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Literaturzeitungen

[615] Literaturzeitungen, periodische Blätter, die von den neuesten Erscheinungen der wissenschaftlichen und schönen Literatur und anderm, was darauf nächsten Bezug hat, Nachricht erteilen. Unter den frühern Zeitschriften dieser Art zeichnen sich besonders aus die Leipziger »Acta Eruditorum« (1682–1776) und von denen, die sich zuerst im Laufe des 18. Jahrh. bildeten, vorzüglich die noch jetzt bestehenden »Göttinger gelehrten Anzeigen« (seit 1753), eine Fortsetzung der »Göttingischen Zeitungen von gelehrten Sachen« (1739–1752). Ähnliche Unternehmungen gingen von mehreren Akademiestädten und andern Orten aus, wie die »Hallische gelehrte Zeitung« (1766–92), die Gothaische (1774–1804), die Erfurter (1755–1803), die Erlanger (1790–97), die Nürnberger (1790–98) u.a., die alle aber an Bedeutung von den durch Lessing berühmten »Briefen die neueste Literatur betreffend« (Berl. 1759–66, 24 Tle.), an Umfang und Verbreitung von der Berliner »Allgemeinen deutschen Bibliothek« (zuerst hrsg. von F. Nicolai, das. 1765–92, 106 Bde. u. Anhänge; Kiel u. Hamb. 1792–96,107. bis 118. Bd.) und der »Neuen allgemeinen deutschen Bibliothek« (Kiel 1793–1800 u. Berl. 1801–06, 107 Bde. nebst Anhang und zeitweise Intelligenzblatt) übertroffen wurden. In mehr kritischem Geiste trat die von Ch. G. Schütz u.a. redigierte »Allgemeine Literaturzeitung« auf (Jena u. Leipz. 1785–1803, dann Halle u. Leipz. 1804–49), deren Rivalin die von Eich stadt herausgegebene »Jenaische Allgemeine Literaturzeitung« (1804–48) wurde, als deren Fortsetzung die 1874–79 unter der Redaktion von A. Klette erschienene »Jenaer Literaturzeitung« zu betrachten ist. Neben jenen beiden bestand von 1800–1834 eine »Leipziger Literaturzeitung«. Unter den neuern, nicht mehr bestehenden allgemeinen L. verdienen noch die »Heidelberger Jahrbücher der Literatur« (1808–72, 65 Bde.; die seit 1891 erscheinenden »Neuen Heidelberger Jahrbücher« gehören nicht zu den L.), die Wiener »Jahrbücher der Literatur« (1818 bis 1849, 128 Bde), das Leipziger »Repertorium der Literatur« (1819–60), die von Berliner Gelehrten herausgegebenen »Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik« (1827–46), die Münchener »Gelehrten Anzeigen« (1835–60, 51 Bde.), endlich das von W. Herbst begründete »Deutsche Literaturblatt« (Gotha 1878–90, 12 Bde.) Erwähnung. Gegenwärtig sind die beiden kritischen Hauptorgane: Zarnckes »Literarisches Zentralblatt für Deutschland« (seit 1850) und die in Berlin erscheinende »Deutsche Literaturzeitung« (seit 1880, jetzt hrsg. von Hinneberg), neben denen die mehr feuilletonartigen »Blätter für literarische Unterhaltung« (Leipz. 1826–98, Herausgeber: H. Marggraff, Rudolf v. Gottschall, zuletzt Karl Heinemann) sowie das von J. Lehmann begründete »Magazin für die Literatur des Auslandes« (seit 1832, 1881 umgewandelt in das »Magazin für Literatur des In- und Auslandes«, 1890 in das »Magazin für Literatur«; seit 1904 »Das neue Magazin für Literatur, Kunst und soziales Leben«) viel gelesen waren. Als maßgebendes Organ der letztern Richtung ist jetzt die Halbmonatsschrift »Das Literarische Echo« (hrsg. von Ettlinger, Berl., seit 1898) zu nennen. Den katholischen Standpunkt vertritt das von der Leo-Gesellschaft herausgegebene »Allgemeine Literaturblatt« (Wien, redigiert von Schnürer; erschien 1892–98 als »Österreichisches Literaturblatt«). Von ausländischen Organen allgemeiner Natur sind anzuführen für Frankreich das bereits 1665 gegründete »Journal des Savants« und die »Revue critique d'histoire et de littérature« (seit 1866); für England »The Edinburgh Review« (seit 1802) und »The quarterly Review« (seit 1809) sowie »The Athenaeum« (seit 1837) und »The Academy« (seit 1869); für Italien das »Giornale storico della letteratura italiana« (seit 1883) und die »Rivista critica della letteratura italiana« (seit 1884). Neben diesen alle Geistesgebiete umfassenden allgemeinen L. sind namentlich in neuerer Zeit, dem Anwachsen der wissenschaftlichen Literatur und dem Bedürfnis des Fachmanns Rechnung tragend, eine ganze Anzahl von L. über einzelne Wissenschaftsgebiete entstanden. Es seien erwähnt die »Theologische Literaturzeitung« (seit 1876), das »Theologische Literaturblatt« (seit 1880), die »(Berliner) Philologische Wochenschrift« (seit 1881), die »Wochenschrift für klassische Philologie« (seit 1884), das »Literaturblatt für germanische und romanische Philologie« (seit 1880), die »Historische Zeitschrift« (seit 1859), die »Kritische Vierteljahrsschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft« (seit 1859), das »Zentralblatt für Rechtswissenschaft« (seit 1882), das »Juristische Literaturblatt« (seit 1889), »Schmidts Jahrbücher der in- und ausländischen gesamten Medizin« (seit 1834). Hierher gehören auch die vielen Jahresberichte über einzelne Zweige der Wissenschaft, deren Zahl bei der fortschreitenden Spezialisierung in dauerndem Wachstum begriffen ist. Neuerdings pflegt auch jede Zeitschrift, mag sie sich geographisch, geschichtlich oder sonst irgendwie weite oder engste Grenzen gesteckt haben, eine berichtende oder wenigstens aufzählende Übersicht über alle in ihr Gebiet einschlagenden literarischen Erscheinungen zu geben. Für das Allgemeine vgl. unter andern Prutz, Geschichte des deutschen Journalismus, Teil 1 (Hannov. 1845); Wuttke, Die deutschen Zeitschriften und die Entstehung der öffentlichen Meinung (3. Aufl., Leipz. 1875); Oppermann, Die Göttinger gelehrten Anzeigen während einer hundertjährigen Wirksamkeit (Hannov. 1844); Kürschner, Handbuch der Presse (Berl. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 615.
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