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Ghasnaviden

[335] Ghasnaviden (Ghasnewiden), die erste muhammedanische Dynastie Indiens, nach der Stadt Ghasni genannt; Gründer derselben war Alptekin, ein Vornehmer von Bokhara, der, weil er den Samaniden Mansur in Khorasan nicht anerkennen wollte, von dort 960 mit 700 Reitern floh, Ghasni eroberte u. daselbst als Fürst anerkannt wurde; er st. 976. Sein Sohn, Abu Ischak, ein schwacher Fürst, überlebte ihn nur kurze Zeit, worauf 977 Subuktadschen (Sabektekin) Fürst wurde. Er drang bis nach Indien, zwang viele Radschas, die heidnischen Tempel in Moscheen zu verwandeln, u. fügte zu seinem Gebiet Kasdar u. Bost in Sedschestan. Als Emir Nuh von Khorasan, sein Lehnsherr, von den gegen ihn sich empörenden Abu Ali u. Farth, den Söhnen Simjurs, mit überlegenem Heere bedroht wurde, übertrug er 994 dem Sabektekin die Verwaltung von Khorasan, u. dieser schlug die Empörer in Herat u. ließ für sich seinen Sohn Mahmud als Statthalter von Khorasan von Nuh einsetzen. Sabektekin selbst hielt sich die letzten Jahre seines Lebens in Balkh auf u. st. 097. Seine zwanzigjährige Regierung zeichnete sich durch Klugheit, Gerechtigkeit u. Mäßigung aus. Er ist der Stammvater der Dynastie der Ghasnaviden. Bei seinem Tode bestimmte er, mit der Übergehung seines älteren Sohnes Mahmud, den jüngeren Ismael zu seinem Nachfolger; allein Mahmud, ein die Künste u. Wissenschaften liebender, aber höchst ruhmsüchtiger Mann, schon vorher Statthalter von Nisabur, eilte nach G., schlug den Ismael u. setzte sich selbst auf den Thron. Er stürzte dann die Samaniden u. bemächtigte sich aller Ländereien derselben. In dem Streite der Khalifen von Bagdad u. der ägyptischen Khalifen erklärte er sich für den Ersteren u. erhielt dafür den Titel Sultan. Nun wendete er sich gegen Indien; 1000–1003 kämpfte er glücklich gegen Dschepal u. dessen Sohn Anundpal, mußte aber die errungenen Vortheile wieder aufgeben, um die Einfälle des Tataren Ilidsch-Khan, seines Schwiegervaters, zurückzuschlagen; 1004 überwand er denselben bei Balkh u. von 1009–1018 hatte er fortwährende Kriege in Indien; damals eroberte er Kaschmir, Lahore u. andere Staaten von Hindostan. Die folgenden Jahre verwendete er auf die Verschönerung Ghasnis. 1022 machte er einen neuen Feldzug gegen den Radscha Nunda von Kalindschur u. 1024 gegen Guzurate u. nahm auf diesem Zuge die Festung Somnauth. Nach einigen Siegen über die indischen Jatten u. die Seldschuken eroberte er noch Irak. Als er 1028 (1030) starb, waren die Grenzen seines Reiches im Westen Georgien u. Bagdad, im Norden Bokhara u. Kaschgar, im Osten u. Süden Bengalen, Dekan u. das Indische Meer. Ihm folgte sein Sohn Massud; er eroberte 1031 Kutsch u. Mekran u. wurde so Herr von fast ganz Persien; aber von den Seldschuken in Khorasan angegriffen, wurde er 1039 geschlagen u. verlor diese Provinz an dieselben. 1040 machte er einen Zug nach Indien, aber bei der wachsenden Macht der Seldschuken verließen ihn die Seinigen u. riefen seinen von ihm geblendeten Bruder Muhammed, welchen Massud mit sich genommen hatte, u. Muhammeds Sohn Achmed, welcher für seinen Vater das Regiment führte, zum Sultan aus, u. dieser ermordete 1041 (1042) den Massud im Gefängniß. Gegen Muhammed zog Massuds Sohn, Madud, der jenen (1043) besiegte u. nebst dessen Söhnen (bis auf Abder-Rahim) umbringen ließ. Madud verlor alle Besitzungen in Persien an die Seldschuken u. konnte nur die in Indien erhalten; er st. 1049; seinen unmündigen Sohn Massud übergingen die Emire u. setzten seinen Bruder Ali auf den Thron; diesen aber warf im selbigen Jahre Mahmuds Sohn Abdurraschid vom Throne, welcher bis 1052 regierte, wo er von seinem Günstling Thogrul, Massuds Eidam, ermordet wurde. Dieser wurde wieder durch eine Empörung 1053 gestürzt u. Massuds Sohn Farukzad zum Sultan ernannt; diesem folgte 1059 sein Bruder Ibrahim. Unglücklich gegen die Seldschuken, machte er in Indien große Eroberungen u. st. 1098 (1088); ihm folgte sein Sohn Massud II. bis 1104. Darauf bemächtigte sich sein Sohn Arslan-Schah des Reichs, aber sein pracht- u. wissenschaftsliebender Bruder Bahram-Schah eroberte 1108 mit Hülfe seines Oheims, des Seldschuken Sandschar, das Reich u. ließ den Arslan ermorden. Nun griff er Indien an; aber dadurch erregte er die Eifersucht der Ghauriden, von denen er aus seinen Staaten vertrieben wurde. Bahram-Schah eroberte Ghasni wieder u. ließ seinen[335] Gegner Suri 1151 hinrichten. Da zog des Getödteten Bruder Allah-Eddin gegen ihn, unterdeß st. 1152 Bahram; sein Sohn Khosru-Schah floh vor Allah-Eddin nach Lahore, Ghasni wurde genommen u. geplündert u. blieb von nun an in der Gewalt der Ghauriden (s.d.); Khosru-Schah st. 1160 in Lahore; ihm folgte sein Sohn Khosru-Malek, welchen Muhammed, der Ghauride, in Lahore angriff u. 1182 tödtete. Mit ihm ging die Dynastie der G. unter. Wie in Ghasni 1205 die Ghauriden ein neues Reich errichteten, s.u. Ghauriden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 335-336.
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