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Savoyen [2]

[22] Savoyen (Gesch.). Der Name S. stammt von Sapaudia, einem Gebiet der Allobroger, östlich der Rhone, ab u. kommt zuerst im 4. Jahrh. n.Chr. bei Ammianus Marcellinus vor. Die Römer, welche es 122 v. Chr. erobert hatten, rechneten S. zu der Regio nona in Gallia transpadana. Außer den Allobrogen wohnten die Centroner, Branovicer, Nantuater, Latobriger u.a. Völker hier, welche durch J. Cäsar unterworfen waren. Von der römischen Herrschaft kam S. 413 n.Chr. zum Königreich Burgund, u. nachdem das Burgundische Königshaus 561 gestürzt war, mit Bourgogne, Dauphine u. einem Theil der Provence unter Beibehaltung des Namens Burgund an eine Linie der Fränkischen Könige (s. Burgund S. 480) u. 879 beim Zerfall des Königreichs zu Oberburgund (Arelat), mit diesem aber 1033 zu Deutschland, u. die Kaiser ließen das Land durch Statthalter regieren; solche waren die Markgrafen von Susa, Grafen von Maurienne, von Turin, von Chablais, von Susa; alle waren Reichsvasallen. Unter ihnen war der Markgraf von Susa der mächtigste; dieser Stamm erlosch aber schon 1036 mit Maginfried, welcher einen großen Theil der Lombardei besaß. Von da ab ging das Übergewicht auf die Grafen von Maurienne über, welche als die Stammväter der Grafen u. Herzöge von S. gelten u. deren Nachkommen durch Heirathen u. Lehnserwerbungen nach u. nach ganz S. unter ihre Herrschaft vereinigten. Als erster Graf von Maurienne gilt Beroald, ein Sachse, vom König Rudolf III. von Arelat zum Statthalter ernannt; er st. 1027. Humbert I., nach Ein. der Sohn des Vor., nach And. des Grafen Manasse u. der Irmengarde, erhielt von seinem Stiefvater König Rudolf III. die Grafschaft Maurienne u. vom König Konrad dem Salier, nachdem Arelat an denselben gefallen war, 1034 die Herrschaft Chablais, das Walliserland, Pingre u. Guichenon zu Lehn; er st. 1084. Sein Sohn, Amadeus I., der Schwanz, bis 1072, brachte durch Vermählung mit Adelheid, der Tochter Maginfrieds, Susa, Aosta u. Turin an sein Haus. Humbert II., der Starke, des Vor. Sohn, bis 1108, unterwarf sich 1097 die Herrschaft Tarantaise; seiner Mutter Adelheid wegen stand er sowohl bei dem Kaiser als bei den Päpsten in großem Ansehen. Unter seinem Sohne Amadeus II. wurden 1111 seine Besitzungen durch Kaiser Heinrich IV. zur Reichsgrafschaft erhoben, u. seitdem kam der Name Grafen von S. in Gebrauch; Amadeus machte 1147 mit dem König Ludwig von Frankreich einen Zug nach dem Heiligen Lande u.st. 1148 auf Cypern. Humbert III., der Heilige, des Vorigen Sohn, 1148–88, gerieth mit Guignes V., Grafen von Albon, 1153 in einen Krieg, gewann gegen ihn die Schlacht bei Montmelian, eroberte diesen Platz u. mußte 1162 mit dem Kaiser Friedrich I. gegen Mailand ziehen. Weil er sich für den Papst Alexander III. gegen Octavian erklärt hatte, so strafte ihn der Kaiser Friedrich I. dadurch, daß er den Bischöfen von Turin, Maurienne u. Tarantaise die Lehn über die Güter in ihren Diöcesen gab u. sie zu Reichsfürsten ernannte, wodurch der Graf die Oberherrschaft über sie verlor. Thomas I., Sohn des Vorigen, hielt es in dem Streit zwischen Philipp von Schwaben u. Otto von Braunschweig um die Krone Deutschlands mit Ersterem, welcher ihn dafür mit Quiers, Estonne in Piemont u. Modon im Waadtlande belehnte; auch erwarb er das Schloß Saillon u. alles Gebiet von dem Lausanner See bis zum Bernhardsberge. 1224 erhob ihn der Kaiser Friedrich II. zum Reichsvicarius der Lombardei; er brachte die Stadt Chambery[22] durch Kauf, Rumilli, Val des Cles, Bornans u.a. Gebiete durch Heirath an S., baute Villefranche u. Pignerol u.st. 1233. Amadeus III., des Vor. Sohn, war ein Treuer des Kaisers Friedrich II., welcher ihn 1241 zum Herzog von Chablais u. Aosta erhob, aber seine Bemühungen den Kaiser mit dem Papste zu versöhnen waren erfolglos. Vom Kaiser erhielt er 1247 Rivoli, weil er den von dem Papste aus Frankreich zur Unterstützung der aufständischen Mailänder nach Italien gerufenen Truppen den Durchgang durch sein Gebiet verweigert hatte; doch ergriff er nach dem Tode Friedrichs II. die Partei des Papstes u.st. 1253. Für dessen unmündigen Sohn Bonifacius führten seine Mutter Cecilie von Beaux u. sein Oheim Thomas, Graf von Piemont, die Regentschaft bis 1259. Bonifacius führte mit dem Markgrafen von Montserrat, welcher 1262 Turin eroberte, Krieg, gerieth in Gefangenschaft u.st. 1263. Ihm folgte sein Oheim Peter, Graf von Raumont, der siebente Sohn des Grafen Thomas I.; er gewann Turin wieder, wurde von seinem Schwager, dem deutschen Könige Richard, mit beträchtlichen Gebieten belehnt u. zum Reichsstatthalter in Italien ernannt u. brachte fast das ganze Waadtland unter seine Herrschaft; da er 1268 kinderlos starb, so folgte ihm sein jüngerer Bruder Philipp I., welcher 1280 die Residenz von Chablais nach Turin verlegte. Dieser nahm sich der Berner an, welche Rudolf von Habsburg unterwerfen wollte, wodurch er den Groll des nachmaligen Kaisers Rudolf gegen das Haus S. reizte. In dem Kriege, welchen er zum Schutze Berns führte, eroberte er Nyon, auch erwarb er die Schlösser Lovanel, Nys u. la Tour de Terny u. die Stadt Morat; von Burgund kaufte er aber 1276 das Schloß Dole. Einen nochmaligen Krieg führte er mit Kaiser Rudolf 1282 wegen seiner Schwester Margarethe, Gräfin von Kyburg, deren Besitzungen Rudolf in Anspruch nahm; die Feindseligkeiten wurden durch Vermittelung des Papstes Martin IV. 1283 geschlichtet, Philipp behielt die strittigen Gebiete, seine Nachfolger sollten aber Kaiser Rudolf u. dessen Erben für ihren Lehnsherrn anerkennen. Da auch Philipp bei seinem Tode 1285 keine Nachkommenschaft hinterließ, so vererbte die Herrschaft von S. auf die Kinder seines älteren Bruders Thomas, u. dieser wurde so Stammvater des jetzigen Hauses S. Der älteste Sohn desselben, Thomas, war aber bereits 1282 gestorben, u. obgleich er Söhne hinterlassen hatte, von denen der älteste, Philipp, ihm in Piemont gefolgt war, so fiel doch S. nach dem Testamente Philipps auf den noch lebenden zweiten Sohn des älteren Thomas, Amadeus IV., den Großen, welcher bis 1323 regierte. Das Haus S. theilte sich nun in zwei Linien: Piemont u. S.

A) Linie Piemont. Der Stifter Thomas, zweiter Sohn des Grafen Thomas I., bis 1282, beherrschte seit dem Tode seines Vaters Maurienne unabhängig, da sein Oheim Peter die meisten Gebiete seines Staates erst wieder zurückerobern mußte, sein Vater Thomas dagegen seine Besitzungen so vermehrt hatte, daß er seine Selbständigkeit behaupten konnte. Er brachte das Schloß von Pignerol u. das Thal Perouse an sein Haus. Wegen Turin hatte er einen langwierigen Krieg mit dem Markgrafen Wilhelm von Montserrat, welchen er endlich 1275 überwand u. gefangen nahm. Ihm folgte sein ältester Sohn Philipp, noch minderjährig u. daher bis 1294 unter der Vormundschaft des Grafen Amadeus von S. Nachdem er die Regierung übernommen, setzte er sich durch eine schiedsrichterliche Entscheidung wegen seiner Besitzung mit S. auseinander u. führte dann in Turin eine neue Stadtverfassung ein. 1301 vermählte er sich mit Isabelle von Villehardouin, welche ihm Achaia u. Morea als Brautschatz brachte, doch überließ er 1307 das Fürstenthum Achaia an Karl II. von Neapel, welcher ihm dafür die Grafschaft Alba in den Abruzzen abtrat. Dieses Vergleiches ungeachtet hatte er doch mit den Königen von Neapel, welche als Grafen von Provence seine Nachbarn waren, langwierige Streitigkeiten, in denen ihm aber sein Schwager, Kaiser Heinrich VII., beistand. Dieser belehnte ihn mit Chablais, Aosta, Bange u. Colligny u. erhob ihn u. sein Haus in den Reichsfürstenstand. Seiner Streitbarkeit wegen stand er in großem Ansehen u. übte einen mächtigen Einfluß auf die Nachbarstaaten aus. Durch Verträge mit dem Dauphin von Vienne u. Matteo Visconti von Mailand brachte er ansehnliche Gebiete an sein Land, von dem König Robert von Neapel eroberte er 1320 Tossavo. Er st. 1324. Sein Sohn Jakob setzte mit Amadeus IV. von S. den Krieg gegen Neapel fort; 1340 gewann er vom Markgrafen von Saluzzo einiges Landgebiet u. die Lehnshoheit über einige Parcellen. Wegen eigenmächtiger neuer Zölle gerieth er mit Amadeus V. 1360 in Krieg, wurde geschlagen u. gefangen u. mußte als Lösegeld ganz Piemont abtreten, welches ihm aber Amadeus 1363 freiwillig zurückgab. Sein ältester Sohn Philipp verbündete sich mit dem Markgrafen Friedrich von Saluzzo gegen ihn; deshalb wurde er aber 1364 enterbt. Amadeus, sein zweiter minderjähriger Sohn, welcher ihm 1386 unter der Vormundschaft des Grafen Amadeus V. von S. folgte, schloß 1391 mit den Fürsten von Achaia u. Morea Verträge, um sich das Eigenthumsrecht zu sichern, doch hat er die Besitznahme nie vollzogen u.st. 1402. Ludwig, Bruder des Vor., stiftete. 1405 die Hochschule in Turin; da er kinderlos war, so erlosch mit ihm 1418 seine Linie u. Piemont fiel an S.

B) Linie Savoyen. Amadeus IV. (V.), der Große, seit 1285. Sein Bruder Ludwig fing der Landestheilung wegen einen Streit mit ihm an, welcher durch Schiedsrichter geschlichtet wurde, er trat dem Bruder das Waadtland, doch ohne Landesherrlichkeit, ab; darauf gerieth er mit Humbert I., Dauphin von Vienne, u. dem Grafen von Genevois in Krieg wegen der Gerichtsbarkeit über Genf, welche er behauptete, u. trug 1315 viel zum Ersatz von Rhodus bei. Er vermehrte theils durch Ankauf, theils durch Eroberungen u. Vermählungen sein Gebiet, durch die Grafschaft Asti u. die Herrschaften Bresse, Ivrea u. Reuermont. Als Anhänger des Kaisers Heinrich VII. wurde er von demselben zum Reichsfürsten u. Reichsvicar in Italien erhoben, verordnete durch ein Testament 1307 die Untheilbarkeit seiner Staaten u. führte das Erstgeburtsrecht ein. Ihm folgte 1323 sein ältester Sohn Eduard; er verlor 1325 eine Schlacht bei Varey gegen Guigues VII., Dauphin von Vienne, wodurch er einen beträchtlichen Verlust an Land erlitt; seine kurze Regierung war durchaus kriegerisch, u. der Staat gerieth dadurch in große Schulden. Ihn beerbte 1229 sein Bruder Aimon; die Fehden mit dem Dauphin endigte er 1334 durch[23] den Frieden von Lyon; auch mit Saluzzo verglich er sich 1335 u. blieb im Besitz der Lehnsherrlichkeit. Bald entstanden aber neue Uneinigkeiten mit dem Dauphin, welche durch einen zweiten Vertrag 1337 endlich ausgeglichen wurden. Darauf leistete Aimon dem Könige von Frankreich Beistand gegen England u. vermittelte 1840 den Frieden zwischen beiden; er st. 1348. Amadeus V. (VI.), der Grüne Graf, wegen seiner Lieblingsfarbe in Turnieren (nach And. wegen seiner grünen Rüstung), des Vor. Sohn; führte gemeinsam mit seinem Vetter Jacob von Piemont glückliche Kriege gegen das Haus Anjou u. Neapel wegen der Gebiete, welche dieses im Piemontesischen besaß. Die Königin Johanna von Neapel schloß mit Luchino Visconti von Mailand u. mit dem Markgrafen von Saluzzo ein Bündniß gegen S., u. es kam zum Krieg, doch starb Luchino bald darauf, u. nun wurde 1349 Friede zwischen S., Mailand u. Saluzzo geschlossen. Dem Könige von Frankreich stand Amadeus gegen England bei, daher war er angesehen bei dem französischen Hofe u. beseitigte für immer die Streitigkeiten zwischen S.u. der Dauphiné. Durch die Thätigkeit seines Ministers Wilhelm de la Baume besaß er stets Geld im Überfluß u. konnte große Summen zum Ankauf neuer Länder verwenden, so kaufte er von seiner Mutter, Katharina von S., die Herrschaft Waadtland u. mehre Güter. Dem Markgrafen Friedrich von Saluzzo, welcher ihm die Lehnshuldigung versagte, bekriegte er 1360; zwar kam 1363 ein Vergleich zu Stande, wornach der Markgraf von Saluzzo die Huldigung leistete, bald aber rief er englische Freibeuter zu seinem Beistande nach Italien, welche in Piemont einfielen u. den Grafen gefangen nahmen; dieser mußte sich mit 180,000 Gulden lösen u. ihren Abzug erkaufen. 1366 zog er zum Beistand des griechischen Kaisers Johannes Pakäologos gegen die Türken, schlug dieselben u. eroberte Gallipoli, dann wandte er sich gegen den König von Bulgarien, befreite den Kaiser Johannes aus der Gefangenschaft u. führte denselben 1367 nach Constantinopel zurück. Hierauf gerieth er 1872 wieder mit Galeazzo von Mailand in Krieg, wurde auch vom Kaiser u. von dem Papste zum Feldherrn wider Galeazzo ernannt, doch richtete er wenig aus, u. 1375 kam ein Friede u. 1378 ein Bündniß zwischen Mailand u. S. zu Stande. Den abgefallenen Markgrafen von Saluzzo nöthigte Kaiser Karl IV. zur Erfüllung seiner Lehnspflicht gegen Amadeus, vermittelte den Frieden zwischen Venedig u. Genua, mit welcher letzteren Republik er dann ein Bündniß schloß, u. leistete dem Herzog Ludwig von Anjou Beistand auf seinem Feldzuge gegen Neapel, starb aber 1883 in Apulien. Er stiftete 1362 den Annunciatenorden. Amadeus VI. (VII.), der Rothe Graf, wegen seiner Turnier- od. Haupthaarfarbe, zog dem König von Frankreich gegen Gent zu Hülfe, mußte aber heimkehren, weil Visconti von Mailand seinen Verbündeten, den Bischof von Sitten, angegriffen hatte. Er stellte den Bischof wieder her u. züchtigte auch die Markgrafen von Saluzzo u. Montserrat, welche stets in sein Land fielen. Die Grafschaften Nizza u. Ventimiglia, dann Coni, Chivasso, Villafranca u. Barcelonette unterwarfen sich ihm freiwillig. Er st. 1391. Amadeus VII. (VIII.), der Friedfertige, sein unmündiger Sohn, folgte, über welchen seine Großmutter, Bona von Burgund, die Vormundschaft führte; als Verlobter der Tochter des Herzogs von Burgund genoß er den Schutz Frankreichs u. Burgunds. Während der Vormundschaft machte Amadeus VII. große Ländererwerbungen, er kaufte 1400 die Grafschaft Genevois von dem Grafen Otto Villars, erwarb 1402 von Humbert VII. die Schlösser Villars, Loyes, Poncin, Cerdon, Montreal, Arbent, Matafilon, Beauvoir u. alles was jenseit der Saone lag. Seiner Verwandtschaft wegen wurde er in die innerlichen Kriege Frankreichs verwickelt, wobei sein Beistand von allen Parteien eifrig gesucht wurde. Am französischen Hofe u. bei dem Kaiser Sigismund, welcher ihn 1415 zum Herzog erhob, galt er viel. Als 1418 die Piemontesische Linie (s. oben S. 23) ausstarb, fielen deren Besitzungen an Amadeus; er erwarb auch als Entschädigung für den Kriegszug seines Vaters nach Neapel Nizza, Villafranca u. das ganze Küstenland, von dem Erzbischof von Besançon 1421 Cossonnai. Gegen den Markgrafen von Saluzzo u. die Markgrafen von Ceva behauptete er die Lehnsherrlichkeit. Kaiser Sigismund schützte ihn gegen die Ansprüche des Prinzen von Oranien u. ertheilte ihm 1423 das Privilegium de non appellando, wofür er dem Kaiser Hülfsvölker gegen die Hussiten in Böhmen sendete. In Frankreich wurde er in den Streitigkeiten der mächtigen Kronvasallen stets zum Vermittler angerufen, unterstützte 1428 Venedig mit 14,000 M. gegen Mailand, u. der Herzog von Mailand mußte ihm in einem Friedensvertrage 1427 Vercelli überlassen Dabei verbesserte er die Gesetze, stellte viele kirchliche Mißbräuche ab u. war sehr thätig bei dem Concil in Kostnitz, um eine Kirchenverbesserung zu Stande zu bringen. Kaiser Sigismund verlangte darauf von ihm, daß er gegen Venedig u. dessen Verbündeten, den Markgrafen von Montserrat, ziehen solle, als dieser den Herzog von Mailand angriff; doch schloß der Markgraf mit ihm 1433 den Vertrag von Tonon, nach welchem er mehre Schlösser u. alle seine Besitzungen jenseit des Po abtrat, wofür der Herzog Amadeus ihn mit Mailand auszusöhnen versprach. 1434 entschloß er sich sich dem beschaulichen Leben zu widmen, er übertrug im November seinem ältesten Sohne Ludwig die Stelle eines Reichsverwesers u. zog sich dann mit sechs Gefährten in die Einsiedelei zu Ripaille bei Genf zurück, wo er den Orden des St. Moritz stiftete. 1439 wurde er auf dem Concil zu Basel als Felix V. zum Papst erwählt u. trat nun seinem Sohne die Regierung von S. mit allen Hoheitsrechten völlig ab. Dieser überließ Valentinois u. Diois an Frankreich, wogegen er Faussigny erhielt, darauf gab er 1445 ein Grundgesetz, nach welchem alle Krongüter von S. unveräußerlich sein sollten. In einem Kriege wegen Mailand 1449, nach dem Tode des Herzogs Philipp, nahm er Romagno, Vigevano, Conflans u. Valenza in Besitz. Nun bat ihn die verwittwete Herzogin von Mailand gegen Sforza um Hülfe, u. er sandte ihr auch Truppen, welche aber in zwei Treffen geschlagen wurden; 1450 schloß er Frieden mit Sforza. Da sich sein Minister u. Günstling, Johann von Compeys, bei dem Adel sehr verhaßt gemacht hatte, so schlossen die Großen des Landes eine Verbindung gegen ihn u. meldeten dieses dem Herzog selbst, welcher aber die Verbindung aufzulösen befahl u. ihre Beschwerden abzustellen versprach. Aber bald wurden die Verbündeten auf Antrieb Johanns u. der Herzogin des Landes verwiesen u. ihrer Güter beraubt. Sie wendeten sich an König [24] Karl VIII. von Frankreich, welcher die Wiedereinsetzung der Vertriebenen von dem Herzog verlangte, u. da sie nicht erfolgte, gegen S. zu Felde zog. Da ging der Herzog selbst nach Frankreich, schloß 1452 den Vertrag zu Feurs mit Karl VIII., verhieß die Wiedereinsetzung der Verbannten u. verglich sich auf einem Landtag mit denselben. Als er dem Dauphin u. René von Neapel auf ihrem Zuge gegen den Herzog Sforza von Mailand den Durchzug durch S. gestattet hatte, gerieth er mit Sforza in Mißhelligkeiten, welche endlich 1454 dahin ausgeglichen wurden, daß S. alles in den Gebieten Pavia u. Novara von Mailand Eroberte zurückgab. Gleichzeitig hatte Herzog Ludwig einen kurzen Krieg mit seinem Eidam, dem Dauphin, welcher es nicht dulden wollte, daß er dem Vertrage von Feurs gemäß die verbannten Adeligen in ihre Güter wieder einsetzte. 1459 vermählte sich sein zweiter Sohn Graf Ludwig mit Charlotte, der Tochter u. Erbin des Königs Johann II. von Cypern, aber der Prinz mußte den Thron von Cypern seinem Schwager Jacob räumen (s.u. Cypern, Gesch.). Noch verursachte der dritte Sohn des Herzogs Philipp, Graf von Bresse, große Unruhen, indem er sich mit dem piemontesischen Adel gegen seinen älteren Bruder, den Thronfolger, verbündete. Auf des Herzogs Bitte lockte ihn aber der König Ludwig XI. nach Frankreich u. setzte ihn gefangen. Der Herzog starb 1465 auf einer Reise nach Frankreich in Lyon. Amadeus VIII. (IX.), der Glückselige, Sohn des Herzogs Ludwig, gerieth mit dem Markgrafen Wilhelm von Montserrat u. dessen Verbündeten, dem Herzog von Mailand, 1467 in Krieg, welcher durch Vermittelung des Königs Ludwig XI. von Frankreich in dem Frieden zu Agen beendigt wurde. Fortdauernde Kränklichkeit machte den Herzog zur Regierung unfähig, daher wurde 1468 seine Gemahlin Jolantha, die Tochter des Königs Karl VII. von Frankreich, zur Regentin ernannt. Das wollten die Brüder des Herzogs, die Grafen von Genevois, von Romont u. Bresse, nicht dulden; sie rüsteten sich, belagerten die Herzogin u. ihren Gemahl in dem Schlosse Montmelian, eroberten das Schloß u. führten den Herzog nach Chambery, die Herzogin entkam nach Apremont, wurde aber hier ebenfalls aufgehoben u. nach Grenoble gebracht. Zwar hatte die Herzogin ihren Bruder, König Ludwig XI. von Frankreich, um Hülfe gebeten, doch zögerte dieser, dagegen vermittelten Bern u. Freiburg 1471 einen Vergleich zwischen dem Herzog u. seinen Brüdern, u. die Herzogin behielt die Regentschaft, aber mit Zuziehung eines Staatsrathes, an welchem ihre Schwäger Theil hatten. Kurz darauf starb aber der Herzog 1472, u. sein Sohn Philibert I. kam 7 Jahr alt zur Regierung. Der Streit wegen der Regentschaft erneuerte sich; der junge Herzog wurde von seinen Oheimen aus Montmelian entführt, endlich aber seiner Mutter Jolantha die Regentschaft zugestanden. Die Regentin stand dem Herzog von Burgund mit 4000 M. im Kriege gegen die Schweizer 1476 bei; dieser wurde aber noch vor der Vereinigung mit den savoyischen Truppen geschlagen, u. da der Herzog von Burgund fürchtete, daß die Regentin von ihm abfallen möchte, so ließ er sie mit ihren jüngeren Kindern nach dem Schlosse Rouvre in Burgund führen. Der König Ludwig XI. von Frankreich, als Oheim des Herzogs, ordnete nun eine Regentschaft an, bemächtigte sich aber zugleich der Stadt Chambery u. des Schlosses Montmelian, doch bald darauf entfloh Jolantha aus ihrer Hast u. erhielt von Ludwig XI. beide Plätze zurück, wurde auch wieder in die Regentschaft eingesetzt. Als sie 1478 starb, entstanden neue Unruhen wegen der Regentschaft, welche bis zum Tode Philiberts I., 1482, währten. Karl I., der Kriegerische, Bruder des Vor. u. bei dessen Tode 14 Jahr alt, stand unter der Vormundschaft Ludwigs XI. von Frankreich, doch schon 1483 übernahm er die Regierung selbst. Er verfocht mit Muth 1484 seine Rechte über das Bisthum Genf gegen den Papst Sixtus IV. u. nahm dem Markgrafen von Saluzzo, welcher ihm die Huldigung verweigerte, sein ganzes Land. 1482 trug dir vertriebene Königin Charlotte von Cypern, seine Großtante, ihre Ansprüche an die Insel auf Karl über, erneuerte auch 1485 diese Schenkung, indeß Katharina hielt sich dort u. übergab 1489 die Insel an Venedig. Von dieser Schenkung rührt der Titel König von Cypern im Hause Savoyen her. Als Karl I. nach Frankreich ging, um dort diese Sache beizulegen, starb er 1489 zu Pignerol. Sein Sohn Karl II. war erst 9 Monate alt, daher führte seine Mutter, Blanca von Montserrat, die Regentschaft für ihn. Der Markgraf von Saluzzo, welcher nach Frankreich geflohen war, kehrte jetzt zurück u. nahm seine Lande wieder in Besitz. 1498 st. der junge Herzog zu Montcalier; ihm folgte Philipp II. ohne Land, der fünfte Sohn Ludwigs u. Großoheim des Vor., welcher aber schon 1497 starb. Sein Sohn u. Nachfolger Philibert II. gestattete den Franzosen freien Durchzug durch S. nach Florenz, wofür er ein Jahrgeld von 22,000 Livres genoß, u. stellte bei dem Feldzuge der Franzosen gegen Mailand diesem 600 Reiter. Er st. 1504, u. ihm folgte sein Bruder Karl III. der Gütige. An den Bischof von Sitten verlor er mehre Plätze u. dem König Ludwig XII. gab er 1507 Mannschaft u. Geschütz zur Eroberung von Genua. 1508 trat er der Ligue von Cambray bei, weil er dadurch das Königreich Cypern von den Venetianern zu erlangen hoffte. Bald darauf erhoben die Schweizer große Forderungen wegen Kriegskosten aus der Zeit seiner Vorfahren her; der Herzog zog 1510 mit einem Heere nach Genf, doch ließ er sich bald in Unterhandlungen ein, übernahm die Bezahlung einer beträchtlichen Summe u. schloß 1512 mit den Schweizern ein Bündniß zu Baden. Als aber Franz I. von Frankreich sein Heer 1515 nach Italien führte u. die Schweizer in Piemont einrückten u. das Land plünderten, öffnete Karl den Franzosen die Gebirgspässe, die nun dem kaiserlichen Feldherrn Prosper Colonna in den Rücken fielen u. gefangen nahmen. Dennoch erhob der König nicht nur einen Streit wegen der geistlichen Gerichtsbarkeit der savoyischen Bisthümer mit dem Herzog, sondern forderte auch Nizza als zur Grafschaft Provence u. Vercelli als zu Mailand gehörend zurück u. machte große Ansprüche wegen eines Erbgutes seiner Mutter Luise von S. Nur durch die Drohungen der Schweizer geschreckt, stand der König von diesen Forderungen ab. Als 1531 das Haus der Markgrafen von Saluzzo ausgestorben war, fiel die Erbfolge an S., doch der Kaiser sprach sie dem Gonzaga in Mantua zu. Dennoch wollte Herzog Karl im Kriege des Kaisers mit Frankreich neutral bleiben; Franz I. erzwang aber 1535 den Durchgang u. besetzte einen Theil der herzoglichen Länder. Das Walliserland u. Genf hatten sich schon[25] 1533 in den Schutz der Schweizer begeben, u. Bern nahm 1536 für die aufgewandten Kriegskosten das Waadtland, Romont, Chablais, Gex u. Gebenne. Piemont wurde nun der Schauplatz des Krieges, u. bei dem Waffenstillstande zu Nizza 1538 theilten sich der Kaiser u. Frankreich in S., Frankreich behielt die besetzten Plätze, der Kaiser nahm Asti, Vercelli u. Fossano. So kam der Herzog um alle seine Länder, welche er auch nach dem 1544 geendigten Kriege nicht wieder erhielt; er st. 1553. Ihm folgte sein Sohn Emanuel Philibert der Eisenkopf, welcher in kaiserlichen Diensten gegen Frankreich focht; im Frieden von Château-Cambresis 1559 erhielt er den von dem Kaiser besetzten Theil seiner Lande zurück u. 1560 trat ihm auch Frankreich das Entrissene, außer Pignerol, Savigliano u. Saluzzo, wieder ab. Sogleich richtete er die Landesverfassung aufs Neue ein u. brachte das Kriegswesen, die Verwaltung u. die Finanzen in Ordnung, befestigte mehre Städte, wie Borgo u. Montmelian, u. baute die Citadelle in Turin, legte auch durch Anpflanzung von Maulbeerbäumen den Grund zum Seidenbau in S. Durch den Frieden zu Lausanne 1564 erhielt er Alles wieder, was die Schweizer ihm entrissen hatten, außer Romont, Waadtland u. Genf, 1574 gab ihm auch der König von Frankreich Pignerol u. Savigliano zurück. 1572 ertheilte ihm der Papst das Großmeisterthum des wiederhergestellten St. Lazarusordens. Das Fürstenthum Oneglia tauschte er 1576 von dem Hause Doria gegen die Markgrafschaft Cirie ein; gleichzeitig kaufte er von der Markgräfin von Villars die Grafschaft Tenda u. die Herrschaften Maro u. Brela, Susa, Mondovi, Turin, Vercelli. Er st. 1580. Unter Emanuel Philibert breitete sich der Protestantismus in S. aus, u. nachdem dem Herzog die Versuche zur gewaltsamen Zurückführung der Abtrünnigen zur Katholischen Kirche nicht gelungen waren, gestattete er ihnen Religionsfreiheit. Karl Emanuel I. der Große, des Vor. Sohn, nahm den Franzosen Saluzzo 1588 ab u. wollte sich auch der Stadt Genf bemächtigen, doch Bern nahm sich der Genfer an u. schlug ihn 1589. Darauf fiel Karl Emanuel 1590 von den liguistischen Provençalen gegen Heinrich IV. zu Hülfe gerufen mit einem spanisch-savoyischen Heere in die Provence ein u. ließ sich zum Regenten dieser Provinz ausrufen, doch bald darauf vertrieb ihn der Connetable Lesduguières u. besetzte St. Jean de Maurienne. Der Herzog wurde vor St. Andre 1597 geschlagen u. mußte um Frieden bitten. Er schloß 1598 den Vertrag zu Paris, nach welchem er Saluzzo behielt, dagegen Bresse, Barcelonette, Sture, Perouse u. Pignerol abtreten sollte; da er sich aber weigerte den Vertrag zu vollziehen, so fiel 1600 ein französisches Heer ein u. eroberte fast ganz S. Darauf kam 1601 der Friede von Lyon zu Stande, nach welchem der Herzog von S. seine von den Franzosen besetzten festen Plätze zurückerhielt, dagegen die Landschaften Bresse, Bugey, Vatromey, also alle Besitzungen auf dem rechten Rhoneufer, gegen die Markgrafschaft Saluzzo abtrat. Doch reuete den Perzog dieser Vergleich u. er stiftete eine Verschwörung mit dem Marschall von Biron gegen Heinrich IV., wodurch er in den Besitz von der Provence u. Dauphiné zu gelangen hoffte, indeß mißlang dieser Plan durch Birons plötzlichen Tod. Eine Überrumpelung von Genf 1602 mißlang ihm gleichfalls u. er schloß nun am 21. Juli 1603 Frieden mit Genf. Seine 1812 auf Montferrat erneuerten Ansprüche konnte er nicht durchsetzen. Nachdem 1627 das Haus Mantua ausgestorben war, stand der Herzog von S. in dem über die Succession ausgebrochenen Kriege Frankreichs gegen Österreich u. Spanien, erst auf Seite der Letzteren, dann schloß er 1629 mit Frankreich einen Vertrag, worin er die Stadt Trino u. ein Stück von Montserrat erhielt, wofür er dem französischen Heere Durchzug u. Verpflegung bewilligte; als er aber später den Vertrag nicht erfüllen wollte, nahm ihm Ludwig XIII. Pignerol u. andere feste Plätze u. schlug ihn am 10. Juli 1630 in einer Schlacht. Aus Gram darüber starb er.

Von seinen beiden Söhnen erhielt der jüngere Thomas Franz Carignan u. stiftete die Nebenlinie S.- Carignan (s.u. Sardinien, Geneal.); der ältere Victor Amadeus I. folgte ihm in der Regierung. Dieser erklärte sich sogleich für neutral u. erhielt in dem Frieden zu Chierasco 1631 seine Länder wieder, auch Trino u. einen Theil von Montserrat, mußte aber französische Besatzung in Pignerol einnehmen, was ihn zwang 1635 das Bündniß in Rivoli mit Frankreich einzugehen. Er starb 1637, u. sein unmündiger Sohn Franz Hyacinth lebte nur ein Jahr, während seine Mutter Christine, Tochter des Königs Heinrich IV. von Frankreich, die Regierung führte; als sein gleichfalls unmündiger Bruder Emanuel II. nun Herzog wurde, befahl Kaiser Ferdinand II., daß die Herzogin Mutter die Vormundschaft an die beiden Oheime des Herzogs, Thomas von Carignan u. den Cardinal Moritz von Savoyen, abtreten sollte; der König von Frankreich bewog sie dagegen 1642 durch einen Vertrag von der Vormundschaft abzustehen, ernannte aber Thomas zum französischen General u. gab ihm den Auftrag die Spanier aus Piemont zu treiben, was er auch bewirkte. Pignerol wurde 1648 an Frankreich förmlich abgetreten. S. blieb nun immer auf der Seite Frankreichs, die Spanier dagegen behielten mehre feste Plätze im Besitz, welche der Herzog erst 1659, im Pyrenäischen Frieden zurück erhielt. Als 1959 die savoyische Nebenlinie der Grafen von Genevois ausstarb, fiel diese Provinz an S. Nach einem dreizehnjährigen Frieden besetzte Emanuel plötzlich die zu Genua gehörige Markgrafschaft Zuccarello, mußte sie aber, von Frankreich gezwungen, im Frieden zu Casale 1673 an Genua zurückgeben. Frankreich behandelte S. nunmehr völlig als sein Lehn; Karl Emanuel, welcher seinen Ruhm durch grausame Verfolgung der Waldenser befleckte, st. 1675, u. ihm folgte sein neunjähriger Sohn Victor Amadeus II. Anfangs unter der Vormundschaft seiner Mutter Maria Johanna. Er ließ sich bewegen 1690 dem großen 1686 geschlossenen Augsburger Bündniß gegen Frankreich beizutreten, wofür ihm Pignerol u. alle etwaige Eroberungen in der Provence u. der Dauphiné zugesichert u. ein Hülfsheer von 16,000 M. versprochen wurde. Frankreich verlangte dagegen von ihm die Übergabe von Turin, u. als der Herzog dies abschlug, besetzte der französische Feldherr Catinat Piemont, schlug den Herzog am 18. Aug. 1690 in der Schlache bei Staffarda u. eroberte beinahe ganz S.; dagegen drang der Herzog 1692 in die Dauphiné ein u. eroberte Ambran, verlor aber am 4. Oct. 1693 die Schlacht bei Marseille. Die Feldseligkeiten mit Frankreich wurden endlich durch den Frieden zu Vigevano am[26] 7. Oct. 1895 geendigt, wodurch S. alle seine Gebiete zurück erhielt. Vor dem Ausbruch des Spanischen Erbfolgekriegs ernannte Ludwig XIV. den Herzog, welcher ein Bündniß mit ihm geschlossen hatte, zum französischen Oberfeldherrn u. gab ihm ein Jahrgeld von 600,000 Livres. Allein die Allianz mit Frankreich war dem Wohle S-s offenbar entgegen, daher ließ sich der Herzog, nachdem Catinat von den Österreichern geschlagen u. Villeroi gefangen genommen war, mit Österreich in geheime Unterhandlungen ein; ehe diese aber ein Resultat lieferten, ließ König Ludwig 1702 die savoyischen Truppen, welche sich bei dem französischen Heere befanden, gefangen nehmen. Nun schloß der Herzog am 8. Jan. 1703 den Bund mit Österreich u. erklärte den Krieg an Frankreich. Aber der Krieg nahm einen für S. sehr ungünstigen Gang; Vendome entwaffnete 1703 die noch übrigen savoyischen Truppen, eroberte Vercelli am 20. Juli u. Ivrea den 29. Sept 1704, ebenso fiel Villafranca am 2. April, Susa u. Pignerol am 9. April 1705 u. am 16. Juni auch Chierasco in französische Hände, ein österreichisches Heer, welches die Franzosen vertreiben sollte, erlitt am 16. Aug. 1705 bei Casano eine Niederlage, Nizza wurde am 4. Jan. 1706 genommen, u. nachdem der Herzog von allen seinen Besitzungen nur noch Turin u. Coni behalten hatte, wurde er endlich sogar in seiner Hauptstadt belagert. Da gewann aber Prinz Eugen am 7. Sept. 1706 die Schlacht bei Turin, u. durch den Vertrag in Turin vom 16. März 1707 mußten die Franzosen ganz Italien räumen. Jetzt errichtete der Herzog ein Heer u. fiel damit im Aug. 1707 in Frankreich ein, belagerte aber Toulon vergebens. 1708 eroberte er Fenestrelles, Exiles u. Perouse, bis der Marschall Villars sein weiteres Vordringen hinderte. Durch seine Staatsklugheit u. umsichtigen Unterhandlungen erlangte Victor Amadeus in dem Frieden von Utrecht 1713 wichtige Vortheile, er erhielt den Königstitel, die Zusicherung der Erbfolge in Spanien nach dem Aussterben der bourbonischen männlichen Linie, sogleich aber Sicilien, dann von Frankreich die Festungen Exiles u. Fenestrelles u. die Thäler Ouly u. Bragelas, wogegen er Barcelonette an Frankreich zurückgab; von Österreich bekam er die mailändischen Gebiete Alessandrino, Valenza, Lumellino u. Val de Sessia, sowie die Lehnsrechte über die Langhi zwischen Montserrat u. Piemont. Des Besitzes von Sicilien wurde Victor Amadeus aber nicht froh, denn Spanien wollte diese Insel zurück erobern u. besetzte sie 1718. Zwar wurde es durch Frankreich, England u. Österreich genöthigt davon abzustehen, doch früher schon hatte Österreich dem König Victor Amadeus einen Tausch Siciliens gegen Sardinien angeboten, welchen der König nicht ausschlagen durfte, da auch Frankreich u. England darauf bestanden. Der Tauschvertrag wurde den 24. Aug. 1720 vollzogen, u. seitdem bilden Sardinien u. S. die Sardinische Monarchie, wovon aber Piemont das Hauptland u. Turin die Hauptstadt war. Die fernere Geschichte s.u. Sardinische Monarchie. Dafür, daß Napoleon III. dem König Victor Emanuel 1859 einen Theil der Lombardei hatte erobern helfen, trat dieser am 24. März 1860 in Turin durch Vertrag S.u. Nizza an Frankreich ab u. am 30. Mai u. 10. Juni sanctionirten die sardinischen Kammern den Vertrag, worauf am 14. Juni die Besitzergreifung durch Frankreich erfolgte, welchem nun das bisherige Herzogthum S. als zwei Departements (Haute-Savoie mit der Hauptstadt Annecy u. Basse-Savoie mit der Hauptstadt Chambery) einverleibt wurde; s. Sardinische Monarchie (Gesch.) S. 922. Vgl. S. Champier, Les grandes chroniques de Savoye, Par. 1516, Fol.; G. Paradin, Chronicon Sabaudiae, Lyon 1561 (französisch, ebd. 1602, Fol.); J. P. Masson, Elogie ducum Sabaudiae, Par. 1619, Fol.; L. van der Burch, Sabaudiae respublica, Leyden 1634; F. A. della Chiesa, Corona reale di Savoja, Coni 1655, 2 Bde.; S. Guichenon, Histoire généalogique de la maison royale de Savoye, Lyon 1660, 2 Bde., Fol.; Ferrer, Reg. Sabaudae domus, 1702; L. Cibrario, Notize sopra la storia dei principi di Savoja, Turin 1825; Derselbe, Recherches sur l'histoire et ancienne constitution de la monarchie de Savoye, französisch von Boullée, Par. 1833; Frézet, Histoire de la maison de Savoye, Tur. 1826–28, 3 Bde.; D. Bertolotti, Compendio della storia della Casa di Savoja, ebd. 1830, 2 Bde.; Cibrario, Storia della monarchia di Savoia, Turin 1840; Derselbe, Tavole cronologice dei dominj acquistati e perduti della monarchia di Savoia, ebd. 1844; Wurstemberger, Peter II. Graf von S., Bern 1858, 3 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 22-27.
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