KUNSTGEWERBEBLÄET
NEUE FOLGE (5H 91.6/17 tS)2 8-JAHRGANG
DFr* AWTIONT. fritzhellwaq in
I\1_.L»/\IV1 1KJIV. BERLIN-ZEHLENDORF-
WANNSEEBAHN • TELEPHON : ZEHLENDORF 522
VF PI Afl- E. A. SEEMANN IN LEIPZIG,
VLIXLrtU. HOSPITALSTR. IIa • TEL. 244
HEFT 3
DEZEMBER
VEREINSORGAN ™™K;
BERLIN, DRESDEN, DÜSSELDORF, ELBERFELD,
FRANKFURT A. M., HAMBURG, HANNOVER, KARLS-
RUHE I. B., KÖNIGSBERG I. PREUSSEN, LEIPZIG,
MAQDEBURO, PFORZHEIM UND STUTTGART usus
Virginia-Universität, Riclnnond
Arcli.: Thomas Jeffersou
REISESTUDIEN
III. DER AMERIKANISCHE KOLONIALSTIL
FÜR den Geschichtsforscher, sollte man meinen,
ist in Amerika kein Platz. Dem Durchschnitts-
amerikaner gelten nur die Gegenwart und die
Zukunft als Werte; die Vergangenheit ist ihm eine
Spielerei. Allein drüben wird Spiel zum Sport; und
die Teilnahme an der Vergangenheit ihres Landes ist
vielen Amerikanern schon fast zum Sport geworden.
Man beginnt mit der Geschichte der eigenen Familie.
Nirgendwo steht die Genealogie in höherem Ansehen.
Von meinen neugewonnenen amerikanischen Freunden,
die mich im Frühjahr 1914 in Berlin besuchten, war
die Mehrzahl auf dem Wege von oder nach London, um
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXVIII. H. 3
dort Untersuchungen über ihre Vorfahren anzustellen.
Dieser Ahnenkultus, meist leider mit Beziehungen und
Neigungen zu England verknüpft, beherrscht die ameri-
kanische Gesellschaft. Wer seinen Stammbaum bis zu
den älteren Einwanderern hinaufzuführen vermag, zählt
zum Adel. Ich erlebte in Washington einen großen
Frauenkongreß der »daughters of therevolution«; nicht
wilde Revolutionärinnen, wie ich bei der ersten An-
kündigung vermutete, sondern die eleganteste Aristokratie
der Vereinigten Staaten aus den Familien, die schon zur
Revolutionszeit im Lande ansässig gewesen sind. Es
ist einer von mehreren Verbänden dieser Art.
— 41
NEUE FOLGE (5H 91.6/17 tS)2 8-JAHRGANG
DFr* AWTIONT. fritzhellwaq in
I\1_.L»/\IV1 1KJIV. BERLIN-ZEHLENDORF-
WANNSEEBAHN • TELEPHON : ZEHLENDORF 522
VF PI Afl- E. A. SEEMANN IN LEIPZIG,
VLIXLrtU. HOSPITALSTR. IIa • TEL. 244
HEFT 3
DEZEMBER
VEREINSORGAN ™™K;
BERLIN, DRESDEN, DÜSSELDORF, ELBERFELD,
FRANKFURT A. M., HAMBURG, HANNOVER, KARLS-
RUHE I. B., KÖNIGSBERG I. PREUSSEN, LEIPZIG,
MAQDEBURO, PFORZHEIM UND STUTTGART usus
Virginia-Universität, Riclnnond
Arcli.: Thomas Jeffersou
REISESTUDIEN
III. DER AMERIKANISCHE KOLONIALSTIL
FÜR den Geschichtsforscher, sollte man meinen,
ist in Amerika kein Platz. Dem Durchschnitts-
amerikaner gelten nur die Gegenwart und die
Zukunft als Werte; die Vergangenheit ist ihm eine
Spielerei. Allein drüben wird Spiel zum Sport; und
die Teilnahme an der Vergangenheit ihres Landes ist
vielen Amerikanern schon fast zum Sport geworden.
Man beginnt mit der Geschichte der eigenen Familie.
Nirgendwo steht die Genealogie in höherem Ansehen.
Von meinen neugewonnenen amerikanischen Freunden,
die mich im Frühjahr 1914 in Berlin besuchten, war
die Mehrzahl auf dem Wege von oder nach London, um
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXVIII. H. 3
dort Untersuchungen über ihre Vorfahren anzustellen.
Dieser Ahnenkultus, meist leider mit Beziehungen und
Neigungen zu England verknüpft, beherrscht die ameri-
kanische Gesellschaft. Wer seinen Stammbaum bis zu
den älteren Einwanderern hinaufzuführen vermag, zählt
zum Adel. Ich erlebte in Washington einen großen
Frauenkongreß der »daughters of therevolution«; nicht
wilde Revolutionärinnen, wie ich bei der ersten An-
kündigung vermutete, sondern die eleganteste Aristokratie
der Vereinigten Staaten aus den Familien, die schon zur
Revolutionszeit im Lande ansässig gewesen sind. Es
ist einer von mehreren Verbänden dieser Art.
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