossalbüste (von Conrad). – Namen und Ursprung hat die Stadt von der Feste K., die angeblich zur Zeit König Heinrichs I. erbaut sein soll; der Stadt K. selbst geschieht erst in einer Urkunde von 1207 Erwähnung. Seit 1245 war sie Sitz einer Linie der Grafen von Henneberg und ging zu Ende des 14. Jahrh. durch Heirat an das Haus Wettin, 1485 an dessen Ernestinische Linie über (s. Sachsen-Koburg-Gotha, Geschichte). Im 15. und 16. Jahrh. hatte K. als Etappenpunkt auf der Straße von Nürnberg über Bamberg nach Norden große Bedeutung. Unter dem Herzog Johann Ernst von Sachsen wurde 1549 die Residenz in die Stadt verlegt, das Bergschloß, auf dem sich Luther während des Reichstags zu Augsburg 1530 aufhielt, zu einer Festung umgewandelt. Militärische Bedeutung hatte diese noch zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, wo sie 1632 tapfer gegen Aldringen und Wallenstein verteidigt wurde und sich erst nach viermonatiger Belagerung 1635 dem kaiserlichen General Lamboy übergab. 1641 fiel K. an Sachsen-Altenburg. Seit 1835 ist es die Residenz der Linie Sachsen-K., die 1826 auch Gotha erhielt. Vgl. v. Zehmen, Die Feste K. (kriegsgeschichtlich, Gotha 1856); Wittmann, K., Stadt und Feste, nebst Umgegend (Koburg 1900); Ludloff, K. anno 1629. Wahrheit und Dichtung (das. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 209-210.
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