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Haut

[344] Haut wird das Organ genannt, welches die ganze Oberfläche des menschlichen Körpers überzieht. Sie ist nirgend unterbrochen, sondern geht an den natürlichen Öffnungen des Körpers in die Schleimhaut über, die als ihre Fortsetzung in das Innere des Körpers betrachtet werden muß. Ihre äußere Fläche ist in der Regel glatt, stellenweise mit Haaren bewachsen, in Folge der beständig stattfindenden Absonderung von tropfbarflüssigen oder gasförmigen Stoffen feucht, je nach den verschiedenen Racen der Menschen, sowie nach der besondern Körperbeschaffenheit eines Jeden verschieden [344] gefärbt und bietet eine Menge von Falten und Furchen, zwischen denen sich kleine Hügel erheben, die aneinandergereiht hervorspringende Linien bilden und vorzüglich deutlich an den Spitzen der Finger und Zehen wahrnehmbar sind, außerdem aber noch eine unendliche Anzahl kleiner, runder Öffnungen dar, die sämmtlich Mündungen der in der Haut befindlichen Talgdrüsen sind oder die Wurzeln der Haare beherbergen. Die innere Fläche der Haut hängt mit den Theilen, welche sie bedeckt, vermittels eines Zellgewebes zusammen, in welchem sich eine außerordentliche Menge von blutführenden und aufsaugenden Gefäßen, sowie von Nervenfäden verzweigen. Hier findet sich zugleich im gesundheitsgemäßen Zustande eine Anhäufung von Fett, welches eine Art von Polster bildet, das an den Wangen, an den Brüsten, am Unterleibe, an den Hinterbacken, Schenkeln und Armen am dicksten ist. Die Haut besteht aus zwei, sehr deutlich voneinander geschiedenen Lagen, einer untern und einer oberflächlichen. Die erstere, die beinahe allein die ganze Dicke der Haut einnimmt, ist die sogenannte Lederhaut, ein dichtes, festes, weißes und je nach der Menge des in seinen Gefäßen enthaltenen Blutes mehr oder weniger röthliches Gewebe, welches an seiner Oberfläche eine Menge kleiner Hervorragungen, das sogenannte Warzengewebe, wahrnehmen läßt, welches wieder von einer sehr dünnen Lage flüssigen Zellgewebes, eines schleimigen, gallertartigen Stoffes, bedeckt wird, der Schleimnetz oder Gefäßgewebe heißt und der eigentliche Sitz der Hautfärbung ist. Die oberflächliche Lage der Haut, die Oberhaut oder Epidermis, ist so zu sagen ein trockener und schützender Firniß, der die ganze Oberfläche der Haut überzieht, besitzt weder Gefäße noch Nerven, ist daher auch empfindungslos, besteht aus einem sehr dünnen, ebenen, zusammenhängenden, durchsichtigen, graulich gefärbten Häutchen, das nur an den Körperstellen, welche wiederholten Reibungen ausgesetzt sind, dicker und aus mehren Lagen zusammengesetzt zu sein pflegt. Sie erzeugt sich immer von Neuem wieder, sobald sie in Folge von Hautkrankheiten abstirbt, verletzt oder zerstört wird und läßt Alles, was der Körper durch die Haut ausstößt oder aus der Außenwelt in sich aufnimmt, durch sich hindurchgehen. Was die Verrichtungen der Haut betrifft, so vermittelt sie zunächst die Entfernung vieler sowol für die Erhaltung des Körpers unnütz und unbrauchbar gewordener, als auch erst durch Krankheit in ihm entstandener, schädlicher Stoffe, die bald in luftförmiger, bald in tropfbarflüssiger Gestalt aus dem Körper geschafft werden; zweitens dient sie aber auch zur Aufnahme verschiedener Stoffe (allgemein bekannt ist es, daß Nahrungsmittel, Arzneien, Gifte, Ansteckungsstoffe durch die Haut aufgenommen werden); drittens ist sie das Organ des allgemeinen Gefühls und des Tastsinns, und viertens endlich gewährt sie den Theilen, welche sie bedeckt, einen schützenden Überzug. Die krankhaften Veränderungen der Haut sind außerordentlich zahlreich, außerdem bietet sie, wie andere Organe, ebenfalls ursprüngliche Bildungsfehler dar: widernatürliche Färbungen, zufällige, hornartige und andere Erzeugnisse. Über die Nägel und Haare, die als natürliche Anhänge der Haut betrachtet werden müssen, siehe die betreffenden Artikel.

Die Zahl der Hautkrankheiten ist außerordentlich groß, indem die Haut theils durch Erkrankung der innern mit ihr zusammenhängenden Theile, theils von außen krankhaft erregt werden kann. Diesem Ursprunge gemäß sind auch die Krankheitserscheinungen verschieden. Bald ändert sie ihre Farbe, wird roth, bleich, gelb, blau, schwärzlich, bald wird ihre naturgemäße Absonderungsthätigkeit unterdrückt oder krankhaft abgeändert und äußert sich dann als widernatürlich vermehrter, riechender, gefärbter, warmer oder kalter Schweiß, oder sie wird von Krampf zusammengezogen, kalt und trocken, oder der Sitz von Wunden, Geschwüren, Geschwülsten u.s.w. Am häufigsten jedoch wird sie der Sitz von Ausschlägen, unter denen man mehre selbständige Krankheiten der Haut mit Entstehung neuer krankhafter Gebilde von sichtbarer und fühlbarer Beschaffenheit in und auf derselben versteht. Die Beschaffenheit dieser Ausschläge ist ebenso verschieden wie ihr Entstehungsgrund. Die wichtigern unter ihnen sind in eignen Artikeln behandelt. Manche Hautausschläge sind stets ansteckend, manche nur bei sehr arger Ausbreitung und Ausbildung, andere wieder nie. Die Ansteckung selbst wird bald durch einen flüchtigen in der Luft verbreiteten Ansteckungsstoff vermittelt, bald nur durch unmittelbare Berührung und Einimpfung, oft auch auf beiderlei Art zugleich. Die allgemeinen Ursachen der Hautausschläge sind theils äußerlich, theils innerlich. Zu erstern gehören scharfe und giftige Stoffe, die Einwirkungen, denen die Haut bei Metallarbeitern, Wollarbeitern und andern Gewerben ausgesetzt ist, der Gebrauch gewisser Bäder, verschiedene Ansteckungsstoffe, Verzärtelung der Haut, Unreinlichkeit, große Hitze u.s.w. Unter denjenigen Ursachen, welche Hautausschläge von innen heraus erzeugen, verdienen namentlich Erwähnung gewisse Speisen und Getränke, von denen einige bei manchen Personen sogleich den Ausbruch derselben veranlassen, wie z.B. manche Fischarten, Austern, Krebse, Erdbeeren u.s.w., andere erst nach häufigem Genusse die Mischung der ganzen Säftemasse des Körpers in der Art verändern und verschlechtern, daß Hautkrankheiten als Folge des Bestrebens der Naturheilkraft entstehen, sich durch die Haut der krankhaften Stoffe zu entledigen. Hierher gehört z.B. der öftere Genuß fetter, stark gesalzener, sehr gewürzter Speisen, fetter Fische, fetten Schweinefleisches, des Käses, des Branntweins, mancher Weine u.s.w. Außerdem geben nicht selten zur Entstehung von Hautkrankheiten Krankheitszustände mancher Unterleibseingeweide Veranlassung, ohne diese aber auch blos eine von den Ältern ererbte Anlage. Eine vorzügliche Geneigtheit, an Hautausschlägen zu erkranken, scheinen das kindliche und das Greisenalter zu begründen; auch scheint ihnen das weibliche Geschlecht mehr ausgesetzt zu sein als das männliche.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 344-345.
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