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Quebec [1]

[502] Quebec, Provinz von Kanada (s. die Karte bei »Kanada«), früher Unterkanada genannt, grenzt im N. an die Jamesbai der Hudsonbai und an Labrador, im W. an den St. Lorenzgolf, im S. an die Provinz Neubraunschweig, die Unionsstaaten Maine, New Hampshire, Vermont und New York und an die Provinz Ontario, im O. an die letztere und enthält 885,148 qkm. Die Provinz hat eine 3040 km lange Seeküste und wird durch den St. Lorenzstrom in zwei sehr ungleiche Teile zerschnitten. Den südöstlichen, der zwar nur ein Elftel des Gesamtareals, dabei aber mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Provinz einschließt, durchziehen die aus Vermont herübertretenden Notre Dame-Berge, die in den Shickshockbergen, auf der Gaspéhalbinsel, mit dem Mount Bayfield (1210 m) gipfeln. Die dem Nordufer des St. Lorenzstromes folgenden, von kanadischen Geologen als Laurentides bezeichneten Höhen aus Gneis treten schon unterhalb der Stadt Q. vom Fluß zurück, so daß dieser obere Teil der Provinz ziemlich eben ist und als laurentische Niederung bezeichnet wird. Montreal liegt nur 20 m ü. M., während die isolierten, aus Eruptivgestein bestehenden Berge Mount Royal und Mount Rigaud nur 215 und 255 m hoch sind. Das Grundgestein bildet hier silurischer Kalkstein, den oberflächlichen Boden aber glazialer Geschiebemergel. Außer den im St. Lorenzstrom, namentlich in seiner breiten Mündung liegenden kleinen Inseln (Orleansinsel u. a.) gehören zur Provinz die vor die Mündung gelagerte große Insel Anticosti und die Magdaleneninseln im St. Lorenzgolf. Neben dem St. Lorenzstrom sind die bedeutendsten Flüsse der Ottawa, der St. Maurice und Saguenay im N., der Richelieu, St. Francis und Chaudière im S., alle mit starken Wasserkräften. Das seenreiche Innere ist großenteils noch Urwald, dessen Föhren, Tannen, Eschen, Birken, Ahorne, Ulmen, Buchen, Hickory- und Walnußbäume eine Hauptquelle des Wohlstandes der Provinz bilden. Das Klima zeichnet sich durch strenge Winter und heiße Sommer aus. Die Stadt Q. hat eine Jahrestemperatur von 3,4° (Januar -12,7°, Juli 18,9°), dagegen sind für Montreal die entsprechenden Zahlen 5,3,-10,9 und 20,5°. Die Bevölkerung betrug 1891: 1,488,535, 1901: 1,648,898, darunter etwa 75 Proz. französisch Sprechende, 3181 in Frankreich und 1543 in Deutschland Geborne und 10,865 Indianer, von denen die meisten Ackerbau und Viehzucht treiben, 1901 mit 4500 Hektar kultivierter Landfläche. Der Religion nach waren 1,429,260 Katholiken, 81,563 Anglikaner, 58,013 Presbyterianer, 42,014 Baptisten, 7498 Juden. Es bestanden 1903: 6261 Schulen mit 345,722 Schülern (davon waren 5379 Elementarschulen mit 205,057 Kindern, 5 Seminare, 9 Gewerbeschulen, 19 Gymnasien, 4 Universitäten). Mit Landwirtschaft und Viehzucht beschäftigen sich 63,5 Proz. der Bevölkerung, während 25,6 sich den Gewerben, 10,8 dem Handel, 0,1 Proz. dem Bergbau widmen. Den größten Teil der Provinz bedecken Wälder, 3 Mill. Hektar sind (1901) Kulturland (improved), 1,9 Mill. Hektar mit Feldfrüchten bestellt, 1,3 Mill. Hektar Wiesen und Weideland, 14,000 Hektar Obstgärten. Man baut vor allem Hafer (1901: 33,536,677 Bushels), Gerste (2,535,597 B.), Sommerweizen (1,961,576 B.), Buchweizen (1,849,596 B.), Mais (1,384,331 B.), Roggen (211,287 B.), Kartoffeln (17,135,739 B.), Erbsen (908,656 Bushels), Bohnen, Rüben, Hanf, Flachs, Hopfen und Tabak (7,7 Mill. Pfd.). Der Viehstand betrug 1901: 320,673 Pferde, 1,365,829 Rinder, 654,503 Schafe und 404,163 Schweine. Die von den Franzosen eingeführte Feudalwirtschaft mit ihren 223 Seignorien ist seit 1855 aufgehoben. Sehr wichtig ist die Fischerei auf Salme, Kabeljaus, Heringe und Makrelen, 1893 waren dabei beschäftigt 4181 Fahrzeuge und 7693 Fischer, der Ertrag belief sich 1902 auf 2,059,175 Doll. Die Wälder liefern viel Bau- und Nutzholz, das auf zahlreichen Säge- und Hobelmühlen zugerichtet wird. Das Mineralien führende Areal wird auf 760,000 Hektar geschätzt, wovon Eisenerze 400,000, Phosphate 200,000, Gold und Asbest je 40,000, Kupfer 20,000 und Petroleum 4–5000 Hektar beanspruchen. Gewonnen werden nur etwas Gold, Eisen und Kupfer. Die Industrie erzeugte 1893 in 23,011 Betrieben mit 117,237 Arbeitern Waren im Werte von 153,155,813 Doll., insbes. Woll-, Baumwoll- und Leinwaren, landwirtschaftliche Geräte, Chemikalien, Leder, Schuhzeug, Seife. Der Handel über die 19 Häfen der Provinz betrug 1903 bei der Einfuhr 93,183,449, bei der Ausfuhr (Getreide, Holz, Mehl, Pottasche, Vieh) 105,841,034 Doll. Der Leutnant-Gouverneur wird vom Generalgouverneur ernannt, der Gesetzgebende Rat besteht aus 12, die Gesetzgebende Versammlung aus 74 Mitgliedern, in den Senat der Dominion entsendet die Provinz 24 Mitglieder. Die Einnahmen betrugen 1903: 4,699,773, die Ausgaben 4,596,061, die öffentliche Schuld 35,926,729 Doll. Die Provinz wird in 64 Grafschaften eingeteilt. Hauptstadt ist Q., die größte Stadt und der wichtigste Hafen aber Montreal. Vgl Lemoine, Quebec, past and present (Toronto 1878); Coffin, The province of Q. and the early American revolution (Madison 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 502.
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