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Wessenberg

[553] Wessenberg, 1) Johann Philipp, Freiherr von W.-Ampringen, österreich. Staatsmann, geb. 28. Nov. 1773 in Dresden, wo sein Vater Philipp Karl, Freiherr von W., österreich. Gesandter war, gest. 1. Aug. 1858 zu Freiburg i. Br., studierte in Freiburg und Straßburg, trat 1797 in den österreichischen Staatsdienst und ward 1803 Ministerresident in Frankfurt, 1808 Gesandter in Berlin, 1811 in München. Er schloß 1813 das Bündnis zwischen Österreich und England und nahm wesentlich Anteil am ersten wie am zweiten Pariser Frieden und an den Verhandlungen des Wiener Kongresses sowie der Zentralhofkommission zur Organisierung der von Österreich neuerworbenen Provinzen. Dem Metternichschen System abgeneigt, trat er ins Privatleben zurück und war nur 1830–31 Gesandter am niederländischen Hof, in welcher Eigenschaft er an den Londoner Konferenzen zur Schlichtung der holländisch-belgischen Wirren teilnahm. Im Mai 1848 nach Wien berufen, übernahm er im Juli den Vorsitz im Gesamtministerium mit dem Ministerium des Auswärtigen und dem des kaiserlichen Hauses. Nach der Oktoberrevolution folgte W. dem Kaiser nach Olmütz, legte aber schon 21. Nov. sein Amt nieder und kehrte ins Privatleben zurück. Vgl. »Briefe von Joh. Phil. von W. aus den Jahren 1848–58 an Issordink-Kostnitz, österreichischen Legationsrat« (Leipz. 1877, 2 Bde.); A. v. Arneth, Johann Freiherr von W. (Wien 1898, 2 Bde.); »Gentz und W., Briefe des erstern an den zweiten«, mitgeteilt von Fournier (Wien 1907).

2) Ignaz Heinrich Karl, Freiherr von, kath. Theolog, Bruder des vorigen, geb. 4. Nov. 1774 in Dresden, gest. 9. Aug. 1860 in Konstanz, erhielt 1792 Dompräbenden in Konstanz, Augsburg und Basel, lebte seit 1798 in Konstanz und wurde durch Dalberg 1802 Generalvikar dieses Bistums. Auf diesem Arbeitsfeld wirkte er eifrig für die Diözesaneinrichtung, für Pastoralkonferenzen, für Bildung des jungen Klerus, wozu er das Seminar in Meersburg stiftete, für Hebung des Schulunterrichts, Einführung der deutschen Sprache in die Liturgie, des deutschen Kirchengesanges, Minderung der Feiertage u. dgl. Von dem päpstlichen Nunzius in Luzern verdächtigt, erhielt er zu seiner 1814 durch Dalberg bewirkten Berufung zur Koadjutorstelle im Bistum Konstanz die päpstliche Bestätigung um so weniger, als er gleichzeitig den Wiener Kongreß zur Herstellung einer deutschen katholischen Nationalkirche zu bestimmen suchte. Als ihn nach Dalbergs Tode die Kapitularen zum Bistumsverweser ernannten, verwarf der Papst durch Breve vom 15. März 1817 auch diese Wahl, woran auch eine persönliche Verteidigung seiner Ansichten in Rom nichts änderte. Nachdem infolge der Gründung der Oberrheinischen Kirchenprovinz (s. d.) das Bistum Konstanz aufgelöst worden war, lebte W. hier als Privatmann und wirkte als Abgeordneter der badischen Ersten Kammer (1819–33), dann als Schriftsteller und Wohltäter der Armen und Mäcen aufstrebender Künstler. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Die Elementarbildung des Volks« (Zürich 1814; 2. Aufl., Konstanz 1835); »Deutsche Kirche« (anonym, ohne Druckort, 1815; 2. Aufl. u. d. T.: »Betrachtungen über die Verhältnisse der katholischen Kirche im Umfang des Deutschen Bundes«, anonym, 1818); »Die Bergpredigt unsers Herrn« (6. Aufl., St. Gallen 1861); »Die christlichen Bilder« (Konstanz 1827, 2 Bde.); »Die Stellung des römischen Stuhls gegenüber[553] dem Geist des 19. Jahrhunderts« (anonym, Zürich 1833); »Über Schwärmerei« (Heilbr. 1834); »Die großen Kirchenversammlungen des 15. und 16. Jahrhunderts in Beziehung auf Kirchenverbesserung« (Konstanz 1840, 4 Bde.); »Gott und die Welt« (Heidelberg 1857, 2 Bde.); »Die Eintracht zwischen Kirche und Staat« (hrsg. von Beck, Aarau 1869). Seine »Sämtlichen Dichtungen« erschienen in 7 Bänden (Stuttg. 1834–54). Vgl. Beck, Freiherr J. H. v. W. (Karlsr. 1862, 2. Ausg. 1874); J. Friedrich in Weechs »Badischen Biographien«, Bd. 2 (Heidelb. 1875); Kühner, J. H. v. W. und seine Zeitgenossen (das. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 553-554.
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