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Himalaja

[389] Himalāja (d.h. Ort des Schnees), ein Gebirge in Asien, welches die Scheidewand zwischen dem ind. Tieflande und der tibetanischen Hochebene bildet, trennt namentlich die Thäler von Kaschmir und Nepal von Butan und Tibet. In ihm liegen die höchsten Bodenerhebungen auf Erden, denn der Tschamulari an den Grenzen von Butan hat eine Höhe von 26,400, der Dhawalagiri oder weiße Berg an jener von Nepal von 26,140 und der Dwaja-giri von 24,156 F.; sie sind also um 4–6000 F. höher als der Chimborazo in Amerika, den man lange für den höchsten Berg auf Erden hielt. Die allgemeine Richtung des Gebirgszuges ist von Nordwest nach Südost. Wenn man die Himalajakette in ihrer weitesten Ausdehnung verfolgt, so begrenzt sie nach O. zu Assam im N. und enthält hier die Quellen des Brahmaputra, geht durch den nördl. Theil von Awa, dringt in die chines. Provinz Yünnan, wo sie noch hohe, eisbedeckte Gipfel hat und zieht, immer niedriger werdend, durch China, bis sie an den Gestaden des stillen Weltmeers ausläuft. Auch der lange Gebirgszug, welcher als Yomadang und Anapectomiu Hinterindien bis zum Cap Negrais durchzieht, gehört zum Himalajasysteme. Der westl. Theil desselben ist bekannt unter dem Namen Hindukoh oder Hindukusch; er zieht durch Kabul und Khorassan, wo er in die Höhenzüge auszulaufen scheint, welche dieses Hochland durchstreichen und sich bis Adserbeidschan, einer pers. Provinz am kasp. See, erstrecken. Man kann also dieses Gebirgssystem, dessen östl. und westl. Ende vulkanisch sind, in einer Ausdehnung von mehr als 70 Graden, oder der halben Länge der Cordillera de los Andes, welche die Gräte Amerikas bildet, verfolgen. Der Himalaja im engern Sinne, nämlich der zwischen dem Indus und Brahmaputra liegende Theil, nimmt einen Flächenraum von mehr als 12,000 ! M. ein und hat 11 Pässe, die nach Tibet und in die chines. Tatarei führen. Sie liegen 12–14,000 F. über der Meeresfläche. Der Südabhang, von welchem der Ganges, die Dschumna und andere Flüsse herabfallen, wird von den Hindus, die in großer Anzahl hierher pilgern, als ein heiliges Land betrachtet. Der Fuß des Gebirges ist mit dichtem Urwalde, in welchem Elefanten, Nashörner und Tiger hausen, umsäumt, und diese Gegend ist in ihren niedrigern Theilen sehr ungesund; weiter hinauf liegt eine Ackerbauregion, wo Baumwolle, Reis und Getreide wachsen. Diese ist ungemein gesund, wird von den Europäern, welche in dem heißen, erschlaffenden Tieflande ungesund geworden sind, häufig besucht, und vor einigen Jahren haben daher die Engländer in einer Höhe von 9000 F. zu Dargiling eine Genesungsanstalt gegründet. Die Linie des ewigen Schnees beginnt im Himalaja unter etwa 30° nördl. Breite am Südwestabhange mit 12,000 F., auf der Nordwestseite mit 15,000 F., und hier liegt in Tibet das Dorf Daba, 14,500 F. über dem Meere; der höchste Platz, bis wohin überhaupt auf Erden Menschen wohnen. Übrigens ist der Himalaja erst seit dem Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderts, und zwar durch die Bemühungen der Engländer, näher bekannt geworden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 389.
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