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Langhans [1]

[174] Langhans, 1) Johann Gotthard, Architekt, geb. 23. Sept. 1733 zu Landeshut in Schlesien, gest. 1808 in Grüneiche bei Breslau, widmete sich erst dem Studium der Sprachen und der Mathematik, sodann dem der Baukunst und machte mehrere Reisen. 1775 wurde er Kriegs- und Oberbaurat bei der Kammer in Breslau und 1785 als Geheimer Kriegsrat und Direktor des Oberhofbauamtes nach Berlin berufen. Seine bekanntesten Werke sind: in Breslau das fürstlich Hatzfeldsche Palais (später Regierungsgebäude); in Landsberg das große Armenhaus; mehrere Dorfkirchen in Schlesien und in Berlin das Brandenburger Tor (1789–93), der erste Versuch einer Wiedererneuerung der Baukunst im Anschluß an die griechisch-römische Architektur.

2) Karl Ferdinand, Architekt, Sohn des vorigen, geb. 14. Jan. 1781 in Breslau, gest. 22. Nov. 1869 in Berlin, lernte neben Schinkel bei Gilly in Berlin, ging 1806 nach Italien, wurde 18 (9 königlicher Baurat und später Architekt beim Opernhaus und Oberbaurat. Das einfach schlichte, aber in den Verhältnissen und Details außerordentlich sein durchgebildete Palais des Kaisers Wilhelm I. ist sein Hauptwerk. Später widmete er sich mit Vorliebe dem Theaterbau, worin er für seine Zeit eine Autorität war. Er leitete den Wiederaufbau des 1843 abgebrannten Berliner Opernhauses und entwarf die Pläne zum Neuen Theater in Breslau, zum Neuen Theater in Leipzig u.a.

3) Ernst Friedrich, prot. Theolog, Führer des Reformvereins in der Schweiz, geb. 2. Mai 1829 in Bern, gest. daselbst 16. April 1880, wurde 1855 Pfarrer in Lauenen, 1858 an der Waldau, stiftete 1866 den Reformverein, für den er auf Synoden und in Zeitschriften kämpfte, ward 1871 außerordentlicher, 1876 ordentlicher Professor der Theologie in Bern. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: »Pietismus und Christentum im Spiegel der äußern Mission« (Leipz. 1864); »Pietismus und äußere Mission vor dem Richterstuhl ihrer Verteidiger« (das. 1866); »Das Christentum und seine Mission im Lichte der Weltgeschichte« (Zürich 1875). Sein Nachfolger wurde sein Bruder Eduard, geb. 20. April 1832 in Guttannen, gest. 9. Jan. 1891 in Bern, Verfasser eines »Handbuchs der biblischen Geschichte und Literatur« (Bern 1875–80, 2 Bde.). Vgl. Hegg, Eduard L., ein Zeuge der Geistesfreiheit (Bern 1891).

4) Wilhelm, Komponist und Musikschriftsteller, geb. 21. Sept 1832 in Hamburg, gest. 9. Juni 1892 in Berlin, bildete sich seit 1849 auf dem Leipziger Konservatorium als Violinspieler aus und genoß später noch den Unterricht von Alard in Paris. 1857 bis 1860 war er Konzertmeister in Düsseldorf, lebte darauf in Hamburg, Paris und Heidelberg, erwarb hier 1871 auf Grund seiner Schrift »Das musikalische Urteil« (2. Aufl., Berl. 1886) den Doktortitel und wirkte darauf in Berlin als Lehrer der Musikgeschichte an der Kullakschen Akademie der Tonkunst, später am Scharwenka-Konservatorium. Von seinen Kompositionen sind zu erwähnen ein Streichquartett (in Florenz preisgekrönt), eine Symphonie in B dur, Stücke für Violine und Klavier sowie Lieder und Balladen; von seinen Schriften: »Die Musikgeschichte in zwölf Vorträgen« (2. Aufl., Leipz. 1879); »Die Geschichte[174] der Musik des 17., 18. und 19. Jahrhunderts« (das. 1883–86, 2 Bde.) und die Übersetzung der Chopin-Biographie von Niecks (das. 1890).

5) Paul, Kartograph, geb. 1. April 1867 in Hamburg, studierte seit 1886 in Leipzig und Kiel Erdkunde, Volkswirtschaft und Naturwissenschaften und trat 1889 in Justus Perthes' Geographische Anstalt in Gotha. Er veröffentlichte außer zahlreichen Aufsätzen und Karten (besonders in »Petermanns Geographischen Mitteilungen«): »Deutscher Kolonialatlas« (Gotha 1892–97); »Handelsschulatlas« (3. Aufl., das. 1904); »Staatsbürgeratlas« (3. Aufl. 1903); »Karte der Tätigkeit der Ansiedelungskommission für die Provinz Westpreußen und Posen 1886 bis 1901« (1901); »Deutscher Marineatlas« (2. Aufl. 1898); »Deutscher Armeeatlas« (1899); »Alldeutscher Atlas« (3. Aufl. 1905); »Kaufmännische Wandkarte der Erde« (1899); »Deutsche Flotten-Wandkarte« (8 Blatt, 1900). Seit 1902 gibt er die Zeitschrift »Deutsche Erde« und seit 1903 »Rechts und links der Eisenbahn! Neue Führer auf den Hauptbahnen im Deutschen Reiche« heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 174-175.
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