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Sachsen-Altenburg

Mittleres Westdeutschland I. (Karten)
Mittleres Westdeutschland I. (Karten)

[585] Sachsen-Altenburg, Herzogtum und Bundesstaat des Deutschen Reichs [Karte: Mittleres Westdeutschland I, bei Rheinprovinz], 1324 qkm, (1900) 194.914 (1905: 206.500) E. [s. Beilage: Deutschland], durch das Fürstent. Reuß j. L. in zwei Teile, den Ostkreis (657 qkm) und Westkreis (667 qkm) geteilt; im Ostkreis von Ausläufern des Erzgebirges, im Westkreis von Vorbergen des Thüringer Waldes durchzogen, im erstern von Pleiße, Sprotta, Wyhra, im letztern von Saale und Orla bewässert; bes. im Ostkreis sehr fruchtbar und gut angebaut, mit bedeutender Viehzucht; im Westkreis vorherrschend Waldwirtschaft. Bergbau auf Braunkohlen, bes. bei Meuselwitz; Industrie und Handel lebhaft (Wolle, Handschuhe, Hüte, Steinnußknöpfe Maschinen, Ton-, Chamotte-, Porzellan-, Holzwaren). Landesuniversität in Jena; zwei Gymnasien, Realgymnasium, Lehrerseminar, Technikum, Landwirtschafts-, Webschule.

Verfassung und Verwaltung. Nach der Verfassung vom 29. April 1831 ist S. eine konstitutionelle Monarchie, erblich im Mannsstamm der Ernestinischen Linie (s.d.) des Gesamthauses Wettin. Die Landesvertretung besteht nach Gesetz vom 31. Mai 1870 aus 30 direkt gewählten Abgeordneten; im Bundesrate und im Reichstage ist das Herzogtum durch je ein Mitglied vertreten. Höchste Verwaltungsbehörde ist das Ministerium (3 Abteilungen). Oberlandesgericht in Jena, Landgericht in Altenburg, 6 Amtsgerichte. Einnahmen und Ausgaben 1905-7: 4,226 Mill. M, Staatsvermögen 3,912 Mill. M (Überschuß, ohne den Reservefonds der Landesbank), Matrikularbeiträge 1906; 772.836 M. Haupt- und Residenzstadt Altenburg. An Truppen stellt S. das zum 4. preuß. Armeekorps (7. Division) gehörige 8. Thüring. Infanterieregiment Nr. 153. Wappen: das allgemeine sächsische mit der Herzogskrone. Orden: der Ernestinische Hausorden (s.d.) und eine Medaille für Kunst und Wissenschaft. Landesfarben: Weiß und Grün.

Geschichte. Das Altenburger Gebiet gehörte als Teil des Osterlandes zur Markgrafsch. Meißen, fiel 1485 der Ernestinischen, 1547 der Albertinischen, 1554 wieder der Ernestinischen Linie zu, hatte 1603-72 eigene Herzöge aus der ältern weimar. Linie, kam dann an S.-Gotha, durch den Teilungsvertrag vom 12. Nov. 1826 wieder als selbständiges Herzogtum an Friedrich von Hildburghausen, der sein Herzogtum S.-Hildburghausen (1680 aus der Teilung der Söhne Ernsts des Frommen hervorgegangen) an Meiningen abtrat. Sein Sohn und Nachfolger Joseph (seit 1834) dankte infolge der revolutionären Bewegung von 1848, welche die Besetzung des Landes durch Reichstruppen veranlaßte, 30. Nov. 1848 ab; ihm folgte sein Bruder Georg und diesem 3. Aug. 1853 sein Sohn Ernst, der die Gesetzgebung von 1848 wesentlich abänderte, 1866 die obersten Landesbehörden umgestaltete, im Deutschen Kriege von 1866 auf der Seite Preußens stand, 18. Aug. dem Norddeutschen Bunde und 1870 dem Deutschen Reiche beitrat. – Vgl. Unger, »Heimatkunde« (1865); Töpfer, »Landeskunde« (1867); zur Geschichte Braun (1876).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 585.
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