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Schild [1]

[174] Schild, Vertheidigungswaffe gegen Hieb, Stich u. Geschoßwurf, war im Alterthum bei der großen Unvollkommenheit der Bewaffnung von wesentlichem Nutzen. Der S. soll von den Argivern Prötos u. Akrisios erfunden worden sein. Bei den Hebräern schon gab es zweierlei S-e, kleinere runde (Mazen) u. größere viereckige (Zinnah); die größern waren aus Holztafeln od. Flechtwerk u. mit Leder od. Metall überzogen, die kleineren aus Leder, einfach od. mehrfach über einander gelegt u. auch mit. Metall beschlagen; goldene S-e gab Salomo seiner Leibwache od. sie dienten als Ehrengeschenke. Die ledernen wurden zum Schutz gegen die Nässe gesalbt, das Metall mit Öl glänzend gemacht. Auf dem Marsch wurden sie auf dem Rücken getragen, im Kampf durch einen Armriemen an den linken Arm befestigt (vgl. Ortlob De scutis et clypeis Hebraeorum, Lpz. 1718). Die S-e der alten Assyrer waren theils groß u. viereckig, aus Flechtwerk, nach den Seiten gewölbt u. mit einer Handhabe versehen; theils klein u. rund, entweder kreisrund od. oval, theils rund geschweift od. nur oben abgerundet. Die ältesten Griechen hatten große S-e, welche den ganzen Mann deckten, sie waren entweder länglich eckig (Thyreos), meist aber ovalrund (Aspis, Sakos), u. bestanden aus einem Gestell von Holz- od. Metallstäben (Kanones), über welches in Wölbung Metallplatten gelegt od. Häute mehr- (bis sieben-) fach gespannt u. letztere dann mit einem Metallrand. (Antyx, Kyklos) umspannt od. mit Metallstreifen od. auch ganz mit einer Metallplatte belegt wurden; äußerlich war in der Mitte ein Buckel (Omphalos), an dem Rande Troddeln (Thysanoi). Getragen wurde der S. in der Homerischen Zeit mittels eines ledernen Riemens (Telamon), welcher um den Hals u. die linke Schulter geschlungen war, u. angefaßt an den Gestellhölzern; statt derselben brachte man nachmals einen metallenen Ring (Porpax, Krikos) an, an dessen Stelle endlich die von den Karern erfundenen Ochana, zwei Querbänder, durch welche Hand u. Arm gesteckt wurden. Kleine, leichte runde S-e (Peltai), wie sie die Thraker führten, gab zuerst der Athener Iphikrates seinen Miethstruppen. Der S. galt den Griechen[174] als die hauptsächlichste Ehrenwaffe; sie schmückten u. putzten ihn mit aller Sorgfalt, u. es war die größte Schande den S. in der Schlacht zu verlieren (solche Schildwegwerfer hießen Rhipsaspides). Bei den Spartanern wurden die Gebliebenen auf den S. aus der Schlacht nach Hause getragen od. begraben. Kleinere viereckige S-e (Gerrha) hatten die Perser, Macedonier, Kretenser schon längst. Die S-e der Deutschen waren lang u. ebenfalls viereckig, nur die Sueven hatten runde; sie waren aus Holz u. Flechtwerk u. mit grellen Farben bemalt. Wer bei den Deutschen seinen S. verloren hatte, durfte weder an gottesdienstlichen Handlungen, noch an Volksversammlungen Theil nehmen; bei den Burgundern war das Erheben eines Mannes auf einen S. das Zeichen seiner Wahl zum König. Die S-e der Gallier, noch mit Leder überzogen, waren zwar lang, aber sehr schmal u. flach. Ähnliche hatten auch die nördlichen Spanier, während die südlichen, wie die Afrikaner, ihre S-e aus Riemen von Büffel- u. Elephantenhäuten flochten (Cetra). Die Römer hatten Anfangs viereckige S-e, nahmen aber später den ehernen runden S. (Aspis) der Etrusker an. Diese sind dieselben, welche sonst Clypei genannt werden, sie bedeckten nur die Brust; übrigens hatten sie auch hier die karischen Handhaben (s. ob.). Das halbcylinderförmige Scutum wurde bei den Römern erst seit Camillus für die Schwerbewaffneten eingeführt; dieses war 4 Fuß lang, 21/2 Fuß breit, von Holz u. mit Metall bekleidet, hatte in der Mitte auf der Außenseite einen Buckel (Umbo), innen Handhaben (Ansae). Auf den S-en der Römer waren Gegenstände gemalt u. außerdem noch der Name des Kriegers u. die Zahl der Legion u. des Manipels, wozu er gehörte, angebracht. Die Veliten u. Reiter hatten den kleineren, leichtern S. (Parma), 3 Fuß im Durchschnitt. Die Samniter hatten große, keilförmig gestaltete S-e, welche sie bemalten u. mit Gold od. Silber auslegten; darnach unterschieden sich die einzelnen Heeresabtheilungen. Wenn eine Stadt erstürmt wurde, hielten die Krieger die S-e über die Köpfe u. bildeten so eine Testudo (s.d.) Vgl. Speelmann, Aspidologia, Lond. 1654; Caryephilus, De clypeis veterum. Auch im Mittelalter hatte man durchgängig S-e (Tartschen); ihre Form war entweder dreieckig, oval od. rund (Rundtartschen, Rondaches); letztere führten unter andern die Unteroffiziere bei den Lanzknechten u. in der letzten Periode des Ritterthums die meisten Ritter. Sie waren aus leichtem Holze, mit Eisen, Messingblech od. starkem Leder überzogen u. mit Wappen od. andern Sinnbildern bemalt. Die verschiedene Form, Farbe u. Sinnbilder des S. es machten denselben zum Unterscheidungszeichen für ganze Völker, einzelner Familien u. Personen, woraus später die Wappen (Wappenschilder, s. den folg. Art.) entstanden. Eine besondere Gattung 6 Fuß langer, 3 Fuß breiter S-e, die Pavesen od. Setztartschen, dienten bes. zur Deckung bei Belagerungen. In der neuern Kriegskunst sind die S-e der Leichtigkeit halber, u. da sie gegen Kugeln nicht mehr schützen, außer Gebrauch gekommen, u. nur wilde Völker brauchen noch S-e. Prachtschilde wurden im Alterthum nicht allein als Ehrengeschenke an Fürsten geschenkt, sondern auch zu Ehren derselben in Städten, Palästen u. Tempeln aufgehängt. Berühmte Prachtschilde waren der von Homer beschriebene S. des Achilles, welchen Hephästos auf Bitten der Thetis für Achilles, nach dem Verlust seiner Waffen durch Patroklos, mit vielen aufgebildeten Figuren gefertigt hatte (Boivin, Apologie d'Homère et bouclier d'Achille, Par. 1715) u. der blos dichterisch von Hesiodos gebildete S. des Herakles (s.u. Hesiodos), welchen Schwanthaler auszuführen versucht hat. In neuester Zeit wurde ein solcher Ehrenprachtschild 1816 dem Herzog von Wellington von dem Londoner Handelsstande zum Geschenk gemacht; er war silbern, 3 Fuß 8 Zoll im Durchmesser u. darauf in getriebener Arbeit Wellington im Triumph u. darum in 10 Feldern dessen wichtigste Großthaten dargestellt. Man hing auch S-e in Tempeln zu Ehren eines Heroen auf (Weiheschilde), auf diesen pflegten die Großthaten des Helden abgebildet zu werden; andere widmeten große S-e selbst den Göttern nach glücklich beendigtem Feldzug; andere wurden von der Beute in Tempeln aufgehängt. Bei den Hebräern wurden sie in dem Tempel zum Schmuck aufgehängt; so hatte auch David sein Residenzschloß mit vielen S-n geschmückt. Eine gleiche Sitte wird von den Lydern u. Tyriern erzählt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 174-175.
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