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Bacon [1]

[370] Bacon, (Behkʼn) Francis, Lord Verulam, Viskount St. Albans, geb. 1561 zu London, studierte 14jährig zu Cambridge, schrieb 16jährig bereits gegen die aristotelische Philosophie als der Dienerin nutzloser Wortstreitigkeiten, studierte später in Paris, machte Reisen und schrieb im 19. Jahre, wo sein Vater st., ein geistvolles Buch über die Zustände Europas. Von 5 Brüdern der jüngste und folglich ärmste, strebte er nach einer Stellung im Staatsleben, welche ihm Glanz und Reichthum verschaffen sollte, und bewies dabei einen keineswegs achtungswerthen Charakter. In dem Prozeß seines Freundes, des Grafen Robert Essex, der ihm ein Landgut geschenkt hatte, verfaßte er die Anklageschrift und vertheidigte die Hinrichtung desselben in einer besondern Schrift. Nachdem B. im Parlament zwischen den Parteien herumgeschwankt und auch den Schuldthurm 2mal kennen gelernt hatte, ging ihm mit Jakob J. seit 1603 der Glücksstern auf. Ein Kampf gegen betrügerische Lieferanten erwarb ihm den Dank des Parlaments und die Stelle eines königl. Rathes mit Gehalt, eine Heirath und Erbschaft Reichthum. B. wird 1607 Generalsollicitor, 1613 Attorneygeneral, 1617 Großsiegelbewahrer, 1619 Lordkanzler und Baron von Verulam, 1620 Viskount von St. Alban und 1621 – zu einer Geldbuße von nicht weniger als 40000 Pfund und Hast im Tower auf unbestimmte Zeit wegen Aemterverkauf und Mißbrauch des Staatssiegels verurtheilt. Er gestand seine Verbrechen selbst ein, um eine skandalöse Untersuchung zu vermeiden; die Gnade des Königs erließ ihm die Geldbuße und schon mach 2 Tagen die Hast, er wurde sogar wieder ins Parlament gerufen, aber er lebte fortan still der Wissenschaft und st. 1626 kinderlos auf einem Landgute. Schon zu seiner Zeit reisten Gelehrte nach England lediglich um den Verfasser des Novum Organon, der Schriften de dignitate scientiarum, de sapientia veterum u.a.m. zu sehen und wirklich beginnt mit diesen eine neue Periode der Philosophie. Bisher hatten metaphysische und theologische Gegenstände als Hauptsache aller Wissenschaft gegolten, aber durch B. wurde die Erfahrung (Empirie) an und für sich zur philos. Angelegenheit und näher die Naturwissenschaft auf rein phys. Anschauung zurückgeführt. Bei B. selbst war Naturwissenschaft das Centrum eines ungeheuern, encyclopädisch geordneten Wissens, doch die unerschöpfliche Erfahrung kann und will er selbst nicht erschöpfen, sondern nur die Methode, das Organon oder die Logik der Erfahrung geben, und hierin liegt seine Bedeutung. Mochte er aber auch die griech. Philosophie verachten und bei der Empirie stehen bleiben – so war er doch kein eigentlicher ausschließlicher Empiriker. Die Empirie nämlich ist ihm nicht Zweck und Ende, sondern Mittel und Anfang, er findet kein Heil in scholastischer Spitzfindigkeit, welche sich vom Besondern immer wieder ins Besondere hineinwühlt, ins Unendliche spaltet und theilt und die Natur zum Labyrinthe macht, sondern er strebt darnach, Ursachen der Erscheinungen und eine Ursache der Ursachen zu finden. – Die beste Ausgabe der Werke B.s ist die in London 1825–1834 in 16 Bänden von Montague besorgte.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 370.
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