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Sacy

[408] Sacy (spr. ßaßi), 1) Antoine Isaac, Baron Silvestre de, berühmter Orientalist, geb. 21. Sept. 1758 in Paris, gest. daselbst 21. Febr. 1838, hatte von seinem zwölften Jahr an hebräischen Unterricht und studierte das Arabische, Persische und Türkische als Autodidakt. Er ward 1781 Rat beim Münzhof und 1785 Mitglied der Akademie der Inschriften. Noch in demselben Jahre kam er in das Komitee, das die Akademie ernannte, um die wichtigsten noch unedierten Handschriften der königlichen Bibliothek auszugsweise zu veröffentlichen, und es ist kaum ein Band der »Notices et extraits« vorhanden, zu dem S. nicht die wertvollsten Beiträge geliefert hätte. Während der Schreckenszeit lebte er, nach Verlust seiner Ämter, in Zurückgezogenheit in der Brie. Bei der Wiedererrichtung des Instituts (1795) ward er zum Mitglied desselben erwählt, zugleich erhielt er den arabischen Lehrstuhl an der Ecole des langues orientales, 1806 wurde er zum Professor der persischen Sprache am Collège de France, 1808 zum Mitglied des Gesetzgebenden Körpers ernannt, in dem er indes erst seit 1814, in welchem Jahr er für Napoleons Absetzung stimmte, lebhaftern Anteil an den Verhandlungen nahm. Nach der zweiten Restauration ward er Mitglied der Kommission für den öffentlichen Unterricht und des königlichen Rates, 1823 Administrator des Collège de France und der Ecole des langues orientales, 1832 Mitglied der Pairskammer und 1833 Konservator der Manuskripte an der königlichen Bibliothek und beständiger Sekretär der Akademie. Der Baronstitel war ihm 1813 verliehen worden. Dabei entfaltete er eine höchst bedeutende Lehrtätigkeit, durch die er Paris mehrere Jahrzehnte hindurch zum Mittelpunkt der orientalischen Studien in Europa machte. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Grammaire arabe« (Par. 1810, 2 Bde.; 2. Aufl. 1831); »Chrestomathie arabe« (1806; 2. Aufl. 1826–27, 3 Bde.) nebst einer »Anthologie grammaticale« (1829), alle drei noch jetzt für das Studium des Arabischen unentbehrlich; die Übersetzung von Abd el Latîfs »Relation de l'Egypte« (1811); die mit französischer Übersetzung begleitete Ausgabe des persischen »Pendnāme« von Ferîd ud-Dîn Attâr (1819); eine Ausgabe der »Makâmât« des Hariri (s. Hariri), der »Alfiyya« von Ibn Mâlik (arab. Text mit Kommentar, Par. 1833), der »Exposé de la religion des Druzes« (1838, 2 Bde.) u.a. Etwa 400 Aufsätze, Rezensionen etc. von ihm über die mannigfachsten Sprachen und Materien finden sich in verschiedenen Fachzeitschriften. Sehr wertvoll ist der Katalog seiner für orientalische Literatur ausgezeichneten Bibliothek (1842–47, 3 Bde.). Seine »Mélanges de littérature orientale« (mit »Eloge« vom Herzog von Broglie) erschienen 1861. Vgl. Reinaud, Notice historique et littéraire sur M. le baron Silvestre de S. (Par. 1838); H. Derenbourg, Silvestre de S. (das. 1895).

2) Samuel Ustazade Silvestre de, franz. Journalist, Sohn des vorigen, geb. 17. Okt. 1801 in Paris, gest. daselbst 14. Febr. 1879, studierte die Rechte, widmete sich dann aber ausschließlich literarischen Studien und gehörte seit 1828 zu den tätigsten und bedeutendsten Mitarbeitern des »Journal des Débats«. Von jeher auf die Hebung des öffentlichen Unterrichts hinarbeitend und namentlich der Unabhängigkeit der Volksbildung von dem Einfluß der Geistlichkeit das Wort redend, übrigens vermöge einer Überlieferung seiner Familie jansenistischen Ideen huldigend, wurde er 1864 in den Konseil für öffentlichen Unterricht berufen, wo er den Bestrebungen des Ministers Duruy wirksamen Vorschub leistete, und 1865 zum Senator ernannt. Eine Auswahl seiner publizistischen Arbeiten, in denen er sich als einen der vorzüglichsten Prosaiker Frankreichs bekundet, gab er als »Variétés littéraires, morales et historiques« (1861, 2 Bde.) heraus. 1855 wurde er Mitglied der Akademie.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 408.
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