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Feuerstein [1]

[246] Feuerstein (Flint, Flintenstein, Pyrrho machus), Varietät des Quarzes, ist grau, rauchbraun,[246] gelblich, wachsgelb, schwarz, hat flach-muscheligen Bruch, ist matt, durchscheinend u. kantendurchscheinend, gibt Funken am Stahl; findet sich derb, in Knollen, Platten, in Lagern, als Geschiebe, bes. in der Kreide. Um die Steine in Formen zu zerschlagen, die sie bei dem Gebrauch haben müssen, werden sie von der Kreide befreit u. dann in Stücken von 1_–2 Pfd. (Anbrüche), mit ebenen Flächen zerschlagen. Diese Anbrüche werden nun, je nach ihrer Bestimmung, als Flintensteine, Pistolen- od. Musketensteine, mit dem (28 Loth schweren, aus gutem Stahl verfertigten, an der einen Seite mit einer abgestumpten Spitze, an der andern mit einer 2–3 Linien langen, abgestumpften Schneide versehenen u. an einem 7–8 Zoll langen Helm befestigten) Spitz- od. Schiefer- hammer in 1–3 Z. lange, 1–11/2 Z. breite u. höchstens 2–21/2 Linien dicke Schieferstücke gespalten. Diese Schieferstücke werden nun in viereckige Stücke der Länge nach gespalten; dies geschieht mit dem Scheibenhammer (bestehend aus einer 6–8 Loth schweren stählernen Scheibe, die am Rande eine abgestumpfte Schneide bildet u. in der Mitte an einem 6 Zoll langen Helm befestigt ist) dem Meißel od. Steineisen (einem aus nicht gehärteten Stahl gefertigten, 7 Zoll langen, 2 Zoll breiten, meiselförmigen Instrument, das aber an beiden Enden zugeschärft ist u. bei der Arbeit 2 bis 3 Zoll lief in einen Holzklotz, mit der Schneide nach oben, eingelassen ist), indem der Arbeiter das Schieferstück auf die Schneide des Steineisens hält u. mit dem Scheibenhammer gelinde Schläge darauf thut. Die so erhaltenen Stücken, deren man mehrere, je nach der Länge des Schieferstücks, erhält, werden mit denselben Werkzeugen nun weiter zugerichtet u. geformt. Ein guter Arbeiter kann jeden Tag 1000 Stück Schiefer spalten, aber nur 500 Steine zurichten. Ein Conglomerat gibt höchstens 50 Steine, indem 3/4 der Masse Abfall ist, der zu F-n benutzt wird. Früher war die Bereitung der Flintensteine Geheimniß der Franzosen; sie wurden im Departement Cher in der Gegend von Meni-Cousi u. Lye verfertigt, u. es war bei Todesstrafe verboten, sich den Brüchen, wo sie gefunden wurden, zu nahen. Vergebens schickten die preußische, hannöverische u.a. Regierungen zu Anfang des 18. Jahrh. Emissäre dahin, um die Behandlung der Steine kennen zu lernen. Sie sahen diese zwar ab, waren aber zu wenig Mineralogen, um eine ähnliche Gattung Steine nachzuweisen, u. erklärten daher die Hornsteine in anderen Ländern für untauglich zu Flintensteinen. Erst Joseph II. erhielt durch Aussetzung eines Preises von 300 Ducaten für die Entdeckung von Flintensteinlagern Nachricht von solchen in Tyrol u. bald wurden in Podolien, Galizien, Krain, Salzburg etc ähnliche Lager gefunden u. Flintensteine bereitet. Die vorzüglichen Flintensteinfabriken in Frankreich sind zu Noyers, St. Aignan, Coussy, Mennes, Lye, Cerilly etc. Durch Einführung der Percussionsgewehre u. der chemischen Feuerzeuge hat der Flintensteinhandel sehr gelitten. Früher benutzte man scharfkantige F-e auch zum Glasschneiden, u. bei den Völkern des Alterthums, sowie noch jetzt bei den Wilden, spielt der F. eine wichtige Rolle, da sie aus demselben ihre Streitäxte, Waffen u. allerhand schneidende Werkzeuge fertigen, deren man noch vielfach in alten Grabmalen vorfindet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 246-247.
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