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Reichenbach [1]

[943] Reichenbach, 1) vormaliger Regierungsbezirk der preußischen Provinz Schlesien; 1201/2 QM., 466,000 Ew., welcher die Kreise Bolkenhain, Frankenstein, Glatz, Habelschwerdt, Hirschberg, Jauer, Landshut, Münsterberg, Nimptsch, Reichenbach, Schönau, Schweidnitz, Striegau u. Waldenburg umfaßte, wurde 1820 aufgehoben u. mit den Regierungsbezirken Breslau u. Liegnitz vereinigt; 2) Kreis des Regierungsbezirks Breslau in der preußischen Provinz Schlesien, 63/4 QM., 58,000 Ew. mit welligem, im Süden durch Ausläufer des Eulengebirges gebirgigem Boden; Getreide-, Obstbau u. viel Industrie; 3) Kreisstadt darin, an der Peilau u. am Eulengebirge u. an der Eisenbahn von Schweidnitz nach Frankenstein, mit alter Befestigung; hat Schloß (Hummel), Handwerkszeichnenschule, höhere Bürgerschule, Waisen- u. Wohlthätigkeits-Institut, Armen- u. Krankenhaus, viel Industrie; Baumwollenmanufactur, Zeugdruckerei, Brauerei, Branntweinbrennerei, Handel; Freimaurerloge: Aurora zur goldenen Kette; 5500 Ew. Im Febr. 1633 wurde R. durch die Kaiserlichen gestürmt, geplündert u. geschleift; hier am 16. Aug. 1762, Sieg der Preußen unter Friedrich dem Großen über die Österreicher unter Laudon, s. u. Siebenjähriger Krieg; hier am 27. Juli 1790 Congreß u. Convention zwischen Preußen, Polen, England, Holland u. Österreich, wodurch das fernere Bestehen des Türkischen Reiches gesichert wurde; Verhandlungen im Juni bis August 1813 zwischen England, Rußland u. Preußen; auch Allianztractat zwischen den Verbündeten u. Österreich, den 27. Juli 1813 zu Prag ratificirt; 4) Stadt im Kreise Görlitz des Regierungsbezirks Liegnitz der preußischen Provinz Schlesien, an der königlich Niederschlesisch-Märkischen Bahn (Zweigbahn Kohlfurt-R.), Gingham- u. Nankinweberei, Bandfabrikation, Hirsen- u. Buchweizencultur, 1300 Ew. Bei dem Rückzuge der Verbündeten nach der Schlacht bei Bautzen fiel hier am 22. Mai 1813 der französische General Bruyères. Dabei Markersdorf wo an demselben Tage der Palastmarschall Duroc tödlich verwundet wurde, welchem 1840 dort ein Denkmal errichtet ist. 5) Gerichtsamt im königlich sächsischen Kreisdirectionsbezirk Zwickau (Voigtland) mit 21,215 Ew. in 3 Städten u. 19 Dörfern; 6) Amts-, Vasallen- u. Fabrikstadt darin, an der Sächsisch-Baierischen Eisenbahn, welche 1/2 Stunde westlich von R. auf dem großartigsten Viaducte des Continents das Göltschthal (s.d.) überschreitet; 2 Kirchen, Waisenhaus, Realschule mit Progymnasium, Sonntagsschule, Streich- u. Kammgarnspinnereien, Eisengießerei u. Maschinenfabrik, Weberei in wollenen u. halbwollenen Modewaaren, Decken etc., Fabrikhandlungen; 9130 Ew. R. ist uralt u. kommt bereits 1140 als (höhmische) Stadt vor; seit 1270 gehörte es den Reußen von Plauen u. zwar als böhmisches, später als Reichslehn, bis es 1357 Kaiser Karl IV. kaufte. 1422 wurde es sächsisch, was es seitdem mit Ausnahme eines Zeitraumes von 1547–69, wo es der Kaiser wieder den Reußen zugetheilt hatte, geblieben ist. 1525 wurde die Reformation eingeführt. Feuersbrünste, 1429 (durch die Hussiten), 1613, 1625, 1632 (durch Holke), 1681, 1720, 1773 u. 1833. Vgl Winkler, R-s Chronik; Reichenb., 1855; 7) Dorf am Regen, im Landgericht Nittenau des baierischen Kreises Oberpfalz, mit 660 Ew. u. ehemaliger Benedictinerabtei, aufgehoben 1803; 8) Marktflecken an der Murg, im Oberamte Freudenstadt des württembergischen Schwarzwaldkreises, an der Murg; 650 Ew; 9) Bach im Amte Oberhasle des Schweizercantons Bern, entspringt am Schwarzhorn, bildet 7 prächtige Fälle, von denen der unterste des Nachmittags u. Abends von der Sonne beleuchtet, der schönste Katarakt der Alpen ist, u. fließt bei Meiringen in die Aar; 10) Schloß in der Nähe der Stadt Bern, s.d. 3).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 943.
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