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Macedonien

[4] Macedonien, ein für die spätere Geschichte des alten Griechenlands höchst wichtiges Land, gehört gegenwärtig zum osman. Reiche und hilft die Ejalets oder Landschaften Rumili und Dschesair der europ. Türkei bilden. Im Alterthume wechselte seine Ausdehnung zu verschiedenen Zeiten und vor Philipp, um die Mitte des 4. Jahrh. v. Chr., waren seine Grenzen im S., gegen Thessalien, der Olympus, jetzt Monte Voluza und die kambunischen Gebirge, östl. das ägeische Meer und gegen Thracien der Fluß Strymon, jetzt Karasu und das goldreiche Pangäus-, jetzt Castagnazgebirge, westl., gegen Epirus, der Pindus, jetzt Mezzovogebirge und gegen Illyrien das hellen. Gebirge; die unbestimmte nördl. Grenze bildete ungefähr eine Linie vom Gebirgssee Lychnitis, jetzt See von Ochrida, an der illyr. Grenze bis zum Strymon. Durch Philipp und Alexander den Großen wurden ansehnliche Gebiete der nördl., östl. und westl. angrenzenden Länder mit dem eigentlichen M. vereinigt, und nachdem es 148 v. Chr. unter röm. Botmäßigkeit kam, wurden auch Epirus und Thessalien (s.d.) dazu gerechnet. M. ist ein gebirgiges, waldreiches, gut bewässertes Land und war im Alterthume wegen seiner Gold- und Silbergruben berühmt; an den Küsten gediehen Getreide, Wein und Südfrüchte und die starke Viehzucht trug ebenfalls dazu bei, eine zahlreiche Bevölkerung zu ernähren. Ursprünglich bestand diese aus vielen kleinen Stämmen, welche aus der Nachbarschaft einwanderten und von denen um 730 v. Chr. Perdikkas aus Argos mehre zu einem kleinen Reiche vereinigte. Im beständigen Kampfe mit ihren räuberischen Nachbarn wurden die Macedonier ein kriegsgeübtes Volk, mußten aber doch den Persern zinsbar werden und dem Xerxes Hülfsvölker stellen. Von nun an kamen sie in nähere Berührung mit den Griechen; die Athener gründeten mehre Pflanzstädte an ihren Küsten und die Macedonier nahmen schon Theil an dem peloponnesischen Kriege gegen Athen. Dem König Philipp war es jedoch vorbehalten, durch kluge Benutzung der Kräfte seines Landes und seiner kriegsgeübten Bewohner, aber auch durch List und Bestechung das von langen innern Zwistigkeiten erschöpfte, durch Sittenverderbniß zerrüttete Griechenland sich zu unterwerfen und so der Gründer von M.'s Größe zu werden. Philipp war ein Sohn des macedon. Königs Amyntas, wurde als Knabe von den damals mächtigen Thebanern als Geisel mit nach Theben genommen und dort unter des Epaminondas (s.d.) Aufsicht erzogen. Nach dessen Tode (363 v. Chr.) bewog ihn die Nachricht vom Ableben des Königs Perdikkas, seines Bruders, heimlich nach M. zurückzukehren, wo er eine Zeit lang für seinen Neffen die Regierung unter schwierigen Verhältnissen zu so großer Zufriedenheit des Volkes führte, daß dieses 360 v. Chr. Philipp selbst zum Könige erhob. In glücklichen Kämpfen mit den Nachbarvölkern vergrößerte er seine Kriegsmacht und Erfahrung und vervollkommnete unter Anderm auch den lange für unüberwindlich gehaltenen macedon. Phalanx. So hieß nämlich die Aufstellung eines mehr oder weniger zahlreichen Corps schwergerüsteten, besonders mit langen Spießen bewaffneten Fußvolkes in länglich viereckiger Form, gewöhnlich 16 M. hoch und in so dicht gedrängter Reihe, daß die Spieße des fünften Gliedes noch 3 F. weit über das erste hinausragten. Die übrigen legten ihre Spieße auf die Schultern der Vordermänner, und fest zusammenhaltend, trotzte ein solcher Phalanx nicht nur jedem feindlichen Angriffe, sondern warf auch, wenn er selbst vorrückte, Alles vor sich nieder.

Nichts konnte den ehrgeizigen Entwürfen Philipp's erwünschter sein, als daß er von den Thebanern um Beistand in einem Kriege gegen Phocis gebeten wurde. Er benutzte diese Gelegenheit sehr gewandt zur Erweiterung seines Einflusses auf die innern Angelegenheiten der Griechen und als sie seinem Umsichgreifen zu spät mit den Waffen entgegentreten wollten, unterwarf der Sieg bei Chäronea in Böotien 338 v. Chr. fast ganz Griechenland (s.d.) seiner Oberherrschaft. Nunmehr wurde Philipp, worauf er lange sein Absehen gerichtet, zum Oberfeldherrn der verbündeten Griechen gegen Persien erwählt und traf Anstalten zum An. griff auf dieses Reich. Allein Zwistigkeiten in seiner Familie verbitterten seine Triumphe und er fiel bald darauf als ein Opfer derselben, indem er bei einem Feste von Pausanias, einem jungen Macedonier, dessen gerechten Beschwerden er kein Gehör gab, 336 v. Chr. ermordet wurde, wobei auf seine verstoßene Gemahlin Olympias ein starker Verdacht des Mitwissens fiel. Jubelnd vernahmen die Griechen die Kunde von Philipp's Tode und hofften dadurch ihre Freiheit wieder zu erlangen, aber sein berühmter Sohn und Nachfolger Alexander (s.d.) verstand nicht blos die geerbte Macht zu behaupten, sondern unterwarf die halbe alte Welt der macedon. Herrschaft. Mit seinem frühen Tode, 323 v. Chr., zerfiel aber das ungeheure Reich in viele kleinere und M. selbst erhielt nach vielerlei Unruhen und Kriegen, während deren es auch von den Raubzügen gallischer Völkerschaften zu leiden hatte, welche namentlich 278 v. Chr. unter Brennus bis ins Herz von Griechenland eindrangen, eine neue Reihe von Königen, unter denen es aber immer mehr auf seine frühern Grenzen beschränkt wurde und die Herrschaft über Griechenland einbüßte. Die letzten, Philipp und Perseus, wurden mit den um sich greifenden Römern in Krieg verwickelt und nach tapferer Gegenwehr ward auch M. 148 v. Chr. eine röm. Provinz. Nach dem Verfall der röm. Herrschaft waren aus O. und N. andringende Völker die Gebieter des Landes, bis es um die Mitte des 15. Jahrh. dem osmanischen Reiche (s.d.) dauernd einverleibt wurde.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 4.
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