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Waldemar

[796] Waldemar. I. Könige: A) Von Dänemark: 1) W. I. der Große, nachgeborener Sohn St. Kanuts, Herzogs von Mecklenburg, stand in dem dänischen Thronstreite Suenos u. Kanuts V. erst auf der Seite des Ersteren, dann des Letzteren, bewarb sich aber seit 1156 selbst um die Krone, erhielt in dem Vertrage von Roeskild 1157 Jütland u. wurde nach Suenos Tod als alleiniger König anerkannt; er st. 1182, s. Dänemark S. 701 f. W. war vermählt mit Sophie, einer russischen Prinzessin. 2) W. II. der Siegreiche, Sohn des Vor., geb. 1170, wurde nach seines Vaters Tode Herzog von Schleswig u. 1202, nach dem Tode seines älteren Bruders Kanut VI., König der Dänen u. Wenden u. st. 1241, s. ebd. S. 702 f. Er war vermähltseit 1205 mit Margarethe, Tochter des Königs Premislaw von Böhmen, seit 1214 mit Eleonore, Tochter des Königs Alfons II. von Portugal (st. 1221), u. zuletzt mit Ingeburg, Tochter Heinrichs des Löwen. Sein Sohn W. wurde 1217 sein Mitregent, st. aber schon 1231 vor ihm, s. ebd. S. 703. 3) W. (III.), so v.w. Waldemar 20). 4) W. III., Sohn des Königs Christoph II., genannt Atterdag, geb. 1328, ward am Hof des Kaisers Ludwig des Baiern erzogen, wurde 1340 König u. st. 1375, s. ebd. S. 705. Er war vermählt mit Hedwig, Tochter des Herzogs Erich II. von Schleswig. B) Von Schweden: 5) W., Sohn Birger Jarls u. Neffe des Königs Erich XI., wurde nach diesem 1251 minderjährig zum König gewählt, sein Vater führte die Regentschaft bis 1266, dann regierte W. selbständig bis 1279, wo er abdankte; er st. 1282, s. Schweden S. 550. Er war vermählt mit Sophie, Tochter des Königs Erich VI. von Dänemark. Er erzeugte auch mit der Prinzessin Jutta, der Schwester seiner Gemahlin, einen Sohn u. mußte deshalb nach Jerusalem pilgern.

II. Andere Fürsten: A) Fürsten von Anhalt: a) von Anhalt-Köthen: 6) W., regierte 1424–36, s. Anhalt S. 503. b) Von Anhalt-Zerbst: 7) W. I., Sohn Albrechts I., regierte seit 1316 mit seinem Bruder Albrecht II.[796] gemeinschaftlich u. blieb 1367 in der Schlacht bei Hildesheim, s. ebd.; vermählt war er mit Elisabeth, Tochter des Kurfürsten Rudolf I. 8) W. II., Sohn des Vor., st. 1379, f. ebd. 9) W. III., Sohn Johanns I., regierte mit seinen Brüdern Siegmund u. Albert gemeinschaftlich u. st. 1392, s. ebd. 10) W. IV., Sohn Albrechts III., regierte seit 1424 gemeinschaftlich mit seinem Bruder Adolf u. st. 1436, s. ebd.; vermählt war er mit Margarethe, Tochter des Grafen Konrad zu Egeln. 11) W. V., Sohn Siegmunds, Fürsten von Anhalt, regierte mit seinem Bruder Georg I. gemeinschaftlich zu Anfang des 15. Jahrh., Todesjahr unbekannt. 12) W. VI., Sohn Georgs I., folgte 1474 seinem Vater in Köthen u. Ballenstedt, wurde wegen der Dienste, welche er dem Kaiser Maximilian im Friesischen Kriege geleistet hatte, 1501 mit Westfriesland beliehen u. st. 1508; er war vermählt mit Margaretha, Tochter des Grafen Günther von Schwarzbürg B) Markgraf von Brandenburg: 13) W. (Woldemar), Sohn Konrads II., folgte 1309 auf Johann V. u. st. 1319, f. Brandenburg S. 183; er war vermählt mit Agnes, Tochter des Markgrafen Heinrich des Langen, nachheriger Gemahlin des Herzogs Otto des Freigebigen von Braunschweig (st. 1334). Von dem sogenannten falschen W., einem Mann, welcher 1347 in Brandenburg erschien u. vorgab der Markgraf W. zu sein, welcher 1319 nicht gestorben, sondern zur Büßung seiner Sünden nach dem Heiligen Lande gewallfahrtet, nun aber zurückgekehrt sei, um sein Land von den Bedrängnissen des regierenden Kurfürsten Ludwig zu befreien, s.u. Brandenburg S. 184. Von dem Lande zwar aufgenommen, von mehren Reichsfürsten anerkannt u. Anfangs von dem Kaiser Karl IV. unterstützt, dann aber für einen falschen Prätendenten erklärt, verließ er endlich 1355 Brandenburg u. zog sich nach Dessau zurück. Seine Gegner gaben ihn für einen Müllerburschen Jakob Rehbock od. einen Bäckerknecht, Namens Mähnicke, aus, während ihn Andere für den wirklichen W. halten. Vgl. Klöden, Geschichte des Markgrafen W. Berl. 1844, 4 Bde.; Häring (W. Alexis), Der falsche W. (Roman), ebd. 1842, 3 Bde. C) Herzog von Finnland: 14) W., dritter Sohn des Königs Magnus I. von Schweden, empörte sich mit seinem älteren Bruder Erich gegen ihren Bruder, den König Birger II. u. nahmen ihn gefangen; nach dreijähriger Hast entließen sie ihn, u. W. erhielt Finnland als selbständiges Herzogthum nebst Stockholm. Aber mit norwegischer u. dänischer Hülfe nöthigte Birger seine Brüder wieder zum Vasallenthum, ja 1317 lockte er sie an seinen Hof, sperrte sie ein u. ließ sie Hungers sterben; s. Schweden S. 551. D) Fürst von Mecklenburg: 15) W., Fürst zu Mecklenburg-Rostock, regierte 1277–82, s. Mecklenburg S. 48. E) Herzöge von Schleswig: 16) W. I., so v.w. Waldemar 1). 17) W. II., so v.w. Waldemar 2). 18) W. III., ältester Sohn des Königs Abel von Dänemark, studirte in Paris, war 1250–1257 Herzog, s. Schleswig S. 255. 1252 saß er wegen eines Mordes in Köln gefangen. 19) W. IV., Neffe des Vor. u. Sohn des Herzogs Erich I., war bei dem Tode seines Vaters noch minderjährig u. kam unter die Vormundschaft des Königs Erich VII. von Dänemark; er st. 1312, s. ebd. 20) W. V., Enkel des Vor., kam minderjährig zur Regierung u. unter die Vormundschaft des Königs Christoph II. von Dänemark u. des Grafen Gerhard von Holstein. Als König Christoph II. vertrieben wurde, wurde W. als W. (III.) bis 1326 König von Dänemark (s.d. S. 704) u. st. 1365, s. Schleswig S. 255.

III. Prinz: 21) Friedrich Wilhelm W., zweiter Sohn des 1851 verstorbenen Prinzen Wilhelm Karl von Preußen, geb. 2. Aug. 1817, machte seit 1844 große Reisen nach dem Orient, besuchte Constantinopel, Alexandrien u. ging nach Ostindien, wo er Ende 1845 u. Anfangs 1846 in dem englischen Heere am Feldzug gegen die Sikhs Theil nahm, nach dessen Beendigung er nach Calcutta u. 1847 über Ägypten nach Europa zurückkehrte. Er trat wieder in den activen preußischen Militärdienst, wurde Commandeur der 13. Cavalleriebrigade u. st. 17. Febr. 1849 in Münster. Vgl. Zur Erinnerung an die Reisen des Prinzen W. von Preußen nach Indien 1844–46, Berl. 1856, 2 Bde.; Kutzner, Die Reise des Prinzen W. nach Indien, ebd. 1857 (Auszug aus dem erstgenannten Werk).

IV. Andere merkwürdige Personen: 22) W., natürlicher Sohn des Königs Kanut V. von Dänemark, begann als Bischof von Schleswig, durch den Grafen von Holstein gegen König W. II. von Dänemark aufgereizt, um 1192 einen Krieg gegen diesen u. wurde, als er ohne sicheres Geleit in Person den Frieden unterhandeln wollte, 1193 gefangen genommen u. erst 1206 unter der Bedingung freigegeben, daß er sich nach Rom begeben sollte. 1207 wurde er Bischof von Bremen, begann nun einen Krieg gegen Dänemark u. eroberte Stade, sah sich aber bald darauf genöthigt seinem Nebenbuhler Buchard zu weichen u. nach Italien zu fliehen. 1214 kam er durch Hülfe des Kaisers Friedrich II. nochmals in den Besitz des Bisthums Bremen, legte aber bald darauf nieder u. ging in das Kloster zu Lyke, wo er 1236 starb. 23) Graf W., natürlicher Sohn des Königs Christian IV. von Dänemark u. der Christine Munk, war zum Gemahl der russischen Prinzessin Anna bestimmt, erhielt deshalb vor seiner Abreise die Insel Osel zum Lehn u. reiste 1643 nach Moskau. Als Mitgift sollte er ein Fürstenthum erhalten, Czar Michael verlangte aber von ihm die Annahme der Griechischen Confession u. ließ ihn, als er dies nicht wollte, festsetzen. Ein Versuch zu entkommen mißlang; nach Michaels Tode 1645 kehrte er, von Alexei Michaelowitsch beschenkt, zurück, trat in kaiserliche, dann in schwedische u. endlich in polnische Dienste u. st. 1652 in Lublin.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 796-797.
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