[168] Messer, 1) schneidendes Werkzeug, nach seiner verschiedenen Gestalt u. Bestimmung mit verschiedenen Beinamen, als: Vorlege-, Tisch-, Brod-, Feder-, Radiermesser, die verschiedenen anatomischen u. chirurgischen M., als: Scalpells, Lanzetten, Bistouri, Stein-, Staar-, Amputations-, Rasiermesser etc., die von verschiedenen Handwerkern gebrauchten M., als: Böttcher-, Fleischer-, Seifensieder-, Formschneidermesser, od. zu besonderen Bestimmungen[168] dienende, als: Hack-, Wiege-, Baum-, Pflugmesser, Hirschfänger etc. Die großen Messerklingen sind (am Rücken) von Eisen, auf welches ein die Schneide bildendes Stahlstück aufgeschweißt ist, die kleinen gewöhnlich u. seine immer ganz von Stahl. Zu großen Schneidwerkzeugen eignet sich ein Gemenge aus abwechselnd aufeinandergelegten Eisen- u. Stahlschienen, welche zusammengeschweißt u. gestreckt werden. Der Messerschmied gibt der Klinge ihre Gestalt nur aus dem Greben mit dem Hammer durch Schmieden in der Nothglühhitze in einer Hitze; in einer zweiten Hitze schmiedet er die Angel od. den Druck (s. unten); das Übrige vollbringt er mit der Feile u. dem Schlifstein. Nach dem Schmieden werden die Klingen gehärtet u. wieder angelassen, letzteres gewöhnlich in einem Metallbade. In die Kluge wird beim Schmieden gewöhnlich die Firma der Fabrik mit einem Stempel eingeschlagen. Die M. stecken meist in einem Heft, Messerheft, weshalb eine vierkantige, spitzige Angel an die Klinge geschmiedet ist; die Angel wird in einem hohlen Stempel (Angelstempel) geschmiedet, in das Heft gekittet, od. geht durch dasselbe hindurch u. wird auf der Rückseite vernietet. Um Stahl zu ersparen wird die Angel sehr oft aus einem angeschweißten Stück Eisen gebildet. Häufig wird die Angel breit u. flach gemacht u. auf beiden Seiten mit Schalen, Messerschalen, belegt, welche aufgenietet werden. Hefte u. Schalen sind von Holz, Horn, glatt u. gepreßt od. ausgelegt mit Hirschhorn, Knochen, Elfenbein, Schildkrot, Porzellan od. Metall. Der unterste Theil des Beschlags heißt Haube. Andere M. sind zum Einschlagen (Einlege-, Einschlagemesser), bei welchen die Klinge in das Heft gelegt werden kann. Die Klinge bekommt hier keine Angel, sondern einen eckigen Absatz (Druck od. Talon). Der Heft besteht aus zwei eisernen Plattinen, auf deren Rückseire zwischen die Plattinen eine Stahlfeder genietet wird, welche die auch zwischen die Plattinen genietete, aber bewegliche Klinge sowohl ein-, als zugeschlagen am Drucke festhält. Bei den sogenannten französischen Einlegmessern ist an dem Druck u. an der Feder eine solche Einrichtung angebracht, daß die aufgeschlagene Klinge unbeweglich feststeht u. nicht eher zusammengeschlagen werden kann, bis man die Feder mit einem daran angebrachten Knopf zurückbiegt. Eine andere Art Einlegemesser hat keine Feder, sondern am Drucke nur einen Schwanz, welcher verhindert, daß die aufgeschlagene Klinge sich zurückbiegen kann. Eine andere Art Einschlagemesser sind die Instrumentenmesser, wo am Hefte mehre kleine Werkzeuge, als Säge, Feile, Bohrer, Korkzieher etc. angebracht sind. Zu verschiedenen Zwecken, z.B. zum Abschneiden der Butter hat man auch M., welche ganz von Silber, Horn od. Knochen sind. Alle europäischen Länder haben bedeutende Messerfabriken die vorzüglichsten aber befinden sich in England, Frankreich, Deutschland u. Österreich. Die englischen M. haben den Vorzug vor allen anderen, sowohl hinsichtlich der Feinheit des Stahls, als auch in der vollkommenen Arbeit der Schneide; Birmingham, Sheffield, Woodstock, Soho u. London besitzen die größten Fabriken. In Frankreich sind Chatellerault, Langres, Moulins, Thiers, Rouen u. Paris berühmt. Die besten M. in Deutschland werden in Iserlohn, Sohlingen, Remscheid u. Schmalkalden verfertigt; die Steyerschen, Karlsbader, Aarauer u. Ruhlaer M. sind ebenfalls beliebt; 2) (Waffenk.), so v.w. Faschinenmesser; 3) so v.w. Seitengewehr; 4) an Bohrmaschinen die aus dem Bohrkopfe hervorstehenden arbeitenden Schneiden; 5) verschiedene Werkzeuge der Holzarbeiter, z.B. Schnitzer, Schnitzemesser etc.; 6) eine messerartig zugeschärfte, hölzerne Schiene am Trommelstuhl (s.d.); 7) dünnkantiges, eisernes Lineal an der Jacquardmaschine, s.u. Webstuhl; 8) die drei oben zugeschärften, etwa eine Elle langen Bretchen, aus welchen die Lade der Flachsbreche besteht; in die schlitzförmigen Zwischenräume zwischen den M-n der Lade treten beim Brechen die beiden M. des sich um ein Charnier drehenden Deckels; 9) an den Cylinder-Schermaschinen (Tuchmacher) die schneidenden geraden od. schraubenförmig gewundenen Klingen, welche die vorstehenden Haare des Tuches in gleicher Höhe abschneiden; 10) die schneidenden Theile in der Walze u. der Platte des Holländers, s.d.