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Literaturzeitungen

[426] Literaturzeitungen, in kürzern Zwischenräumen erscheinende Blätter, welche in Zeitungsform von den neuesten Erscheinungen der Literatur, den Fortschritten der Wissenschaften überhaupt u. Anderem, was darauf nächsten Bezug hat, Nachricht ertheilen. Dieselben hatten namentlich seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in Deutschland höhere Ausbildung erhalten u. hatten, obgleich sie sehr bald nicht mehr vermochten das Gebiet der Literatur zu umfassen, ihre Bilithczeit in den letzten Decennien des 18. u. den ersten des 19. Jahrh. Bereits in den vierziger Jahren des letztern hatten sie ihre große Bedeutung verloren u. die meisten der noch bestehenden hörten mit dem Umschwunge der Ansichten im Jahre 1848 auf Unter den frühern Zeitschriften dieser Art zeichnen sich bes. die Acta eruditorum u. von denen, welche sich zuerst im Laufe des 18. Jahrh. bildeten, vorzüglich die Göttinger gelehrten Anzeigen seit 1739 aus; die Leipziger neuen Zeitungen von gelehrten Sachen 1715–97 (unter verschiedenen Titeln). Ähnliche Unternehmungen als Gelehrte Zeitung u. unter ähnlichen Namen gingen von mehreren Akademiestädten u.a. Orten aus, wie Erfurter, von 1781–96, Erlanger, von 1790–97, Gothaische, von 1774–1804, Hallische, von 1766–92, Nürnberger, von 1790–98, die Frankfurter gelehrten Anzeigen, von 1772–74 (durch Schlosser begründet) u. m., welche alle aber an Umfang u. Verbreitung von der Berliner allgemeinen deutschen Bibliothek, zuerst herausgegeben von F. Nicolai,[426] Verl. 1765–91, 106 Bde,; Kiel u. Hamb. 1792–1798, 107. bis 118. Bd.; dazu Anh. 21 Bde.; u. Neue deutsche Bibliothek, Berl. 1793–1806, 107 Bde., nebst Anh. 10 Bde., übertroffen wurden. In mehr kritischem Geiste u. sogleich bei ihrer Entstehung mit bedeutendem Einfluß auf ein höher angeregtes wissenschaftliches Leben in Deutschland trat nun zuerst die von E. I. Bertuch u. Ch. G. Schütz u. Hufeland, später Ersch, redigirte Allgemeine L. auf, welche von 1785 an in Jena erschien u., durch Ergänzungsblätter verstärkt, auch mit literarischem Intelligenzblatt versehen, sich bis 1803 behauptete, wo sie, nach Schützs Abgang nach Halle, als Hallische L. an diesen Ort verpflanzt, an der neuen Jenaischen L., von Eichstädt redigirt u. von 1804 bis 1841 in gleicher Weise, wie die frühere fortgesetzt, eine Rivalin bekam. Letztere wurde 1842 in Leipzig als Neue Jenaische allgemeine L. unter der Leitung Hands wieder aufgenommen, konnte sich aber nur bis 1848 erhalten. Auch die Hallische L. hörte 1848 auf. Neben beiden bestand auch seit 1800 eine Leipziger L. (seit 1803 als Neue L. L.) von Beck u.a. Leipziger Gelehrten in gleicher Form redigirt bis 1834, wo sie aufhörte. Eine in Salzburg 1788 zuerst erschienene, von L. Hübner redigirte Oberdeutsche L. bestand bis 1822, eine Erlangische L. von Meusel, Mehmel u. Langsdorf herausgeg., von 1799–1802, eine Wienerische L., von Sartori, Hartmann u. von Collin, später von Hülsemann herausgegebene, von 1813–16, an deren Stelle 1818 eine kritische Quartalschrift als Jahrbücher der L. trat, welche 1848 einging. Dasselbe Schicksal hatten die seit 1827 erscheinenden, namentlich von Berliner Gelehrten herausgegebenen Jahrbücher für Wissenschaftliche Kritik. Von den noch (1860) bestehenden allgemeinen Blättern für literarische Kritik wurden außer den erwähnten Göttinger gelehrten Anzeigen vor 1848 begründet: Die Heidelberger Jahrbücher der Literatur, welche seit 1808 heftweise erscheinen, und die Münchner gelehrten Anzeigen, welche seit 1835 von der baierischen Akademie in München herausgegeben werden. Eine etwas verschiedene Tendenz verfolgte das Allgemeine Repertorium der Literatur, welches 1818–32 von Beck in Leipzig, 1833 von Pölitz, seitdem aber von Gersdorf (in verschiedenen Serien) herausgegeben wird, sowie das Literarische Centralblatt, das seit 1852 unter Redaction Zarncke's in Leipzig erscheint. Seit 1856 kommt in Wien eine Katholische L. heraus. Die Monatsschrift für Wissenschaft u. Literatur (Braunschweig 1851–1854) konnte sich nur wenige Jahre erhalten. Die wissenschaftliche Kritik hat sich in die fachwissenschaftlichen Zeitschriften geflüchtet, von denen bei weitem die meisten eine Rubrik für Recensionen offen halten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 426-427.
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