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Amputatĭon

[435] Amputatĭon (v. lat.), Operation, welche Glieder des Körpers od. Theile derselben, auch die weibliche Brust, das männliche Glied, mittelst schneidender Werkzeuge entfernt (wenn es in Gelenken geschieht, Exarticulation), erst seit dem 16. Jahrh., wo man das Tourniquet u. die Ligatur der Arterien dabei anwenden lernte, kunstgemäß begründet. Sie wird nöthig: bei Leiden der Theile, wo das Leben entweder überhaupt nicht, od. wegen Ungunst der Umstände nicht erhalten werden kann, z.B. bei abgerissenen Gliedern, bedeutenden Zerstörungen etc. der Knochen u. Weichtheile, auch dieser schon allein, vorzüglich wo Gefäße u. Nerven betroffen sind, bei schweren Gelenkverletzungen, bei lebensgefährlichen, auf andere Weise nicht zu stillenden Blutungen, bei Krebs u. bösartigen Geschwüren, bedeutenden Afterorganisationen, Osteosarkosis, Osteosteatom, Tumor alb us, Spina ventosa, Mark- u. Blutschwamm. Die dazu nöthigen Werkzeuge (Amputationsapparat), bisweilen in Etuis (Amputationseinis) vereint, sind: Tourniquets, Compressen, Amputationsmesser, ein- od. 2schneidig, ein Zwischenknochenmesser (Catling) zur Trennung der Weichtheile zwischen 2 Knochen, ein Knochenhautmesser zum Abschaben der Knochenhaut, Knochenfeilen u. Knochenzangen zur Entfernung von Knochenspitzen od. Splittern, Amputationssägen, bald Bogen-, bald Blattsägen, blutstillende Mittel, Ligaturwerkzeuge, Binden, Charpie etc. Hauptaufgaben für die A. sind: Schnelligkeit, möglichste Erhaltung vom Gliede, Herstellung eines gutgepolsterten Stumpfs. Acte derselben sind: die Anlegung des Tourniquets, das Durchschneiden der Haut u. Muskeln, das Durchsägen der Knochen, das Anlegen der Ligaturen, die Verheilung der Wunden, zweckmäßiger Verband u. Nachbehandlung. Die A-smethoden sind verschieden nach der verschiedenen Form des Schnittes: der Schnitt ist a) Zirkel- (Celsischer, Vertical-) Schnitt, wobei im Kreise u. vertical alle Theile bis auf den Knochen durchschnitten werden, od. erst die Haut u. dann das Übrige; b) Lappenschnitt, wobei entweder nur auf einer od. auf 2 entgegengesetzten Seiten des Knochens das Messer eingestochen, am Knochen fortgeführt, durchzogen u. so 1 od. 2 Fleischlappen gebildet werden; c) Trichter- (Hohl-, Kegel-, Schräg-)schnitt, od. Ovalairmethode, von Alanson erfunden, wobei zuerst die Haut im Kreise u. dann die übrigen Weichtheile so durchschnitten werden, daß eine nach oben trichterförmige Wunde entsteht. Jeder Theil verlangt besondere Modificationen der Operation. Die unblutige A. od. Abbindung (s. Ligatur) kann den Schnitt höchstens bei kleinen Theilen ersetzen. Über die Anwendung des Schwefeläthers (Chloroform) bei A-en s. Narkose. Vgl. Gräfe, Normen für die Ablösung größerer Gliedmaßen, Berl. 1812.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 435.
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