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Lehmann [1]

[222] Lehmann, 1) Christoph, geb. 1568 in Speier, wurde dort Stadtschreiber u. st. 1638; er schr.: Speiersche Chronik, Frankf. 1612; u. Aufl. von J. M. Fuchs, ebd. 1698 u. 1711; Poetischer Blumengarten, Lüb. 1639. 2) August Erdmann, geb. 3. Apr. 1765 in Amtiz bei Guben, erlernte die Kochkunst daselbst, wurde dann Restaurateur in Dresden, nachher Lehrer der Kochkunst daselbst u. st. 10. Dec. 1845. Er schr.: Kochbuch, Dresd. 1813, 12. Aufl. Lpz. 1859, u. Kleines praktisches Kochbuch, Lpz. 1827, 6. Aufl. ebd. 1854. 3) Johann Gottlob, Mineralog, studirte Physik, Chemie u. Medicin; wurde unter Friedrich II. preußischer Minenrath; 1754 Mitglied der Akademie in Berlin; ging 1761 als Akademiker nach Petersburg u. st. daselbst 22. Jan. 1767, bei einem chemischen Versuche durch Arsenikdünste erstickt. Er schr. u. A.: Abriß der Mineralogie, Berl. 1759 (französisch von Holbach, Par. 1759). Mehrere andere chemische u. mineralogische Schriften von ihm wurden ins Französische übersetzt u. in den 9. Theil der Collection academique aufgenommen. 4) Johann Georg, geb. 1765 in der Johannismühle bei Baruth, Sohn eines Müllers; er wurde erst Mühlknappe, dann Schreiber u. hierauf Soldat, bald Compagnieschreiber u. besuchte, als sein Regiment nach Dresden zu stehen kam, die dortige Kriegsschule. Hier wurde er zu mehreren topographischen Arbeiten gebraucht u. nahm 1793 als Sergeant seinen Abschied, wurde nun Landmesser im Erzgebirge, machte in dem Gebrauch des Meßtisches große Verbesserungen, erfand eine neue Methode, Bergabhänge zu zeichnen, u. gründete darauf seine Lehre der Situationszeichnung (Lehmann'sche Manier), welche wegen ihrer Vortheile bei der Planzeichnung von fast allen Armeen Europas angenommen wurde (s. Planzeichnen). Er wurde später Straßenaufseher im Wittenbergischen Kreise, 1798 Offizier u. Lehrer bei der Ritterakademie in Dresden, 1806 Lieutenant im sächsischen Quartiermeisterstab u. machte die Schlacht bei Jena mit. 1807 wurde er Hauptmann u. wohnte der Belagerung von Danzig u. der Blockade von Graudenz bei, ging dann mit nach Warschau, wurde 1809 nach Dresden zurückberufen, 1810 Major u. Oberaufseher der Militärplankammer u. st. 6. Dec. 1811 in Dresden. Er schr.: Vorlegeblätter zur Lehre der Situationszeichnung, Dresd. 1809, 2. Ausg., ebd. 1816; Modelle der Erdoberfläche zur Lehre der Situationszeichnung, ebd. 1808; Anweisung zum Gebrauch des Meßtisches, ebd. 1812, 2. Aufl. 1828; Lehre der Situationszeichnung, herausgegeben von Fischer, ebd. 1820. 5) Carl Gotthels, geb. 7. März 1812 in Leipzig, studirte daselbst Medicin, machte 1835 wissenschaftliche Reisen nach Paris u. Wien u. habilliirte sich in Leipzig, wo er Vorlesungen über Chemie u. Physik für Mediciner hielt; 1843 wurde er außerordentlicher Professor der Medicin u. Lehrer der pathologisch-chemischen u. mikroskopischen Untersuchungen an der Klinik, erhielt 1845 die Nominalprofessur für physiologische u. pathologische Chemie, wurde 1854 ordentlicher Professor in der medicinischen Facultät u. folgte 1856 einem Rufe als Professor der Chemie nach Jena. Er hat sich bes. um die physiologische Chemie hohe Verdienste erworben. Er schr.: Taschenbuch der Chemie, Lpz. 1841, 6. Aufl. 1854; Lehrbuch der physiologischen Chemie, ebd. 1841–53, 3 Bde. (wurde von der Akademie der Wissenschaft in Paris mit einem Preise gekrönt); Handbuch der physiologischen Chemie, Lpz. 1854, 2. Aufl. 1859. 6) Peter Martin Orla, geb. um 1812, studirte die Rechte, war Mitredacteur des Blattes Fädrelandet, agitirte 1840 als Provinzialständemitglied für eine ständische Reichsverfassung u. wurde 1841 wegen einer in Nykiöbing auf Falster bei einer Wahlversammlung gehaltenen Rede in Untersuchung gezogen u. im Jan. 1842 zu drei Monat Gefängniß verurtheilt, im Sommer 1845 aber wegen einiger, bei dem skandinavischen Feste in Kopenhagen gehaltenen Reden seiner Stellung als dänischer Gerichtsanwalt entsetzt. Bei den Ereignissen, welche dem Jahre 1848 u. der Veränderung der Dinge in Dänemark vorausgingen, war L. mit Tscherning, Knuth u. Monrad die Seele der Agitation u. der Kern der dänischen Nationalpartei, half die Märzbewegung in Kopenhagen herbeiführen, war vorzüglicher Stimmführer im Casino u. wurde bei der Veränderung der Regierung am 22. März 1848 Minister ohne Portefeuille im Casinoministerium, reichte aber mit seinen Collegen, da ihr Programm, Dänemark bis zur Eider, auf Hemmnisse stieß, im November seine Entlassung ein u. wurde Kreisamtmann im Amte Veile in Jütland. Als im April 1849 die Affaire bei Kolding stattfand u. er in dieser Stadt die Bürger zum Widerstande gegen die Preußen angefeuert hatte, wurde er verhaftet u. nach dem Schlosse Gottorp gebracht, jedoch bald wieder in Freiheit gesetzt. 1851 wurde er für das Volksthing im Amte Veile, 1854 für Kolding u. 1856 in den Reichsrath gewählt. 7) Johann Georg Christoph, Professor u. Director des Botanischen Gartens in Hamburg; er schr.: Monogr. generis primularum, Lpz. 1817; Plantae e familia asperifoliarum nuciferae, Berl. 1818; Generis nicotianarum hist., Hamb. 1818; Monogr. gen. potentillarum, ebd. 1820, Suppl. 1835; Novarum et minus cognit. stirpium Pugill. I.–VIII, ebd. 1831–44. 8) Heinrich, geb. 1814 in Ottensee bei Altona, Historienmaler in Paris, unter Ingres gebildet, Künstler der neuesten französischen Schule. Werke: Die Tochter Jephtas, vom Herzog von Orleans für 15,000 Francs angekauft; der Tod Roberts des Starken, in der Nationalgallerie zu Versailles. 9) Alexander, geb. in [222] Dorpat 1814, reiste als Botaniker im nördlichen Asien u. st. 12. Sept. 1842 in Simbirsk.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 222-223.
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