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Tenerife

[409] Tenerife (Tenerifa, Teneriffa), größte, reichste und bevölkertste der spanischen Kanarischen Inseln (s. d. und die Textkarte), 2026 qkm mit (1900) 138,000 Einw. (68 auf 1 qkm), Mischlingen von Spaniern und Normannen mit den Ureinwohnern, den Guanchen, einem durch die Entdecker ausgerotteten Berberstamm.

Karte der Insel Tenerife.
Karte der Insel Tenerife.

Durch starke Auswanderung war die Bevölkerung zurückgegangen und hat sich erst in den letzten Jahren wieder gehoben. Die nahezu buchtenlosen Küsten fallen mit vielen Vorgebirgen steil zum Meer ab. Der Boden ist, außer im N., trefflich bewässert und äußerst fruchtbar. Wahrscheinlich auf nicht vulkanischer Grundlage sich erhebend, stellen die vulkanischen Gesteine auf T. drei Altersstufen nach H. Meyer dar: die älteste in den Auagabergen (im O.), die jüngste im Pico de Teyde, im S. und W. Reste ältester Bildung aus jüngerer Verschüttung[409] hervorragend. Der berühmte, schwer zu besteigende Pik von T. (Pico de Teyde, s. Tafel »Bergformen I«, Fig. 4) erhebt sich zu 3710 m Höhe, bis zu 300 km Entfernung sichtbar. Ausbrüche dieses Vulkans aus dem Gipfel sind aus historischer Zeit nicht bekannt (der Krater ist nur klein), wohl aber aus den an der Seite des ältern Kegels parasitisch aufgesetzten kleinern Kratern, mit Lavaerguß (meist basaltischer Natur). So wurde 5. Mai 1706 die Stadt Guarachico zerstört; der letzte Ausbruch war 1798. Der Pik von T. hat nur noch eine schwache Solfatara. Am Fuße zeigt der Berg reiche Vegetation, ganz oben lichte Bimssteinbrocken und vulkanische Asche, vielfach durchzogen von schwarzen Obsidianströmen. Im obern Teile enthält er die sogen. Eishöhle (Cueva del yelo) und Spalten (narizes), aus denen heiße Dämpfe hervordringen. Die Spitze bildet der auf einem Felsenwall sich ungefähr noch um 300 m erhebende Piton (Pan de azucar, »Zuckerhut«), der (November bis April) schneebedeckt ist. Das Klima ist mild und gesund, bei geringen Schwankungen: Orotava (100 m ü. M.) 19°, Laguna (570 m) 16,7°, Santa Cruz (40 m) 18,8° Jahreswärme bei 335,554 und 307 mm jährlicher Regenmenge. Hauptregenzeit ist der Winter. Den Küstenrand beherrscht eine Region fleischiger Gewächse (Euphorbien) nebst Dattelpalme und Tamariske. Auf dem Pik von T. beginnt bei 500 m eine immergrüne Region von Lorbeerwäldern mit prachtvollen Beständen auf der Nordseite; das Unterholz bilden Cistus-Arten (C. vaginatus und monspeliensis) und Genisteen. Bei 1400 m folgt eine Koniferenregion (Pinus canariensis). Alpine Vegetation fehlt, der Gipfel ist pflanzenlos. Der Drachenbaum ist jetzt seltener, ein solcher bei Orotawa soll 6000 Jahre alt geworden sein. Auf T. sind 270 endemische Arten gefunden worden. Am Strande gedeihen Dattel- und Kokospalmen, weiter hinauf Bananen, Pisang, Mais, Südfrüchte, Getreide (bis 1900 m hoch), Obst, Baumwolle, Zuckerrohr, Wein (bis 950 m), der nach Überwindung der Traubenkrankheit seit 1885 wieder Ertrag gibt. Von Tieren besitzt T. nur wenige aus Afrika, einige aus Amerika. Ein eigenartiges Säugetier fehlt; Kaninchen, Maus und Ratte stammen aus Europa. Als Haustiere dienen Ziege und Dromedar. Am reichsten ist die Vogelwelt vertreten, darunter der frei lebende, grünliche Kanarienvogel und der Teydefink (Fringilla teydeana). Von Reptilien finden sich 1,5 m lange Eidechsen und ein eigentümlicher Gecko, Schlangen nicht; von Amphibien zwei Frösche, von Süßwasserfischen nur eine Aalart. Landmollusken, Insekten, ungeflügelte Käferarten und Spinnen sind zahlreich. In Bächen und Zisternen leben niedere Krustentiere kosmopolitischen Charakters. Auf Grund der Süßwasserkonchylien will man eine, wenn auch sehr frühe Verbindung mit Westeuropa oder Nordafrika nachgewiesen haben. Hauptstadt ist Santa Cruz (s. d. 3) mit (1900) 38,419 Einw., andre nennenswerte Orte sind die frühere Hauptstadt und noch jetzt Bischofssitz La Laguna (Christobal de la Laguna) an der Straßenbahn Santa Cruz-Tacoronte, Guimar (Guiamar) mit Gräbern mumifizierter Guanchen und La Orotava (s. d.), in dessen Nähe das deutsche Humboldt-Kurhaus errichtet ist. T. ist durch spanische Postdampfer mit Cadiz und Porto Rico, durch englische mit Liverpool und Gibraltar, durch französische mit St.-Louis (Senegal), durch spanisches Staatskabel mit Cadiz verbunden. Vgl. Schacht, Madeira und T. mit ihrer Vegetation (Berl. 1859); Fritsch und Reiß, Geologische Beschreibung der Insel T. (Winterthur 1868); Hans Meyer, Die Insel T. (Leipz. 1895) und Über die Urbewohner der Kanarischen Inseln (in der Festschrift für A. Bastian, Berl. 1896), sowie die Literatur bei Artikel »Kanarische Inseln«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 409-410.
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