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Schmetterlinge

[321] Schmetterlinge, 1) (Lepidoptera Lin.; Glossata Fabr.); Ordnung der Insecten, haben vierhäutige, ausgebreitete, aderige Flügel, welche auf beiden Seiten (mit wenig Ausnahme) mit zarten, gefärbten, sehr verschieden gestalteten Schüppchen bedeckt sind, die in regelmäßigen Reihen mit ihrem kurzborstigen Ende im Flügel befestigt sind; die Brustkastenringe sind mit einander verwachsen, ebenso die Freßwerkzeuge namentlich die Oberlippe u. der Oberkiefer, indem die beiden fadenförmigen od. vielmehr eine Röhre bildenden, mehr od. weniger verlängerten Unterkiefer einen zusammenrollbaren Rüssel (Rollzunge) bilden, welcher aus zwei Sangröhren besteht u. da, wo sie sich berühren, noch aus einem dritten Kanal, in welchen die Speichelgefäße münden. Am Grunde des Rüssels steht jederseits ein ein- bis dreigliederiger Kiefertaster u. an der großen dreieckigen Unterlippe zwei große, meist dreigliederige Lippentaster. Der Kopf ist übrigens klein, mit großen Augen, zuweilen auch noch mit Nebenaugen; die Fühler sind vielgliederig, meist gerade, selten länger als der Hinterleib, bald faden- od. borstenförmig, od. in der Mitte verdickt, keulenförmig, od. am Ende mit einem Knopfe, öfters auch, bes. beim Männchen, stark kammförmig gezähnt. Bei manchen ist die Brust durch längere Haare (Kragen) ausgezeichnet; einigen Weibchen fehlen die Flügel. Bei vielen Schmetterlingen findet man eine mechanische Vorrichtung, welche bei der Bewegung die Flügel zusammenhält u. in Haken besteht, die mit Haaren u. Schuppen besetzt sind, sich an der Unterseite der Vorderflügel nahe am Rande befinden u. zugleich mittelst kleiner Borsten mit dem Vorderrande der Hinterflügel in Verbindung stehen, so daß die vier Flügel an einander geschlossen sind u. zu gleicher Zeit in Thätigkeit gesetzt werden können; man nennt diesen Apparat Halter od. Hafapparat. Die Ränder der Flügel sind bald gerade, bald ausgeschweift, ganzrandig od. gezähnt, gekerbt, zuweilen, bes. die kleineren Hinterflügel, auch wohl in lange schmale Lappen verlängert, was man geschwänzt nennt. Die sechs Beine haben fünf Fußglieder; der Hinterleib ist ohne Stachel od. Legröhre, aus 6–7 Ringeln bestehend. Die Verwandlung ist eine vollkommene, u. der S. durchläuft sie gewöhnlich in einem Jahre, doch braucht er zuweilen auch längere Zeit. Aus den meist zahlreich gelegten Eiern entstehen Raupen (s.d.), welche sich nach mehrmaliger Häutung in Puppen (s.d.) verwandeln, aus welchen dann der S. vollkommen hervorgeht. Je weniger der S. Nahrung (manche Arten gar keine) zu sich nimmt, desto gefräßiger sind die Raupen; jene sterben bald nach der Begattung. Ihre Feinde sind Insecten fressende Vögel, die der Raupen Raupentödter, Schlupfwespen u. ebenfalls viele Vögel. Einige fliegen bei Tage, andere Abends, andere zur Nachtzeit; daher man sie sonst in Tagvögel (Papiliones), Dämmerungsvögel (Sphinges) u. Nachtvögel (Phalaenae, s.d.a.) eintheilte; jetzt in Lichtmotten (Pyralides), Hülsenmotten (Tineïtes), Spinner (Bombycites), Spanner (Phalaenites), Eulchen. (Noctuae), Zygänen (Zygaenides), Schwärmer (Sphingides) u. Tagfalter (Papilionides, s.d.a.). Oken theilt sie ein in Nachtfalter od. Motten, mit den Sippschaften Schaben, Spanner u. Spinner; Abendfalter od. Schwärmer mit den Sippschaften mottenartige Schwärmer, Glasschwärmer u. schmetterlingsartige Schwärmer; u. Tagfalter od. eigentliche S. mit den Sippschaften mottenartige, schwärmerartige u. vollkommene S. – Man verband im Alterthum mit den S-n durch die Betrachtung ihres flüchtigen Wesens den Begriff des Unkörperlichen. Weiter personificirte man die Seele durch den S.; als ein aus der Puppe hervorgegangenes, leicht in die Luft sich erhebendes Wesen bezeichnete er durch diese Verwandlung die Befreiung der Seele von ihrer materiellen Hülle nach dem Tode; daher der S. auch als Symbol der Unsterblichkeit gilt; endlich u. weil der Schlaf als eine periodische Befreiung von den Banden des Materiellen galt, war der S. das Bild des Schlafes; daher auch der Gott des Schlafes (Hypnos) mit Schmetterlingsflügeln am Kopfe abgebildet wird. Vgl. Ochsenheimer u. Treitschke, Die S. von Europa, Lpz. 1807–18, 17 Bde.; Freyer, Neuere Beiträge zur Schmetterlingskunde, Augsb. 1833–58, 120 Hefte; Herrich-Schäffer, Systematische Bearbeitung der S. von Europa, Regensb. 1843–56, 69 Hefte; Schenkel, Der Schmetterlingssammler, Mainz 1849; A. B. Reichenbach, Der Schmetterlingsfreund, Lpz. 1852; Kayser, Deutschlands S., ebd. 1852–59, 38 Lief.; Speyer, Deutsche Schmetterlingskunde, Mainz 1856. 2) Schleifen von Band od. Zeug, welche zur Verzierung der Kleider od. des Haarputzes benutzt werden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 321.
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