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Zobel

[972] Zobel (Mustela zibellina L., s. Tafel »Raubtiere I«, Fig. 1), Raubtier aus der Familie der Marder (Mustelidae) und der Gattung Marder, ist 58 cm lang, mit 17 cm langem Schwanz, unterscheidet sich vom Baummarder durch stärkern, gedrungenen Leib, kegelförmigen Kopf, größere Ohren, hohe, starke Beine und große Füße. Das glänzende, seidenweiche Haar ist auf dem Rücken schwärzlich, am Hals und an den Seiten rötlich kastanienbraun, an den Ohren weißlichgrau oder blaß lichtbraun gerändert, am Unterhals dottergelb bis rotorange. Der Z. fand sich früher vom Ural bis zum Beringmeer und vom südlichen Sibirien bis 68° nördl. Br., auch in Nordwestamerika. Gegenwärtig ist er auf einen kleinen Teil des nördlichen Asien beschränkt und vermindert sich von Jahr zu Jahr. Am häufigsten ist er noch auf Kamtschatka. Er jagt vorzugsweise nachts alle Tiere, die er bewältigen kann, verschmäht auch Fische nicht und frißt außerdem Samen, Früchte und Honig. An Kühnheit, List und Mordlust steht er seinen Gattungsverwandten nicht nach. Die Paarungszeit fällt in den Januar. Etwa 2 Monate nach der Begattung wirft das Weibchen 3–5 Junge. Man fängt ihn des Pelzes halber in Sibirien von Oktober bis Anfang Dezember in Fallen, Schlingen und Netzen. Die Jagd ist Regal der Krone, die sich von manchen Völker- und Ortschaften den Tribut (Jasak) in Zobelpelzen zahlen läßt. Der amerikanische Z. (Fichtenmarder, kanadischer Marder, M. americana L.), der dem Edelmarder näher steht als dem Z. und bedeutend gröberes Haar besitzt, ist 45 cm lang, mit 15 cm langem Schwanz, gleichmäßig braun mit gelbem Brustfleck und grauem oder weißem Kopf. Er findet sich besonders an der Hudsonbai, am Großen und Kleinen Walfluß in Ostmaine und Labrador und liefert ebenfalls Pelze. Der Fischermarder (Pekan, M. canadensis Erxl.), 60 cm lang, mit 30–35 cm langem Schwanz, ist sehr dunkel, selbst schwarz, am Kopf, im Nacken und auf dem Rücken gräulich, bewohnt den ganzen Norden Amerikas, lebt an Flußufern in selbstgegrabenen Höhlungen und nährt sich hauptsächlich von Säugetieren. – Die Felle des sibirischen Zobels bilden das edelste und kostbarste Pelzwerk. Der Wert der Felle richtet sich, abgesehen von der Größe, nach der Farbe, dem Glanz, der Feinheit und Fülle des Haars; schon sehr geringe Unterschiede beeinflussen den Preis ganz bedeutend. Sehr geschätzt sind auch die Felle mit weißen Spitzen (Silberzobel). Die schönsten Zobelfelle liefern die östlichen Provinzen Sibiriens, weniger schön sind die vom Jenissei, von der Lena und vom Amur. Ein großer Teil der bessern und besten Felle wandert in die kaiserliche Kabinettskürschnerei, von der nach Auslese der für den Hof bestimmten die Felle weiter versandt werden (Kronzobel). Ehrenpelze von Zobeln werden vom Kaiser von Rußland verschenkt, und die Krone des Kaisers ist eine mit Juwelen und Gold geschmückte Zobelmütze. Die amerikanischen Zobelfelle von M. canadensis sind gröber von Haar, mehr rötlichbraun; sie sind bei weitem nicht so kostbar wie die sibirischen. Die schönsten kommen von den Küstenländern der Hudsonbai, vom Großen und Kleinen Walfluß, aus Ostmaine und Labrador, während die[972] aus südlichern Gegenden weniger wertvoll sind. Beide Sorten von Fellen dienen zu Besätzen, Boas, Muffen, Keagen, Futter. Auch die Köpfe, Vorder- und Hinterklauen, Kehlen und Bauchteile (»Saiten«) geben Futter. Die Schweife werden galonniert und zu Besätzen, Boas, Muffen und Pelerinen verarbeitet. Vgl. Sabaniew, Der Z. und die Zobel industrie (Mosk. 1874).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 972-973.
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