[go: up one dir, main page]

Walter Brun

schweizerischer Autorennfahrer und Rennstallbesitzer

Walter „Walti“ Brun[1] (* 20. Oktober 1942 in Luzern) ist ein ehemaliger Schweizer Automobilrennfahrer und Rennstallbesitzer.

Walter Brun 1989
Brun im Porsche 956 auf dem Nürburgring

Nach der Schulzeit beschritt Walter Brun zunächst die Beamtenlaufbahn bei der Schweizer Post. Diese Tätigkeit übte er nur kurzzeitig aus. Bereits 1963 machte er sich mit dem Aufstellen und Verleihen von Glücksspielautomaten selbständig; später betrieb er auch eine Diskothek, einen Auto- sowie einen Champagnerhandel in Luzern. 1966 begann Walter Brun seine Motorsport Laufbahn als Fahrer bei verschiedenen Berg-, Sportwagen- und Tourenwagenrennen. In den 1970er-Jahren war er eng mit dem Team Schnitzer Motorsport verbunden. 1982 gründete er mit Brun Motorsport seinen eigenen Rennstall, 1988 stieg er schließlich zusammen mit Euroracing in die Formel 1 ein. Das schlecht geführte Team EuroBrun Racing scheiterte nach drei Jahren. Die hohen finanziellen Aufwendungen, die mit dem Formel-1-Engagement verbunden waren, führten wenig später zu einem Ende aller Motorsportaktivitäten der Brun Motorsport AG. 1992 wurde das Unternehmen nach einer Insolvenz aufgelöst. Walter Brun arbeitete ein Jahrzehnt lang die Schulden seines ehemaligen Formel-1-Teams ab; 2002 war er schuldenfrei.

Walter Brun wurde regelmäßig mit zwielichtigen Geschäften in Verbindung gebracht. 1984 wurde er kurzzeitig wegen des Verdachts der Zuhälterei unschuldig inhaftiert, es konnten keine strafbaren Handlungen nachgewiesen werden. Fünf Jahre später stand er mit Joachim Lüthi in Geschäftskontakt, der Anlegergelder in Höhe von 200 Millionen Schweizer Franken veruntreut und einen Teil davon in das Formel-1-Team Brabham investiert hatte. 1990 schließlich bezahlte Brun eine Rechnung seines Formel-1-Teams mit Falschgeld.[2]

Nach seiner aktiven Zeit im Motorsport kaufte Walter Brun in Stans das Restaurant Allmendhuisli und ist Pianist und Saxophonist der Musikgruppe Swinging Boys, mit der er nach eigenen Angaben etwa 100 Live-Auftritte pro Jahr absolviert.[3]

Motorsportkarriere

Bearbeiten

Nach mehr als eineinhalb Jahrzehnten als Rennfahrer gründete Walter Brun 1982 sein eigenes Motorsportteam. Dabei übernahm er den in finanziellen Problemen steckenden deutschen Rennstall GS-Tuning aus Gundelfingen und benannte ihn in Brun Motorsport um. Mit diesem Team stieg er 1984 in die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft ein. Auf einem BMW 635 CSi konnte Brun 44 Punkte holen und wurde Dreizehnter am Saisonende. Nach nur einem Jahr verließ er die DTM, um sich wieder den Sportwagen und später Prototypen zuzuwenden. Parallel dazu betrieb er erfolglos sein drei Jahre andauerndes Formel-1-Engagement. 2003 beendete er seine Motorsportkarriere.

Von 1971 bis 2003 war er 14-mal beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans am Start. Seine beste Platzierung war der vierte Gesamtrang 1984, den er gemeinsam mit Leopold Prinz von Bayern und Bob Akin auf einem Porsche 956 B einfuhr. Bei seinem Debüt 1971 erreichte er auf einem Porsche 907 des Schweizer Wicky Racing Team den siebten Gesamtrang und gewann die Klasse für Prototypen bis 2 Liter Hubraum. 2009 bestritt Brun sein letztes Rennen als aktiver Rennfahrer als Gaststarter im ADAC GT Masters für das Team Callaway Competition auf dem Lausitzring.

Statistik

Bearbeiten

Karrierestationen

Bearbeiten

Le-Mans-Ergebnisse

Bearbeiten
Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1971 Schweiz  Wicky Racing Team Porsche 907 Schweiz  Peter Mattli Rang 7 und Klassensieg
1972 Schweiz  Wicky Racing Team Porsche 907 Schweiz  Peter Mattli FrankreichFrankreich  Hervé Bayard Rang 18
1973 Schweiz  Wicky Racing Team BMW 3.0CSL Schweiz  Cox Kocher Schweiz  Jean-Pierre Aeschlimann Ausfall Ventilschaden
1982 Deutschland  BASF Casetten Team GS Sport Sauber SHS C6 Deutschland  Siegfried Müller Ausfall Starter
1984 Schweiz  Brun Motorsport Porsche 956B Deutschland  Leopold Prinz von Bayern Vereinigte StaatenVereinigte Staaten  Bob Akin Rang 4
1985 Schweiz  Brun Motorsport Porsche 962C Belgien  Didier Theys FrankreichFrankreich  Joël Gouhier Ausfall Unfall
1986 Schweiz  Brun Motorsport Porsche 962C Deutschland  Frank Jelinski ItalienItalien  Massimo Sigala Ausfall Ventilschaden
1989 Schweiz  Repsol Brun Motorsport Porsche 962C Argentinien  Oscar Larrauri SpanienSpanien  Jesús Pareja Ausfall Motorschaden
1990 Schweiz  Brun Motorsport Porsche 962C Argentinien  Oscar Larrauri SpanienSpanien  Jesús Pareja Ausfall Motorschaden
1991 Schweiz  Repsol Brun Motorsport Porsche 962C Argentinien  Oscar Larrauri SpanienSpanien  Jesús Pareja Rang 10
2000 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich  Chamberlain Engineering Chrysler Viper GTS-R Schweiz  Toni Seiler Deutschland  Christian Gläsel Ausfall Unfall
2001 Deutschland  Konrad Motorsport Saleen S7R Schweiz  Toni Seiler Vereinigte StaatenVereinigte Staaten  Charles Slater Ausfall Unfall
2002 Deutschland  Konrad Motorsport Saleen S7R Vereinigte StaatenVereinigte Staaten  Rodney Mall Vereinigte StaatenVereinigte Staaten  Charles Slater Ausfall Benzinpumpe
2003 Deutschland  Konrad Motorsport Saleen S7R Schweiz  Toni Seiler Deutschland  Franz Konrad Ausfall Getriebeschaden

Sebring-Ergebnisse

Bearbeiten
Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
2002 Deutschland  Konrad Motorsport Saleen S7-R Vereinigte StaatenVereinigte Staaten  Charles Slater Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich  Gavin Pickering Ausfall Disqualifiziert

Daytona-Ergebnisse

Bearbeiten
Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1981 Deutschland  Bavarian Motors International BMW M1 Deutschland  Hans-Joachim Stuck Vereinigte StaatenVereinigte Staaten  Alf Gebhardt Rang 6 und Klassensieg
1985 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten  Henn’s Swap Shop Racing Porsche 935 Deutschland  Harald Grohs Vereinigte StaatenVereinigte Staaten  Preston Henn Ausfall Motorschaden
1989 Schweiz  Brun Motorsport Porsche 962 Deutschland  Hans-Joachim Stuck Argentinien  Oscar Larrauri Rang 3

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

Bearbeiten
Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
1966 Walter Brun BMW 2002 Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Italien  MON Italien  TAR Belgien  SPA Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Italien  MUG Italien  CCE Deutschland  HOK Schweiz  SIM Deutschland  NÜR Osterreich  ZEL
61
1971 Wicky Racing Porsche 907 Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Vereinigtes Konigreich  BRH Italien  MON Belgien  SPA Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Osterreich  ZEL Vereinigte Staaten  WAT
7
1972 Wicky Racing Porsche 907 Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Vereinigtes Konigreich  BRH Italien  MON Belgien  SPA Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Osterreich  ZEL Vereinigte Staaten  WAT
18
1973 Wicky Racing BMW 3.0 CSL Vereinigte Staaten  DAY Italien  VAL Frankreich  DIJ Italien  MON Belgien  SPA Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Osterreich  ZEL Vereinigte Staaten  WAT
DNF
1981 BMW BMW M1 Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Italien  MUG Italien  MON Vereinigte Staaten  RIV Vereinigtes Konigreich  SIL Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Italien  PER Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  WAT Belgien  SPA Kanada  MOS Vereinigte Staaten  ROA Vereinigtes Konigreich  BRH
6
1982 Sauber
GS-Tuning
Sauber SHS C6 Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Belgien  SPA Italien  MUG Japan  FUJ Vereinigtes Konigreich  BRH
DNF 13 DNF 5 DNF
1983 Brun Motorsport Sehcar SH C6
Porsche 956
Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Belgien  SPA Japan  FUJ Sudafrika  KYA
DNF DNF 4
1984 Brun Motorsport
Team Gaggia
Porsche 956 Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Deutschland  NÜR Vereinigtes Konigreich  BRH Kanada  MOS Belgien  SPA Italien  IMO Japan  FUJ Sudafrika  KYA Australien  SAN
4 11 4 9 8 DNF 3 4
1985 Brun Motorsport Porsche 962 Italien  MUG Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Deutschland  HOK Kanada  MOS Belgien  SPA Vereinigtes Konigreich  BRH Japan  FUJ Malaysia  SEL
10 DNF 6
1986 Brun Motorsport Porsche 956
Porsche 962
Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Deutschland  NÜN Vereinigtes Konigreich  BRH Spanien  JER Deutschland  NÜR Belgien  SPA Japan  FUJ
3 9 DNF 6 DNF 2 DNF 9
1987 Brun Motorsport Porsche 962 Spanien  JAR Spanien  JER Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Deutschland  NÜN Vereinigtes Konigreich  BRH Deutschland  NÜR Belgien  SPA Japan  FUJ
7 7 DNF 5 10 9 12 11
1988 Brun Motorsport Porsche 962 Spanien  JER Spanien  JAR Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Tschechien  BRÜ Vereinigtes Konigreich  BRH Deutschland  NÜR Belgien  SPA Japan  FUJ Australien  SAN
DNF 9 DNF 6 DNF
1989 Brun Motorsport Porsche 962 Japan  SUZ Frankreich  DIJ Spanien  JAR Vereinigtes Konigreich  BRH Deutschland  NÜR Vereinigtes Konigreich  DON Belgien  SPA Mexiko  MEX
18 13 6 4 DNF DNF 7
1990 Brun Motorsport Porsche 962 Japan  SUZ Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Belgien  SPA Frankreich  DIJ Deutschland  NÜR Vereinigtes Konigreich  DON Kanada  MOT Mexiko  MEX
DNF DNF 7 DNF 11 DNF 12 DNF DNF
1991 Brun Motorsport Porsche 962 Japan  SUZ Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Deutschland  NÜR Frankreich  MAG Mexiko  MEX Japan  AUT
DNF 10 10 7 DNF

Einzelergebnisse in der DTM

Bearbeiten
Saison Team Hersteller 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Punkte Rang
1984 Jägermeister Brun Motorsport BMW  BMW Belgien  ZO1 Deutschland  HO1 Deutschland  AVU Deutschland  MAI Deutschland  WUN Deutschland  NÜ1 Deutschland  NOR Deutschland  NÜ2 Deutschland  DIE Deutschland  HO2 Belgien  ZO2 Deutschland  NÜ3 44 13.
4 7 3 DNF 27

Literatur

Bearbeiten
  • Martin Gruhler: Der den Ton angibt. Porträt Walter Bruns zu seinem 70. Geburtstag in: Motorsport aktuell, Heft 44/2012, S. 46.
  • Günther Wiesinger: Walter Brun: Mit Vollgas in den Abgrund. Porträt Walter Bruns zu seinem 50. Geburtstag in: Motorsport aktuell, Heft 48/1992, S. 8.
  • Life for Racing (2002) Aktiv Verlag ISBN 3-909191-26-6
  • Brun Motorsport Edition Walter Brun (2022) Sportfahrer-Verlag ISBN 978-3-945390-11-5
Bearbeiten
Commons: Walter Brun – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. SRF bringt Beitrag über ehemaligen Rennfahrer und heutigen Stanser Gastwirt Walti Brun. In: Luzerner Zeitung. 12. Juli 2021, abgerufen am 14. Juni 2024 (Schweizer Hochdeutsch).
  2. Günther Wiesinger: Walter Brun: Mit Vollgas in den Abgrund. Porträt Walter Bruns zu seinem 50. Geburtstag in: Motorsport aktuell, Heft 48/1992, S. 8.
  3. Zum gesamten Abschnitt vgl. Motorsport aktuell, Heft 44/2012, S. 44.