Amt Eggolsheim
Das Amt Eggolsheim (bzw. auch Amt Eggolsheim-Senftenberg) war ein Verwaltungsgebiet des Hochstiftes Bamberg, eines reichsunmittelbaren Territoriums im Heiligen Römischen Reich. Das dem Fränkischen Reichskreis zugeordnete Hochstift Bamberg war ein geistliches Fürstentum, das bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts existierte.
Geografie
BearbeitenDas im Südwesten des Bamberger Herrschaftsgebietes gelegene Amt war eines der kleineren hochstiftischen Ämter. Es war nahezu vollständig von anderen bambergischen Ämtern umgeben.[1] Dabei handelte es sich um die Ämter Bechhofen, Ebermannstadt, Forchheim, Hallstadt, Memmelsdorf und Schlüsselau bzw. Teilgebiete (Exklaven) davon.[2][3][4] In und um das Eggolsheimer Amt bestanden lediglich wenige fremdherrische Territorien, wie etwa Neuses an der Regnitz, in dessen Dorfmarkung das Fürstentum Bayreuth die Dorf- und Gemeindeherrschaft (DGH) ausübte.
Geschichte
BearbeitenZusammen mit einigen weiteren Besitzungen war Eggolsheim im Jahr 1017 zum ersten Mal in den Besitz des Hochstift Bambergs gelangt.[5] Dies erfolgte im Rahmen eines Tauschvertrages, den der erste bambergische Bischof Eberhard I. mit dem Würzburger Bischof Heinrich I. abgeschlossen hatte. In der Folgezeit konnten sich die Grafen von Andechs-Meranien in dieser Gegend etablieren und besaßen bei ihrem 1248 erfolgten Aussterben die Burg Senftenberg, die als Amtssitz ihrer Besitzungen fungierte. Ihr Erbe im Eggolsheimer Gebiet wurde von der Adelsfamilie von Schlüsselberg angetreten. Als auch diese 1347 ausstarben, wurden ihre Besitzungen zwischen dem Bamberger und dem Würzburger Bistum aufgeteilt. Während der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts konnte sich das Hochstift Bamberg dann schrittweise den alleinigen Besitz sichern, was schließlich im Jahr 1384 weitgehend gelungen war.
Struktur
BearbeitenDie Verwaltung des Amtes Eggolsheim bestand aus einem Oberamt, einem Vogteiamt, einem Steueramt, einem Kastenamt und einem Centamt.[6] Der das Amt verwaltende bambergische Amtmann hatte bis zum Jahr 1525 auf der Burg Senftenberg residiert.[5] Nachdem diese Burg während des Deutschen Bauernkrieges von rebellierenden Bauern eingenommen und zerstört worden war, wurde der Verwaltungssitz nach Eggolsheim verlegt.[7]
Vogteiamt
BearbeitenDas Vogteiamt Eggolsheim war eines der 54 Vogteiämter des Hochstiftes Bamberg.[8] Sein Vogteibezirk umfasste folgende Dorfmarkungen und Ortschaften:[2][9]
- Bammersdorf,[10] Dreuschendorf,[11] Drosendorf am Eggerbach,[12] Götzendorf,[13] Hirschaid,[14] Hochstall,[15] Jägersburg,[16] Kauernhofen,[17] Ketschendorf,[18] Oberngrub,[19] Schirnaidel,[20] Senftenberg[21] und Tiefenstürmig.[22]
Außerdem gehörten zum Vogteibezirk des Eggolsheimer Amtes noch folgende Kondominate, d. h. Dorfmarkungen, in denen die DGH entweder gemeinsam („cumulative“) oder abwechselnd („alternative“) ausgeübt wurde:
- Altendorf (Kondominat mit dem Fürstentum Bayreuth)[23] und Buttenheim (Kondominat mit den Freiherrn von Seefried).[24]
Centamt
BearbeitenDas Centamt Eggolsheim war eines der 29 Centämter des Hochstiftes Bamberg.[8] Sein Hochgerichtsbezirk umfasste folgende Dorfmarkungen und Ortschaften:[25][3]
- Altendorf,[23] Bammersdorf,[10] Buttenheim,[24] Dreuschendorf,[11] Drosendorf am Eggerbach,[12] Götzendorf,[13] Gunzendorf (Ausübung der DGH durch das Amt Gunzendorf),[26] Hirschaid,[14] Hochstall,[15] Jägersburg,[16] Kauernhofen,[17] Ketschendorf,[18] Neuses an der Regnitz (Ausübung der DGH durch das Fürstentum Bayreuth),[27] Oberngrub,[19] Rettern (Ausübung der DGH durch das Domkapitel Bamberg),[28] Schirnaidel[20] Senftenberg,[21] Stackendorf (Ausübung der DGH durch die Freiherrn von Seefried),[29] Tiefenstürmig,[22] Unterstürmig (Ausübung der DGH durch das Domkapitel Bamberg),[30][31] und Weigelshofen (Ausübung der DGH durch das Domkapitel Bamberg sowie gemeinsame Wahrnehmung der Hochgerichtsbarkeit mit dem Amt Memmelsdorf).[32]
Steueramt
BearbeitenDas Steueramt Eggolsheim war eines der 46 Steuerämter des Hochstiftes Bamberg.[8] Der räumliche Wirkungsbereich des Steueramtes war deckungsgleich mit dem des Eggolsheimer Vogteiamtes.[33]
Die wirtschaftliche Bedeutung des Amtes für das Hochstift Bamberg war leicht überdurchschnittlich, es wurde daher als Amt II. Klasse (von 5) geführt. Die Steuererträge des Steueramtes betrugen durchschnittlich in der Amtszeit von Peter Philipp von Dernbach (1672–1683) 3988 und in der Amtszeit von Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683–1693) 2919 fränkische Gulden pro Jahr.[34]
Kastenamt
BearbeitenDas Kastenamt Eggolsheim war eines der 24 Kastenämter des Hochstiftes Bamberg.[8][33] Es hatte über mehrere Jahrhunderte eine Art Zweigstelle des größeren Kastenamtes Forchheim gebildet, das vermutlich bereits im 15. Jahrhundert entstanden war.[7]
Persönlichkeiten
BearbeitenOberamtmänner
Bearbeiten- Adam Friedrich Schenk Freiherr von Stauffenberg (1796)[35]
- Carl Anton von und zu Wiesenthau (1774)[36]
Andere Beamte
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Hildegard Weiß: Stadt- und Landkreis Bamberg (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 21). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1974, ISBN 3-7696-9884-3.
- Ingomar Bog: Forchheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 5). Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1955, DNB 450540367 (Digitalisat).
- Hermann Caspary: Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg (1672–1693). Selbstverlag des Historischen Vereins Bamberg, Bamberg 1976, ISBN 3-87735-083-6.
- Claus Fackler: Stiftsadel und geistliche Territorien 1670–1803. Eos Verlag, 2007, ISBN 978-3-8306-7268-5.
- Johann Georg Prändel: Die pfalzbairische Provinz in Schwaben, die beiden Fürstenthümer Bamberg und Würzburg, und das Herzogthum Berg enthaltend. In: Erdbeschreibung der gesammten pfalzbairischen Besitzungen: mit steter Hinsicht auf Topographie, Geschichte, physische Beschaffenheit, Land- und Staatswirthschaft. Uhlmannsche Buchhandlung, Amberg 1806.
- Hochstift Bamberg (Hrsg.): Bamberger Hof-Staats- und Standskalender für das Jahr 1796. Bamberg 1796.
- Herbert Popp, Klaus Bitzer, Halk Thomas Porada: Die Fränkische Schweiz. Hrsg.: Sebastian Lentz, Bernhard Müller (= Landschaften in Deutschland). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar 2019, ISBN 978-3-412-51535-5.
- Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5.
- Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5.
Weblinks
Bearbeiten- Territorium und Struktur des Hochstiftes Bamberg im Historischen Lexikon Bayerns, abgerufen am 30. April 2020
- Die Verwaltung des Hochstiftes Bamberg im Historischen Lexikon Bayerns, abgerufen am 30. April 2020
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 32.
- ↑ a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. Kartenbeilage „Ämter am Ende des Alten Reiches“.
- ↑ a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. Kartenbeilage „Hochgerichte am Ende des Alten Reiches“.
- ↑ Ingomar Bog: Forchheim. In: Historischer Atlas von Bayern. Kartenbeilage „Hochgerichtskarte“.
- ↑ a b Bamberg – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 53.
- ↑ Bamberg – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 52–55.
- ↑ a b Bamberg – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 54.
- ↑ a b c d Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5, S. 712.
- ↑ Die Fränkische Schweiz. In: Landschaften in Deutschland. S. 66, Karte „Die territoriale Differenzierung der Fränkischen Schweiz am Ende des Alten Reiches (1792)“.
- ↑ a b Johann Kaspar Bundschuh: Bammersdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 1: A–Ei. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1799, DNB 790364298, OCLC 833753073, Sp. 253 (Digitalisat).
- ↑ a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 118.
- ↑ a b Johann Kaspar Bundschuh: Drosendorf am Eggerbach. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 1: A–Ei. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1799, DNB 790364298, OCLC 833753073, Sp. 646 (Digitalisat).
- ↑ a b Johann Kaspar Bundschuh: Götzendorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 355 (Digitalisat).
- ↑ a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 129.
- ↑ a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 130.
- ↑ a b Johann Kaspar Bundschuh: Jägersburg. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 2 (Digitalisat).
- ↑ a b Johann Kaspar Bundschuh: Kauernhofen. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 71 (Digitalisat).
- ↑ a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 135.
- ↑ a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 152.
- ↑ a b Johann Kaspar Bundschuh: Schirnaidel. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 89 (Digitalisat).
- ↑ a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 167.
- ↑ a b Johann Kaspar Bundschuh: Tiefenstürmig. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 554 (Digitalisat).
- ↑ a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 103.
- ↑ a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 114.
- ↑ Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 96.
- ↑ Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 127.
- ↑ Johann Kaspar Bundschuh: Neuses an der Regnitz. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 774 (Digitalisat).
- ↑ Johann Kaspar Bundschuh: Rettern. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 4: Ni–R. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753101, Sp. 479 (Digitalisat).
- ↑ Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 168.
- ↑ Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 180–181.
- ↑ Johann Kaspar Bundschuh: Unterstürmig. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 652 (Digitalisat).
- ↑ Johann Kaspar Bundschuh: Weigelshofen. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 117 (Digitalisat).
- ↑ a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 96–97.
- ↑ Hermann Caspary: Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg : (1672 - 1693), 1976, ISBN 3877350836, S. 377.
- ↑ a b Bamberger Hofkalender : für das Jahr ... 1796, S. 129, Digitalisat
- ↑ a b Fürstlichen Hochstifts Bamberg Hof-, Stands- und Staats-Calender: 1774, S. 111, Digitalisat
Koordinaten: 50° N, 11° O