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Altŏna

[376] Altŏna, Stadt im Herzogthum Holstein, nach Kopenhagen größte des dänischen Staates; dicht an der Hamburger Vorstadt St. Paula (Hamburger Berg). Behörden sind: Oberpräsidium, Stadtmagistrat u. Obergericht, Niedergericht, Consistorium, Wechselgericht u. Polizeiamt; ferner Gymnasiarchalgericht, Justizdirection des Lottos, das hochdeutsche Judengericht, an der Spitze steht ein Oberpräsident. A. ist größtentheils nach holländisch-niederdeutscher Manier gebaut; es hat 6 Plätze u. 85 Straßen, welche fast sämmtlich gerade, breit u. belebt sind; bes. zeichnet sich die Palmaille, ein breiter, gerader Spatziergang nach Ottensen hin, mit doppelten Lindenalleen, auf beiden Seiten mit Häusern besetzt, aus, inmitten derselben das 1852 errichtete eherne Standbild des 1845 verstorbenen Grafen Konrad von Blücher-Altona (s.d.). A. hat 1 große u. 1 kleinere lutherische, 1 reformirte, 1 katholische u. 1 Kirche der Brüdergemeinde, 2 Synagogen (1 der portugiesischen, 1 der deutschen Juden), Rathhaus, Schauspielhaus, Bankinstitut, Lottohaus, 1 akademisches Gymnasium (1736 gestiftet, 1771 neu eingerichtet), anatomisches Theater, Hebammeninstitut, Tonhalle, Museum mit Lesezimmer u. Concertsaal-Stadtkrankenhaus, Waisenhaus, gräflich Reventlowisches Armenstift mit Kirche zum Heiligen Geist, Versorgungsanstalt für Alte, Schwache u. unheilbare Kranke, Sparkasse u. Unterstützungsinstitut, Juvalidenhaus, Zuchthaus, patriotische Gesellschaft für Holstein u. Schleswig, Freimaurerloge: Karl zum Felsen. Von A. nach Kiel führt seit 1844 die Altona-Kieler Eisenbahn (König Christian VIII. Ostseebahn), mit Zweigbahnen nach Glückstadt u. Rendsburg. Sehr bedeutend ist A-s Handel bes. zur See, doch auch zu Lande, u. es ist deshalb die ansehnlichste Nebenbuhlerin von Hamburg, od. beide bilden vielmehr nur Einen Handelsplatz. A. ist Freihafen u. zollfrei; erst jenseits desselben beginnt die dänische Zolllinie; es treibt bedeutende Schifffahrt, hat viele Schiffswerften u. Reepschlägereien, außerdem aber Fabriken in Cichorien, Hüten, Tabak, Wachs- u. Segeltuch, Seife, Öl, Haartuch, Bier, Branntwein, Wolle, Baumwolle, Leder, mehrere Buchdruckereien. Als Zeitung erscheint hier der Altonaer Mercur, eine der ältesten Deutschlands (s. u. Zeitungen). A. rechnet im Kleinhandel nach Mark zu 16 Schillingen à 12 Pfennigen lübisch- od. dänischem Courant (Altonaer Münzfuß). Die Handelsbücher werden aber, wie in Hamburg, nach Mark Banco geführt, obgleich dies nach dem dänischen Münzpatent von 1854 gesetzlich nach Rigsdalern à 6 Mark à 16 Schillinge geschehen sollte. Cursirende Münzen sind das dänische, lübische u. schleswig-holsteinische Courant; preuß. Courant u. Gold (Louis-d'or) werden auch nach dem Curs genommen. A. wechselt ganz wie Hamburg. Maße u. Gewichte sind die von Hamburg, rechnet jedoch die Schiffsvermessungslast = 5200 Pfund dänisch. Ciuwohner: 32,100, verschiedener christlicher Confession, auch Juden (2500, darunter 70 portugiesische), deren Oberrabiner die kirchliche Aufsicht über alle Juden in Holstein, Hamburg etc. hat. Dicht dabei liegt Rainvilles Garten (Vergnügungsort), die Dörfer Ottensen, mit großer Kirche, welche als 2. Stadtkirche betrachtet wird; auf dem Kirchhofe Klopstocks u. seiner beiden Frauen Grab, Neumühlen (beide noch zu Altona gehörig), weiter am hohen Thalrand der Elbe hinab Flottbeck, Nienstädten u. Blankenese (s.d. a.). – A. war ursprünglich als Dorf entstanden u. erhielt seinen Namen von dem es von Hamburg trennenden Bach Altenau. 1547 brannte A. ab; 1601 wurde es Mennoniten, Reformirten, [376] Katholiken u. Juden gestattet, sich hier niederzulassen, u. 1604 erhielt es den Namen u. die Rechte eines Marktfleckens. 1640 fiel A. durch Aussterben des Hauses Holstein-Schauenburg an Dänemark. 1664 bekam es Stadtrechte. Den 20. Juni 1689 ward hier der Altonaer Tractat geschlossen, vermöge dessen der, durch den König von Dänemark vertriebene Herzog Christian Albrecht von Holstein wieder in seine Rechte eingesetzt wurde, s. Holstein (Gesch.). Am 9. Jan. 1713 brannte der schwedische General Steenbock A. zur Repressalie von Stade, das die Dänen genommen hatten, ab, so daß nur 30 Häuser stehen blieben. Wieder aufgebaut vermehrten sich in einem langen Frieden A-s Privilegien u. Wohlstand, bes. zur Zeit des Nordamerikanischen u. noch mehr des Französischen Revolutionskrieges. Am 18. Febr. 1844 ward die Eisenbahn bis Kiel eröffnet. A. schloß sich im März 1848 der Bewegung an, welche in Schleswig-Holstein ausbrach, u. preußische Truppen besetzten am 8. April die Stadt; 1849 erhielt A. holsteinische Besatzung, welche am 6. Febr. 1851 die Stadt räumte, um österreichischen Truppen Platz zu machen, die bis 20. Februar 1852 die Garnison bildeten. Am 5. December 1855 große Feuersbrunst. Vergl. Schmidt, Versuch einer historischen Beschreibung A-s, Alt. 1747; Prätorius, Merkwürdigkeiten der Stadt A., ebd. 1780; Bolten, Historische Kirchennachrichten von A., ebd. 1790; Gähler Beschreibung von A., ebd. 1802; Beitrag zu der Geschichte von A. während der Einschließung von Hamburg im Winter 1813 u. 14, ebd. 1815.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 376-377.
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