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Bacon

[132] Bacon (spr. Behkn), 1) Roger, geb. 1214 bei Ilchester in Somersetshire, studirte zu Oxford u. Paris, ward 1240 Franziskaner u. erhielt als Lehrer zu Oxford den Beinamen Doctor mirabilis (d.i. der wunderbare Lehrer), Er beschäftigte sich besonders mit der Physik, fertigte Vergrößerungs- u. Ferngläser, kannte die, der Wirkung des Schießpulvers zu Grunde liegende Eigenschaft des Salpeters u. zeigte die Mängel des damaligen Kalenders. In der Philosophie bewies er, welche Irrthümer sich durch unrichtige Übersetzungen der Bibel u. des Aristoteles eingeschlichen hätten, u. drang auf gründliches Sprachstudium, so wie auf Wiederaufnahme der vernachlässigten Mathematik u. Naturforschung. Er zeigte die Nothwendigkeit einer allgemeinen Reform im Staats-, Kirchen- u. bes. im Klosterwesen u. schickte dem Papste Clemens IV. einen Entwurf hierzu. Seine Ordensobern aber verboten ihm, als gefährlichem Neuerer, den Lehrstuhl u. sperrten ihn in sein Kloster ein. Clemens IV. befreite ihn auf kurze Zeit, unter Nicolaus III. ward er wieder gefangen gesetzt, u. ihm, unter dem Vorwande, daß er Schwarze Magie getrieben habe, verboten, mit Jemand zu sprechen u. seine Schriften einem Anderen als dem Papst zu schicken. Erst nach 10 Jahren ward er wieder losgelassen, ging nach Oxford, st. aber bald darauf 1294 (1292). Von seinen Werken sind gedruckt: Opus majus (das er an Clemens IV. sendete), herausgeg. von Jebb, Lond. 1733, Fol.; Epistola de secretis artis et naturae operibus, Par. 1542, Hamb. 1617; Speculum alchimiae, Nürnb. 1614; De retardandis senectutis accidentibus, Oxf. 1590, engl. von Brown, 1683. 2) Nicholas, geb. 1510 zu Chislehurst in Kentshire; war unter Elisabeth Großsiegelbewahrer u. st. 1579. Bei den Streitigkeiten zwischen der Königin Maria Stuart u. ihren Unterthanen (1568–71) führte er den Vorsitz. Für den Protestantismus in England that er viel u. st. 1579; seine Gemahlin 3) Anna, geb. Cooke, eine fromme u. gelehrte Frau, übersetzte mehrere theologische Schriften aus dem Italienischen ins Englische. 4) Francis B., Lord Verulam, Viscount St. Albans, gewöhnlich Baco von Verulam genannt, Sohn der Vor., geb. 1560 (1561), studirte zu Cambridge, ging, um sich für das diplomatische Fach zu bilden, mit dem englischen Gesandten Amias Paulet nach Frankreich, kehrte 1586 nach England zurück u. trieb eifrig die Rechtswissenschaft; er wurde 1588 königlicher Rath, konnte aber, da er zur Essexpartei gehörte, unter Elisabeth nicht weiter kommen; 1595 trat er für Middlesex ins Parlament u. ward, um die verscherzte Gunst des Hofes wieder zu gewinnen, seiner Partei untreu. Unter Jakob I. stieg er schnell, ward 1603 zum Ritter geschlagen, 1604 Rechtsbeistand der Krone, 1607 Sollicitor- u. 1613 Attorney-General, 1617 Siegelbewahrer u. bei einer Reise des Königs sogar dessen Stellvertreter, 1619 Lordkanzler u. Baron von Verulam u. 1620 Viscount von St. Albans. Wegen Bestechungen seiner Würden entsetzt u. zu 40,000 Pfd. Sterling Strafe u. zu Gefängniß verurtheilt, konnte er, obgleich er bald wieder seiner Hast entlassen wurde, nie wieder Ansehen erlangen, lebte in ärmlichen Privatverhältnissen u. st. 1626 bei London. B. war ein großer Philosoph; er entwarf den Plan zu einer Reform der ganzen Philosophie, bearbeitete selbst dafür das [132] Organon od. eine allgemeine Methodenlehre u. eine Encyklopädie der Wissenschaften, u. wirkte durch die Änderung der Methode gewaltig auf die Nachwelt. Seiner Forschungsmethode liegt die Überzeugung zum Grunde, daß man nicht durch Speculation, sondern allein durch Versuche u. Erfahrung zur Wahrheit kommen könne (Baconismus). Ihm folgend bewirkten bes. englische u. französische Philosophen bedeutende Erweiterungen der Naturwissenschaften, der Psychologie u. Politik. Wichtigste Schriften: Essays 1597; De dignitate et augmentis scientiarum, englisch Lond. 1605, lateinisch ebd. 1623, Leyd. 1652 u.ö., deutsch von Pfingsten, Pesth 1783, 2 Bde.; Novum organon scientiarum. Lond. 1620, englisch Leyden 1650, deutsch von Bartholdy, Berl. 1793, von Brück, Lpz. 1830; De sapientia veterum; Sermones fideles; Sylva sylvarum; eine Geschichte Heinrichs VII. u. VIII; Nova Atlantis u.a.; Werke herausgeg. von Mallet, Lond. 1740, 4 Bde., Fol., 1765, 5 Bde., von Rawley (dem Secretär B-s), Amsterd. 1663, 6 Bde., von Montague 1825–34, 16 Bde.; Lebensbeschreibung von Mallet (französisch von Bertin, Lond. 1788, deutsch von Ulrich, Berl. 1780) von Vanzelles (Par. 1833, 2 Bde.), von K. Fischer, Lpz. 1856. 5) John, geb. 1740 zu Southwark, erst Modelleur in einer Porzellanfabrik, dann Bildhauer, lieferte mehrere Kunstwerke für Westminsterabtei; st. 1799. 6) Leonard, geb. 1802 in Detroit im Staate Michigan, studirte Theologie, wurde Prediger an der ersten Congregationalistenkirche in New-Haven u. bereiste 1851 den Europäischen Continent u. West-Asien. Er war früher Mitarbeiter an dem Christian Spectator, einer in New-Haven erscheinenden Vierteljahrschrift, u. ist gegenwärtig Redacteur des Independent u. des New Englander; schrieb Ecclesiastical and Civil History of Connecticut, mehrere kleinere Schriften, Predigten, Reden etc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 132-133.
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