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Panorāma

[364] Panorāma (griech., »Allschau, Allübersicht«), die Darstellung einer Rundsicht, wie man sie von einem erhöhten Punkt aus genießt (natürliches P.), durch ein zylindrisches Gemälde, weniger um einen künstlerischen Genuß als um eine möglichst vollkommene Sinnestäuschung hervorzurufen. Die Illusion kann durch allerlei künstliche Mittel verstärkt werden, vor allem durch plastische Gestaltung des Vordergrundes und geschickte Überleitung dieses Vordergrundes zum Gemälde, durch entsprechende Vorbereitung des Zuschauers, der etwa auf das Dach eines Hauses oder mittels eines Aufzugs, einer Tunnelbahn u. dgl. auf den Gipfel eines Berges geführt wird, durch Musik und Nachahmung natürlicher Geräusche, durch Vortäuschung von Naturereignissen (Sonnenauf- und -Untergang, Gewitter, Schneefall) und andres mehr. Panoramen wurden von dem Architekturmaler Breysig in Danzig erfunden und zuerst von dem irischen Maler Robert Parker 1787 ausgeführt. Er ließ in London eine 45 Fuß im Durchmesser haltende Rotunde ausführen, worin er die Darstellung der russischen Flotte zu Spithead zeigte. Etwas später stellte man Panoramen in Paris auf, wo sie durch den Maler Prévost u.a. sehr verbessert wurden, und von wo sie dann in allen größern Städten Europas Eingang fanden. Einen neuen Aufschwung nahm die Panoramenmalerei seit dem deutsch-französischen Krieg, nachdem schon 1867 in den Champs-Elysées zu Paris ein Versuch mit einem P. der Schlacht von Solferino gemacht worden war, dem 1875 ein kolossales, die Verteidigung von Paris darstellendes Rundbild von Philippoteaux folgte. In Deutschland wurden in Berlin, München, Frankfurt a. M., Leipzig, Hamburg u.a. O. besondere Gebäude für Panoramen errichtet. Als Maler von Schlachtenpanoramen erntete besonders Ludwig Braun große Erfolge (Schlachten von St.-Privat, Weißenburg, Mars-la-Tour, Lützen, Murten), dann Anton v. Werner, der in Gemeinschaft mit Bracht, Röchling und Koch ein Sedanpanorama schuf, von den Franzosen Detaille und Neuville. Von landschaftlichen Panoramen sind Pergamon (von Koch und Kips), Konstantinopel bei der Einfahrt Wilhelms II. (von Bohrdt und Koch), Einfahrt der Lahn in den Hafen von New York (von Hans v. Petersen) zu nennen, von religiösen das 1892 in Wien verbrannte Jerusalem mit der Kreuzigung Christi (von Piglhein). Die Erfindung des Panoramas zog in den 1830er Jahren die einer Menge andrer »oramen« nach sich. Dahin gehören außer dem Diorama (s. d.), das jetzt gewöhnlich mit Panoramen verbunden ist, das Georama (s. Globus), Neorama (s. d.) und Myriorama (s. d.): das Kosmorama, eine Zusammenstellung von Bildern einzelner Gegenden, die, unter künstlicher Beleuchtung und durch vergrößernde Gläser angesehen, in natürlicher Größe erscheinen; das Pleorama, von Langhans oder von Kopisch in Breslau 1831 erfunden und Strandgegenden so darstellend, wie sie dem Vorüberschiffenden erscheinen, indem das durch optische Täuschung möglichst naturgetreu erscheinende Bild an dem Beschauer vorübergeführt wird; das Zyklorama, gewöhnlich große Flüsse mit ihrem nähern oder entferntern Ufer von der Quelle bis zum Ausfluß und unter gelegentlicher Abänderung der Beleuchtung zu verschiedenen Tageszeiten dem Auge vorführend. Kahleis brachte 1853 in einem großen Zyklorama »3000 Jahre Weltgeschichte«, d.h. eine zeitlich angeordnete Darstellung aller Hauptbauwerke von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, zur Ansicht. Eine große Auswahl dieser Darstellungen in ihrer raffiniertesten Ausgestaltung bot die Pariser Weltausstellung von 1900: Aussicht vom »Männlichen« (von Band Bovy), Fahrt im Speisewagen eines Eisenbahnzuges durch Sibirien nach Peking, Fahrt auf einem Dampfer im Mittelländischen Meer (mit Vortäuschung eines Seesturms), Dioramen in den Kolonialabteilungen, vor allem das Schweizer Dorf, eine Art Riesenpanorama im Freien (von Henneberg und Allemand). Vgl. Bapst, Essai sur l'histoire des panoramas et des dioramas (Par. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 364.
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