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Jura [2]

[189] Jura, 1) (gr. Jurassos, Joras, a. Geogr.), Nebengebirg der Alpen; schied die Sequaner von den Helvetiern; jetzt noch Jura; 2) (n. Geogr.), der mittlere Scheitelgebirgszug des südwesteuropäischen Gebirgslandes. Er beginnt an der Rhone bei St. Genis, besteht aus Jurakalk, ist zerklüftet, höhlenreich u. gipfelarm u. erstreckt sich, 100 Meilen lang: Anfangs nordöstlich, dann nördlich, bis an den obern Lauf des Mains. Der Durchbruch des Rheins theilt ihn in zwei Abtheilungen. a) Der Französische od. Schweizerische J., zwischen Rhone u. Rhein, ist 40 Meilen lang, 5–10 Meilen breit, hat nordöstliche Richtung u. besteht aus vielen durch enge u. steile Längenthäler getrennten Parallelketten, von denen die östliche die höchste u. schmalste ist, u. welche von der Rhone bis zum Genfersee von 3500–5000 Fuß aufsteigen, von da an allmälig niedriger werden, nördlich vom Neufchateler See aber in eine Plateaufläche übergehen. Die Gipfel erheben sich wenig über den Hauptrücken. Die höchsten Punkte sind der Pré de Marmiers, 5300 Fuß hoch, Mont Credoz, 5210 F., Reculet, 5196 Fuß, Mont Tendre, 5170 F., M. Chasseron, 4976 F., M. Chasseral, 4936 F., M. Suchet, 4800 F., etc. Nach Süden, Südosten u. Norden fällt er steil ab, nach Nordwesten geht er allmälig in Hochflächen von 1000 F. Höhe über, welche ihn mit den Vogesen verbinden. b) Der Deutsche J., zwischen Rhein u. Main, 60 Meilen lang, ist plateauartig, fast ganz ohne Kettenbildung u. Längenthäler, hat dagegen viele Querthäler, die ihn zuweilen ganz durchschneiden. Er fällt nach Westen steiler ab als nach Osten. Die Höhe nimmt nach Norden zu ab. Durch die Durchbrüche der Donau u. der Altmühl wird er in drei Theile getheilt: aa) Der Schwarzwaldjura, zwischen Rhein u. Donau, 5 Meilen lang, eine Plateaufläche, nach Osten von der baierischen Ebene nicht scharf gesondert, im Westen mit dem Schwarzwalde zusammenhängend; sein östlicher Theil bildet das Hegau, sein westlicher das Klettgau. bb) Der Schwäbische J. zieht von Tuttlingen aus längs der Donau bis zur Altmühl hat nordöstliche Richtung, ist 35 Meilen lang, 41/2 Meile breit, fällt von 2100 F. allmälig bis zu 500 Fuß ab; der Abfall gegen den Neckar ist steil, gegen die Donau sanft u. terrassenartig. Er wird durchbrochen von der Fils, Lontel, Brenz u. Wernitz. Er ist felsig, enthält wenig Ackerland, geringe Bevölkerung, dürftigen Getreidebau, kaum Weideland. Er führt verschiedene Namen: der Heuberg, bis nach Sigmaringen u. Hechingen, die höchste Masse, mit dem [189] Ober-Hohenberg, 3160 F. hoch, Schafberg 3120 F., Hohenzollern 2660 F.; die Rauhe Alp, bis zur Lontel u. Fils, mit dem Förenberg 2650 F., Teck 2390 F., Hohen-Neuffen 2290 F., Achelm 2190 F.; das Aalbuch, bis zum Brenz- u. Kocherthale, reich bewaldet u. angebaut, mit dem Kocherberg 2330 F., Hohen-Rechberg 2220 F., Hohen-Stauffen 2140 F.; das Härdtfeld, jenseit der Brenz bis zur Wernitz. cc) Der Fränkische J., zwischen Altmühl u. Main, mit Nordrichtung, 20 Meilen lang, 4 Meilen breit. Seine Scheitelhöhe bleibt fast überall unter 1500 F., u. er erhebt sich nur wenige hundert Fuß über seine Umgebung, daher er nur durch die Tiefe u. Steilheit seiner Thäler ein gebirgsartiges Ansehen erhält. Merkwürdig sind die zahlreichen Höhlen mit Thierknochen, namentlich bei Muggendorf u. Gailenreuth (Fränkische Schweiz, s.d.). Nach Osten in das Plateau der Oberpfalz dacht er sich allmälig ab, steil nach Westen in die Fränkische Terrasse. Ihn durchschneidet der Ludwigskanal. Vgl. K. U. v. Salis Marschlin, Streifereien durch den Französischen J., Winterth. 1805, 2 Thle.; Quenstedt, Der J., Tübingen 1856 ff. 3) Französisches Departement nach J. 2) benannt, grenzt an die Departements Doubs, Haute-Saône, Côte d'Or, Saône et Loire u. Ain u. an den Schweizercanton Waadt u. ist aus einem Theil der Franche Comté gebildet; 91, 5 QM., gebirgig durch den J., der zwei Drittheile des Landes bedeckt u. demselben in nordwestlicher Abdachung eine dreifache Gestalt gibt: das Niederlandan den Westgrenzen u. nur drei Lieues breit, dann das gegen vier Lieues breite Stufenland u. das hohe Gebirgsland, fast so breit wie jene beiden zusammen; bewässert von dem Ain mit Bienne, der Seille, dem Doubs mit la Loue, dem Oignon u. mehrern kleinen Seen; auch am Kanal du Rhone an Rhin hat das Departement Antheil. Das Klima ist rauh u. kälter als nach der geographischen Breite zu erwarten wäre; die Luft sehr scharf, trocken u. rein; der Boden im Niederlande u. den ersten Gebirgsstufen fruchtbar, auf dem Gebirge steinig. Producte: von Wild gibt es noch Wölfe, Bären, wilde Katzen. Hafen, von zahmen Thieren bes. Rindvieh, dann Schafe, Schweine, Pferde, Ziegen, Esel, Maulesel, Bienen; der Landbau liefert hauptsächlich Weizen, Wein (von Arbois, Salins, Chateau-Chalon, Lons le Saulnier), der nebst Wallnüssen einen Ausfuhrartikel bildet, Kartoffeln, Hafer, Gerste, Mais, Hirse, Öl- u. Hülsenfrüchte u. Hanf; aus dem Mineralreich werden Eisen, Salz (Salinen von Salins), Marmor, Alabaster, Gyps, Mühl- u. Bausteine, Schiefer, Porzellanerde, Thon u. Torf gewonnen; die Industrie liefert Eisen-, Stahl-, Quincaillerie- u. Drechselwaaren, Uhren, Kattun, Wollen- u. Baumwollenwaaren, Hüte: der Handel vertreibt Wein, Holz, Vieh, Holz- u. andere Waaren; viele Bewohner des Gebirgs gehen auch in das innere Frankreich theils als Hausirer, theils als Arbeiter; 296, 700 Ew., die zum Sprengel des Bisthums Besançon gehören. Eintheilung in die vier Arrondissements Lons le Saulnier, Dole, Poligny u. St. Claude. Das Departement gehört zur 7. Militärdivision u. zum 3. Militärobercommando (Nancy); Hauptstadt Lons le Saulnier. 4) Nebenfluß der Memel; kommt aus dem russischen Gouvernement Kowno, tritt in den Regierungsbezirk Gumbinnen (Ostpreußen) u. mündet hier rechts oberhalb Ragnit; nur im Frühling schiffbar, sonst kaum flößbar. 5) Insel der Südlichen Hebriden, von der gegenüberliegenden schottischen Grafschaft Argyle durch den Jurasund, von Islay durch den Islaysund getrennt, 4 QM.; im Innern vegetationsloses Gebirge aus Quarzfelsen, das sich bis 2500 F. erhebt, u. von dem herab kurze Flüßchen in nackten Felsbetten dem Meere zustürzen. Von Thieren gibt es nur Adler, Ziegen u. einige Damhirsche. Die Westküste, in welche der an Schellfischen reiche Meerarm Loch Tarbert tief einschneidet, ist wild, rauh u. unbewohnt, hat aber einen vorzüglich seinen Sand, der zur Glasfabrikation verwandt wird; nur ein schmaler Strich der Ostseite ist bewohnt von kaum 500 Ew.; an der Ostseite ist die Small-Isles-Bai. 6) Insel der nördlichen Cycladen im Archipel, das alte Gyaros, s.d.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 189-190.
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