Riethnordhausen (bei Erfurt)
Die Gemeinde Riethnordhausen (umgangssprachlich Nurzen) ist mit 988 Einwohnern und einer Fläche von 1293 Hektar Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Straußfurt. Sie gehört damit zum Landkreis Sömmerda.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 5′ N, 11° 0′ O | |
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Sömmerda | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Straußfurt | |
Höhe: | 175 m ü. NHN | |
Fläche: | 12,41 km2 | |
Einwohner: | 1006 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 81 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 99195 | |
Vorwahl: | 036204 | |
Kfz-Kennzeichen: | SÖM | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 68 044 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Bahnhofstraße 13 99634 Straußfurt | |
Website: | www.vgstraussfurt.de | |
Bürgermeister: | Ringo Kraft[2] | |
Lage der Gemeinde Riethnordhausen im Landkreis Sömmerda | ||
Geografie
BearbeitenRiethnordhausen liegt im Thüringer Becken, etwa zehn Kilometer nördlich von Erfurt. Der Ort liegt an der Landstraße 2142 zwischen Straußfurt und Erfurt an der Schmalen Gera.
Die Nachbargemeinden sind: Haßleben, Alperstedt, Nöda, Walschleben und Ringleben.
Geschichte
BearbeitenIm 12. Jahrhundert bildete Riethnordhausen zusammen mit dem benachbarten Mittelhausen eine „kleinere Grafschaft“ im Besitz der ludowingischen Landgrafen von Thüringen. Beide Orte kamen bei der Leipziger Teilung der wettinischen Besitzungen im Jahr 1485 zum ernestinischen Kurfürstentum Sachsen. Sie gehörten ab 1542 zum neu gebildeten „Amt Ringleben“, welches nach der Wittenberger Kapitulation 1547 im Besitz der Ernestiner blieb und bei der Erfurter Teilung 1572 zum Herzogtum Sachsen-Weimar kam. Nach dem Tod des Herzogs Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar wurde das Amt Ringleben mit seinen drei Orten im Jahr 1662 dem neu entstandenen Herzogtum Sachsen-Eisenach zugeteilt und 1672 dem Amt Großrudestedt angegliedert.[3] Ab 1741 gehörte dieses zu Sachsen-Weimar-Eisenach. Der Ort wurde 1850 dem Verwaltungsbezirk Weimar des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach zugeteilt.
In der Zeit des Nationalsozialismus kam es im Dorf zu Diskriminierungen von Sinti und Roma. So wurde der Besuch des Grabes von Wilhelm A. J. Weiß durch polizeiliche Kontrolle und Schikanen sowie Verhaftungen deutlich erschwert. Dieses Grab, gekennzeichnet durch eine eingehauene Geige (Wilhelm A. J. Weiß soll ein begabter Musiker gewesen sein), wurde nach dessen Tod zu einem „Wallfahrtsort“ in der Umgebung.
Neben solchen Diskriminierungen der Sinti und Roma mussten zwischen 1940 und 1945 ca. 22 polnische und 65 russische Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft arbeiten. Noch im März 1945 war das Kommando 51 mit sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Stalag IX C Bad Sulza im Einsatz.[4]
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „In Silber auf einem mit einem liegenden goldenen Rohrkolben belegten gebogenen grünen Schildfuß eine blaubedachte Kirche.“
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenBedeutendste Sehenswürdigkeit des Ortes ist die St.-Bonifatius-Kirche, auch „Thüringer Laterne“ genannt. Sie brannte 1996 fast völlig ab und wurde inzwischen durch einen Neubau ersetzt. Lediglich der weithin sichtbare Kirchturm wurde originalgetreu wieder errichtet. Der Neubau des Kirchenschiffes wurde nach Planung der Architekten Schinzel und Schwarzkopf errichtet. Seine Besonderheit ist eine Photovoltaikanlage auf der gesamten südlichen Dachhälfte. Im Jahre 2001 erhielt die Kirche aus der Werkstatt von Orgelbau Waltershausen eine neue Orgel mit zwei Manualen, Pedal und zwölf Registern.
Auf dem Friedhof erinnert ein Grabstein mit einem Geigen-Motiv an den begnadeten Geiger, den Sinto Wilhelm A. J. Weiß, der hier 1899 beigesetzt wurde. Seither besuchten viele Sinti und Roma das Grab.
Anfang 2015 abgerissen wurde ein Gebäude, das Ortsgeschichte und Ortsbild mitgeprägt hat: die frühere Gemeindeschenke, das „Haus zum Goldenen Löwen“. Sie war ein „prächtiges und vielbesuchtes Gebäude“.[5]
Regelmäßige Veranstaltungen
Bearbeiten- Osterfeuer
- Sommerfest mit Fußballfreizeitturnier
- Kirmes im Oktober
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Johann Philipp Bendeler (1654–1709), Organist und Orgeltheoretiker
- Wilhelm Weißenborn (1803–1878), Theologe, Philologe, Historiker, Politiker und Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Franz Fürchtegott Böhme (1856–1932), Verwaltungsjurist, Politiker und Kirchenfunktionär
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik: Wahlen in Thüringen, Bürgermeisterwahl 2022 in Thüringen, Riethnordhausen. Abgerufen am 6. Januar 2023.
- ↑ Paul Lehfeldt: Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens. Heft 16: Grossherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach. Amtsgerichtsbezirke Grossrudestedt und Vieselbach. Gustav Fischer, Jena 1892, S. 1.
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. Thüringen. Band 8. VAS – Verlag für Akademische Schriften, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 273.
- ↑ Katrin Müller: Der letzte Giebel fällt. Etwa 46.000 Euro teure Abrissarbeiten in Riethnordhausen werden bald beendet sein. In: Thüringer Landeszeitung, vom 14. Januar 2015.