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Wimpffen

[244] Wimpffen, eine deutsche, seit dem 11. Jahrh. genannte Familie, welche ursprünglich im Kreichgau vorkommt, von da aber tiefer nach Schwaben, nach Nürnberg u. ins Elsaß zog; sie blüht derzeit in zwei, von den Söhnen Johann Jakobs (geb. 1547) gestifteten Hauptstämmen, kommt in Preußen, Österreich, Württemberg, Frankreich u. Dänemark vor, folgt verschiedenen Confessionen, wurde 1658 in den Freiherren- u. der eine Ast 1797 in den Grafenstand erhoben. I. Älterer od. Johann-Friedrichs-Stamm, Stifter: 1) Johann Friedrich, der ältere der nachgelassenen Söhne Johann Jakobs u. der Maria geb. Gräfin von Schwarzenberg, geb. 1581 in Hirschbach, war Losungsamtmann in Nürnberg u. starb als kaiserlicher Feldoberster am 13. Novbr. 1668; er war vermählt mit Susanna Katharina Fürleger u. in zweiter Ehe mit Susanna geb. Kreß von Kressenstein; seine Nachkommen breiteten sich in Sachsen, Schlesien u. Baiern aus, wendeten sich aber, aus confessionellen Rücksichten, aus letzterem Lande, nach Dänemark; jetziger Chef: 2) Freiherr Friedrich Ferdinand Franz, Sohn des 1813 verstorbenen Freiherrn Tobias Peter, geb. 31. März 1805 in Glücksburg, ist dänischer Forstmeister u. Chef des Forst- u. Jagdcomtoirs in Kopenhagen; sein Sohn Friedrich ist 1849 geboren. II. Jüngerer od. Johann-Dietrichs-Stamm, Stifter: 3) Johann Dietrich, jüngerer Bruder von W. 1), geb. 1583, stand erst in den kaiserlichen, dann in den spanischen u. toscanischen Heeren während des Dreißigjährigen Krieges, wurde kaiserlicher Feldoberster u. 1650 Obersthofmeister der Markgräfin von Baden-Durlach; er war viermal verheirathet: erst mit Maria Magdalena Löffelholz, dann mit deren Schwester Katharina Bartholomea, nachher mit Maria Sabina geb. von Cremoni u. zuletzt mit Maria geb. von Rosenbach; seine Nachkommen kamen durch ihn in die Pfalz u. erwarben auch erblich das Stadtmeisterthum zu Hagenau im Elsaß. 4) Freiherr Johann Georg II., Urenkel des Vor., Sohn des 1721 verstorbenen Freiherrn Joh. Georg I. u. der Katharina geb. Weidmann von Ehrenfels, geb. 2. Juli 1689 in Mollberg, war erst Hofjunker des Pfalzgrafen Gustav Samuel u. seit 1714 des Königs von Polen, erbte 1719 die Oberamtmannschaft von Guttenberg u. Lützelstein, wurde pfalzzweibrückenscher Geheimrath u. st. 3. Decbr. 1767 in Weißenburg. Durch vier seiner Söhne von seiner Gemahlin Dorothea geb. Freiin von Fouquerolles wurde er Gründer der noch blühenden vier Äste dieses Stammes: A) Stanislawscher Ast, Stifter: 5) Freiherr Stanislaus, Sohn des Vor., geb. 19. Sept. 1721, stand erst in Kriegsdiensten, wurde dann oberpfälzischer Geheimrath u. Erboberamtmann zu Guttenberg u. Lützelstein u. st. 11. April 1793; er war vermählt mit Julia Ludovica geb. de la Tour-Foissac. 6) Freiherr Franz, Sohn des Vor., geb. 1752, war französischer Hauptmann im deutschen Regiment La Mark, Geheimrath u. starb als württembergischer Minister u. Oberhofmeister des Königs; er ist bes. bekannt durch seine Reisen im Innern von Afrika. 7) Freiherr Christian, Bruder des Vor., geb. 1756, war württembergischer Gardelieutenant, trat 1762 in österreichische Dienste als Lieutenant bei den Wurmserschen Husaren, verließ[244] 1786 den Dienst u. erwarb die Herrschaft Wonoclas in Böhmen, wo er 1824 starb; jetziger Chef: 8) Freiherr Heinrich, Enkel des Vor. u. Sohn des 1861 verstorbenen Freiherrn Christian, geb. 1827, ist österreichischer Hauptmann. B) Franzens Ast, von welchem ein Zweig 1797 in den Grafenstand erhoben wurde; Stifter: 9) Freiherr Franz, Sohn von W. 4), geb. 2 April 1732 auf Schloß Minfelden im Zweibrückenschen, trat früh in französische Kriegsdienste u. machte als Major den Siebenjährigen Krieg mit, trat 1760 als General in württembergische Dienste u. war einer der vertrautesten Theilnehmer an den glänzenden Festen des Herzogs Karl. 1776 verließ er Württemberg, suchte an verschiedenen Höfen eine Anstellung, wurde zuletzt französischer Divisionsgeneral u. Präsident des militärischen Revisionsgerichtshofes u. starb am 24. Mai 1800 in Mainz. Er ist bes. bekannt durch das große Project eines neuen Ökonomiesystems für die französische Armee, welches er in seiner Reforme de l'économie de l'armée française (Par. 1787) beschrieb; er schr. auch: Mémoires sur sa vie. Par. 1788. a) Freiherrlicher Zweig: 10) Freiherr Georg, Sohn des Vor., geb. 1760 in Frankfurt a. M., war französischer Lieutenant, trat beim Ausbruch der Revolution in russische Dienste, wurde Generallieutenant, gerieth in französische Gefangenschaft u. st. 1807 in derselben zu Luneville; jetziger Chef: 11) Freiherr Waldemar, Sohn des Vor., geb. 1801 in Simferopol, war Lieutenant bei den preußischen Gardedragonern u. ist jetzt in Berlin angesessen; sein Sohn Felix ist 1844 geboren. 12) Freiherr Dagobert, Bruder von W. 10), geb. 7. Febr. 1782. auf der Barnburg, trat 1799 in die französische Armee, machte mit dem neunten Husarenregiment die Feldzüge am Rhein, in Österreich, Preußen u. Polen mit u. wurde 1807 Capitän. 1809 wohnte er dem Feldzuge in Österreich bei u. wurde 1811 Escadronschef. Während des Rückzuges aus Rußland war er in einer der aus Offizieren zum Schutze des Kaisers gebildeten Escadrons sacrés. Bei Möckern fiel er in Gefangenschaft; nach seiner Rückkehr nach Frankreich wurde er 1814 Oberstlieutenant, 1820 Oberst u. machte 1823–24 den Feldzug in Spanien mit. 1834 zum Maréchal de camp ernannt commandirte er nach einander die Subdivision der Oberpyrenäen, 1835 die des Gers, 1836 die des Departements der Orne, wurde 1844 in die Reservesection gestellt, 1848 verabschiedet u. starb 2. März 1852 in Caën. b) Gräflicher Zweig: 13) Graf Franz, Sohn von W. 9), geb. 2. Jan. 1776 in Stuttgart, stand erst als Lieutenant bei der hessen-kasselschen Schweizergarde, zog dann nach Österreich, erwarb dort, sowie in Böhmen, Schlesien u. Steyermark ausgedehnte Besitzungen, wurde 1797 in den Grafenstand erhoben u. st. 7. Decbr. 1842 in Grätz; er war vermählt mit Prinzessin Victoria von Anhalt-Bernburg-Schaumburg; jetziger Chef: 14) Graf Franz, Sohn des Vor., geb. 2. April 1797 in Prag, k. k. Feldmarschall, commandirte im Mai u. Juni 1849 das österreichische Heer vor Bologna u. Ancona (s. Kirchenstaat S. 524), wurde im October 1849 zum kaiserlichen Statthalter der reichsunmittelbaren Stadt Triest mit ihrem Gebiete u. der in ein Kronland vereinigten gefürsteten Grafschaft Görz u. Gradiska, dann der Grafschaft Istrien ernannt u. 1860 als Generalfeldzeugmeister in den Ruhestand versetzt. Er ist seit 1825 mit Marie von Ekeles vermählt; sein ältester Sohn Heinrich Emil ist 1827 geboren. 15) Gustav, Bruder des Vor., geb. 28. Decbr. 1805 in Troppau, ist österreichischer Feldmarschalllieutenant. C) Georgs-Ast, Stifter: 16) Freiherr Georg, Sohn von W. 4), geb. 1735, war erst französischer Major im Regiment La Mark, trat dann mit dem Wurmserschen Corps in österreichische Dienste, wurde Feldmarschalllieutenant u. st. 13. Febr. 1816; er war vermählt erst mit Juliane Therese geb. Freiin von Böselager (st. 1773), in zweiter Ehe mit Josepha geb. Freiin von Gartheim; Chef: 17) Freiherr Coloman, Urenkel des Vor., Sohn des 1836 verstorbenen Freiherrn Dagobert, geb. 1812, ist österreichischer Oberstlieutenant u. besitzt mit seinem Bruder Adolf Nagy-Mihaly in Ungarn; sein Sohn Johann ist 1847 geboren. 18) Freiherr Maximilian, Oheim des Vor. u. dritter Sohn von W. 16), geb. am 19. Febr. 1770 in Münster, wurde in der Militärakademie zu Wiener-Neustadt erzogen, trat 1786 in ein österreichisches Infanterieregiment ein u. focht von 1787 an noch als Fähnrich im Kriege gegen die Türken. Zum Unter- u. 1789 zum Oberlieutenant befördert nahm er Theil an dem Kriege gegen Frankreich u. fungirte eine Zeit lang als Adjutant Alvinzy's. 1793 wurde er bei Neerwinden kriegsgefangen, bald aber wieder ausgelöst konnte er noch der Belagerung von Valencienne u. der Schlacht bei Maubeuge beiwohnen, war 1794 als Compagnieführer bei der Einschließung von Landrecy, dann in der Schlacht bei Charleroi thätig u. kam 1795 als Capitänlieutenant noch rechtzeitig zur österreichischen Armee nach Italien, um an der Schlacht von Loano Theil nehmen zu können. 1796 ward er zum Hauptmann des Generalquartiermeisterstabes befördert u. als solcher in der Umgebung des commandirenden Generals verwendet. Hierauf kam er zur Leitung der gleichen Geschäfte nach Tyrol zum Feldmarschalllieutenant Bellegarde, legte 1798 die Verschanzungen von Feldkirch im Vorarlbergischen an u. rückte 1799 zum Major auf. In Folge mehrfach erhaltener Verwundungen mußte er im Frühjahr 1800 zur Herstellung seiner Gesundheit ein Bad besuchen; nahm an den folgenden Kriegsereignissen als Adjutant des Feldzeugmeisters Bellegarde wieder Antheil u. machte die Schlacht am Mincio mit. Als Oberstlieutenant übernahm er 1801 ein Infanteriebataillon u. kam erst nach Semlin, dann nach Peterwardein. Die Jahre 1803 u. 1804 verbrachte er als Adjutant u. Militärreferent des Generalcommandos für Innerösterreich in Graz. Im Kriege von 1805 wurde er als Oberst zunächst im Hofkriegsrathe verwendet, dann leitete er den Bau von Befestigungsanlagen vor u. hinter Olmütz u. wurde hierauf dem Generalstab des russischen Hauptquartiers unter Kutusow zugetheilt. Durch Verwundungen außer Gefecht gesetzt begab sich W. nach Graz zurück, wurde aber schon 1806 als Generaladjutant zum Erzherzog Karl nach Wien berufen. In dieser Stellung focht er 1809 vor Regensburg u. erhielt mit der Ernennung zum Generalmajor die Geschäfte als Chef des Generalstabes der Großen Armee, zeichnete sich bei Aspern, dann bei Wagram u. Znaim durch seine Anordnungen aus, legte aber, als Erzherzog Karl das Commando abtrat, sein Amt ebenfalls nieder. Er wurde nun als Brigadier nach Böhmen, Polen u. endlich nach [245] Siebenbürgen befehligt, wo er die Jahre 1810–12 zubrachte. Als Feldmarschalllieutenant führte er 1813 eine Division, nahm Antheil an der Schlacht bei Leipzig u. dann an mehren Gefechten in Frankreich, namentlich an der Einnahme von Lyon, fungirte nach dem Frieden 1816–19 als Militärcommandant in Troppau u. erhielt 1820 das Generalcommando im Venetianischen. 1823 wurde er zum Geheimenrath ernannt u. 1824 als Chef des Generalquartiermeisterstabes nach Wien berufen u. 1830 zum Feldzeugmeister mit dem Generalcommando in Österreich befördert. 1844 trat er mit dem Range als Feldmarschall u. als Capitän der ersten Arcieren-Leibgarde in den Ruhestand, starb am 29. August 1854 in Wien u. wurde, als der Erste, in dem zu Watzdorf gegründeten Heldenberge beigesetzt. D) Felix-Ast, Stifter: 19) Freiherr Felix, Sohn von W. 4), geb. 5. Novbr. 1744, wurde frühzeitig Fähnrich beim Regiment Zweibrücken in französischen Diensten, dann Capitän im Regiment La Mark. Er befehligte hierauf ein Freicorps in Corsica, wurde Oberstlieutenant u. zeichnete sich als Chef des Regiments Bouillon vor Gibraltar aus. Nach dem Frieden zog er sich auf ein Gut in der Normandie zurück, wurde 1789 zum Deputirten des Adels gewählt, schloß sich zuerst dem dritten Stande an u. verfaßte die Protestation gegen die Mehrheit des Adels, welcher von dem Tiers-état getrennt bleiben wollte. Dieser Schritt warf ihn zu den Revolutionärs, doch blieb er stets gemäßigt u. widersetzte sich der gänzlichen Unterdrückung des Adels, ob er gleich für die Aufhebung von dessen Privilegien stimmte. 1792 trat er als General wieder in die Armee ein u. vertheidigte im September d. I. Thionville. Nach Aufhebung der Belagerung wurde ihm das Kriegsministerium angetragen, welches er aber ausschlug u. dafür das Commando der Küstenarmee bei Cherbourg erhielt. Nach dem Sturze der Girondepartei (31. Mai 1783) erklärte sich W. gegen den Convent, führte ein Parteigängercorps in der Normandie u. hielt sich nach seiner Besiegung in Bayeux versteckt, bis der Terrorismus vorüber war. Nach der Revolution vom 18. Brumaire (9. Nov. 1799) nahm er seinen Platz als Divisionsgeneral wieder ein u. wurde Generalinspecteur der Stutereien; er st. 1814 u. schr.: Le Manuel de Xépholias, Par. 1788. Er war vermählt mit Therese geb. Bayeule de St. Germain; jetziger Chef: 20) Freiherr Oswald, Urenkel des Vorigen u. Sohn des 1849 verstorbenen Freiherrn Oswald, geb. 1842 in Pau, ist österreichischer Lieutenant.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 244-246.
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