[go: up one dir, main page]

Granāt [1]

[221] Granāt, Mineral aus der Ordnung der Silikate (Granatgruppe), kristallisiert regulär, meist in Rhombendodekaedern oder Granatoedern und in Leucitoedern, und findet sich sehr häufig in ringsum ausgebildeten Kristallen, aber auch aufgewachsen und derb in körnigen bis dichten Aggregaten, ferner auf sekundärer Lagerstätte in Form von Geschieben. Er ist selten farblos, meist grün, gelb, rot, braun, schwarz, glas- bis fettglänzend, durchsichtig bis undurchsichtig, Härte 6,5–7,5, spez. Gew. 3,4–4,3. Die Zusammensetzung ist sehr schwankend, entspricht aber stets derselben Formel. Man unterscheidet als Grundverbindungen Ton-, Eisen- und Chromgranat, je nachdem in der Formel R3(R2)Si3O12 die Atomgruppe R2 aus Aluminium, Eisen oder Chrom besteht, und ferner Kalk-, Magnesia-, Eisen-, Mangangranat, je nachdem R3 Calcium, Magnesium, Eisen oder Mangan ist. Die meisten Granate, zumal der in den kristallinischen Schiefern so verbreitete gemeine G., sind isomorphe Mischungen der einzelnen Glieder untereinander, und zwar mischen sich am häufigsten Ton- und Eisengranate, bisweilen auch Ton- und Chromgranate. G. schmilzt bei hoher Temperatur und verwandelt sich in andre Mineralien, besonders Olivin und Anorthit; unter Zusatz von Schmelzmitteln, die den Schmelzpunkt herabsetzen, kann G. aus seinen Bestandteilen dargestellt werden. In der Natur ist er aber teilweise auch aus Lösungsmitteln bei hohem Druck entstanden. Der G. findet sich eingewachsen und auf Klüften in verschiedenen massigen und schieferigen Gesteinen, am häufigsten in kristallinischen Schiefern (Glimmerschiefer, Gneis, Granulit, Eklogit) und in Kontaktgesteinen (Kalksilikathornfelsen etc.), seltener in Granit, Porphyr, Phonolith und auf Erzgängen. über sein massenhaftes Auftreten als Fels s. Granatfels. Man unterscheidet mineralogisch:

Kalktongranat Ca3Al2Si3O12, farblos weiß (Leukogranat, weißer G.) von Auerbach, Jordansmühl in Schlesien etc., hellgrün (Grossular) vom Wilui in Ostsibirien, von Rezbanya und Cziklowa, vom Monzoni, rosa von Rancho de San Juan in Mexiko, honiggelb (Vermeille) bis hyazinthrot (Kaneelstein, Hessonit) von der Dominsel in Breslau, Mussaalp im Alatal, vom Vesuv, von Ceylon. Hessonit (s. Tafel »Edelsteine«, Fig. 16) wird als Edelstein benutzt und wegen seiner Farbe häufig mit Hyazinth verwechselt, so der Hyazinth oder Hyazinthgranat von Dissentis in Graubünden und von Ala in Piemont. Hierher gehört auch der Romanzowit im körnigen Kalk Finnlands.

Magnesiatongranat (Pyrop, böhmischer G., okzidentalischer G.) Mg3Al2Si3O12 enthält meist auch etwas Chrom, ist dunkel hyazinthrot bis blutrot, vom spez. Gew. 3,7–3,8 und findet sich als akzessorischer Gemengteil meist in Form von kaum erbsengroßen abgerundeten Körnern in manchen Serpentinen, so zu Meronitz, Podsedlitz u. a. O. in Böhmen, auch zu Zöblitz und Greisendorf in Sachsen; in Diamantseifen Brasiliens, bei Santa Fé in New Mexico, in Arizona. Pyrop dient als Edelstein, er war früher sehr geschätzt, während jetzt nur größere Steine höhern Wert besitzen. Zum Pyrop gehört auch der Kaprubin von den Diamantfeldern Südafrikas, die wertvollste Granatvarietät, vom Rubin oft schwer zu unterscheiden; er ist oft rubinrot, oft mehr blutrot mit Stich ins Blaue, spez. Gew. 4,16.

Mangantongranat (Spessartin) Mn3Al2Si3O12 enthält stets etwas Eisen, ist gelb- oder rotbraun, findet sich hauptsächlich im Granit, so zu Aschaffenburg im Spessart, Elba, Broddbo bei Falun, Miask, Haddam in Connecticut, St. Marcel in Piemont, auch im Porphyrit von Ilfeld.

Eisentongranat (Almandin, edler G., orientalischer G., s. Tafel »Edelsteine«, Fig. 11) Fe3Al2Si3O12, rot, braun, bräunlichrot ins gelbe (Vermeille-G.), seltener schwarz, eingewachsen in kristallinischen Schiefern, so im Riesengebirge, Erzgebirge, in den Geschieben Norddeutschlands, bei Falun, in den Alpen, am Ural. Durchsichtiger Almandin von blutroter Farbe, ähnlich dem Rubin, oder karmin- bis kolombinrot, stets mit merklichem Stich ins Braunrot oder Violett, spez. Gew. 4,1–4,3, wird als Edelstein benutzt. Fundorte: Pegu bei Sirian (sirianischer oder sirischer, fälschlich syrischer G.), Ceylon, Rio de Janeiro, Provinz Bahia, Uruguay, Böhmen (Kolin, [Koliner G.], Auhrar, Petschau, Radborg im Serpentin), im St. Gotthardgebiet, Rheinwaldtal, Zillertal (Tiroler G.), im Tauerngebirge etc. Diese Steine werden jetzt hauptsächlich nach Böhmen geschickt, dort geschliffen und als böhmische Granaten oder Pyrope verkauft.

Kalkeisengranat (Aplom) Ca3Fe2Si3O12, gewöhnlich braun oder braungrün, öfters schwarz (dann titanhaltig: Melanit), zuweilen hellgrün und durchsichtig. Der Melanit findet sich in jüngern Eruptivgesteinen, wie Phonolith, Nephelin- und Leucitbasalt, so im Kaiserstuhl, in der Eifel, am Vesuv, im Albaner Gebirge, ferner in kristallinischen Schiefern (Pfitsch- und Zillertal) und auf Magneteisenlagerstätten (Arendal). Hierher gehören auch der gelbe durchsichtige Topazolith von der Mussaalp im Alatal und der Demantoid, ein schön grüner G. aus den Goldseifen von Syssersk im Ural, oft dem Smaragd ähnlich (uralischer Smaragd, Chrysolith), aber vom spez. Gew. 3,8, in Rußland viel als Edelstein benutzt; ferner der Kolophonit, derbe, körnige Aggregate von kolophoniumbrauner oder schwarzer Farbe, von Arendal, Allochroit, ein dichter grünlicher oder gelblicher, manganhaltiger G., sehr verbreitet in kristallinischen Schiefern, sowie auf Gängen und Erzlagern, unter andern bei Drammen in Norwegen.

Kalkchromgranat (Chromgranat, Uwarowit) Ca3Cr2Si3O12, dunkel smaragdgrün, glasglänzend, findet sich auf Klüften von derbem Chromeisenstein bei Bissersk und Kyschtimsk im Ural, auch in Texas und Kalifornien.

Die durchsichtigen edlen Granate benutzt man als Schmucksteine, von den undurchsichtigen oder unedlen nur den Melanit ausnahmsweise zu Trauerschmuck. Sitze der Granatschleiferei sind insbes. Böhmen (Turnau, Rovensko, Prag), dann Warmbrunn in Schlesien, Waldkirch bei Freiburg i. Br., der Jura. Man benutzt den G. insbes. zu Ring- und Busennadelsteinen, die, wenn sie groß sind, teuer bezahlt werden. Im französischen Kronschatz findet sich eine 85 mm lange Schale aus G. von 12,000 Fr. Wert. Die blutroten böhmischen Pyropen sind die billigsten und wurden in großen Mengen verarbeitet. Seitdem aber die Kaprubine (s. oben) in den südafrikanischen Diamantwäschereien in großer Menge als Nebenprodukt[221] gewonnen werden, ist die Granatgewinnung in Böhmen fast ganz eingestellt worden. In Schweden findet G. ausgedehnte Anwendung als Zuschlag beim Eisenschmelzen. Künstlicher G. ist ein durch Gold gefärbter Glasfluß, der sich durch seine geringere Härte leicht vom echten unterscheiden läßt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 221-222.
Lizenz:
Faksimiles:
221 | 222
Kategorien: