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Wesel [1]

[114] Wesel 1), (Nieder-Wesel), Stadt u. starke Festung im Kreise Rees des Regierungsbezirks Düsseldorf der preußischen Rheinprovinz, an der Mündung der Lippe in den Rhein, mit Schiffbrücke u. an der Eisenbahn Oberhausen. Arnhem. Die Festungswerke bestehen aus, im Anfang des 18. Jahrh. gebauten Bastions, tüchtigen Ravelins u. anderen. Außenwerken, einer in der Gabel zwischen Rhein u. Lippe aus 5 Bastions mit den nöthigen Außenwerken bestehenden Citadelle u. den jenseit des Rhein gelegenen Fort Blücher. Die Stadt ist Sitz eines Kreisgerichts, Hauptsteuer- u. Postamts, einer Handelskammer u. hat evangelische u. katholische Kirche, Rathhaus im Gothischen Style (von 1396), Kloster der Töchter des heiligen Kreuzes, Freimaurerloge: Goldenes Schwert, ein Zeughaus, Zuchthaus, Gymnasium, Seminar, mehre Armenstiftungen, Militärlazareth, Buchdruckerei, Lithographische Anstalt, Fabriken in Zwirn, Strümpfen, Tuch, Baumwollen- u. Wollenzeugen, Hüten, Handschuhen, Leder, Tabak, Seife, Öl u. Essig, Pianoforten, Papier, Nägeln, Stearin, chemischen Farben, Leinwebereien, 2 Zuckersiedereien, Gerbereien, Bierbrauereien, Drahtzieherei, Kratzenfabrik, Bleiwalze u. Preßanstalt; Privatfeuerversicherungsgesellschaft, Freihafen, lebhafter Handel u. Schifffahrt, Beurtfahrt nach Holland; 16,220 Ew. Fang von Rheinlachs u. Handel damit. 1835 ist hier den elf preußischen Offizieren vom Schillschen Corps, welche daselbst am 16. Sept. 1809 erschossen wurden, ein Denkmal errichtet u. 1852 an den Kasematten der Citadelle denselben eine Gedenktafel errichtet worden. – W. kommt zur Zeit der Karolinger als Lippeham, unter den sächsischen Kaisern bereits als Wasalia u. Wesalia vor. Hier 939 Sieg des Kaisers Otto I. über seinen Bruder Heinrich Eberhard, Herzog von Franken, u. Giselbert, Herzog zu Lothringen. W. war reichsunmittelbar, wurde aber als Theil der Herrschaft Dinslaken betrachtet; Kaiser Friedrich II. gab es 1220 dem Grafen Dietrich von Kleve, welcher die Erbtochter des Dynastengeschlechts geheirathet hatte, zu Lehn, u. dieser bestätigte die Freiheiten der Stadt. Später gehörte W. zur Hanse. Zu Anfang der niederländischen Unruhen zogen sich viele Niederländer dahin zurück. 1586 belagerte es Herzog Alexander von Parma mit den Spaniern; 1598 berennte es Mendoza, Admirante von Aragonien, u. zog nur gegen eine ansehnliche Geldsumme ab. Nach Aussterben des Hauses Kleve, 1609, u. nach dem Ausbruch des Kleveschen Erbfolgestreits bemächtigten sich die Spanier W-s, welche den katholisch gewordenen u. die Erbschaft allein prätendirenden Pfalzgrafen Philipp von Neuburg unterstützten, unter Spinola 1614. Die Holländer unter Otto Freiherrn von Gent eroberten es den 10. August 1629 durch eine Kriegslist für Brandenburg wieder. 1630 kam es mit Kleve an Brandenburg. 1772 übergab der brandenburgische Commandant W. an die Franzosen, 1674 räumten es die Franzosen wieder. 1714 verlor die Stadt ihre Privilegien. König Friedrich I. von Preußen ließ die Festungswerke verstärken u. die Citadelle bauen. 1805 wurde W. mit Baireuth u. Ansbach von Preußen an das Großherzogthum Berg abgetreten u. kam 1806 an Frankreich; die Franzosen verbesserten die Festung u. legten mehre neue Werke daselbst an. Ende 1813 wurde die Festung W., in welcher 10,000 Mann Franzosen unter dem. General Bourke standen, abwechselnd von Preußen u. Russen blockirt u. als Napoleon abdankte, übergab sich die Festung am 6. Mai, s. Russisch-Deutscher Krieg S. 599. 2) (Ober-Wesel), Stadt. s. Ober-Wesel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 114.
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